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Landsberg (in Bayern) – Landschaften
bedeutende Brauereien. L. ist Sitz der 2. Sektion der Nordöstlichen Eisen- und Stahlberufsgenossenschaft. Der Handel erstreckt sich auf Getreide, Holz, Spiritus und Wolle (Wollmarkt 14./15. Juni). – L. wurde unter Markgraf Johann 1257 gegründet, im Dreißigjährigen Kriege viermal von den Schweden und viermal von den Kaiserlichen erobert, im Siebenjährigen Kriege von den Russen öfters besetzt. Am 4. Febr. 1813 schlug hier Tschernitschew eine Abteilung von 1500 Franzosen und Polen vom Davoutschen Korps. Im 17. Jahrh. war die Stadt stark befestigt. Vgl. Eckert, Geschichte von L. Warthe, Stadt und Kreis (Landsb. 1891 fg.). – 3) L. in Ostpreußen, Stadt im Kreis Preußisch-Eylau des preuß. Reg.-Bez. Königsberg, Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Bartenstein), hat (1890) 2455 E., darunter 128 Katholiken und 67 Israeliten, Post und Telegraph. – 4) L. bei Halle, Stadt im Kreis Delitzsch des preuß. Reg.-Bez. Merseburg, am Strengbach und am Kapellenberge, an der Linie Berlin-Halle der Preuß. Staatsbahnen, hat (1890) 1742 evang. E., Post, Telegraph; Zucker-, Malzfabrik, landwirtschaftliche Maschinenfabrik und 3 Porphyrsteinbrüche. Die Stadt wurde 1170 vom Markgrafen Dietrich erbaut und war Hauptort einer Mark. – 5) L. in Oberschlesien, Stadt im Kreis Rosenberg des preuß. Reg.-Bez. Oppeln, an der Prosna, Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Oppeln) und Hauptzollamtes, hat (1890) 1067 E., darunter 337 Evangelische und 99 Israeliten, Post, Telegraph und bedeutende Jahrmärkte. – 6) L., Alt-Landsberg, Stadt im preuß. Reg.-Bez. Potsdam, s. Alt-Landsberg. – 7) L., Deutsch-Landsberg, Markt in Steiermark, s. Deutsch-Landsberg.- 8) L. bei Meiningen, herzogl. Schloß in Sachsen-Meiningen, 6 km nördlich von Meiningen, auf einem Felskegel links über der Werra, ein prachtvoller Bau, an der Stelle der mittelalterlichen Landeswehr der im 15. Jahrh. ausgestorbenen Wolfe von Landeswehr 1836‒41 von A. W. Dobner erbaut. – 9) Burgruine bei Barr (s. d.).
Landsberg. 1) Bezirksamt im bayr. Reg.-Bez. Oberbayern, hat (1890) 22975 (10965 männl., 12010 weibl.) E. in 63 Gemeinden mit 154 Ortschaften. – 2) Unmittelbare Stadt am Lech und an der Nebenlinie Ottmarshausen-Schongau der Bayr. Staatsbahnen, Sitz des Bezirksamtes, eines Amtsgerichts (Landgericht Augsburg), Forst- und Rentamtes, teilweise noch mit alten Festungswerken umgeben, hat (1890) 5470 E., darunter 330 Evangelische, in Garnison das 2. Bataillon des 1. Infanterieregiments König, 7 kath. Kirchen, mehrere Klöster, ein schönes Thor, Rathaus mit Fresken von Ferd. Piloty und Schwoiser und einem Kolossalgemälde von Hubert Herkomer, Realschule, kath. Präparandenschule, Ackerbau- und landwirtschaftliche Winterschule, Wasserleitung, elektrische Straßenbeleuchtung; Pflug- und Maschinenfabrik, Brauereien, Holzhandlungen und Ackerbau. – Vgl. Zintgraf, L. am Lech und Umgebung (2. Aufl., Landsb. 1884).
^[Abb. Wappen von Landsberg]
Landsberger, Münze, s. Schildgroschen.
Landschaften, Landwirtschaftliche Kreditvereine, Verbände von Gutsbesitzern, welche durch Ausgabe von Pfandbriefen unter solidarischer Haftung aller Mitglieder letztern zu billigen Bedingungen Hypothekendarlehen gewähren. Die erste Landschaft wurde durch die Kabinettsorder Friedrichs d. Gr. vom 29. Aug. 1769 für die Provinz Schlesien genehmigt. Ihr folgten Ende des vorigen und im Verlauf des jetzigen Jahrhunderts viele Institute ähnlicher Art. In Preußen bestehen folgende landschaftliche Kreditanstalten: die Ostpreußische Landschaft, gegründet 10. Febr. 1788; die Westpreußische Landschaft, gegründet 19. April 1787 (neben dieser wurde 3. Mai 1861 als besonders für den bäuerlichen Besitz bestimmtes Institut die neue Westpreußische Landschaft gegründet); die Pommersche Landschaft, gegründet 13. März 1787 (daneben der 9. Aug. 1871 gegründete Pommersche Land-Kredit-Verband); die Posensche Landschaft, gegründet 15. Dez. 1821, wurde 1857 aufgelöst; an ihrer Stelle wirkt der 13. Mai 1857 gegründete Neue Kreditverein für die Provinz Posen; die Schlesische Landschaft, gegründet 9. Juli 1770 (daneben das 20. Okt. 1865 gegründete Landschaftliche Kreditinstitut für Ober- und Niederlausitz); das Kur- und Neumärkische ritterschaftliche Kreditinstitut, gegründet 14. Juni 1777 (daneben das 30. Aug. 1869 gegründete Neue Brandenburgische Kreditinstitut); der Landschaftliche Kreditverband der Provinz Sachsen, gegründet 24. März 1864; in Hannover bestanden schon vor 1866 der Bremensche ritterschaftliche Kreditverein, reorganisiert 4. März 1856, das ritterschaftliche Kreditinstitut für das Fürstentum Lüneburg, gegründet 16. Febr. 1790, und der Calenberg-Grubenhagen-Hildesheimsche ritterschaftliche Kreditverein, neu organisiert 1. Sept. 1864 (daneben wurde 25. Dez. 1869 die Landeskreditanstalt in Hannover eingerichtet); die Landschaft der Provinz Westfalen, gegründet 15. Juli 1877; der Landschaftliche Kreditverband für die Provinz Schleswig ‑Holstein, gegründet 11. Jan. 1882; für Hessen-Nassau bestehen die Landeskreditkasse in Cassel, gegründet 23. Juni 1832, reorganisiert 25. Dez. 1869, und die Nassauische Landesbank in Wiesbaden, gegründet 25. Dez. 1869.
Von den preuß. Provinzen besitzt nur die Rheinprovinz kein landschaftliches Kreditinstitut. Die Westpreußische, die Neue Westpreußische, die Kur- und Neumärkische, die Neue Brandenburgische, die Pommersche Landschaft, der Pommersche Land-Kredit-Verband, die Landschaft für die Ober- und Niederlausitz und die Landschaft für die Provinz Sachsen haben sich 21. Mai 1873 zu einer Centrallandschaft vereinigt, die nach Maßgabe ihrer Statuten auf Wunsch ihrer Darlehnsnehmer an Stelle der Pfandbriefe der Provinzial-Institute centrallandschaftliche Pfandbriefe ausstellt. – Außerhalb Preußens ist das landschaftliche Kreditwesen am meisten im Königreich Sachsen entwickelt; dort bestehen: der Erbländische ritterschaftliche Kreditverein im Königreich Sachsen, gegründet 13. Mai 1844, die Landständische Bank des königlich sächs. Markgrafentums Oberlausitz, gegründet 31. Aug. 1857, und der Landwirtschaftliche Kreditverein im Königreich Sachsen, gegründet 27. April 1866.
Die innere Einrichtung der L. hat manche zeitgemäße Veränderungen und Verbesserungen erfahren; namentlich ist auch der Kreis der aufnahmefähigen Güter, der ursprünglich nur die zur Ritterschaft gehörigen Güter umfaßte, bei den neuern Vereinen erweitert und der streng korporative aristokratische Charakter mehr zurückgedrängt worden. Die Güter der Vereinsmitglieder werden taxiert