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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Lederne Kanonen - Ledochowski

Ganze durch eingedruckte Goldstempel und Ornamente belebter gestaltet werden. Jean Grolier (1479-1565) hat die L. in Frankreich zu hoher Blüte gebracht. In Deutschland machte sich der Einfluß der neuen Kunst im 16. Jahrh. geltend, die aber im 17. Jahrh. wieder verfiel. Später wurden Ledermosaikarbeiten selten ausgeführt, öfter aber nach alten Mustern durch Farbendruck und Goldpressung auf Leder imitiert; in neuester Zeit hat man indes das alte Verfahren wieder ausgeübt. (S. auch Lederschnitt.)

Lederne Kanonen, s. Geschütz (Bd. 7, S. 910 a).

Lederöl, Wiederholdsches, Schmiermaterial für Leder, wegen seiner Leichtflüssigkeit namentlich zum Erweichen hart gewordenen Leders sehr brauchbar. Das L. wird bereitet aus 16 Teilen Ölsäure (bei der Stearinfabrikation als Abfall erhalten), 2 Teilen Spiritus von 90 Proz. und 1 Teil konzentrierter Schwefelsäure; der sich abscheidende Ölsäureäther wird durch Schütteln mit lauwarmem Wasser und Dekantieren von der Säure befreit und dann mit gleichen Teilen Fischthran gemischt.

Lederpapier, aus Lederabfällen angefertigtes Papier; neuerdings auch ein Papier von lederbrauner Farbe, aus Holzschliff hergestellt, für welchen das verwendete Holz vor dem Schleifen gedämpft oder gekocht wurde.

Lederputz, mit der Infanterieausrüstung 1837 an Stelle des Lacks für das schwarze Lederzeug eingeführt, giebt dem letztern einen matten Glanz und trägt wesentlich zur Erhaltung demselben bei. Nach der Vorschrift sollen im L. Vaselin, Wachs und Nigrosin enthalten sein.

Lederschärfmaschine, s. Buchbinderei (Bd. 3, S. 651 a).

Lederschildkröte (Sphargis s. Dermatochelys coriacea Rondelet), eine große, bis über 2 m lange und gegen 600 kg schwere Seeschildkröte des Atlantischen, Stillen und Indischen Oceans, gelegentlich auch des Mittelmeers. Der Panzer hat nur in der Jugend schwache Hornschilder, später wird er von einer dicken, lederartigen Haut überzogen. Die großen Gliedmaßen sind ohne Krallen. Ihrem Fleische schreibt man üble Eigenschaften zu und genießt es nicht.

Lederschmiere, s. Dégras.

Lederschnitt, eine im Orient schon sehr früh ausgeübte Verzierungsweise des Leders, die auch im Mittelalter in Europa viel angewendet wurde, um Kästchen, Futterale, Bucheinbände (s. Tafel: Bucheinbände, Fig. 2) zu verzieren. Die Zeichnungen und Ornamente wurden in das Leder eingeschnitten, worauf man das Relief heraushob und die Höhe unterlegte. Da dies im nassen Zustande geschah, so erstarrte danach das Leder und behielt, hart geworden, sein Relief. In Deutschland verfiel diese Kunst bald, lebte aber in Spanien und Portugal fort und gelangte dort zu hoher Blüte, ebenso in den span. Kolonien, wo sie sich bis jetzt erhalten hat und mit Vorliebe zur Verzierung von Sätteln u. s. w. angewendet wird. Mit dem Aufblühen des Kunstgewerbes in Deutschland kamen auch jene alten Techniken, namentlich durch Hulbe in Hamburg und Hupp in Schleißheim, wieder zu Ehren. In der neuern Technik wird jedoch in der Regel das Relief nicht durch den eigentlichen Schnitt, sondern durch Stanzen und Pressen hergestellt. - Vgl. Niederhöfer, Vorlagen für Lederschnittarbeiten mit ausführlicher Anleitung zur Erlernung der Technik (Frankf. a. M. 1887); M. Zinn, Anleitung zum L. (Wiesb. 1893). (S. auch Ledermosaik.)

Lederschwämme (Gummineae), eine kleine Gruppe sehr einfach organisierter Schwämme (wahrscheinlich rückgebildeter Kieselschwämme, s. d.) von kautschukartiger Konsistenz, lappiger Form, meist mit besonders gefärbter Rinde und ohne Skelettelemente oder mit wenigen Kieselgebilden, besonders Sternchen. In allen Meeren, besonders auf der Unterseite hohl liegender Steine finden sie sich.

Ledersen, s. Lersen.

Lederspaltmaschine, s. Lederfabrikation (S. 14 b).

Ledersteuer, in England früher erhobene Accise von 1½ Pence für 1 Pfund.

Lederstrumpferzählungen, s. Cooper, James Fenimore.

Ledertange, einige größere braun gefärbte Algen aus der Gruppe der Phäophyceen (s. d.).

Ledertapeten, s. Tapeten.

Ledertuch, ein nach Wachstuchart mit Leinölfirnis unter Zusatz von Erdfarbe überzogener Baumwollstoff, häufig Barchent, welchem man durch Pressen zwischen gravierten Walzen die dem Saffian oder andern feinen Lederarten eigentümlichen Narben giebt. Es wird zu Tischdecken, zum Beziehen von Stühlen, Sofas u. dgl. verwendet.

Lederzeug, das zur Ausrüstung (s. d.) des Soldaten gehörige Riemenzeug (Patronentasche, Leibriemen, Tornisterriemen u. s. w.).

Lederzucker, brauner, s. Süßholzpasta; weißer L., s. Altheepasta.

Ledesma, Bezirkshauptstadt in der span. Provinz Salamanca, links am Tormes (röm. Brücke), hat (l887) 3543 E. In der Nähe (8 km) sehr besuchte Schwefelquellen.

Ledetsch. 1) Bezirkshauptmannschaft in Böhmen, hat 656,31 qkm und (1890) 50 267 (24 165 männl., 26 102 weibl.) czech. E., d. i. 77 E. auf 1 qkm, 79 Gemeinden mit 227 Ortschaften und umfaßt die Gerichtsbezirke Unter-Kralowitz und L. - 2) L., Stadt und Sitz der Bezirkshauptmannschaft sowie eines Bezirksgerichts (282,07 qkm, 22 711 E.), an der Sazawa, hat (1890) 2208 czech. E., Post, Telegraph und eine Stiftungsherrschaft L. (4440 ha) mit Schloß; Brettsägen, Pappdeckel-, Schuhwaren-, Zündholz-, Ofen- und Schindelfabrikation, Kunstmühlen, Ziegeleien, Kalkbrennereien, Granitsteinbrüche und Brauerei, Eigentum des adligen Damenstifts in Prag.

Ledigschichter, Ledschichter, s. Bergmann.

Ledochowski, Mieczislaw Halka, Graf, Kardinal, geb. 29. Okt. 1822 in Klimontow bei Sandomir, aus altem poln. Adelsgeschlecht, trat bereits in seinem 18. Jahre in den geistlichen Stand und studierte in dem Collegium nobilium der Jesuiten in Rom, wo er 1845 die Priesterweihe erhielt. Pius IX., dessen Gunst L. in hohem Maße besaß, ernannte ihn 1846 zum Hausprälaten und apostol. Protonotar und sandte ihn als Auditor bei der Nuntiatur nach Lissabon. Von dort ging L. als päpstl. Delegat für fünf südamerik. Republiken nach Columbia, wurde aber 1861 durch polit. Verwicklungen genötigt, das Land zu verlassen, und kehrte nach Rom zurück, wo er zum Erzbischof von Theben in partibus und bald darauf zum Nuntius in Brüssel ernannt wurde. Im Dez. 1865 von den Domkapiteln von Posen und Gnesen zum Erzbischof gewählt, leistete L. 1866 in Berlin dem Könige den Huldigungseid. Nach Antritt seines Amtes trat er zunächst der durch die Geistlichkeit geschürten nationalpoln. Agitation entgegen, verbot insbesondere den Geistlichen die Beteiligung an den polit. Wahl-^[folgende Seite]