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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Leopold Wilhelm (Erzherzog von Österreich) – Leopolds II. See

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Leopold (Herzöge von Österreich'

nicht zu behaupten. Das aus diesem Anlaß gesammelte Kriegsvolk, die «Passauer», wollte er im Einverständnis mit dem Kaiser Rudolf benutzen, um dem Erzherzog Matthias Österreich wieder zu entreißen, die prot. ständische Partei in Böhmen zu vernichten und sich selbst den Weg zum böhm. Thron zu bahnen. Sein Vertrauter, der Oberst Ramée, führte die Truppen Ende 1610 aus dem Passauischen nach Oberösterreich und von da nach Böhmen, wo sich L. selbst an die Spitze stellte. Doch vermochte er Prag nicht zu nehmen, und sein Vorgehen hatte nur die Folge, daß Rudolf 1611 auch Böhmen verlor. Nach dem Tode seines Oheims, Maximilians des Deutschmeisters, wurde ihm die Verwaltung Tirols und der Österreichischen Vorlande übertragen, die er 1625, nachdem er dem geistlichen Stande entsagt hatte, als selbständiger Fürst erhielt und im Dreißigjährigen Krieg mit Erfolg gegen die Schweden verteidigte. L. starb 13. Sept. 1632 mit Hinterlassung von zwei Söhnen, Ferdinand Karl und Sigismund Franz, die ihm nacheinander in der Regierung folgten.

Leopold Wilhelm, Erzherzog von Österreich, Sohn des Kaisers Ferdinand II., geb. 6. Jan. 1614 zu Graz, wurde für die Kirche erzogen und war Bischof von Straßburg, Passau, Olmütz und Halberstadt, seit 1655 auch von Breslau, vorübergehend auch Erzbischof von Magdeburg, seit 1642 auch Hoch- und Deutschmeister. 1639 übernahm er den Oberbefehl über die kaiserl. Truppen, vertrieb 1640 die Schweden aus Böhmen, schlug in Sachsen nochmals die schwed. Reiterei und drängte General Banér bis an die Weser zurück. Er vertrieb 1641 die Schweden aus Regensburg, wurde aber 2. Nov. 1642 bei Breitenfeld von Torstenson geschlagen und legte darauf den Oberbefehl nieder. 1645 trat er abermals an die Spitze des kaiserl. Heers und vertrieb die Schweden aus Mähren und Franken, ging 1647 als Statthalter nach den Niederlanden, kämpfte mit Glück gegen die Franzosen, wurde aber von Condé bei Lens 20. Aug. 1648 geschlagen. Er drang dann in die Champagne ein, mußte jedoch den Rückzug antreten und legte 1655 die Statthalterschaft nieder. Er starb 20. Nov. 1662 zu Wien. – Vgl. Opel, Die Wahl des Erzherzogs L. W. zum Bischof von Halberstadt (Halle 1891).

Leopold, Prinz von Sachsen-Coburg, s. Leopold I., König der Belgier (S. 99a).

Leopold I., Großherzog von Toscana, s. Leopold II., röm.-deutscher Kaiser (S. 97a).

Leopold II., Johann Joseph Franz Ferdinand Karl, Großherzog von Toscana (1824–59), Erzherzog von Österreich, geb. 3. Okt. 1797 in Florenz als der zweite Sohn des Großherzogs Ferdinand III. (s. d.), teilte in seiner Jugend das Exil seines Vaters, der in Wien, Salzburg und Würzburg lebte, kehrte mit diesem 1815 nach Florenz zurück und folgte ihm 18. Juni 1824 in der Regierung. In Italien galt vor 1848 die Regierung L.s als die thätigste in materiellen Reformen sowie als die freisinnigste in kirchlicher, polit. und litterar. Hinsicht. Die nationale Bewegung, die seit 1847 ganz Italien ergriff, änderte indes auch dieses Verhältnis. Zwar gab L. seinem Lande eine Verfassung, legte sogar den Titel eines Erzherzogs ab und beteiligte sich mit seinen Truppen 1848 am Kriege gegen Österreich. Dennoch vermochte er sich nicht mit Entschiedenheit dem ital. Interesse anzuschließen, und 21. Febr. 1849 entwich er aus Florenz nach Neapel. Darauf wurde ↔ eine provisorische Regierung eingesetzt, die aber schon im April gestürzt wurde, worauf L. zurückkehrte. Er erließ eine ausgedehnte Amnestie, schaffte aber 1852 die Verfassung wieder ab. (S. Toscana.) Bei Ausbruch der Krisis von 1859 (s. Italienischer Krieg von 1859) verließ L. mit seiner Familie 27. April sein Land, um in Österreich Schutz und Hilfe zu suchen. Seine spätere Abdankung (datiert Vöslau 21. Juli 1859) zu Gunsten seines Sohnes Ferdinand IV. (s. d.) änderte nichts an dem Gange der Ereignisse, durch die Toscana für seine Dynastie verloren ging. L. nahm seitdem seinen Wohnsitz auf den Schlössern Brandeis und Schlackenwerth in Böhmen und starb in ersterm 29. Jan. 1870. – Vgl. Baldasseroni, Leopoldo II, granduca di Toscana e i suoi tempi (Flor. 1871).

Leopold, Karl Gustaf af, schwed. Dichter, geb. 23. Nov. 1756 zu Stockbolm, studierte zu Upsala und Greifswald, wurde 1788 Sekretär des Königs Gustav III. und 1790 als dessen Gesellschafter nach Finland berufen. Nach Gustavs III. Ermordung unter der vormundschaftlichen Regierung wegen jakobinischer Grundsätze vor Gericht gestellt, zog sich L. nach seiner Freisprechung nach Linköping zurück, bis Gustav IV. Adolf ihn zum Kanzleirat erhob. Nach der Revolution von 1809 wurde er geadelt, 1818 titulärer Staatssekretär. Später verfiel er in Schwermut, erblindete seit 1822 und starb 9. Nov. 1829. L. hat sich, mit Ausnahme des Epos, fast in allen Dichtungsarten versucht. Er war der Hauptvertreter der franz. Geschmacksrichtung. Seine Trauerspiele «Oden» (1790) und «Virginia» (1799) standen lange in hohem Ansehen. L. übte einen großen Einfluß auf die litterar. Verhältnisse Schwedens, teils als Kritiker, teils auch als Freund und Ratgeber einer jüngern Generation von Dichtern. Er veranstaltete eine Sammlung seiner Schriften (2. Aufl., Bd. 1–3, Stockh. 1814–16), die nach seinem Tode (Bd. 4–6, ebd. 1831–33: neu hg. von C. R. Nyblom, 2 Bde., 1873) vervollständigt wurde. – Vgl. Beskow in den «Svenska Akademiens Handlingar», Bd. 35.

Leopoldīna, Kolonie im brasil. Staat Bahia, unter 18° südl. Br., wurde von Schweizern und Deutschen begründet, ist durch Eisenbahn mit dem Hafen Caravellas und mit Sta. Clara im SW. Verbunden; man gewinnt Kaffee, Tabak und Südfrüchte. (S. auch Santa Leopoldina.)

Leopoldīnabahn, s. Brasilien (Verkehrswesen).

Leopoldīnisch-Karolīnische Akademie, s. Akademien (Bd. 1, S. 276).

Leopoldīt, Mineral, s. Sylvin.

Leopoldo, São, brasil. Stadt, s. São Leopoldo.

Leopoldsbahn, Herzoglich Anhaltische, von Roßlau nach Zerbst (13,2 km), vom anhalt. Staate erbaut, 1863 eröffnet, von der Berlin-Anhaltischen Eisenbahn (s. d.) betrieben und 1872 erworben, jetzt preuß. Staatsbahn.

Leopoldsberg, s. Kahlenberg.

Leopoldsee, Rikwa, Hikwa, See im mittlern Afrika (8° südl. Br.), vom Südende des Tanganikasees durch die hohen Liambaberge getrennt, in 780 m Höhe, ist gegen 100 km lang und 25–30 km breit. Trotz des wasserreichen, von N. zuströmenden Kawu enthält er salzige Bestandteile. Der L. wurde von J. Thomson 1880 entdeckt.

Leopolds II. See, im Kongostaat, ungefähr zwischen dem 1. und 3.° südl. Br., nordöstlich von der Mündung des Kassai in den Kongo gelegen, steht durch einen schilfbedeckten Ausfluß mit dem Lukenje

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 102.