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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Lang (Victor, Edler von) - Langbein
bach ein, wurde 1806 Direktor des provisorischen
Kammerkollegiums und 1811 Direktor des Neichs-
archivs in München. Doch ging er 1815 als Kreis-
direktor wieder nach Ansbach, nahm 1817 seine
Entlassung und starb 26. März 1835 auf seinem
Landgute bei Ansbach. Von L.s wissenschaftlichen,
meist der bayr.Specialgeschichte angehörigen Schrif-
ten sind etwa zu erwähnen: "Neuere Geschichte des
Fürstentums Vayreuth" (3 Bde., Gott. und Nürnb.
1798 - 1811), "Bayr. Jahrbücher 1179 - 1294"
(Augsb. 1816; 2. Aufl., Nürnb. 1824), "Adelsbuch
des Königreichs Bayern" (Münch. 1816; 2. Aufl.
1820), "Geschichte der Jesuiten in Bayern" (Nürnb.
1819), wozu die "^.morss Mtris Norsiii" einen
Vorläufer bildeten; "I56F63t2. 8iv6 rerum Voica-
rum autoZi-aM" (4 Bde., Münch. 1822-28), ein
chronol.-synchronistisches Verzeichnis aller alt- und
neubayr. Originalurkunden bis 1300 u. a. Aber sehr
viel weiter trugen seinen Nuf feine fatir. "Hammel-
burger Reisen" (11 Fahrten, Münch. 1818 -33;
neue Ausg. in 1 Bd., ebd. 1882), das "Birmanische
Strafgefetzbuch" (Nürnb. 1822-25) und die mit
großer Vorsicht zu benutzenden "Memoiren" (2 Bde.,
Braunschw. 1842; neue Ausg., Münch. 1881). In
allen diefen Arbeiten stellt er die Zeitverhältnisse
durchaus durch die satir. Brille des liberalen Auf-
klärers dar, der überall Obskurantentum und Reak-
tion wittert; einen schöpferischen Humor besitzt er
nicht. Doch genügte seine treffende Ironie, um feine
Satiren zur beliebtesten Lektüre zu machen.
Lang, Victor, Edler von, Physiker, geb. 2. März
1838 zu Wiener-Neustadt in Niedcrösterreich, stu-
dierte in Wien und Heidelberg, war dann ein Jahr
in Regnaults Laboratorium am lüolle^k äs brauet;
thätig, habilitierte sich 1861 an der Universität
Wien als Privatdocent für Physik der Krystalle,
wurde 1862 Assistent an der Mineralog. Abteilung
des Britischen Museums, erhielt 1864 eine Professur
der Physik an der Universität Graz, 1866 die der
Experimentalphysik an der Universität Wien und
ist feit 1887 Mitglied des Internationalen Maß-
und Gewichts-Komitees. Er veröffentlichte: "Lehr-
buch der Krystallographie" (Wien 1866), "Einlei-
tung in die theoretische Physik" (2. Aufl., Braunschw.
1891), sowie zahlreiche Abhandlungen krystallogra-
vhischen und Physik. Inhalts im "I'kiloLopliical
N3.FN2in6", in Poggendorffs "Annalen" und den
"Sitzungsberichten" der Wiener Akademie. Ferner
bearbeitete er die 2. Auflage von Veers "Einleitung
in die höhere Optik" (Braunschw. 1882).
Lang, Wilh., Schriftsteller, geb. 16. Juli 1832
in Tuttlingen in Württemberg, studierte evang.
Theologie in Tübingen, trat, nachdem er mehrere
Jahre Hauslehrer gewesen war, 1858 in die Redak-
tion der "Allgemeinen Zeitung" in Augsburg, 1860
in die des "Schwab. Merkur" zu Stuttgart, der er
noch angehört. 1879-81 war er Herausgeber der
Wochenschrift "Im Neuen Reich" (Leipzig). Er
schrieb: "Michel Angelo als Dichter" (Stuttg. 1861),
"David Friedr. Strauß, eine Charakteristik" (Lpz.
1874), "Transalpinische Studien" (2 Bde., ebd.1875),
"Peloponnes. Wanderung" (Berl. 1878), "Von und
aus Schwaben" (7 Hefte, Stuttg. 1885-90).
Langarmaffen, Gibbons (H^iodates), eine
aus nur wenigen Arten bestehende Gattung und
Familie ostasiat. Affen, welche eine vermittelnde
Stellung zwifchen den Anthropomorphen, nament-
lich dem Orang-Utang (s. d.), und den übrigen Affen
der Alten Welt einnimmt. Sie zeichnen sich durch
einen kleinen, runden Kopf, enorm lange und schlanke
Arme, die beim aufrecht stehenden Tiere bis zur
Erde reichen, kurze Hinterbeine und wenig ent-
wickelte, im Pelz verborgene Gefäßfchwielen aus.
Die Behaarung ist gleichmäßig und dicht, und sie
besitzen ein sehr bedeutendes Klettervermögen. Sie
bewohnen, meist gesellig lebend, die dichten Urwälder
der Sunda-Inseln und der benachbarten kontinen-
talen Küstenländer Hinterindiens und Chinas. Ihre
Nahrung bilden Früchte, ihr Naturell ist vorwiegend
fanft. L. sind sehr seltene Gäste der Tiergärten, da
sie die Gefangenschaft nicht lange ertragen. Unter
den sieben bekannten Arten ist die größte der 1 m
hoch werdende Siamang (Il^Iodateg LMäact^iuZ
I^ttM.) auf Sumatra, dessen Zeige- und Mittel-
finger an der Hinterhand verwachsen sind und dessen
laute Stimme durch besondere luftgefüllte Kehlfä'cke
in ähnlicher Weise wie bei den Brüllaffen noch ge-
waltig verstärkt wird. Eine zweite Art ist der braune
Gibbon oder Ungko (ll^iod^teZ a^ilis <7"v.,
f.Tafel: Affen derÄltenWeltIII,Fig.2),ein auf
Java lebender, in der Färbung sehr stark variieren-
der Affe, der als eins der feltenen Beifpiele eines
singenden Säugetieres Erwähnung verdient. Er
foll die chromatische Tonleiter einer ganzen Oktave
vollkommen sicher und mit dem Grundton als Vor-
schlag für jede folgende Note hinauf und hinab
singen und zwar mit großer Kraft und regelmäßig
ab-und zunehmendem Tempo; ein fcharfer Schrei
bildet den Schluß des Gefanges. Eine sehr weit
verbreitete Art ist derHulock oderHarlan(ll^1o-
Iiat63 I6uci8cu3 /5?M), fast fo groß wie der Sia-
mang, aber ohne Kehlsack und mit freien Zehen,
schwarzem Pelz und weißer Stirnbinde. In ^iam
und Malalka lebt der 'hm ähnliche Lar (H^iodatog
lar 1^.), durch weißliche Behaarung des Gesichts
und der Hände gekennzeichnet.
Langarmbock (NacropuZ lonFimanug ^ab.,
s. Tafel: Käfer II, Fig. 18), Harlekinbock, ein
fchwarzer graugelb befilzter, auf der Oberfeite grau-
gelb und rot gezeichneter Bockkäfer (s. d.) Brasiliens.
Das Männchen hat eine Körperlänge von 8 cm, das
vorderste Beinpaar ist 16 und die Fühler sind 18 cm
lang, beim kleinern Weibchen sind die Gliedmahen
nicht befonders verlängert.
Langbein, Aug. Friedr. Ernst, Dichter, geb.
6. Sept. 1757 zu Nadeberg bei Dresden, studierte
feit 1777 die Rechte zu Leipzig, wurde 1781 Amts-
aktuar in Großenhain, 1785 zu Dresden Sachwal-
ter, 1786 Kanzlist am Geheimen Archiv dafelbst,
lebte feit 1800 als Schriftsteller in Berlin, wurde
dafelbst 1820 Cenfor der fchönwissenfchaftlichcn
Schriften und starb hier 2. Jan. 1835. In seinen
Gedichten, deren mehrere in den Mund des Volks
übergingen, hat er besonders die kleine Poet. Er-
zählung mit Glück kultiviert, namentlich die ko-
mische, in der er freilich oft durch frivole Scherze
nach Beifall hafchte. Er veröffentlichte: "Gedichte"
(Lpz. 1780; 5. Aufl., ebd. 1888) und "Neuere Ge-
dichte" (2 Bde., Tüb. 1812 u. 1823; neue Ausg.,
Lpz. 1888), "Schwanke" (2 Bde., Dresd. 1792;
21. Aufl., Lpz. 1888); eine Ausgabe feiner "Sämt-
lichen Gedichte" erfchien (4 Bde.) Stuttgart 1854;
Tittmann veranstaltete eine neue Ausgabe feiner
"Humoristischen Gedichte" ("Bibliothek humoristi-
scher Dichtungen", Bd. 11, Halle 1872). Nicht we-
niger beliebt waren seine Prosaerzählungen, die
freilich noch ausschließlicher durch ihre frivolen
Würzen wirkten; befonders geschätzt waren "Tomas