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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Lederfeile - Ledermosaik

derselben bewegt sich über zwei Scheiben ein endloser Gurt, an welchem in gleichmäßigen Abständen stumpfe Eisen befestigt sind. Das untere freilaufende Stück des Gurtes kann durch eine Nachstellvorrichtung mit beliebigem Druck gegen das Leder gedrückt werden, das auf einer allseitig beweglichen Tischplatte ausgebreitet liegt. Nach dem Ausstoßen wird das Leder zur Erhaltung der Geschmeidigkeit gefettet, indem die Fleischseite mit einer Mischung von Thran und Talg bestrichen wird, die zum Teil in das Leder eindringt. Quaedvlieg (Leipzig) hat ein heizbares Walkrad konstruiert, in welchem das Leder ohne vorheriges Ausstößen innerhalb 15 Minuten dauernd gefettet wird. Oberleder erfordert eine Bearbeitung der Fleischseite durch das Falzen, Schlichten oder Dollieren, welche Operation darin besteht, daß rauhe Stellen, Knötchen u. s. w. entfernt werden. Früher geschah dies mit besonders gestalteten Messern (Falzeisen) und erforderte große Übung, da leicht zu tief geschnitten werden kann, was durch die neuern als Schleifsteine oder Schleifwalzen ausgeführten Dolliermaschinen (Fig. 7) unmöglich ist. Die Narbenseite des Oberleders wird geglättet (geglänzt), und zwar schwere Leder durch Walzmaschinen (Fig. 6), bei denen die Oberwalze zum Glänzen aus poliertem Metall, die Unterwalze aus elastischem Material besteht; leichtere Leder glättet man mit dem Kortholz (Fig. 11), dem Glättstein (Fig. 8) oder der sog. Pendelwalze, einer kleinen Walze, die an einem langen von der Decke herabhängenden Arm gelagert ist, der von einer Kurbel in schwingende Bewegung versetzt wird, wodurch bei der senkrechten Stellung des Arms die Walze gegen das Leder gepreßt wird. Mit dem Krispelholz (Fig. 10), welches gekerbt ist, werden zu steife Leder geschmeidiger und auf der Narbenseite ansehnlicher gemacht (Krispeln). Zu den Appreturverfahren gehört auch das Chagrinieren mittels gravierter Walzen oder Platten (s. Chagrin).

Geschichtliches. Die Gerberei war schon im frühen Altertum bekannt und wurde namentlich im Orient betrieben, der in seinen Produkten sehr lange Zeit den Westen übertraf. Erst 1749 wurde die erste europ. Saffianfabrik im Elsaß errichtet, aber erst von 1797, in welchem Jahre die Gerberei in Choisy bei Paris angelegt wurde, datiert der Aufschwung der Saffiangerberei. Die Herstellung des Lackleders und das Weißgerben von Ziegen-, Schaf- und Lammfellen wurden gleichfalls zuerst in Frankreich mit Erfolg betrieben. Seit Ende des 18. Jahrh. wurde die Schnellgerberei ausgebildet. (S. auch Gerber und Gerberschulen.)

Statistisches. Die Ausfuhr von Leder und Lederwaren (in Mill. Mark) betrug:

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Länder 1886 1890 1892

Frankreich 183,744 210,740 180,722

Deutschland 175,794 162,268 140,416

Großbritannien 71,706 85,561 74,958

Österreich-Ungarn 41,878 43,811 51,844

Vereinigte Staaten von Amerika 41,744 53,116 47,648

Belgien 10,524 12,666 14,388

Schweiz 6,862 6,340 5,8i6

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Litteratur. Wiener, Die Lederfärberei und die Fabrikation des Lackleders (Wien 1881); Heinzerling, Grundzüge der Lederbereitung (Braunschw. 1882); Wiener, Die Lohgerberei (2. Aufl., Wien 1890); Käs, Praktisches Lehrbuch der Lohgerberei (Weim. 1891): Scherk, Anleitung zur Bestimmung des wirksamen Gerbstoffgehalts in den Naturgerbstoffen (Wien 1891). - Zeitschriften: Gerberzeitung (hg. von Kerst, seit 1876 von Lewinstein, seit 1886 von Kampffmeyer, Berl. 1857 fg.); Deutsche Gerberzeitung für Lederindustrie und Lederhandel (gegründet von Günther, ebd. 1857 fg.); Der Gerber (hg. von Eitner, Wien 1875 fg.).

Lederfeile, ein mit Leder überzogenes Polierholz (S. Polieren.)

Lederfische oder Stachelschwänze (Acronuridae), eine tropische, aus etwa 80 Arten bestehende, pflanzen- und korallenfressende Familie der Knochenfische mit seitlich stark zusammengedrücktem, ovalem Körper, der bald höher, bald niedriger sein kann; mit kleinen Schuppen und mit Dornen oder Stacheln an den Seiten des Schwanzes. Der Stachelteil der Rückenflosse ist verschieden entwickelt, aber meist geben die starken und spitzen Stacheln eine gute Waffe ab. Der Chirurg (Acanthurus chirurgus Bl., s. Tafel: Fische II, Fig. 8), ein bräunlich, hinten oft weiß gebänderter Küstenfisch des tropischen Atlantic, bringt einem zwar kleine, aber äußerst schmerzhafte und langsam heilende Wunden bei.

Ledergelb, s. Phosphin.

Lederhammer, s. Lederfabrikation (S. 14 b).

Lederhaut (Corium, Cutis), Teil der menschlichen und tierischen Haut (s. d., Bd. 8, S.901 b); s. auch Lederfabrikation.

Lederindustrie-Berufsgenossenschaft. Die L. für das Gebiet des Deutschen Reichs hat ihren Sitz in Mainz; Sitz der 6 Sektionen: Berlin, Dresden, Cassel, Mainz, Koblenz, Stuttgart. Ende 1892 bestanden 2384 Betriebe mit 47 005 versicherten Personen, deren anzunehmende Jahreslöhne 37 699 391 M. (800,2 M. auf den Kopf) betrugen. Die Jahreseinnahmen beliefen sich auf 318 696 M., die Ausgaben auf 273 470 M., der Reservefonds (Ende 1892) auf 518 965 M. Entschädigt wurden (1892) 168 Unfälle (3,57 aus 1000 versicherte Personen) mit 149 327 M., darunter 12 Unfälle mit tödlichem Ausgang, 4 mit völliger Erwerbsunfähigkeit. (S. Berufsgenossenschaft.)

Lederkarpfen, s. Karpfen.

Lederlaufkäfer (Procrustes coriaceus L., s. beistehende Figur), der größte (bis 39 mm lange) deutsche Laufkäfer; er ist von mattschwarzer Farbe, auf den Flügeldecken runzelig und bewohnt feuchte Waldorte. Die Larve lebt von Schnecken.

^[Abb.]

Lederleim, s. Leim.

Lederleinwand, s. Creas.

Ledermosaik, ein vorzugsweise zur künstlerischen Ausschmückung von Bucheinbänden dienendes Mosaik, das darin besteht, daß Ornamente aus andersfarbigen Ledern geschnitten, auf das Grundleder aufgeklebt oder in dasselbe eingelegt werden. Durch Einfassung mit Goldlinien werden die Ornamente vorteilhaft von der Grundfläche abgehoben. Auch kann das