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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Lenzburg - Leo (byzant. Kaiser)

Reise durch Marokko, Sahara und Sudan" (Lpz. 1884; 2. Aufl. 1892), "Wanderungen in Afrika" (Wien 1895).

Lenzburg. 1) Bezirk im schweiz. Kanton Aargau, hat 97,0 qkm und (1888) 17 384 E., darunter 549 Katholiken, in 23 Gemeinden. - 2) Hauptstadt des Bezirks L., auf dem rechten Ufer der Hallwyler Aa, in 404 m Höhe, an den Linien Aarau-Rothkreuz der Schweiz. Centralbahn, Aarau-Wettingen der Nordostbahn und L.-Emmenbrücke der Seethalbahn, hat (1888) 2457 E., darunter 296 Katholiken; altes Schloß, Pfarrkirche, Bezirksschulen für Knaben und Mädchen, Handwerkerschulen, Hypothekar- und Leihkasse, eine große Kantons-Strafanstalt (1864); bedeutende Malagakellereien, Baumwoll- und Seidenindustrie, Bleichen, Färberei, Appretur, Litzenweberei, Tabak- und Kartonnagenfabrikation. Das östlich über der Stadt auf dem steilen Schloßberg (507 m) gelegene Schloß (16. Jahrh.) war einst Sitz der Grafen von L., kam beim Erlöschen dieses Geschlechts 1172 an die Grafen von Kyburg, 1277 an Habsburg und 1415 an Bern, dessen Landvögte hier residierten, jetzt Privatbesitz; westlich gegenüber der Staufberg (521 m) mit alter Kirche.

Lenzen (lensen), bei schwerem Sturm vor dem Winde segeln, um sich vom Centrum des Orkans zu entfernen; ist der Wind dabei so stark, daß keine Segel mehr stehen können, so nennt man dies "vor Topp und Takel lenzen". Für niedrige und nicht sehr schnelle Schiffe ist L. immer ein großes Wagstück. Langsamere Schiffe müssen deshalb bei wachsendem Sturme rechtzeitig beidrehen (s. d.). Ein Schiff lenzen oder lenzpumpen heißt das infolge eines Lecks eindringende Wasser auspumpen, was mit Handpumpen, bei Dampfschiffen auch mittels Dampfstrahllenzapparaten geschieht. Lenztafel ist auf eisernen Dampfschiffen ein Plan des Röhren- und Ventilsystems der Zellen des Schiffs und der Pumpen, mittels derer das L. der einzelnen Zellen ausgeführt werden kann.

Lenzen, Stadt im Kreis Westprignitz des preuß. Reg.-Bez. Potsdam, an der Löcknitz in der fruchtbaren Lenzener Wische, 2 km von der Elbe, an der Linie Wittenberge-Lüneburg der Preuß. Staatsbahnen, Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Neuruppin), hat (1895) 2778 (1890: 2766) meist evang. E., Post, Telegraph; Ackerbau und Fischerei, Viehzucht und Handel mit Vieh, Heu und Fischen. - Bei L., dem alten Lunkini, wurden 4. Sept. 929 die Slawen durch die Deutschen unter den sächs. Grafen Bernhard und Thietmar geschlagen und bald darauf die alte Wendenfeste eingenommen; 1066 wurde hier der christl. Fürst der Obotriten Gottschalk von den heidn. Wenden in der Kirche erschlagen.

Lenzer Heide (roman. Planura), Hochthal der Plessuralpen, im Bezirk Albula des schweiz. Kantons Graubünden, 8 km lang, östlich vom Lenzer Horn (2909 m), westlich vom Stätzerhorn (2576 m) eingeschlossen, reicht von der Wasserscheide (1551 m) zwischen Rhein und Albula bis zu dem Dorfe Lenz (1320 m). Die L. H. ist eine öde, steinige Weidefläche, mit Tannenwäldern und Legföhrengebüschen übersät, im obern Teile mit Seen, deren größter, der Heidersee, seinen Abfluß der Albula zusendet.

Lenzin, ein in der Papierfabrikation verwandter Füllstoff aus fein geschlämmtem, weißem Thon.

Lenzkirch, Ober-Lenzkirch, Marktflecken im Amtsbezirk Neustadt des bad. Kreises Freiburg, auf der östl. Seite des Feldbergs, im Schwarzwald, hat (1895) 1257 (1890: 1372) meist kath. E., Post, Telegraph; bedeutende Uhren- und Orchestrionfabrikation. L. wird als Luftkurort besucht.

Lenzmonat, der März.

Lenzpumpen, Lenztafel, s. Lenzen.

Lenzsche Induktionsgesetze, s. Induktion, elektrische (Bd. 9, S. 581 a).

Leo (lat.), Löwe.

Leo, Sternbild, s. Löwe.

Leo, Name mehrerer byzant. Kaiser:

L. I., der Große (457-474), geb. um 400 im illyr. Dacien, war beim Tode des Marcianus (6. Febr. 457) ein unbekannter Militärtribun, wurde aber durch die Unterstützung des Patricius Aspar zum Kaiser erhoben. Er übte auf das Weströmische Reich einen starken Einfluß aus, dagegen kämpfte er seit 468 unglücklich in Afrika gegen den Vandalenkönig Genserich. Seine Tochter Ariadne heiratete 459 den isaurischen Feldherrn Zeno; deren vierjähriger Sohn wurde durch den Großvater 473 als Leo II. gekrönt und im Febr. 474 sein Nachfolger, starb aber schon im Nov. 474.

L. III., der Isaurier (717-741), der Sohn isaurischer Eltern, geb. um 675 zu Germanikeia in Kleinasien und ursprünglich Konon genannt, war von Anastasios II. 713 zum Feldherrn des Orients ernannt worden und erkannte, als dieser 716 von Theodosius III. gestürzt war, den Usurpator nicht an, sondern schwang sich 717 selbst auf den Thron. Wenige Monate nach seiner Krönung mußte er Konstantinopel gegen die Angriffe der Araber verteidigen, die es ein Jahr lang (15. Aug. 717 bis 15. Aug. 718) zu Wasser und zu Lande belagerten, aber endlich mit großen Verlusten abziehen mußten. Auch später bewährte er sich wiederholt gegenüber den Arabern und unterdrückte energisch zwei Empörungen von Gegenkaisern. L. war zugleich ein tüchtiger Reformator auf dem Gebiete des Kriegswesens, der Verwaltung, der Justiz und der Finanzwirtschaft. Seit 725 versuchte er vergeblich den Kampf gegen den Bilderdienst (s. d.) und zog sich dadurch den erbitterten Haß der Mehrheit des Volks, der Mönche und eines großen Teils des Klerus zu. Er starb 18. Juni 741. - Vgl. Schenk, Kaiser L. III. (Halle 1880).

L. IV., der Chasare (775-780), geb.25. Jan. 750 als Sohn des Kaisers Konstantin V. und einer chasarischen Prinzessin, folgte seinem Vater 14. Sept. 775. Eine Empörung seiner Brüder bestrafte er mit grausamer Härte, war aber sonst mild und namentlich gegen die Bilderverehrer weniger streng als sein Vater und Großvater. Die Grenzen des Reichs mußte er 778 gegen die Araber schützen, über die seine Feldherren einen Sieg errangen. Seine Gemahlin war die Athenerin Irene (s. d.), die nach seinem Tode, 8. Sept. 780, die Regierung für ihren unmündigen Sohn Konstantin VI. an sich riß.

L. V., der Armenier (813-820), ursprünglich Heerführer, riß in der Not des Bulgarenkrieges an Stelle des unfähigen Michael I. 10. Juli 813 das Scepter an sich. Er besiegte die Bulgaren bei Mesembria (817) und zwang sie zu einem dreißigjährigen Waffenstillstand. Da er sich als ein eifriger Feind des Bilderdienstes (s. d.) zeigte, so konnten auch seine militär. Erfolge und seine treffliche Regierung nicht hindern, daß Ehrgeiz und religiöser Fanatismus eine Verschwörung wider sein Leben zu Gunsten Michaels II. veranlaßten, durch die L. 24. Dez. 820 den Tod fand.