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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Lenormant - Lenwa

sie später eine Zeit lang in Brüssel, dann wieder in Paris, wo sie 25. Juni 1843 starb. Viel Aufsehen erregten ihre "Mémoires historiques et secrets de l'impératrice Josephine" (2 Bde., Par. 1820; 3 Bde., 1827). - Vgl. Cellier-Dufayel, La vérité sur Madame L. (Par. 1845).

Lenormant (spr. -máng), Charles, franz. Altertumsforscher und Numismatiker, geb. 1. Juni 1802 zu Paris, studierte anfangs Jurisprudenz, bis eine Reise nach Italien in ihm den Geschmack für archäol. Studien erweckte. Mit Champollion dem Jüngern bereiste er 1828 Ägypten und nahm sodann Anteil an den Arbeiten der Morea-Kommission. Er wurde 1837 Konservator bei der Nationalbibliothek und 1840 im Antikenkabinett des Louvre. Außerdem war er seit 1835 Stellvertreter Guizots an der Sorbonne, wo seine orthodox katholisch gefärbten Vorlesungen mehrfach, besonders 1846, tumultuarische Auftritte veranlaßten, welche die Einstellung derselben zur Folge hatten. L. wurde 1848 Professor der ägypt. Archäologie am Collège de France und starb 24. Nov. 1859 zu Athen. Von seinen Arbeiten sind hervorzuheben: "Trésor de numismatique et de glyptique" (20 Bde., 1834-50), unter Mitwirkung von Paul Delaroche und Henriquel Dupont; "Èlite des monuments céramographiques" (4 Bde., 1837-61).

Lenormant (spr. -máng), Francois, franz. Altertumsforscher und Numismatiker, Sohn des vorigen, geb. 17. Jan. 1837 zu Paris, wurde 1862 Unterbibliothekar des Instituts und 1874 Professor der Archäologie an der Nationalbibliothek. Er starb 9. Dez. 1883 in Paris. Unter seinen Schriften sind hervorzuheben: "Recherches archéologiques à Èleusis" (1862), "Essai sur l'organisation politique et économique de la monnaie dans l'antiquité" (1863), "Manuel d'histoire ancienne de l'Orient jusqu'aux guerres médiques" (mit Atlas, 9. Aufl., 6 Bde., 1881-88; deutsch, 2. Aufl., 3 Bde., Berl. 1871), "Lettres assyriologiques et épigraphiques" (3 Bde., 1871-80), "Les premières civilisation" (2 Bde., 1874; deutsch Jena 1875), "Les sciences occultes rn Asie" (2 Tle., 1874-75; deutsch Jena 1878), "Les origines de l'histoire a'après la Bible et les traditions des peuples orientaux" (3 Tle., 1880-84), "La Grande-Grèce" (3 Bde., 1881-84), "Monnaies et médailles" (1883).

Le Nôtre oder Lenôtre (spr. -nohtr), André, Gartenkünstler, geb. 1613 zu Paris, war zuerst Maler, dann Architekt, machte dann in Rom Gartenstudien, legte 1653 den Garten des Ministers Fouquet zu Vaux an, wurde 1654 Aufseher der königl. Gärten und Generalkontrolleur der Schlösser, 1665 Mitglied der Akademie und 1675 in den Adelsstand erhoben. Die Hauptwerke L.s sind die Parks zu Versailles, Chantilly, St. Cloud, Meudon, Fontainebleau, Sceaux, Trianon, die Terrassen zu St. Germain. L. starb 1700 zu Paris. Er ist der Begründer des franz. Gartenstils. (S. Gartenkunst.)

Lens (lat.), Linse.

Lens (spr. langß), Stadt im franz. Depart. Pas-de-Calais, Arrondissement Béthune, am Souchez (auch Deule genannt) und an den Linien Arras-Calais, L.-Libercourt (19 km) und L.-Armentières (38 km) der Nordbahn, hat 13 862 E.; Fabrikation von Zucker, Öl, Seife, Eisengußwaren und Ackerbauwerkzeugen. In der Nähe Kohlengruben. Hier besiegte 20. Aug. 1648 Conde' den österr. Erzherzog Leopold Wilhelm. L. war früher befestigt.

Lensen, im Seewesen, s. Lenzen.

Lentibulariaceen, s. Utriculariaceen.

Lentigo (lat.), Linsenfleck, kleiner Pigmentfleck der Haut.

Lentikular (lat.), linsenförmig.

Lentini, Stadt in der ital. Provinz und dem Kreis Syracus (Sicilien), 2,5 km rechts vom Barbagiani, in ungesunder, aber fruchtbarer Gegend, an der Linie Messina-Syracus, hat Fayencefabriken und Handel mit Getreide, Wein und Öl und (1881) 13 462 E. 3 km nordwestlich der See Biviere di L., der im Sommer mephitische Dünste aushaucht. L. ist das alte Leontini (s. d.).

Lentitis (lat.) oder Phakitis (grch.), Entzündung der Krystalllinse des Auges.

Lento (ital.), musikalische Tempobezeichnung: langsam; non lento, nicht schleppend; in neuerer Zeit ist L. einer der langsamsten Grade.

Lentschiza. 1) Kreis im östl. Teil des russ.-poln. Gouvernements Kalisch, hat 1315,3 qkm, 109 200 E.; Zucker-, Tuch-, Baumwollfabriken, Färbereien, Ziegeleien, Töpferei. - 2) L., poln. Lęczyca, Kreisstadt im Kreis L., an der Bzura, hat (1893) 9935 E., in Garnison das 39. Infanterieregiment, Post, Telegraph, 2 kath., 1 russ., 1 evang. Kirche, 1 Synagoge, Lehrerseminar, privates Progymnasium; Fabriken für landwirtschaftliche Geräte, Dampf- und Ölmühlen.

Lentulus, ein Beiname, den die Mitglieder eines Zweigs des patricischen Geschlechts der Cornelier (zum Teil noch mit andern) führten.

Publius Cornelius L. Sura war 75 v. Chr. Prätor, 71 Konsul und wurde 70 wegen seines unsittlichen Lebens durch die Censoren aus dem Senat gestoßen. Doch erlangte er 63, als er abermals Prätor geworden war, die Mitgliedschaft wieder. In der abergläubischen Hoffnung, er sei nach Cinna und Sulla der dritte Cornelier, dem die Herrschaft über Rom beschieden sei, verband er sich nunmehr mit Catilina und stand, als dieser die Stadt verlassen hatte, an der Spitze der in Rom zurückbleibenden Verschworenen. Seine Unentschlossenheit und Unvorsichtigkeit brachte aber die Verschwörung zum Scheitern; mit einem Teil der andern Führer erlitt er im Gefängnis den Tod durch Henkershand.

Publius Cornelius L. Spinther war zu derselben Zeit curulischer Ädil, wurde 60 Prätor und war als Konsul 57 für die Rückberufung Ciceros thätig. Im Bürgerkriege 49 schloß er sich als eifriger Optimat dem Pompejus an, dem er früher verfeindet gewesen war, floh vor Cäsar aus Asculum, wurde aber in Corfinium gefangen genommen. Cäsar schenkte ihm die Freiheit; L. begab sich danach abermals zu Pompejus. Auch als dieser fliehen mußte, hielt er bei ihm aus. Er ist dann im spätern Bürgerkriege umgekommen.

Lucius Cornelius L. Crus trat 61 v. Chr. als Ankläger des Clodius Pulcher (s. d.) auf und ward 58 Prätor. Mit Gajus Marcellus trat er als Konsul 49 Cäsar entgegen und hintertrieb die Annahme von dessen Friedensbedingungen; dann floh er zu Pompejus. Auch er folgte diesem nach der Schlacht bei Pharsalus nach Ägypten und fand dort seinen Tod.

Der einem Publius L., einem angeblichen Vorgänger des Pilatus, zugeschriebene Brief mit einer Beschreibung Jesu ist, wie die Person dieses L. selbst, erdichtet.

Lenwa, Kirchdorf im Kreis Solikamsk des russ. Gouvernements Perm, links an der Kama und an