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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Lenz (Frühling) - Lenz (Oskar)

der L., mit 2993 E., hat Salinen (1887) mit einem Ertrag von 482 980 Pud Salz.

Lenz, s. Frühling.

Lenz, Harald Otmar, Naturforscher, geb. 27. Febr. 1798 zu Schnepfenthal, studierte in Göttingen und Leipzig Philosophie und Naturwissenschaften und wurde dann nacheinander Lehrer in Thorn, Marienwerder und Schnepfenthal, wo er 13. Juni 1870 starb. Seine Hauptwerke sind: "Die schädlichen und nützlichen Schwämme" (Gotha 1831; 6. Aufl., bearb. von Wünsche, 1879), "Schlangenkunde" (ebd. 1832; 2. Aufl. u. d. T. "Schlangen und Schlangenfeinde", 1870), "Gemeinnützige Naturgeschichte" (4 Bde.,ebd. 1834-39; 5. Aufl. in 5 Bdn., bearb. von Wünsche, 1872-87), "Zoologie, Botanik und Mineralogie der Griechen und Römer" (3 Bde., ebd. 1856-01).

Lenz, Jak. Michael Reinhold, deutscher Dichter, geb. 12. (23.) Jan. 1751 zu Seßwegen als Sohn von Christian Dav. L. (geb. 1720 zu Köslin, gest. 1798 zu Riga), der seit 1741 in Livland lebte, 1759 Prediger zu Dorpat und später Generalsuperintendent von Livland wurde. L. studierte seit 1768 in Königsberg, ging 1771 als Führer zweier junger Adligen nach Straßburg und trat hier sehr bald in den Kreis ein, dessen Hauptmitglieder der Aktuarius Salzmann, Goethe und Jung-Stilling waren. Nach Goethes Weggang von Straßburg hielt sich L. eine Zeit lang zu Fort-Louis auf, von wo aus er in ein leidenschaftliches Verhältnis zu Friederike Brion (s. d.) in Sesenheim trat, das bald wieder gelöst wurde, dem aber Lieder entstammten, die man lange für Goethes Werk gehalten hat, wie denn auch sein erstes Drama "Der Hofmeister" (Lpz. 1774) vielfach Goethe zugeschrieben wurde. Nach Straßburg zurückgekehrt, nahm L. eifrig an einer von Salzmann 1775 gegründeten Gesellschaft zur Ausbildung der deutschen Sprache teil. Am weimar. Hofe, wohin er sich im Frühjahr 1776 begab, konnte er trotz Goethes, Herders und Wielands freundschaftlichen Bemühungen bei seiner alle Schranken geselliger Formen überspringenden Ungebundenheit und Taktlosigkeit nicht ausdauern. Nach mancherlei planlosen Wanderzügen im Elsaß und der Schweiz verfiel er Ausgang 1777 in Wahnsinn. Da auch ein Aufenthalt bei Schlosser in Emmendingen keine Heilung brachte, wurde er 1779 von einem seiner Brüder in die Heimat geholt. 1780 erhielt er eine Stellung als Privatsekretär beim General Bawr in Petersburg, 1781 als Lehrer an einer Pensionsanstalt in Moskau, wo er mit Karamsin verkehrte. Seit 1786 nahmen seine Geisteskräfte immer mehr ab; er starb in der Nacht vom 23. zum 24. Mai 1792 in der Nähe von Moskau. L. hat große lyrische wie dramat. Begabung gehabt; ein Gedicht wie "Die Liebe auf dem Lande" gehört zu den Perlen unserer Litteratur; seine satir. Dramen "Der Hofmeister", "Die Soldaten", "Der neue Menoza" u. s. w. verraten trotz arger Auswüchse scharfe Beobachtung und dramat. Gestaltungskraft; auf seinen Briefroman "Der Waldbruder" ist etwas Werther-Stimmung übergegangen; seine litteraturpolemischen Farcen atmen die volle Frische des Sturms und Drangs, und von der ungeheuern Produktion seines unruhigen Geistes zeugt der plänereiche Nachlaß. Aber freilich fehlte ihm jede menschliche und künstlerische Selbstzucht, jede geordnete Klarheit ebenso wie die wahre poet. Originalität; er ist wesentlich übertreibender Nachahmer. Seine "Gesammelten Schriften" gab Tieck unkritisch heraus (3 Bde., Berl. 1823), eine gute Auswahl Sauer in Kürschners "Deutscher Nationallitteratur": "Stürmer und Dränger", Bd. 2 (Stuttg. 1883). Weinhold veröffentlichte: "Dramat. Nachlaß von L." (Frankf. a. M. 1884), sein Trauerspiel "Die sicil. Vesper" (Bresl. 1887) und "Gedichte von I.M.R.L." (Berl. 1891). Ein Teil seines handschriftlichen Nachlasses wurde 1890 von der königl. Bibliothek in Berlin erworben. - Vgl. Gruppe, L.' Leben und Werke (Berl. 1861); Falck, Der Dichter L. in Livland (Winterth. 1878); E. Schmidt, L. und Klinger (Berl. 1878); Falck, Friederike Brion von Sesenheim nach neuem Material aus dem Lenz-Nachlaß (ebd. 1884); Froitzheim, L., Goethe und Cleophe Fibich von Straßburg (Straßb. 1888); ders., L. und Goethe (Stuttg. 1891); Rauch, L. und Shakespeare (Berl. 1892); Waldmann, L. in Briefen (Zür. 1894).

Lenz, Max, Historiker, geb. 13. Juni 1850 in Greifswald, studierte in Bonn, Greifswald und Berlin Geschichte, habilitierte sich 1876 in Marburg als Privatdocent für Geschichte, wurde 1881 außerord., 1885 ord. Professor daselbst und 1888 in gleicher Eigenschaft nach Breslau, 1890 nach Berlin berufen. L. veröffentlichte: "König Sigismund und Heinrich V. von England" (Berl. 1874), "Drei Traktate aus dem Schriftencyklus des Konstanzer Konzils untersucht" (Marb. 1876), "Die Schlacht bei Mühlberg" (Gotba 1879), "Briefwechsel Landgraf Philipps des Großmütigen von Hessen mit Bucer" (3 Tle., Lpz. 1880-91; in den "Publikationen aus den königlich preuß. Staatsarchiven"), "Martin Luther" (Berl. 1883) und zahlreiche Abhandlungen.

Lenz, Oskar, Forschungsreisender, geb. 13. April 1848 zu Leipzig, studierte dort Naturwissenschaften, besonders Mineralogie und Geologie, arbeitete an der k. k. Geologischen Reichsanstalt in Wien und bearbeitete mit Hochstetter und Toula die geolog. Sammlungen für den wissenschaftlichen Teil des Werks "Die Zweite Deutsche Nordpolarfahrt" (Lpz. 1874). 1874 erhielt er von der Deutschen Afrikanischen Gesellschaft in Berlin den Auftrag, sich an den Expeditionen nach Westafrika zu beteiligen. Nach dreijährigen Reisen kehrte er zurück und nahm seine frühere Stellung in Wien wieder ein. Im Auftrag derselben Gesellschaft trat er 22. Dez. 1879 von Tanger aus seine berühmte Reise nach Timbuktu an, das er unter vielen Gefahren über Tarudant, Taudeni und Arauan 1. Juli 1880 erreichte. Am 2. Nov. traf er in Medina am Senegal ein. 1881 kehrte er wieder nach Wien zurück und wurde 1883 Generalsekretär der Geographischen Gesellschaft und im Juli Redacteur der Zeitschrift "Aus allen Weltteilen". 1885 trat L. eine neue Reise an, um den Kongo bis zu den Stanleyfällen zu befahren, dann von hier nordostwärts die Wasserscheide gegen den Nil festzustellen. Die Ausführung gelang nicht vollkommen, vielmehr mußte L., der im Nov. 1885 am Stanley Pool eintraf, im April 1886 stromaufwärts nach Njangwe gehen. Auch hier machte die Feindseligkeit der Araber gegen Ruanda ein Vordringen nordostwärts zum Älbert-Eduard-Njansa unmöglich. L. wandte sich daher zum Tanganikasee, von da zum Njassa und erreichte über den Schire und Sambesi die Ostküste. Im April 1887 traf er wieder in Wien ein. Seit 1887 ist er ord. Professor der Geographie an der deutschen Universität in Prag. Er schrieb: "Skizzen aus Westafrika" (Berl. 1878); "Timbuktu.