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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Leichenvergiftung – Leiden (Stadt)

stattungen der Bibel und die Feuerbestattung (Stuttg. 1893); Wettig, Die L. und der Feuerbestattungsapparat in Gotha (3. Aufl., Gotha 1893); Brackenhöft, Die Feuerbestattung in Hamburg (Hamb. 1893); Albu, Die Feuerbestattung, eine Forderung der Hygieine (Wien 1895); Vix, Die Totenbestattung u. s. w. mit besonderer Berücksichtigung der Toteneinäscherung (Lpz. 1896); ferner die Zeitschriften «Phönix» (Wien, seit 1888); «The Urn» (Neuyork, seit 1892).

Leichenvergiftung, s. Leiche.

Leichenwachs, soviel wie Leichenfett, s. Adipocire.

Leichhardt, Ludw., Australienforscher, geb. 23. Okt. 1813 in Trebatsch an der Oberspree, studierte in Göttingen und Berlin Philologie, später Naturwissenschaften und Medizin. Von England schiffte er sich im Okt. 1841 nach Sydney ein, durchstreifte dann die Kolonie von Newcastle bis zur Frazerinsel und legte dabei über 4000 km zurück. 1844‒48 machte er seine berühmten Reisen (s. Australien, Bd. 2, S. 178 b), auf deren letzter er verschollen ist. Mehrere Expeditionen zur Aufklärung seines Schicksals sind erfolglos geblieben. Ein in den Carpentaria-Golf mündender Fluß hat den Namen L. erhalten. L. schrieb: «Beiträge zur Geologie von Australien» (hg. von Girard, Halle 1855), «Journal of an overland expedition in Australia from Moreton Bay to Port Essington» (Lond. 1847; deutsch von Zuchold, Halle 1851). – Vgl. L.s Briefe an seine Angehörigen (hg. von Neumayer und Otto Leichhardt, Hamb. 1881); Zuchold, L., eine biogr. Skizze (Lpz. 1856).

Leichlingen, Stadt im Kreis Solingen des preuß. Reg.-Bez. Düsseldorf, an der Wupper und der Linie Elberfeld-Deutz der Preuß. Staatsbahnen, hat (1895) 5758 E. (gegen 5912 im J. 1890), darunter 1585 Katholiken, Post, Telegraph, höhere Privatschule mit Pension, Forellenzuchtanstalt; Rotfärberei, Wollspinnereien, mechan. Webereien und Färbereien, Sandgruben, Hausindustrie in Plüschweberei und Messerwaren und bedeutenden Obstbau.

Leichnam, s. Leiche und Tod.

Leichterfahrzeuge, Leichterschiffe, Lichterschiffe oder Lichter, auch Vordinge, Prähme oder Schuten genannt, kleinere Fahrzeuge, die dazu dienen, tief beladene Schiffe von einem Teil ihrer Ladung zu befreien und sie dadurch zu erleichtern, d. h. weniger tiefgehend zu machen. Sie ermöglichen dadurch auch größern Schiffen das Einlaufen in Häfen mit geringern Wassertiefen. Ferner werden die L. zum Löschen und Anbordnehmen der Ladung da gebraucht, wo die Schiffe nicht unmittelbar am Quai festmachen können.

Leichte Truppen, die durch größere Beweglichkeit und leichtere Ausrüstung für bedeutende Marschleistungen und die Überwindung schwieriger Geländeverhältnisse besonders geeigneten Abteilungen aller Waffengattungen. Zur Führung des Kleinen Krieges, im Aufklärungs- und Sicherheitsdienste, zur Einleitung der Schlacht und zur Verfolgung bedurfte man früher derartiger Truppen. Gegenwärtig hat in den großen europ. Heeren der Begriff der leichten Truppe keine thatsächliche Bedeutung mehr. Die orient. Völker haben ihre Heere von alters her fast nur aus L. T. gebildet. Im Altertum enthielten die griech. Heere in den Peltasten bereits eine leichte Infanterie, deren sich auch Cyrus, der dieselbe aus Thrazien rekrutierte, bedient hat. Bei den Römern stellten in der Regel die Bundesgenossen die erforderlichen L. T. Im Mittelalter wurden die engl. Bogenschützen, griech. Schützen und Schleuderer und leichtbewaffnete Söldner, namentlich aus Italien und andern roman. Ländern, als L. T. verwendet, auch wurde das Gefolge der schwer gepanzerten Ritter in diesem Sinne benutzt. Die Landsknechte (s. d.) und die Infanterie der stehenden Heere waren schwere Infanterie, doch wurden schon früh einzelne Abteilungen (Jäger, Schützen, Füsiliere, Freibataillone Friedrichs d. Gr., Kroaten im österr. Heere) für den Dienst als L. T. bestimmt. Im franz. Heere errichtete man bei allen Regimentern Voltigeurcompagnien (s. Voltigeurs) für diesen Zweck. Die Husaren sind stets L. T. gewesen, doch führen jetzt in Holland und Großbritannien auch Regimenter diesen Namen, die ihrer Ausrüstung nach nicht zu den L. T. zu zählen sind. Alle russ. Kosakentruppen, auch deren Fußbataillone und Artillerie, sind dagegen L. T.

Leichtflüssig, s. Schmelzen.

Leichtgut, Ladung von Seeschiffen, deren specifisches Gewicht unter dem des reinen Wassers bleibt und die bei geringem Gewicht viel Raum einnimmt. Hierhin gehören Möbelkisten, Zündholzkisten, Pianos, Thee, Cigarren, manche Farbehölzer u. s. w. Da ein Seeschiff durch Ladung von L. allein nicht den nötigen Tiefgang bekommt, so muß in dem untern Raum Ballast (Eisen, Sand, Steine, Fliesen) verladen werden. Erhält ein Schiff Ladung von Schwergut und L., so läßt sich der Schiffsraum vollständig ausnutzen. Bei kombinierter Ladung kann ein Schiff oft das Doppelte seiner amtlich vermessenen Größe (in Registertonnen) einnehmen. Für L. wird die Fracht pro Kubikfuß, für Schwergut nach Gewicht berechnet.

Leichtmatrose, s. Jungmann.

Leichtmetalle, s. Metalle.

Leichtöl, s. Mineralöl.

Leichtschnäbler (Levirostres), in der ältern Systematik die einem nebensächlichen Charakter, der Beschaffenheit des Schnabels, entnommene Bezeichnung einer Gruppe der Kuckucksvögel, welche die Pfefferfresser (s. Tukane) und Nashornvögel (s. d.) in sich vereinigte.

Leiden oder Leyden, Stadt in der niederländ. Provinz Südholland, am Rhein, Station der Bahnlinien Amsterdam-Rotterdam und L.-Woerden (36 km), hat (1892) 45958 E. L. wird von Kanälen um- und durchflossen. Hervorzuheben sind die Hooglandsche oder St. Pancraskirche, mit dem Grabe des durch die Belagerung von 1574 berühmten Bürgermeisters van der Werff; die Peterskirche (1315), mit den Grabmälern Boerhaaves, Pet. Campers, Scaligers, Spanheims, Brugmans und Meermanns; das schöne Rathaus und das Rheinlandshaus (beide aus dem Ende des 16. Jahrh.). Von der Alten Burg, einem vormaligen Schlosse (etwa aus dem 10. Jahrh.), genießt man eine schöne Aussicht über die ganze Stadt. Beträchtlichen Nahrungszweig bildeten ehemals die Tuchfabriken und im 18. Jahrh. war L. eine Stadt von gegen 100000 E. Nach einer Zeit des tiefsten Verfalls (besonders seit der franz. Herrschaft) hat L. sich in den letzten 40 Jahren wieder erholt und fabriziert Tuche, Kattun, Decken u. s. w. Die staatliche Universität (Rijks Universiteit), mit 5 Fakultäten, 61 Docenten und (1893) 900 Studierenden, wurde 1575 zur Entschädigung der Bewohner für die während der Belagerung von 1574 erduldeten

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