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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Lee (Sophia und Harriet) - Leeds (Stadt)

und zeichnete sich im Kriege mit Mexiko 1845-48 als Generalstabschef mehrfach aus; 1852-55 bekleidete er als Oberst die Stellung des Direktors der Militärakademie zu Westpoint. Bei Ausbruch des Bürgerkrieges übernahm L. im Mai 1861 den Oberbefehl über die in Virginien stehenden Truppen der Konföderierten Staaten. Am 12. Sept. bei Cheat-Mountain von Reynolds geschlagen, mußte er den Oberbefehl an Beauregard abtreten und wurde in das Departement von Südcarolina und Georgia versetzt. Im April 1862 kehrte er nach Richmond zurück und übernahm 26. Juni abermals den Oberbefehl der Südarmee. L. befehligte bei Malvern-Hill und fiel in Maryland ein, wurde aber 17. Sept bei Antietam zum Rückzüge gezwungen. Am 13. Dez. 1862 schlug L. dagegen Burnside bei Fredericksburg und erfocht 2. bis 4. Mai 1863 einen glänzenden Sieg bei Chancellorsville (s. d.) über Hooker. Er ergriff nunmehr die Offensive, mußte aber, von Meade bei Gettysburg 3. Juli geschlagen, über den Potomac nach dem Rappabannock zurückgehen. Im Feldzuge von 1864 leistete L. energischen Widerstand und kämpfte 11 Monate lang, bis er, den vereinten Anstrengungen Sheridans und Grants erliegend, 2. April 1865 Richmond räumen und sich 9. April 1865 bei Appomatox-Court-House ergeben mußte. Im Okt. 1865 nahm er die oberste Leitung des Washington-College zu Lexington in Virginien an. Dort starb er 12. Okt. 1870. In Richmond wurde ihm 1890 ein Reiterstandbild (von Merciá) errichtet. - Vgl. Lee Childe, Le général L., sa vie et ses campagnes (Par. 1874); W. H. Taylor, Four years with General L. (Neuyork 1878); Memoirs of General L. (hg. von Long, Lond. 1886); Cooke, Life of General L. (neue Ausg., Neuyork 1887).

Lee (spr. lih), Sophia und Harnet, zwei engl. Schriftstellerinnen, Töchter John L.s, Schauspielern am Coventgarden-Theater. Sophia, geb. 1750 zu London, trat 1780 mit dem Lustspiel "The chapter of accidents" (nach Diderots "Père de famille") hervor, das auf dem Haymarket-Theater (5. Aug. 1780) mit Beifall gegeben wurde, eröffnete dann mit ihrer Schwester Harriet, geb. 1757, eine höhere Mädchenschule in Bath und veröffentlichte den Roman "The recess, or a tale of other times" (6 Bde., 1783-86), den man als Vorläufer der histor. Schule in der Novellistik betrachten kann. Verdienten Ruf gewannen die beiden Schwestern durch ihre "Canterbury tales" (5 Bde., Lond. 1797-1805 u. ö.). Die meisten dieser Erzählungen sind aus der Feder Harriets, darunter "Kruitzner, or the German's tale", auf die Byron sein Trauerspiel "Werner" gründete. 1812 ließ sich Sophia in Clifton nieder, wo sie 13. März 1824 starb, Harriet schrieb noch mehrere Romane und Dramen. Sie starb 1. Aug. 1851 zu Clifton.

Lee (spr. lih), William, geb. in Calverton (Nottinghamshire), wurde 1579 in Cambridge immatrikuliert und erfand 1589 den Strumpfwirkstuhl, während er in Calverton Hilfsprediger war. Er errichtete eine Werkstätte für Wirkwaren in Calverton, fand aber weder hier Anerkennung noch in London, wohin er sich wandte, um die Begünstigung der Königin Elisabeth zu erlangen. Auf die Aufforderung des Herzogs von Sully, seine Erfindung in Frankreich einzuführen, richtete er in Rouen eine Werkstätte ein, starb jedoch wahrscheinlich 1610 oder bald darauf. Sein Werk fand erst nach seinem Tode Anerkennung und weiteste Verbreitung. (S. Wirkmaschine.)

Leebug, s. Bug und Lee (seemännisch).

Leech (spr. lihtsch), John, engl. Karikaturenzeichner, geb. 29. Aug. 1817 in London, erwarb sich zuerst Ruf durch seine "Etchings and sketchings und durch seine Illustrationen zu A'Becketts "Comic English grammar". Als 1841 das Witzblatt "Punch" gegründet wurde, gehörte L. zu dessen ersten Mitarbeitern, und seinen geistreichen, harmlos satir. Zeichnungen verdankt diese Zeitschrift zum Teil ihren Erfolg. Eine Auswahl seiner Beiträge zum "Punch" enthalten die "Pictures of life and character" (fünf Serien, Lond. 1854-69; neue Ausg. 1881). Außerdem sind von ihm Dickens' Weihnachtsbücher sowie zahlreiche Reise- und Jagdschriften illustriert worden. Am besten gelangen ihm Jagdscenen, Pferdegruppen und Bilder aus dem häuslichen Leben. Er starb 29. Okt. 1864 in London. - Vgl. Brown, Memoir of John L. (Lond. 1866); Kitton, John L., arttist and humorist (ebd. 1884).

Leeds (spr. lihds), Municipalstadt, Parlaments- und Countyborough im West-Riding der Grafschaft York, die fünftgrößte Stadt Englands, liegt in schöner, fruchtbarer Gegend an beiden Ufern des Aire, am nordöstl. Ende eines großen Kohlendistrikts. Die Stadt zählt (1891) mit ihren Vorstädten Potter Newton, Holbeck, Little-London, Newtown, Armley, Bentham, Wortley u. a. 367 506 E. in 78 086 Häusern, d. i. in 10 Jahren eine Zunahme von 58 387 Seelen. Sehr zahlreich sind die Iren, die die ärmsten Schichten bilden. 1893 wurde L. durch königl. Charter zur City erhoben. L. wählt 5 Abgeordnete in das Parlament.

^[Abb.]

Für die Verschönerung der Stadt, deren älterer Teil eng gebaut, schmutzig und finster war, ist neuerdings durch Straßenerweiterungen, Anlage von Parks und öffentlichen Plätzen viel gethan worden. Nach dem Aire, welchen zwei Ketten-, drei Stein- und zwei Eisenbrücken überspannen, führt die breite Hauptstraße Briggate mit den schönsten Läden. Die Hauptwarenlager enthält Wellington-Street; die Fabriken liegen zumeist in der Nähe des Flusses. L. hat eine gute Wasserleitung vom Fluß Washburn, drei große Marktplätze, ein Stadthaus im Stile der Spätrenaissance, mit einer Statue der Königin Anna; davor Denkmal Wellingtons; ferner ein Generalpostamt, Gerichtshof, Gefängnis, Börse, Kornbörse, ungeheure Tuchhallen (White- und Mired-Cloth-Hall), welche aber zum Teil außer Gebrauch gekommen sind, zahlreiche Kirchen der anglikan. Kirche und aller Sekten, darunter die St. Peters, St. Saviours und St. Johns Church, viele Kapellen, wie Mill Hill Chapel, an der einst Priestley predigte, zwei Synagogen, Becketts Bank (von Scott erbaut), ein großes Krankenhaus (General Infirmary, von demselben erbaut) und eine Versorgungsanstalt. Unterrichts- und Bildungsanstalten sind: das Yorkshire College, ein Zweig der Victoria University von Manchester (s. d.), mit 31 Docenten und vorwiegend mediz. und technolog. Vorlesungen, die Lateinschule (1555 gegründet), das theol. Seminar für die anglikan. Kirche und das kath. Josephseminar; auch bestehen eine Kunstindustrie- und Arzneischule, öffentliche Bibliothek, die von Priestley gestiftete alte Bibliothek von 75 000 Bänden, litterar.-philos. Institut mit Museum, Hand-^[folgende Seite]