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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Lechfeld; Lechhausen; Lechler; Lechsend; Lechthaler Alpen; Lecithin; Leck; Leckage; Lecken; Leckerli; Lecksegel; Lecksteine

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Lechfeld - Lecksteine

Depart. Manche, studierte in Paris und lehrte 1772-78 an den Collèges Duplessis, d'Harcourt und Navarre. 1784 ging er mit dem Gesandten Choiseul-Gouffier als dessen Sekretär nach Konstantinopel und bereiste Italien und Kleinasien, wo er besonders die Ebene von Troja erforschte. 1790 ging er nach London, machte abermals weite Reisen und wurde 1806 bei der Bibliothek Ste. Geneviève in Paris angestellt, als deren Konservator er 2. Juli 1836 starb. Er veröffentlichte: "Voyage dans la Troade" (Par. 1800; 3. Aufl., 3 Bde., ebd. 1802, mit Atlas), "Voyage de la Propontide et du Pont-Euxin" (2 Bde., ebd. 1801) und unter dem Namen Konstantin Koliades: "Ulisse-Homer, or a discovery of the true author of the Iliad and Odyssea" (Lond. 1829; französisch Par. 1829), worin er Odysseus als den Verfasser der Homerischen Gedichte hinstellt. - Vgl. Noël, Notice sur la vie et les ouvrages de Jean Baptiste L. (Par. 1840).

Lechfeld, Ebene in Bayern, 40 km lang, zwischen Lech und Wertach, Landsberg und Augsburg, einst wohl ein mächtiger See, lange Zeit eine unfruchtbare Fläche, ist jetzt großenteils in Wiesen und Acker verwandelt. Neben Dorf und Kloster L. (s. Schwabmünchen) und den kleinern Kolonien ist das Übungslager L. entstanden, für Infanterie und Artillerie. Auf dem L. besiegte Kaiser Otto I. die Ungarn (10. Aug. 955). - Vgl. Leeb, Plan vom Lager L. (Augsb. 1876; 2. Aufl. 1878).

Lechhausen, Dorf im Bezirksamt Friedberg des bayr. Reg.-Bez. Oberbayern, 1 km im NO. von Augsburg, am Lech, hat (1890) 10 365 E., darunter 1470 Evangelische, 1895: 11 095 (5218 männl., 5877 weibl.) E., die in den Fabriken Augsburgs arbeiten, Postexpedition, Telegraph, ein Schloß (Ökonomiegut) des Benediktinerstiftes St. Stephan in Augsburg und eine elektrische Zentralstation (Wasserkraft des Lech).

Lechler, Gotthard Victor, luth. Theolog, geb. 18. April 1811 zu Kloster Reichenbach in Württemberg, studierte in Tübingen, wurde 1841 Diakonus in Waiblingen, 1853 Dekan in Knittlingen, 1858 Pastor zu St. Thomas, Superintendent und ord. Professor der Theologie in Leipzig. 1883 trat er als Pastor in den Ruhestand, war aber im akademischen Lehramt bis zu seinem 26. Dez. 1888 erfolgten Tode thätig. Er veröffentlichte: "Geschichte des engl. Deïsmus" (Stuttg. l841), "De Thoma Bradwardino" (Lpz. 1862), "Robert Grosseteste, Bischof von Lincoln" (ebd. 1867), die Aufgabe verschiedener Schriften Wiclifs (ebd. 1863 und Orf. 1869) sowie besondere "Johann von Wiclif und die Vorgeschichte der Reformation" l2 Bde., Lpz. 1873). Ferner sind zu nennen: "Geschichte der Presbyterial- und Synodalverfassung seit der Reformation" (Leiden 1854), "Das apostolische und das nachapostolische Zeitalter" (Haarl. 1851; 3. Aufl., Karlsr. 1885), "Der Kirchenstaat und die Opposition gegen den päpstl. Absolutismus im Anfang des 14. Jahrh." (Lpz. 1870), "Urkundenfunde zur Geschichte des christl. Altertums" (ebd. 1886). Aus seinem Nachlaß wurde herausgegeben "Johannes Hus" (in den "Schriften des Vereins für Reformationsgeschichte", Halle 1890). Für J. P. Langes "Theologisch-Homiletisches Bibelwerk" verfaßte L. mit Gerok die Erklärung der Apostelgeschichte (Bielef. 1859; 4. Aufl. 1881); seit 1882 gab L. mit Dibelius die "Beiträge zur sächs. Kirchengeschichte" (Leipzig) heraus.

Lechsend, s. Lech (Fluß).

Lechthaler Alpen, s. Ostalpen.

Lecithin, ein im Tier- wie im Pflanzenkörper vorkommender den Fetten ähnlicher Stoff. Es ist ein charakteristischer Bestandteil der Gehirn- und Nervensubstanz, des Eidotters, findet sich ferner in den Blutkörperchen, in der Milch, in den Samen der Erbsen, der Getreidearten, in der Hefe, im Kaviar, in großen Mengen im Blute bei hochgradiger Leukämie. Es läßt sich in knetbaren, nicht deutlich krystallinischen Massen darstellen, die in Wasser quellen und bei mikroskopischer Betrachtung als schleimige, ölige Fäden erscheinen, ist löslich in Alkohol, Äther, Schwefelkohlenstoff, Chloroform, Benzol und in fetten Ölen, geht mit Chlorwasserstoff eine Verbindung ein, die beim Verdunsten als wachsähnliche Masse zurückbleibt, und verbindet sich mit Platinchlorid. Das L. zerfällt beim Kochen mit Säuren oder Barytwasser in Cholin, Glycerinphosphorsäure und Stearinsäure, Fettsäure (Palmitin- oder Oleïnsäure). Hiernach scheint es verschiedene und gemischte L. zu geben, wie Distearinlecithin von der Zusammensetzung C44H90NPO9, Dipalmitinlecithin, C40H82NPO9, und Dioleïnlecithin, C45H85NPO9. L. ist ein Glycerin, das an Stelle von zwei Wasserstoffatomen einen oder zwei Reste der erwähnten Fettsäuren, an Stelle des dritten Wasserstoffatoms einen Phosphorsäurerest in esterartiger Bindung enthält. Der Phosphorsäurerest steht seinerseits noch mit Cholin in esterartiger Bindung, z. B. Dipalmitinlecithin, C3H5.(O.C16H31O)2.O.PO(OH).O.N(CH3)3C2H4.OH.

Leck, ein durch Grundberührung oder heftiges Stoßen des Schiffs in See entstandenes Loch im Schiffsboden: daher leck werden oder leck springen soviel als schadhaft werden. Ein L. wird entweder von innen durch Hängematten, Säcke u. s. w. gestopft, oder durch ein von außen mit Hilfe von Tauen darüber geholtes Lecksegel. Über die Schotten bei eisernen Schiffen s. Querschotte. Bei großen L. leisten auch Pumpendampfer gute Dienste.

Leckage (spr. -ahsche, frz. coulage; engl. leakage, im Frachtverkehr der Verlust, der an flüssigen, in Gebinden versandten Waren ohne erkennbare Beschädigung der Gebinde entsteht. Für die gewöhnliche L., d. h. für den Verlust, welcher infolge von Verdunstung, Sickern durch die Fugen der Gebinde u. s. w. regelmäßig vorkommt, haftet der Verfrachter nicht (Art. 607 des Handelsgesetzbuches und §. 59 des Gesetzes über Binnenschiffahrt vom 15. Juni 1895). Auch dem Seeversicherer fallen nach Art. 825 des Handelsgesetzbuches die durch die gewöhnliche L. entstandenen Schäden nicht zur Last. Für außergewöhnliche L. haften dagegen an sich der Verfrachter und Versicherer; jedoch wird auch in diesem Falle die Haftung des letztern durch den §. 106 der Allgemeinen Seeversicherungsbedingungen eingeschränkt. Ist das Konnossement mit der Klausel "Frei von L." versehen, so ist der Verfrachter bis zum Beweise des Verschuldens des Schiffers oder einer Person, für welche der Verfrachter verantwortlich ist, von der Haftung für jede L. befreit.

Lecken, Mittel gegen Bleichsucht (s. d.) der Schafe.

Leckerli, eine Art kleiner, sehr feiner und wohlschmeckender Leb- und Pfefferkuchen, die in der Schweiz, namentlich in Basel, bereitet werden.

Lecksegel, s. Leck.

Lecksteine, Stücke Steinsalz oder von Salzabfällen gefertigte Steine, die den Tieren zum Ablecken dargeboten werden.