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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Lawīnen; Lawn Tennis; Lawra; Lawrence

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Lawinen – Lawrence (John Laird Mair, Lord)

1720. Die Regierung nahm die Finanzen von der Compagnie zurück und ordnete ein Visa aller Effekten an, in welchem mehr als ein Drittel der Papiermasse unterdrückt wurde. Das Publikum erhielt die Erlaubnis, den Rest in 1prozentigen Staatsrenten anzulegen. Die Nation hatte bei diesem ersten Versuche zur Einführung des öffentlichen Kredits unermeßlich verloren. L. ließ sich später in Venedig nieder, wo er ärmlich lebte und 21. März 1729 starb.

Vgl. Du Hautchamp, Histoire du système des finances sous la minorité de Louis ⅩⅤ (6 Bde., Haag 1739); Kurtzel, Geschichte der L.schen Finanzoperation (in Raumers «Histor. Taschenbuch», 1846); ferner die Schriften von Cochut (Par. 1853), Levasseur (ebd. 1858), J. E. Horn (Lpz. 1858) und Alexi (Berl. 1885); Handwörterbuch der Staatswissenschaften, Bd. 4 (Jena 1892); Nouveau dictionnaire d’économie politique, Bd. 2 (Par. 1892).

Lawīnen, Lavinen oder Lauinen, in Tirol Lähne (von Lahne, Berglehne), frz. Avalanches, große stürzende Schnee- und Eismassen der Hochgebirge. Staublawinen entstehen bei kaltem Wetter, meist schon während des Schneefalls, wenn feinkörniger, trockner Schnee auf kahlem Berghange abgleitet und als stäubende Schneewolke zu Thal fährt. Sie sind weniger durch ihre Masse als durch den orkanartigen Luftstrom gefährlich, den sie vor sich hertreiben. Grund- oder Schlaglawinen bilden sich meist bei Thauwetter oder an Wintertagen zur Zeit des Föhn (s. d.), wenn durchweichter Schnee durch eigenes Gewicht an steilen Berglehnen abrutscht und sich als kompakte, im Sturz sich verdichtende Firn- und Eismasse zu Thal wirft. So verderblich diese L. durch ihre Wucht wirken können, so sind sie, weil weniger unberechenbar, selten so gefährlich wie die Staublawinen. Die meisten schlagen jedes Jahr dieselben Bahnen ein, die oft noch im Hochsommer und selbst Jahre nachher durch mit Erde, Steinen, geknickten Bäumen bedeckte Lawinenkegel, deren Kern Firneis ist, bezeichnet werden. Gletscher- oder Eislawinen bestehen aus Gletschereis, das sich beim Vorrücken des Gletschers bis an einen steilen Absturz ablöst, sind, da sie im Bette des Gletschers fallen, im ganzen ungefährlich und bieten mit ihren donnernd niederstürzenden, zerschellenden Eismassen ein großartiges Schauspiel.

Diese drei Grundformen sind jedoch nicht scharf zu unterscheiden und gehen oft ineinander über. Von großem Einfluß auf die Entstehung sind außer der Temperatur und der Beschaffenheit des Schnees die Gesteinsart, die Böschung und die Bedeckung der Berghänge. Auch Erschütterungen der Luft oder des Bodens können L. verursachen. Die günstigste Bedingung für Lawinenfall ist reichlicher Schneefall bei völlig stiller Luft, der übermäßige örtliche Anhäufungen bewirkt. Oft genügt ein lauter Ruf, das Anschlagen einer Glocke, ein fallender Stein, um solchen Schnee in Bewegung zu setzen. Ungewöhnliche Formen entstehen beim ruhigen Abrollen größerer Teile einer Schneedecke, die als Rollen oder Walzen in die Tiefe gelangen, um beim Schmelzen aufzublättern.

Die L. reißen den Boden auf und bahnen dadurch den Weg für Erdschlüpfe; sie zerstören Weiden und Waldungen, Straßen und Gebäude, oft ganze Ortschaften und gefährden Menschen und Tiere. Besonders bekannt sind die verderblichen Lawinenstürze von Leuk in Wallis, in den Thälern am St. Gotthard, im Val Tavetsch, Davos und St. Antonienthal in Graubünden. Auch in den Pyrenäen, der Hohen Tatra, dem Riesengebirge und sogar dem Schwarzwald kommen L. vor. Den besten Schutz gewährt der geschlossene Hochwald, wie z. B. der bei Andermatt als Bannwald geschützt wird. Wo er fehlt, sucht man Dörfer und Gehöfte durch Dämme, Mauern und keilförmige Lawinenbrecher aus Rasen und Steinen, Straßenstrecken durch Galerien zu sichern, und in neuester Zeit ist man bemüht, durch Pfahlwerke, Flechtzäune und Mauerwerk und durch Aufforstung kahler Hänge das Losbrechen der L. an ihren Ursprungsstellen zu verhindern. – Vgl. Coaz, Die L. der Schweizeralpen (Bern 1881); Ratzel, Die Schneedecke (Stuttg. 1890).

Lawn Tennis (spr. lahn), ein aus England stammendes, neuerdings auch in Deutschland sehr beliebtes Ballspiel zwischen 2, 3 oder auch 4 Personen, die sich die 6‒7 cm im Durchmesser haltenden, mit Leder überzogenen Gummibälle mit Schlaghölzern (rackets), die aus einem leichten mit Saiten übersponnenen Rahmen mit bequemer Handhabe bestehen, gegenseitig zuwerfen, wobei es darauf ankommt, den Ball möglichst lange in der Luft schwebend zu erhalten, ohne ihn zur Erde fallen zu lassen. Der ebene, 8,25 bez. 11 m breite und 24 m lange Spielplatz wird durch ein 1,7 m hohes Maschennetz der Länge nach in zwei gleiche Hälften geteilt, und weiterhin begrenzen rechtwinklig sich schneidende Linien zwei Höfe, die die Schlaggrenze für die gegenüberstehenden Spieler angeben und gleichzeitig für die Feststellung der Treffer und Fehler von Bedeutung sind. – Vgl. Wilberforce, Lawn tennis (Lond. 1891); von Fichard, Handbuch des Lawn Tennisspieles (2. Aufl., Baden-Baden 1892); Zettler, Die Bewegungsspiele. Ihr Wesen, ihre Geschichte und ihr Betrieb (Wien 1893); Heineken, Die beliebtesten Rasenspiele (Stuttg. 1893).

Lawra, Kloster, s. Laura.

Lawrence (spr. lahrenß), Orte in den Vereinigten Staaten von Amerika; darunter: 1) Hauptstadt des County Essex in Massachusetts, nordnordwestlich von Boston (32 km) auf beiden Seiten des Merrimacflusses, der Wasserkraft liefert, hat (1890) 44654 E., schöne St. Marienkirche, zwei große Parks, höhere Schulen; große Fabriken der Textilwarenindustrie, ferner Papier- und Getreidemühlen sowie Maschinenbau. – 2) Hauptstadt des County Douglas in Kansas, östlich von Topeka am Kansas, Sitz der besuchten Staatsuniversität und einer Indianerschule (Haskell Institute), hat (1890) 9997 E.; verschiedenartige Industrie, Handel mit Ackerbauprodukten und Eis.

Lawrence (spr. lahrenß), John Laird Mair, Lord, Vicekönig von Indien, geb. 4. März 1811 zu Richmond in Yorkshire, erhielt seine Ausbildung zum Beamten der Ostindischen Compagnie im Haileybury College und kam 1829 als Sekretär nach Indien. Seit 1831 Assistent des Oberkommissars in Dehli, fungierte er nachher als Steuereinnehmer in mehrern Bezirken, zuletzt 1846 in Bengalen, und wurde 1849, nach der Annexion des Pandschab, Mitglied der Verwaltungskommission dieser Provinz, dann Oberkommissar im Pandschab. Während des Aufruhrs von 1857 hielt er die Ruhe in seinem Bezirk vollständig aufrecht und trug viel zur Unterdrückung der Empörung bei, wofür ihm das Parlament seinen Dank aussprach. Die Königin erhob ihn Aug. 1858 zum Baronet,