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Lanser Köpfe – Lanuvium
Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Lansdowne'
glänzendsten Gaben für die Leitung der öffentlichen Angelegenheiten, vor allem auch in der
auswärtigen Politik, und war dabei ein hervorragender Parlamentsredner. Mit seinem Kollegen Fox war
er bald in Zwiespalt geraten. Dieser trat daher bei der Neubildung des Kabinetts (1. Juli 1782) aus,
und die von ihm geführten extremen Whigs verbündeten sich in der Opposition mit den Tories unter
North gegen Shelburne, als dieser die schwierigen Verhandlungen zum Abschluß des Krieges mit Amerika
und Frankreich führte. Vor deren Beendigung mußte er der Koalition Fox und North Febr. 1783 den
Platz räumen. 1784 wurde er zum Grafen von Wycombe und
Marquis von L.
erhoben. Er starb 7. Mai 1805. – Vgl. Fitzmaurice,
Life of William Earl of Shelburne, first Marquis of L.
(3 Bde., Lond. 1875‒76).
Sein Sohn, Henry Petty, dritter Marquis von L., geb. 2. Juli
1780, studierte zu Edinburgh und Cambridge, bereiste dann den Kontinent und trat 1802 ins
Unterhaus zur whiggistischen Opposition. 1806‒7 war er im Ministerium Fox-Grenville
Schatzkanzler. Er erbte 1809 von seinem kinderlos gestorbenen ältern Bruder die Marquiswürde von
L., 1818 gingen auch die Titel und Güter der Fitzmaurice auf ihn über. Unter Canning übernahm L.
1827 das Ministerium des Innern und nach Cannings Tode unter der kurzen Verwaltung des Lords
Goderich (s.
Ripon) das Äußere. Mit
Goderich trat er Jan. 1828 zurück und von neuem in die Opposition. Besonders arbeitete er für
Verbesserung der Kriminaljustiz und brachte ein Gesetz (
Landsdowne-Act) durch, das manche alte harte Strafbestimmungen abschaffte; ferner
wirkte er für Katholikenbefreiung, für Parlamentsreform und gegen die Negersklaverei. Im Nov.
1830 wurde er Präsident des Staatsrats im Reformministerium Greys. Auch unter der Verwaltung
Melbournes behielt er diese Stellung bis zum Austritt der Whigs 28. Aug. 1841 und bekleidete sie
von Juli 1846 bis Febr. 1852 in dem Ministerium Russell zum drittenmal. Nach Lord Derbys
Rücktritt im Dez. 1852 bildete er mit Graf Aberdeen ein neues Kabinett, in das er als Mitglied
ohne Portefeuille eintrat. Auch nach Aberdeens Rücktritt blieb er unter Palmerston in dieser
Stellung; als aber dieser Febr. 1858 fiel, legte L. sein Amt nieder. Er starb 31. Jan. 1863 zu
Bowood. – Sein Enkel,
Henry Charles Keith-Fitzmaurice, fünfter Marquis von L.,
geb. 14. Jan. 1845, wurde 1868 zum Kommissar der Schatzkammer, 1872 zum Unterstaatssekretär im
Kriegsministerium ernannt, ein Posten, den er bis zum Sturze des Ministeriums Gladstone im Jan.
1874 bekleidete. Bei der Bildung des zweiten Ministeriums Gladstone im April 1880 erlangte er
das Unterstaatssekretariat im Indischen Amt. Er schied aus dem Ministerium schon nach zwei
Monaten aus, weil er die ergriffenen Maßregeln mißbilligte, und wurde 1883 zum Generalgouverneur
von Canada, 1888 zum Vicekönig von Indien ernannt. Diese Stelle bekleidete er bis Nov. 1893.
Lansing
(spr. länn-), Hauptstadt des nordamerik. Staates Michigan, im County
Ingham, am Grand-River, Eisenbahnknotenpunkt, hat (1890) 13102 E., schönes Staatshaus,
landwirtschaftliche Schule; Fabriken von Wagen und Rädern.
Lansingburg
(spr. lännsingbörg), aufblühende Stadt im County Renssellaer im
nordamerik. Staate
↔
Neuyork, dicht oberhalb Troy, am Hudson, mit Fabriken, Lokalhandel und (1890) 10550 E.
Lansquenet
(frz., spr. langßkneh; verderbt aus
Landsknecht, s. d.), ein mit einem oder
mehrern Whist- oder Pikett- bez. deutschen Kartenspielen gespieltes Glücksspiel. Der Bankhalter
legt, nachdem abgehoben worden ist, je eine Karte links und rechts von der Bank, worauf die Spieler
ihre Einsätze machen. Hierauf beginnt der Bankhalter die Karten abzuziehen. Wird von den beiden
aufliegenden Karten zuerst die links von der Bank liegende abgezogen, wobei deren Farbe
unberücksichtigt bleibt, so zieht die Bank alle Sätze der Spieler ein, fällt dagegen die rechts
liegende Karte zuerst, so hat die Bank sämtliche Sätze der Spieler zu zahlen. Bei diesem Spiele
befindet sich der Bankhalter sehr im Vorteile.
Lantāna
L.,
Wandelröschen, Pflanzengattung aus der Familie der
Verbenaceen
(s. d.) mit etwa 40 Arten, größtenteils im tropischen und subtropischen Amerika,
strauchartige Gewächse, deren Blüten, meist zu einem rundlichen Köpfchen gesammelt, die Eigenschaft
besitzen, mit zunehmendem Alter in der Färbung sich zu verändern, woher der deutsche Name. Die
bekanntesten Arten sind:
L. Camara
L.
mit orangegelben, dann roten,
L. aurantiaca
Hort.
mit goldgelben, später orangegelben,
L. nivea
Vent.
mit weißen wohlriechenden Blumen, u. a. Sie gehören dem Warm- oder Kalthause an, sind aber durch
zahlreiche, aus ihnen hervorgegangene Spielarten und Blendlingsformen, die unter dem Namen
L. hybrida
Hort.
zusammengefaßt werden, aus der Kultur verdrängt worden. Sie blühen im Sommer, doch läßt sich ihr
Flor leicht bis in den Winter hinein verlängern.
Lanthān
(chem. Zeichen La, Atomgewicht 138,2), dreiwertiges metallisches
Element, das 1839 von Mosander im Cerit entdeckt wurde, worin es vom Cerium (s.
d.) und vom Didym (s. d.) begleitet vorkommt. Den Namen leitete der Entdecker vom
grch. lanthánein, d. i. verborgen sein, ab, da es bisher durch
das Cerium, dem es sehr ähnlich ist, versteckt gehalten wurde. Im reinen Zustande ist es kaum
bekannt. Das didymhaltige L. erscheint als graues Metallpulver von dunkler Bleifarbe, das weich ist
und sich ausplätten läßt. Das L. bildet mit Sauerstoff das
Lanthanoxyd,
La2O
3
, das mit Säuren zu farblosen Salzen zusammentritt, während das Cerium rötlichgelbe und das Didym
rosenrote Salze liefert.
Lan-tschou, Hauptstadt der chines. Provinz Kan-su, rechts am Hoang-ho, in
der Nähe der großen Mauer, hat etwa 500000 E. und bedeutenden Handel, besonders mit Pelzwaren der
Mongolei und den eigenen Erzeugnissen, z. B. groben Wollstoffen. L. ist Sitz des Oberstatthalters,
christl. Missionare und anderer Europäer. L. wurde neuerdings von Kreitner und Széchényi besucht.
Lanūgo
, Wollhaar, s. Haare (animalische, Bd. 8, S. 605 b) und
Embryo
(Bd. 6, S. 72 a).
Lânun, malaiischer Volksstamm, s.
Ilânun.
Lanuvĭum, uralte Stadt in Latium an der Appischen Straße,
etwa 30 km südöstlich von Rom, auf dem südl. Vorsprunge des Albanergebirges gelegen, war im Altertum
berühmt durch den Kult der Juno Sospita, welcher alljährlich auch die röm. Konsuln ein Opfer
darbrachten. 338 v. Chr. erhielt die Stadt röm. Bürgerrecht. Der heutige Flecken Cività Lavinia
zeigt noch bedeutende Reste der alten Stadtmauer, unbedeutendere des Junotempels und eines Theaters.