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Landschaftsgärtner – Landschaftsmalerei
und jedem Teilnehmer ist dann gestattet, bis zu einer gewissen Grenze (die Hälfte bis zwei Drittel der Taxe) Pfandbriefe aufzunehmen, die auf den Inhaber lauten und an der Börse leicht zu veräußern sind. Die Pfandbriefe der ältern Art waren speciell hypothekarisch durch das betreffende Gut und zugleich durch die Gesamtheit der Güter des Verbandes sichergestellt. Später hat man nur generell der gesamten Pfandbriefschuld der L. oder einer bestimmten Pfandbriefserie den gesamten Hypothekenbesitz des Verbandes oder dieser Serie als Sicherheit gegenübergestellt. Der Verband übernimmt die Zahlung der Zinsen an festen Terminen und zieht von den Schuldnern einen etwas höhern Betrag ein zur Deckung der Verwaltungskosten und sonstigen Bedürfnisse des Vereins, wie Bildung eines Reservefonds und namentlich eines Amortisationsfonds zur planmäßigen Tilgung der Pfandbriefe. Gesetze und Statuten erteilen den L. ausgedehnte Rechte gegen ihre säumigen Schuldner, namentlich die Zwangsverwaltung. Der Landschaftsdirektion sind zum Teil die Funktionen einer öffentlichen Behörde beigelegt. – Vgl. Handbuch der polit. Ökonomie, Bd. 2 (3. Aufl., hg. von Schönberg, Tüb. 1891); Roscher, System der Volkswirtschaft, Bd. 2 (12. Aufl., Stuttg. 1888), S. 467 fg; Handwörterbuch der Staatswissenschaften, Bd. 4 (Jena 1892), S. 927 fg.
Landschaftsgärtner und Landschaftsgärtnerei, s. Gärtner und Gartenkunst.
Landschaftsmalerei, diejenige Art der Malerei, welche die vegetative und unorganische Natur im Bilde wiedergiebt. In der geschichtlichen Entwicklung der Malerei tritt die L. als besondere Kunstgattung erst spät auf. Der antiken Welt war das heutige sentimentale Naturgefühl fremd, und demgemäß herrschte in der Malerei das Genre und Porträt(s. Tafel: Altägyptische Malerei, Bd. 1, S. 246, und Alexandrinische Kunst) vor, während Landschaften nur als Hintergründe oder als Dekorationen verwendet wurden. Erst in der Alexandrinischen Zeit erwachte ein lebhaftes Naturgefühl und damit die Neigung, der Landschaft einen selbständigen Charakter im Bilde zu geben; das beweisen die 1848 in einem antiken Privathause auf dem Esquilin gefundenen, jetzt in der Vatikanischen Bibliothek befindlichen Wandbilder mit Landschaften aus der Odyssee (vgl. Woermann, Die antiken Odysseelandschaften vom Esquilinischen Hügel, Münch. 1876) sowie einige der in Pompeji (s. d.) entdeckten Wandgemälde.
Im Mittelalter fand sich die Landschaft zuerst an Stelle des Goldgrundes auf den biblischen Historienbildern ein. Diesen großen Schritt thaten die Brüder van Eyck (s. d.) in Flandern; ihnen folgte bald auch die Rheinische und Oberdeutsche Schule. Schon zu Anfang des 16. Jahrh. war die L. in der Schule zu Brabant so ausgebildet, daß Joach. Patenier und Herri de Bles sie abgesondert, ohne wesentlichen epischen Vordergrund, zu behandeln wagten. In Italien begann der landschaftliche Hintergrund selbständig verwendet zu werden in der Umbrischen und Venetianischen Schule. Zu freierer Anmut gereift erscheint er zuerst bei Giov. Bellini, Leonardo da Vinci und besonders bei Giorgione. Der erste, der die Landschaft als etwas Wesentliches behandelte, war Tizian. Der stärkste Anstoß zur eigentlichen Ausbildung der L. aber ging von den Niederlanden aus, wo zu Ende des 16. Jahrh. Pieter Brueghel und feine Söhne das bunte Allerlei der frühern Landschaft verließen und dafür die Grundzüge einer einheitlichern Komposition schufen. Auch findet sich bei ihnen eine Andeutung des Baumschlags, der von den Brüdern van Eyck zwar schon trefflich angewendet, später aber wieder völlig vernachlässigt worden war. Noch vollendeter arbeiteten die übrigen brabant. Landschaftsmaler Savery, Vinck-Boons, Hondecoeter.
Gleichzeitig aber hatte sich in Rom eine Schule deutscher und franz. Künstler gebildet, durch welche die L. zu höchster Vollkommenheit gebracht wurde. Angeregt von Annibale Carracci schufen Paul Bril und Adam Elsheimer Landschaften, in welchen, wie bei jenem mehr das Element der Form, die bedeutsame Komposition vorwog. Bis zu einer Wissenschaft der landschaftlichen Massen und Linien bildeten Nic. Poussin (s. Tafel: Französische Kunst Ⅴ, Fig. 2) und sein Schüler, Gaspard Dughet, genannt Poussin, dieses Princip weiter. Einen hohen Reiz der Farbe und Beleuchtung fügte Claude Lorrain (s. die Tafel beim Artikel Claude Lorrain) hinzu. Gegenüber dieser sog. klassischen L. steht etwas vereinzelt der phantastisch-naturalistische Salvator Rosa, in anderm Sinne die niederländische L. des 17. Jahrh. Zwar erscheinen H. Swanevelt, Jan Both, Adam Pynacker und H. Saftleven noch mehr oder weniger von der Schule Poussins oder der sog. Römischen Schule abhängig; andere dagegen, zumal Holländer, treten derselben mit einer nicht minder berechtigten, oft auch schlicht-naturalistischen, aber gewaltigen und hochpoet. Auffassung entgegen. J. van Goijen, A. van der Neer, A. Waterloo und im höchsten Sinne Jak. van Ruisdael und Rembrandt repräsentieren diese Richtung.
Um die Wende des 18. Jahrh. begann ein neuer Aufschwung auch der L. Während Hackert, Weitsch, Kobell sie noch wesentlich im Sinne der Vedute pflegten, dabei aber die Formen der Natur zu systematisieren suchten, begründeten Koch, Reinhardt u. a. die neue Historische Landschaft, die nicht die Wiedergabe der Natur, sondern eine freie künstlerische Schöpfung sein sollte, die sich nur der wesentlichen Naturmotive bediene, um ein höheres Gesamtbild zu schaffen. Die gleiche Kunstrichtung vertraten Valenciennes und seine Schule (Prévost) u. a. in Frankreich. Sie wurde zu ihrer Höhe gebracht durch Preller und Rottmann, welche die Landschaft mit epischen Vorgängen in Verbindung brachten (Odysseelandschaften Prellers; s. Tafel: Deutsche Kunst Ⅶ, Fig. 8) oder sie zu einem beziehungsreichen Hintergrund vergangener geschichtlicher Ereignisse (griech. Landschaften Rottmanns) machten. Nur noch wenige gehören heute dieser Richtung an, darunter Hertel, Gärtner, Friedr. Preller der Jüngere. Eine reichere Empfindung und schon romantische Anklänge zeigten sich in der Berliner und Düsseldorfer Schule, wo die beiden Schirmer, Blechen, Scheuren und namentlich Lessing die eigentlich romantische Landschaft ausbildeten. In dieser lag noch vielfach die Stimmung, d. h. das gemütliche Element, welches beim Beschauer durch die Naturnachbildung erwirkt werden soll, in der Staffage, in der Darstellung von Figuren und Baulichkeiten (Ritter, Mönche, Räuber; Burgen, Hütten, Klöster, Ruinen). Die folgende Richtung suchte in möglichst getreuer Wiedergabe des Lichteffektes in bestimmten Tages- und Jahreszeiten die Stimmung zu erzielen, d. h. auf den Beschauer so durch das Bild einzuwirken, wie dies die Natur