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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Leitomischl – Leitungsnetze

verwendet worden; eine wirklich systematische Ausbildung erfuhr es aber erst durch R. Wagner. Noch vor diesem wurde es in der Instrumentalmusik durch H. Berlioz zu neuer Bedeutung erhoben.

Leitomischl. 1) Bezirkshauptmannschaft und Gerichtsbezirk in Böhmen, hat 491,87 qkm und (1890) 51615 (23983 männl., 27632 weibl.) meist czech. E., 53 Gemeinden mit 104 Ortschaften. – 2) L., Stadt und Sitz der Bezirkshauptmannschaft und eines Bezirksgerichts (491,87 qkm, 51615 E.), 11 km von der mähr. Grenze, rechts an der Lautschna, an der Linie Chotzen-L. (24 km) der Österr.-Ungar. Staatsbahn, hat (1890) 5576, als Gemeinde 8012 czech. E., Post, Telegraph, ein 1568‒73 im Renaissancestil von Wratislaus von Pernstein gebautes Schloß der Fürsten von Thurn und Taxis mit Fideïkommißherrschaft (6921 ha), ein Piaristenkollegium (1640, das älteste Böhmens) mit prachtvoller Kirche, ein Staatsobergymnasium, eine Mädchenbürgerschule, gewerbliche Fortbildungsschule, allgemeine Handwerkerschule; Zuckerfabrik in Cerekwic, Aktienkunstmühle, Brauerei, Pianofortefabrik, Leinweberei, Tuch- und Schuhfabrikation.

Leitpostanstalten für Zeitungen, Postämter, welche die Bestellung und Versendung der insbesondere außerhalb des deutschen Reichspostgebietes erscheinenden Zeitungen vermitteln; so bewirken z. B. den Zeitungsverkehr mit der Schweiz das Postzeitungsamt in Berlin, die Postämter in Köln (Nr. 1), Frankfurt a. M., Freiburg i. Br., Konstanz und Leipzig (Nr. 10) und in der Schweiz die Postanstalten in Bern, Basel, Zürich und St. Gallen; den Zeitungsverkehr mit Italien das Postamt Nr. 10 in Leipzig und die Postämter in Frankfurt a. M. (Nr. 1) und Köln (Nr. 1). Ebenso sind für alle übrigen Zeitungsvereinsländer bestimmte Auswechselungspostanstalten vorgesehen.

Leiträder, s. Einschienenbahnen.

Leitrim (spr. lihtrĭm), die nordöstlichste Grafschaft der irischen Provinz Connaught, ein schmaler Streifen im SO. der Donegalbai, hat 1587,78 qkm und (1891) 78618 E., d. i. 49 auf 1 qkm, gegen 90372 im J. 1881 und 155309 im J. 1841. 90 Proz. sind Katholiken. Das Land ist, besonders im N., gebirgig, hat gute Bergweiden, aber nur wenig Waldungen, in den Thälern meist fruchtbaren, indes schlecht bebauten Boden und reichliche Bewässerung durch den Shannon, der hier den See Allen durchströmt und dann gegen Roscommon die Grenze bildet, sowie durch den Bonet und den See Melvin. Die Kohlenfelder sind nicht unbedeutend. Das sehr feuchte Klima ist dem Ackerbau nicht günstig. 50 Proz. der Bodenfläche sind Weide und 21 Proz. Wüstland. Kartoffeln, Hafer und Flachs bilden die Haupternten. Schafe werden weniger gezogen als Rindvieh; beträchtlich ist der Gewinn an Butter, aber der Viehstand mindert sich jährlich. Die Industrie beschränkt sich auf die Erzeugung grober Leinwand und Töpferwaren. Die Grafschaft schickt zwei Mitglieder ins Parlament. Hauptort ist Carrick-on-Shannon (s. d.).

Leitrinne, s. Leitfeuer.

Leitrolle, s. Riementrieb.

Leitschienen, s. Einschienenbahnen.

Leitsonde, s. Katheter.

Leitspindel, Teil der Drehbank (s. d. und Schrauben).

Leitstrahl, s. Radius.

Leittier, s. Kopftier.

Leitton, in der Musik ein Intervall, welches einen halben Ton auf- oder abwärts steigt und dadurch den melodisch-harmonischen Gang zu einer andern Tonart hinleitet. Der hauptsächlichste L. für Übergänge in die nächste Kreuztonart ist die Septime der neuen Tonart, für Übergänge in die nächste B-Tonart die Quarte der neuen Tonart, z. B. von C-dur nach G-dur: fis, von C-dur nach F-dur: b.

Leitung, in der Physik die Fortpflanzung eines Zustandes (Wärme, Schall, Elektricität) innerhalb eines Körpers. Über die L. der Wärme s. Wärmeleitung; über die des Schalls s. Schallgeschwindigkeit; über die der Elektricität s. Leiter und Leitungswiderstand.

Leitung für elektrische Anlagen, s. Leitungsnetze.

Leitung der Postsendungen. Gewöhnliche und einzuschreibende Postsendungen, Begleitadressen zu Paketen, Postanweisungen und Zeitungen werden mit sämtlichen, die übrigen Postsendungen nur mit den im voraus bestimmten Postbeförderungsgelegenheiten versandt. Jede Postanstalt führt zu dem Zweck kursweise eingerichtete Abfertigungsübersichten auf Grund des Reichskursbuches. Zur L. d. P. nach überseeischen Bestimmungsorten dienen die monatlichen Übersichten der Postdampfschiffverbindungen nach außereurop. Ländern. (S. Dampfschiffahrt, Bd. 4, S. 749 fg.)

Leitungsanlagen, elektrische, s. Leitungsnetze.

Leitungsfähigkeit, s. Leitungswiderstand.

Leitungsmaterial, das zu den Leitungsnetzen (s. d.) verwendete Material. Wegen seiner hohen Leitungsfähigkeit dient hierzu ausschließlich Kupfer. Für trockne Innenräume wendet man dasselbe in Form von Drähten an, die auf ihrer ganzen Länge eine Isolierungshülle erhalten, die aus einer mehrfachen Umspinnung von mit Wachs, Cerasin oder dergleichen getränkter Baumwolle besteht. Feuchte oder nasse Räume verlangen besser isolierte Leitungen in Form von Bleikabeln (s. d.) oder sog. Gummi- oder Guttapercha-Adern, das sind mit einer oder mehrern Schichten Gummi (Kautschuk) oder Guttapercha warm umpreßte Drähte.

Leitungsnetze für elektrische Beleuchtungs-, und Verteilungsanlagen, der Sammelname für das gesamte, bei größern Anlagen dieser Art meist sehr verwickelte Netzwerk von Einzelleitern oder auch von Leitergruppen, welches dazu dient, den einzelnen Verbrauchsstellen einer elektrischen Anlage von der Erzeugungsstelle aus den Strom zuzuführen. Ihrer Anordnung nach sind diese Anlagen verschieden, je nach der Wahl der Schaltung und des Verteilungssystems (s. Parallelschaltung, Reihenschaltung und Dreileitersystem); die Ausführung dagegen erfolgt in allen Fällen nach denselben Gesichtspunkten. Als Material dient faßt ^[richtig: fast] ausschließlich Kupfer mit entsprechender Isolierung (s. Leitungsmaterial).

Die Verlegung geschieht bei Hausinstallationen entweder verdeckt in an den Wänden befestigten Holzleisten (neuerdings wohl auch in Papierröhren, Patent Bergmann) oder freiliegend, in geringer Entfernung von den Wänden an Holzklammern, oder besser an Porzellanrollen ausgespannt. Im Freien verwendet man für kleinere Anlagen und für Überlandlinien sog. Luftleitungen, das sind aus blankem, isoliertem Draht gebildete, nach Art der Telegraphenleitungen mittels Porzellanglocken an Tragpfosten aufgehängte Leitungen. Für größere Anlagen, namentlich für die in städtischen Straßen liegenden L. von Elektricitätswerken (s. d.) verwendet man ausschließlich Bleikabel (s. d.). Größere der-^[folgende Seite]