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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Landschildkröten; Landschisee; Landschnecken; Landschnurwurm

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Landschildkröten – Landschnurwurm

in gewissen Verhältnissen (Abendrot, Gewitter, Sturm) auf den Menschen thut. Die Anregung zu dieser Richtung ging von Düsseldorf aus, wo die Brüder Achenbach die Führung übernahmen. Ihre Träger waren aber zumeist aus dem Norden kommende, teilweise in Kopenhagen gebildete Künstler (Dahl, Morgenstern, Gurlitt, Gude, Ruths, Lutteroth u. a.). Bald wurde die realistische Stimmungslandschaft die allgemein herrschende; sie erweiterte sich vorzugsweise hinsichtlich ihres Stoffgebietes, ohne dadurch an rein künstlerischem Gehalt wesentlich zu gewinnen. So entwickelten sich die verschiedenen Nebenzweige der L.: die Seemalerei (Marine), Alpenmalerei, Orientmalerei. Das bevorzugte Land der L. im engern Sinne blieb noch Italien, dessen strenge, schlichte Berglinien, einheitliche, tiefgetönte Farben namentlich der ältern Schule willkommen war. In der Folgezeit kam neben Norwegen namentlich Holland mit seiner Mischung von Land und See und seinen großartigen Wolkenbildungen in Aufnahme, dem Venedig verwandt ist. Im allgemeinen wandelte sich der Begriff des Malerischen, indem zuerst die sich mehr architektonisch aufbauende Gegend beliebt war, während später flachere Gegenstände gewählt und auf die Beleuchtungseffekte ein immer größeres Gewicht gelegt wurde. Nach dieser Richtung wirkte namentlich E. Hildebrandt mit seinen Bildern aus Ländern der ganzen Erde, Schleich mit seinen Darstellungen des Chiemsees, C. Werner mit seinen Aquarellen aus Venedig anregend. Die Maler Lier, A. und R. Zimmermann, Zwengauer, Heinlein, später Baisch, Schönleber, Dill, Wenglein in München, Eschke, Douzette, Riefstahl, Kameke, unter den jüngern Ludwig, Bracht, Wilberg, Saltzmann in Berlin, Leu, Kalckreuth, Kröner, Deiters, Karl Österley, Metzener, Dücker in Düsseldorf, Gauermann, Habanska, Waldmüller, Marco, Darnaut, Ruß, Schäffer, Hlavaček, Schindler in Wien u. a. gehören dieser Richtung an. In neuester Zeit erst haben die Vertreter der Hellmalerei (s. d.) ein neues Motiv auch in die L. gebracht, indem sie den bräunlichen Grundton und die strengere Kompositionsweise der ältern Maler bekämpften.

Während die deutsche L. wesentlich in sich abgeschlossen blieb, nahm die führende Stellung in der L. Europas im zweiten Viertel dieses Jahrhunderts England ein, wo allein die niederländ. Traditionen lebendig geblieben waren. Morland, Nasmyth, Creswick erwiesen sich zwar zunächst nur als Nachahmer, doch als Meister von hohem Gefühl für Ton und Farbe; in Calcott, Bonington u. a. entwickelte sich jedoch eine hochgradige malerische Feinheit, welche dann in Constable mit einem mächtigen selbständigen Ausdruck und großem naturalistischen Stilgefühl gepaart wurde. Turner (s. Tafel: Englische Kunst Ⅱ, Fig. 8) fügte die Neigung für Darstellung von Lichteffekten hinzu und half die englische L. von der niederländ. Tradition zu nationaler Eigenart befreien, die dann Cox, Linnell, Graham, MacWhirter, Hunt, Hook, MacCullock, Brett zu ihrer jetzigen Vollendung weiter führten.

Von Bonington und Constable wurden die Franzosen zur Stimmungs-Landschaftsmalerei angeregt. Huet nahm sie dort zuerst auf, Flers, Cabat, Roqueplan, P. Flandrin, Aligny setzten sie fort. Von großem Einfluß war die wuchtvolle Auffassung der Natur durch die Schweizer Diday und Calame. Die naturalistische Schule Frankreichs, welche die L. erst zu dem ihr dort in der Kunst lange versagten Ansehen brachte, begann durch die Maler Th. Rousseau, Corot, Millet, Diaz, Dupré, Troyon, Daubigny, Fançais einzusetzen, die eine poet. Durchdringung der Natur (Paysage intime) erreichten. In fortschreitendem Streben nach treuer Wiedergabe des Erschauten gelangte die französische L. zur Hellmalerei (s. d.) und wurde durch diese die Führerin der Bewegung im letzten Viertel des Jahrhunderts.

Die L. der Niederländer bewegte sich in ähnlichen Bahnen: Clays, Kindermann, Quinaux, Robbe in Belgien, Koekkoek, Schotel, Schelfhout, van Haanen, Verveer in Holland stellen die ältere Schule, Schampheleer, Roelofs, Gabriel, Maeten, Israels, Mesdag, Luyten u. a. die neuere Schule dar.

In Skandinavien sind Skogvaad, Sörensen, Eckersberg, Rump und unter den jüngern Normann, Melbye, Oesterley, Kjeldrup, Höckert, Sinding, von welchen viele in Deutschland leben, zu nennen. Die Amerikaner schließen sich zumeist engl. Vorbildern an; so Cole, Church, Bristol, Cropsey, Bierstadt, Moran (s. Tafel: Amerikanische Kunst Ⅱ, Fig. 3), Colman, Gifford.

Vgl. Woermann, Die Landschaft in der Kunst der alten Völker (Münch. 1876); Kämmerer, Die Landschaft in der Deutschen Kunst (in den «Beiträgen zur Kunstgeschichte», Neue Folge, Nr. 4, Lpz. 1886); R. von Lichtenberg, Zur Entwicklungsgeschichte der L. bei den Niederländern und Deutschen im 16. Jahrh. (ebd., Nr. 18, 1892); Zimmermann, Die Landschaft in der venet. Malerei bis zum Tode Tizians (ebd., Nr. 20, 1893); Muther, Geschichte der Malerei im 19. Jahrh. (Münch. 1893).

Landschildkröten, ausschließlich auf dem Lande lebende Schildkröten mit stark gewölbtem Rückenschilde und vorn 5, hinten 4 unbeweglich miteinander verwachsenen Zehen. Sie gehören meist dem Genus Testudo an; einige exotische Arten, wie Testudo elephantopus Günther von den Galapagosinseln und Testudo elephantina Dum. et Bibr. (Elefantenschildkröte) von Aldabra, erreichen bis über Meterlänge und mehrere Centner an Gewicht; am bekanntesten ist die im südl. Europa (Griechenland, Italien, Südfrankreich) heimische Testudo graeca, die griechische Landschildkröte, mit gelbem, schwarzgeflecktem Rückenschilde, die ¼ m lang wird und 2‒2,5 kg Gewicht erreicht. Ihr Fleisch wird gern gegessen und zur Bereitung der echten Schildkrötensuppe verwendet.

Landschisee, See in Centralafrika, s. Lukuga.

Landschnecken, alle auf dem Lande lebenden Schnecken. Die Hauptmasse bildet die große Ordnung der Lungenschnecken (s. d.). Doch sind auch eine Anzahl Vorderkiemer, namentlich in wärmern Ländern, unter Verlust der Kieme zu Landtieren geworden. Sie sind bei uns, in Südeuropa wie Mitteldeutschland, hauptsächlich durch die Kreismundschnecke (Cyclostoma elegans Müller) vertreten, die auf dem Rücken einen dicken Kalkdeckel trägt und die Sohle durch eine tiefe Mittelfurche in zwei Längshälften gespalten hat, mit denen sie abwechselnd langsame Schritte ausführt, dieselben durch Ansaugen mit dem scheibenförmigen Schnauzenende unterstützend.

Landschnurwurm (Geonemertes), eine das Land bewohnende Gattung der Schnurwürmer (s. d.) mit endständiger Mundspalte. Die Tiere finden sich in feuchter Erde, unter modernder Baumrinde u. s. w. Von den beiden bekannten Arten lebt eine (Geo- ^[folgende Seite]