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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Landschaftsgärtner - Landschaftsmalerei
und jedem Teilnehmer ist dann gestattet, bis zu
einer gewissen Grenze (die Hälfte bis Zwei Drittel
der Taxe) Pfandbriefe aufzunehmen, die auf den
Inhaber lauten und an der Börse leicht zu ver-
äußern sind. Die Pfandbriefe der ältern Art waren
speciell hypothekarisch durch das betreffende Gut
und zugleich durch die Gesamtheit der Güter des
Verbandes sichergestellt. Später hat man nur gene-
rell der gesamten Pfandbrieffchuld der L. oder einer
bestimmten Pfandbriefserie den gesamten Hypothe-
kenbesitz des Verbandes oder dieser Serie als Sicher-
beit gegenübergestellt. Der Verband übernimmt die
Zahlung der Zinsen an festen Terminen und zieht
von den Schuldnern einen etwas höhern Betrag ein
zur Deckung der Verwaltungskostcn und sonstigen
Bedürfnisse des Vereins, wie Bildung eines Reserve-
fonds und namentlich eines Amortisationsfonds
zur planmäßigen Tilgung der Pfandbriefe. Gesetze
und Statuten erteilen den L. ausgedehnte Nechte
gegen ihre säumigen Schuldner, namentlich die
Zwangsverwaltung. DerLandschaftsdircktion sind
zum Teil die Funktionen einer öffentlichen Behörde
beigelegt. ^ Vgl. Handbuch der polit. Ökonomie,
Bd. 2 (3. Aufl., hg. von Schönberg, Tüb. 1891);
Röscher, System der'Volkswirtschaft, Bd. 2 (12. Aufl.,
Stuttg. 1888), S. 467 fg.-. Handwörterbuch der
Staatswissenschaften, Bd. 4 (Jena 1892), S. 927 fg.
Landfchaftsgärtner und Landschaftsgärt-
nerei, s. Gärtner und Gartenkunst.
Landschaftsmalerei, diejenige Art der Ma-
lerei, welche die vegetative und unorganische Natur
im Bilde wiedergiebt. In der geschichtlichen Ent-
wicklung der Malerei tritt die L. als besondere Kunst-
gattung erst spät auf. Der antiken Welt war das
beutige sentimentale Naturgefühl fremd, und dem-
gemäß herrschte in der Malerei das Genre und
Porträt(f.Tafel:Altägyptische Malerei, Bd. 1,
S. 246, und Alex andri nische Kunst) vor, wäh-
rend Landschaften nur als Hintergründe oder als
Dekorationen verwendet wurden. Erst in der Aleran-
drinischcn Zeit erwachte ein lebhaftes Naturgefühl
und damit die Neigung, der Landschaft einen selb-
ständigen Charakter im Bilde zu geben; das be-
weisen die 1848 in einem antiken Privathause auf
dem Esquilin gefundenen, jetzt in der Vatikanischen
Bibliothek befindlichen Wandbilder mit Landschaf-
ten aus der Odyssee (vgl. Woermann, Die antiken
Odysseelandschasten vom Esquilinischcn Hügel,
Münck. 1876) sowie einige der in Pompeji (s. d.)
entdeckten Wandgemälde.
^ Im Mittelalter sand sich die Landschaft zuerst an
Stelle des Goldgrundes auf den biblischen Histo-
rienbildern ein. Diesen großen Schritt thaten die
Brüder van Eyck (s. d.) in Flandern; ihnen solgte
bald auch die Rheinische und Oberdeutsche Schule.
Schon zu Ansang des 16. Jahrh, war die L. in der
Schule zu Brabant so ausgebildet, daß Ioach. Pa-
tenicr und Herri de Vles sie abgesondert, ohne
wesentlichen epischen Vordergrund, zu behandeln
wagten. In Italien begann der landschaftliche
Hintergrund selbständig verwendet zu werden in der
Umbrischen und Venetianischen Schule. Zu sreiercr
Anmut gereift erscheint er zuerst bei Giov. Bellini,
Leonardo da Vinci und besonders bei Giorgione.
Der erste, der die Landschaft als etwas Wesentliches
behandelte, war Tizian. Der stärkste Anstoß zur
eigentlichen Ausbildung der L. aber ging von den
Niederlanden aus, wo zu Ende des 16. Jahrh. Pie-
ter Brueghcl und feine Söhne das bunte Allerlei
der frühern Landschaft verließen und dafür die
Grundzüge einer einheitlichern Komposition schu-
sen. Auch findet sich bei ihnen eine Andeutung des
Baumschlags, der von den Brüdern van Eyck zwar
schon trefflich angewendet, später aber wieder völlig
vernachlässigt worden war. Noch vollendeter arbei-
teten die übrigen brabant. Landschaftsmaler Sa-
vcry, Vinck-Boons, Hondecoeter.
Gleichzeitig aber hatte sich in Rom eine Schule
deutscher und franz. Künstler gebildet, durch welche
die L. zu höchster Vollkommenheit gebracht wurde.
Angeregt von Annibale Carracci schufen Paul Bril
und Adam Elshcimer Landfchaften, in welchen, wie
bei jenem mehr das Element der Form, die bedeut-
same Komposition vorwog. Bis zu einer Wissen-
schaft der landschaftlichen Massen und Linien bilde-
ten Nic. Poussin (s. Tafel: Französische Kun st V,
Fig. 2) und sein Schüler, Gaspard Dughet, ge-
nannt Poussin, dieses Princip weiter. Einen hohen
Reiz der Farbe und Beleuchtung fügte Claude Lor-
rain (s. die Tafel beim Artikel Claude Lorrain) hinzu.
Gegenüber diefer sog. klassischen L. steht etwas
vereinzelt der phantastisch-naturalistische Ealvator
Rosa, in anderm Sinne die niederländische L. des
17. Jahrh. Zwar erscheinen H. Swanevelt, Jan
Both, Adam Pynacker und H. Saftleven noch mehr
oder weniger von der Schule Poussins oder der
sog. Römischen Schule abhängig; andere dagegen,
zumal Holländer, treten derselben mit einer nicht
minder berechtigten, oft auch schlicht-naturalistischen,
aber gewaltigen und Hochpoet. Auffassung entgegen.
I. van Goijcn, A. van der Neer, A. Waterloo und
im höchsten Sinne Jak. van Ruisdacl und Rem-
brandt repräsentieren diese Richtung.
Um die Wende des 18. Jahrh, begann ein neuer
Ausschwung auch der L. Während Hackert, Wcitsch,
Kobcll sie noch wesentlich im Sinne der Vedute
pflegten, dabei aber die Formen der Natur zu fyste-
matisicren suchten, begründeten Koch, Reinhardt
u. a. die neue Historische Landschaft, die nicht die
Wiedergabe der Natur, sondern eine freie künst-
lerische Schöpfung sein sollte, die sich nur der wesent-
lichen Naturmotive bediene, um ein höheres Ge-
samtbild zu schaffen. Die gleiche Kunstrichtung ver-
traten Valenciennes und feine Schule (Pr^vost)
u. a. in Frankreich. <^ie wurde zu ihrer Höhe ge-
bracht durch Prcller und Nottmann, welche die
Landschaft mit epischen Vorgängen in Verbindung
brachten (Odysfeelandschaften Prellers; s. Tafel:
Deutsche Kunst VII, Fig.8) oder sie zu einem be-
ziehungsreichen Hintergrund vergangener geschicht-
licher Ereignisse (griech. Landschaften Rottmanns)
machten. Nur noch wenige gehören heute diefer Rich-
tung an, darunter Hertel, Gärtner, Friedr. Preller
der Jüngere. Eine reichere Empfindung und schon
romantische Anklänge zeigten sich in der Berliner
und Düsseldorfer Schule, wo die beiden Schirmer,
Blechen, Scheuren und namentlich Lcssing die eigent-
lich romantische Landschaft ausbildeten. In dieser
lag noch vielfach die Stimmung, d. h. das ge-
mütliche Element, welches beim Beschauer durch
die Naturnachbildung erwirkt werden soll, in der
Staffage, in der Darstellung von Figuren und
Baulichkeiten (Ritter, Mönche, Räuber; Burgen,
Hütten, Klöster, Ruinen). Die folgende Richtung
suchte in möglichst getreuer Wiedergabe des Licht-
cffektes in bestimmten Tages- und Jahreszeiten
die Stimmung zu erzielen, d. h. auf den Beschauer
so durch das Bild einzuwirken, wie dies die Natur