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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Labradorstein - Labyrinth
Kalk und Natron zugleich enthaltenden Plagiokla-
sen (s. d.) gehörig, krystallisiert nur selten deutlich
und kommt meist in blätterigen oder in körnigen bis
dichten Massen vor. Auf der Fläche der besten
Spaltbarkeit zeigt er eine seine, durch vielsache An-
einanderwachsung von Zwillingslamellen hervor-
gebrachte Streifung. Gewisse Varietäten, z. B. die-
jenigen von der Paulsinsel an der Küste von La-
brador (woher der Name) und aus dem Gouverne-
ment Kiew, besitzen auf der brachydiagonalen Spal-
tungsflä'che einen prächtigen Farbenschiller in Blau,
Gelb, Rot, Grün und Violett (Labrad orisieren),
der zum Teil durch eingewachsene mikroskopische
fremde Krystalle erzeugt wird', diese Varietäten wer-
den vielsach zu Ning- und Nadelsteinen, zu Stock-
knöpfen, Dosen, Uhrgehäusen u. s. w. verarbeitet.
Nicht sarbenwandelnder, weißer oder grauer L. ist
ein häusiger krystallinischer Gemengteil in Dioriten,
Diabasen, Gabbros, Basalten, Laven sowie in Por-
phyren von meist schmutziggrüner Grundmasse, die,
wenn größere Individuen von L. aus den letztern
hervortreten, Labradorporphyr heißen.
Labradorstein, s. Labradorit.
Labradorstrom, eine Strömung des Atlanti-
schen Oceans (s. d., Bd. 2, S. 39 a).
Ladradorthee, s. (^ultberia. und I^äum.
Labroiden, s. Lippfische.
Labrunie (spr. -brünih), Ge'rard, genannt G^-
rard de Nerval,franz. Schriftsteller, geb. 21. Mai
1808 zu Paris, wurde infolge eines ausschweifenden
Lebens geisteskrank und erhängte sich 26. Jan. 1855
in Paris. Mit Th. Gautier schrieb er das dramat.
Feuilleton der "?r6886"; 1828 veröffentlichte er eine
der besten Übersetzungen von Goethes Faust,. Von
seinen sonstigen Werken seien genannt: "NieZies
NktioNkIkL 6^ LÄtil-68 p0iiti^U68" (1827), "8C6N68
ä6 Ia V16 Orientale" (2 Bde., 1848-50), "Oont68
6t fkc6titt8" (1852), "1,2 L0K6IN6 FHI3.1N6" (1855)
und die Theaterstücke: "I^rtu^s cli62 Noliers",
"I/alckimiätk " (mit A. Dumas), (cl^'iui^ier äß
llarikui" (mit Möry und Lopez) und "Niäantliropie
et repentii')) (nach Kotzebue). Seine "(Nuvi-68 eoiu-
p1et68" (5 Bde.) erschienen 1868 in neuer Austage. -
Vgl. Th. Gautier, llistoilL äu r0manti8in6 (1874).
La Bruyere (spr. brülähr), Jean de, franz.
Moralist, geb. 16. Aug. 1645 zu Paris, war Ad-
vokat, dann Schatzmeister zu Caen, wohnte aber in
Paris, bis er wahrscheinlich durch Bossuets Em-
pfehlung an den Hof zu Chantilly kam, wo er den
Herzog von Vourbon, Enkel des großen Conde',
unterrichtete. Er lebte nun bald in Chantilly, bald
in Paris und Versailles, wurde im Mai 1693 Mit-
glied der Akademie und starb 10. Mai 1696 zu Ver-
sailles. L. V. war ein wahrer Lebensphilosoph, der
keinen andern Wunsch hatte, als ruhig mit seinen
Büchern und Freunden leben zu können. Die feinen
und treffenden Beobachtungen, welche er an dem
Hofe Ludwigs XIV. in Beziehung auf Sitten und
Charaktere machte, legte er nieder in dem geist- und
witzvollen Werke "1^68 cai-a.et6i-68 äe Ikeopki-i^te,
ti-käuits äu Freo, 3.V6C 168 CÄlaot6r68 ou 168 mwulL
ä6 06 816016" (Par. 1688), das später von Coste mit
einem Schlüssel zum Verständnis der Anspielungen,
welche man darin gesucht hat, versehen wurde
(3 Bde., Amsterd. 1720 u. ö.); am besten hg. von
Walckenaer (2 Bde., Par. 1845) und Servois (3 Bde.,
ebd. 1866 - 78), deutsch von Eitner (Hildburgh.
1870 und Lpz. 1886). Während Theophrast die
allgemeinen Formen menschlicher Denkart und
Sitte schildert, liefert L. B. Zeichnungen des In-
dividuellen , welche klar durchdacht und mit großer
Menschenkenntnis ausgeführt sind. Dazu kommt
eine vortreffliche Sprache, die von den klassischen
Mustern des Zeitalters durch reicheres Kolorit und
genauere Specialisierung des Ausdrucks sich unter-
scheidet. Dupin veröffentlichte nach dem Tode L. B.s
dessen "Dia,IoFU68 p08tliuiii68 3ur 1e Hui6ti8N6"
(Par. 1699). - Vgl. Fournier, I.a comeäis äe 1^. N.
(2 Bde., 2. Ausg., Par. 1872); Rahstede, L. B.
und seine Charaktere (Oppeln 1886); Allaire, I.. L.
äkQ8 1a mai80Q äe Oouäe (2 Bde., Par. 1886);
Ianet, in der "I^evue ä68 vsux Nouä68" (Aug.
1885); Pellisson, I.. L. (Par. 1893).
Labfalben, seemännischer Ausdruck für das Ein-
schmieren des Stehenden Guts (s. Laufendes Gut)
mit Teer sowie der Masten und Stengen mit Fett-
schmiere zum Schutz gegen Nässe.
Labtabletten, s. Lab.
Labuan, Insel an der Nordwestküste von Bor-
neo, 1846 aus Betrieb von James Brooke (s. d.) den
Engländern abgetreten, ist 78 ykin groß, niedrig,
zum Teil morastig, aber reich an frischem Wasser
und bildet für den ind.-chines. Seeverkehr eine gute
Zwischenstation, auch wegen ihrer Steinkohlenlager
(Ausfuhr 1890: 9665 t). L. hat (1891) 5853 (5.,
meist Malaien, einige chines. Händler und 30 Euro-
päer. Hauptort ist Victoria (1500 E.).
Labuha, Ort auf Batjan (s. d.).
Labyrinth, im Alterum gewisse Gebäude odcr
unterirdische Felsaushöhlungen, die viele unter sich
zusammenhängende Kammern enthielten und nur
einen oder wenige Ausgänge hatten, daher sich der
Eintretende leicht verirren konnte. Das Wort galt
srüher gewöhnlich für griechisch, jetzt wird von
manchen ein ägypt. Nrsprung vermutet, der indes
auch nicht zu erweisen ist. Die beiden berühmtesten
L. sind das kretische und das ägyptische. Das kre-
tische L. ward der Sage nach bei Knosos von Dai-
dalos erbaut und war der Aufenthaltsort des Mi-
notaurus, welchen Theseus erlegte, der sich mittels
des von Ariadne ihm mitgegebenen Knäuels im L.
zurechtfand. Dieses L. existierte aber nur in der
mythenbildenden Phantasie; bei Knosos ist nichts
Derartiges vorhanden und nur bei Gortyna, wohin
aber erst Claudian, ein Dichter des 4. und 5. Jahrh,
n. Chr., das L. verlegt, haben sich tief in den Fels
hineingeführte Steinbrüche gefunden, an welche der
Name L. sich knüpfen ließ.
Ganz anders verhält es sich mit dem ägypti-
schen L., von dem uns vorzüglich Herodot und
Strabo Beschreibungen geben. Es lag im östl. Teile
des Fajums im arsinoitischen Gau und wurde von
den Alten zu den sieben Weltwundern gezählt. In
seiner Beschreibung weichen die verschiedenen Klas-
siker sehr voneinander ab und stimmen nur darin
überein, daß es seinen Abschluß in einer Pyramide
gefunden habe. Nach Strabo war das L. eine Art
Tempelbau mit 27 Höfen, die den 27 ägypt. Gauen,
die zur Zeit der Errichtung des L. existiert haben,
entsprechen. Hier hätten sich die vornehmsten Ver-
treter der Gaue versammelt, um Opserfeste zu feiern
oder wichtige Angelegenheiten zu erledigen. Nach
Herodot hat das L. aus zwei Reihen von Höfen be-
standen, zwischen denen geschlossene Hallen, Vor-
räume und Gemächer lagen. Die Zahl der letztern
giebt er auf 3000 an, 1500 über und 1500 unter
der Erde. In den untern seien die königl. Erbauer
des L. und die heiligen Krokodile bestattet. Die