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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Lehmann (Julius) - Lehndorff

Lehmann, Julius, Agrikulturchemiker, geb. 4. Juli 1825 zu Dresden, war 1854‒56 Oberlehrer am Vitzthumschen Gymnasium daselbst, richtete dann zu Weidlitz und Pommritz in der Oberlausitz landwirtschaftliche Versuchsstationen ein, wurde 1868 Professor an der Akademie in Proskau, 1869 Vorstand der Centralversuchsstation in München, wo er 1872 auch ord. Professor an der Technischen Hochschule wurde; 1879 trat er in den Ruhestand und starb 12. Jan. 1894 zu Dresden. L. veröffentlichte zahlreiche Untersuchungen über die Pflanzen und Tierernährung. Besonders wichtig ist seine Methode des Verbackens des Mehls aus ausgewachsenem Roggen zu einem völlig normalen Brot. In den letzten Jahren beschäftigte er sich vorzugsweise mit milchwirtschaftlichen Untersuchungen.

Lehmann, Lilli, Opernsängerin, geb. 24. Nov. 1848 zu Würzburg, debütierte in Prag, war seit 1868 in Danzig, seit 1870 in Leipzig und seit 1. Okt. 1870 am Berliner Hoftheater thätig; 1886 ging sie nach Amerika und wurde, weil sie nicht rechtzeitig zurückkehrte, kontraktbrüchig erklärt. In Amerika verheiratete sie sich mit dem Tenoristen Paul Kalisch. Seit 1892 lebt sie wieder in Deutschland. Ihre Bayreuther Leistungen (1876) und zahlreiche Gastspiele haben sie sehr bekannt gemacht.

Ihre Schwester, Marie L., gleichfalls Opernsängerin, geb. 15. Mai 1851 zu Hamburg, machte ihren ersten theatralischen Versuch in Leipzig, gehörte 1872‒73 der Hamburger, 1873‒78 der Kölner, 1879‒81 der Prager Bühne an und wurde 1881 für die Wiener Hofoper engagiert.

Lehmann, Max, Historiker, geb. 19. Mai 1845 zu Berlin, studierte in Königsberg, Bonn und Berlin, war 1868‒75 Gymnasiallehrer in Berlin, dann bis 1888 Geh. Staatsarchivar daselbst und zugleich (seit 1879) Lehrer an der Kriegsakademie; 1888 wurde er zum Professor an der Universität Marburg, 1887 zum ordentlichen Mitglied der Berliner Akademie der Wissenschaften ernannt, Ostern 1893 an die Universität Leipzig und im Herbst desselben Jahres an die Universität Göttingen berufen. L. schrieb: «Knesebeck und Schön. Beiträge zur Geschichte der Freiheitskriege» (Lpz. 1875), «Stein, Scharnhorst und Schön» (ebd. 1877), «Preußen und die kath. Kirche» (in den «Publikationen aus den preuß. Staatsarchiven», 7 Tle., ebd. 1878‒94), «Scharnhorst» (2 Tle., ebd. 1886 u. 1887, preisgekrönt), «Friedrich d. Gr. und der Ursprung des Siebenjährigen Krieges» (ebd. 1894). 1875‒93 gab L. mit H. von Sybel die «Historische Zeitschrift» heraus.

Lehmann, Otto, Physiker, geb. 13. Jan. 1855 zu Konstanz, studierte zu Straßburg Mathematik, Physik und beschreibende Naturwissenschaften, promovierte, war anfangs Lehramtspraktikant am Gymnasium zu Freiburg i. Br., wurde 1876 Lehrer an der Mittelschule in Mülhausen i. E., 1883 Docent, dann Professor in Aachen an der Technischen Hochschule, 1888 Professor für Elektrotechnik an der Technischen Hochschule zu Dresden und ist jetzt Professor der Physik an der Technischen Hochschule in Karlsruhe. Er veröffentlichte zahlreiche Abhandlungen in den «Annalen der Physik und Chemie», der «Zeitschrift für Instrumentenkunde», der «Zeitschrift für Krystallographie», der «Zeitschrift für physik. Chemie» u. a. Ferner erschienen «Physik. Technik, speciell Anleitung zur Selbstanfertigung physik. Apparate» (Lpz. 1885), «Molekularphysik mit besonderer Berücksichtigung mikroskopischer Untersuchungen» (2 Bde., ebd. 1888‒89), «J. Fricks physik. Technik, speciell Anleitung zur Ausführung physik. Demonstrationen und zur Herstellung von physik. Demonstrationsapparaten mit möglichst einfachen Mitteln», Bd. 1 (6. Aufl., Braunschw. 1890), «Die Krystallanalyse» (Lpz. 1891).

Lehmann, Peter Martin Orla, dän. Staatsmann und einer der Führer der nationalliberalen (eiderdänisch-skandinavischen) Partei, geb. 19. Mai 1810 zu Kopenhagen, studierte die Rechte und hielt zu Kopenhagen 1836 einen Vortrag über das «Dänische in Schleswig», um das Interesse seiner Landsleute für Schleswig zu wecken. Zugleich agitierte er mit größtem Eifer für Einführung einer freisinnigen Verfassung in Dänemark und wurde 1842 zu drei Monaten Gefängnis verurteilt. Im März 1848 war L. der hervorragende Führer der Kopenhagener Bevölkerung, trat dann als Minister ohne Portefeuille in das Märzministerium (24. März) ein, und nach dessen Rücktritt (15. Nov. 1848) wurde er zum Amtmann von Veile (Jütland) ernannt. Vom 15. Sept. 1861 bis Dez. 1863 war er Minister des Innern im Kabinett Hall. Er starb 13. Sept. 1870 in Kopenhagen.

Lehmannsche Heißluftmaschine, s. Heißluftmaschine.

Lehmbau, soviel wie Lehmpisémauerwerk, s. Gußmauerwerk.

Lehmboden, s. Lehm.

Lehmdecke, soviel wie Windelboden (s. Decke).

Lehmerarbeiten, soviel wie Klaiberarbeiten.

Lehmestrich, s. Estrich und Mörtel.

Lehmformerei, Herstellung von Gußformen aus Lehm.

Lehmguß, das Gießen der Metalle in Lehmformen; auch die nach diesem Verfahren hergestellten Gegenstände.

Lehmmörtel, s. Mörtel.

Lehmpatzen, s. Lehmsteine.

Lehmpisémauerwerk, s. Gußmauerwerk.

Lehmputz, s. Mörtel und Putz- und Stuckarbeiten.

Lehmsteine, Lehmziegel, Luftsteine, Luftziegel, aus Lehm geformte und an der Luft getrocknete Mauersteine. Der hierzu verwendete Lehm darf weder zu fett noch zu mager sein und wird am besten vor der Verarbeitung eingesumpft, um ihn gleichmäßiger zu machen und leichter von gröbern Beimengungen, namentlich Steinen, befreien zu können. Ihre Größe ist in den einzelnen Gegenden verschieden, meist sind sie 22‒25 cm lang, 10,5‒12 cm breit und 5‒6,5 cm dick. Werden der Masse der Luftsteine Häcksel, Flachs- oder Hanfschäben beigemengt, so bezeichnet man die Steine als Lehmpatzen. Durch genannte Beimengungen wird der Stein fester und widerstandsfähiger gegen das Aufreißen. Die L. erhalten meist 27 cm Länge, 15 cm Breite und 16 cm Höhe. Sie sollen nur da verwendet werden, wo sie weder der Feuchtigkeit noch größerm Drucke ausgesetzt sind. Man benutzt sie meist zu Feuerungsanlagen sowie zerschlagen zur Unterfüllung von Dielenlagern oder zur Herstellung eines trocknen Lehmestrichs für die Balkenfache.

Lehmziegel, s. Lehmsteine.

Lehn oder Lehen, s. Lehnswesen.

Lehnberg, s. Berg (Bd. 2, S. 750 b).

Lehndorff, Heinr. Ahasver Emil Aug., Graf von, preuß. General der Kavallerie und Generaladjutant des Kaisers, Landhofmeister im Königreich Preußen, geb. 1. April 1829 zu Steinort (Ostpreußen), trat jung in das Regiment der Garde du Corps, in dem er bis zum Rittmeister aufstieg, und wurde 1866 unter demnächstiger Beförderung zum