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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Lichtdruckschnellpresse; Lichte; Lichte Augenblicke; Lichteinheit; Lichtelfen; Lichten; Lichtenau; Lichtenberg

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Lichtdruckschnellpresse – Lichtenberg (Dorf)

platten bald zerrissen. Joseph Albert (s. d.) in München verbesserte das Verfahren durch Benutzung von Glas anstatt Kupfer und Einführung zweier Gelatineschichten mit Belichtung von der Rückseite (s. oben). Dadurch wurde eine sehr innige Verbindung der Leimschicht mit dem Glase herbeigeführt. Es gelang ihm so, Platten zu liefern, die 1000 und mehr Abdrücke aushielten, während die von Tessié höchstens 70‒100 Drucke lieferten. Obernetter ersetzte die Präparation mit der ersten Leimschicht durch einen Überzug von Wasserglas, welche sich in viel kürzerer Zeit herstellen läßt; Husnik u. a. machten sich um die Vervollkommnung des L. verdient. Brauneck und Meyer in Mainz führten die Schnellpresse in den L. ein und steigerten dadurch seine Produktionsfähigkeit erheblich.

Der Glasdruck ist nur eine Modifikation des L., bei welchem die lichtempfindliche chromsaure Kalileimschicht auf ein Negativ getragen und dieses von der Rückseite belichtet wird. Die Schicht wird dadurch druckfähig gleich einer Lichtdruckplatte.

Vgl. Allgeyer, Handbuch über das L. (2. Aufl., Leipzig 1896); Schnauß, Lichtdruck (5. Aufl. Düsseld. 1892); Husnik, Das Gesamtgebiet des L. (4. Aufl., Wien 1893).

Lichtdruckschnellpresse, s. Schnellpresse.

Lichte, soviel wie Kerzen.

Lichte Augenblicke, s. Geisteskrankheiten und Lucida intervalla.

Lichteinheit, s. Normalkerze.

Lichtelfen, s. Elfen.

Lichten, seemännischer Ausdruck für etwas in die Höhe heben; «Anker lichten», die Anker aus dem Grunde heben. Auch nennt man ein auf eine Sandbank geratenes oder aus andern Gründen erleichtertes und wieder flott gewordenes Schiff gelichtet, wenn es in Lichterschiffe oder Leichterfahrzeuge (s. d.) einen Teil seiner Ladung abgegeben hat.

Lichtenau. 1) Hessisch-Lichtenau, Stadt im Kreis Witzenhausen des preuß. Reg.-Bez. Cassel, an der Losse und der Linie Cassel-Waldkappel der Preuß. Staatsbahnen, Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Cassel), hat (1895) 1366 (1890: 1300) evang. E., Post, Telegraph, Fernsprechverbindung, alte Ringmauer; Cement- und Cigarrenfabriken, Ziegelei, Kunst- und Handelsgärtnerei. Südöstlich die Ruine der Burg Reichenbach. L. ist 1280 vom Landgrafen Heinrich Ⅰ. erbaut. – 2) L. in Baden, Stadt im Amtsbezirk Kehl des bad. Kreises Offenburg, an der Acher, mit Lokalbahn nach Kehl und Bühl, hat (1895) 1141 E., (1890: 1146, darunter 98 Katholiken und 173 Israeliten), Post, Telegraph; Wollspinnerei, Seidenwarenfabriken, Tabak- und Hanfbau. L. war früher eine Feste und wurde 1686 von den Franzosen verwüstet. – 3) L. in Westfalen, Stadt im Kreis Büren des preuß. Reg.-Bez. Minden, Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Paderborn), hat (1895) 1407 E., Post, Telegraph, kath., evang. Kirche, Synagoge; bedeutende Kalkbrennereien, Schafmärkte und Fruchthandel.

Lichtenau, Wilhelmine, Gräfin von, Geliebte Friedrich Wilhelms Ⅱ. von Preußen, war die Tochter des Musikers Enke zu Potsdam, wurde daselbst 1752 (oder 1754) geboren und lernte im Alter von 13 J. den damaligen Kronprinzen Friedrich Wilhelm kennen, der sie ausbilden ließ, später in ein intimes Verhältnis zu ihr trat und sie mit seinem Kämmerer Ritz verheiratete. Anfangs durch ihre Schönheit, später durch die Gefügigkeit gegen alle Neigungen des Königs wußte sie diesen Zeit seines Lebens zu fesseln, ohne jedoch ihre einflußreiche Stellung zu mißbrauchen. 1795 erhob sie Friedrich Wilhelm zur Gräfin L., beschenkte sie mit den Gütern, die ihren Namen trugen, und dann auch mit einem Kapital von 500000 Thlrn. Ihre und Friedrich Wilhelms Kinder waren der Graf (gest. 1787) und die Gräfin von der Mark. Friedrich Wilhelm Ⅲ. ließ 1797 die Gräfin L. verhaften und einen Prozeß gegen sie einleiten. Nach dreijähriger Haft mußte sie auf ihr gesamtes Vermögen verzichten, wogegen ihr eine Pension von 4000 Thlrn. ausgesetzt wurde; 1811 erhielt sie einen Teil des Vermögens zurück. Sie starb 9. Juni 1820 in Berlin.

Lichtenberg, ehemaliges Fürstentum, früher Herrschaft Baumholder genannt, zwischen den Quellgebieten der Nahe und Blies, zwischen dem bayr. Reg.-Bez. Pfalz, dem Fürstentum Birkenfeld und der preuß. Rheinprovinz, wurde infolge des Wiener Kongresses 1816 von Preußen an den Herzog von Sachsen-Coburg abgetreten, der das Land 5. März 1819 zu einem Fürstentum erhob und nach der alten pfälz. Burg L. benannte. Die Julirevolution von 1830 und die Bewegungen in Rheinbayern riefen in L. seit 1831 Unruhen hervor, die den Herzog veranlaßten, L. durch den Vertrag vom 31. Mai 1834, ratifiziert von Gotha am 8., von Preußen 26. Juni 1834, mit allen Souveränitätsrechten gegen eine jährliche Rente von 520000 M. wieder an Preußen abzutreten. Die Übergabe erfolgte 15. Aug. 1834. Seit 1835 bildet L. den Kreis St. Wendel des preuß. Reg.-Bez. Trier. – Die alte Burg L. liegt bei dem Dorf Burg-Lichtenberg (1890: 80 E.) im Kreis St. Wendel.

Lichtenberg. 1) L. in Bayern, Stadt im Bezirksamt Naila des bayr. Reg.-Bez. Oberfranken, unweit der Selbitz im Frankenwalde, hat (1895) 765 (1890: 839) evang. E., Postexpedition, Telegraph; Tuchfabrik und Gerberei. – 2) Dorf im Kreis Niederbarnim des preuß. Reg.-Bez. Potsdam, bei Berlin (s. d., Bd. 2, S. 793 b), an der Berliner Stadt- und Ringbahn und der Linie Berlin-Kreuz-Königsberg i. Pr. (Station L.-Friedrichsfelde) der Preuß. Staatsbahnen, hat (1890) 17267, mit dem benachbarten Friedrichsfelde 22770 (1895: 28868 [14260 männl., 14608 weibl.]) meist evang. E., Post, Telegraph, Fernsprech- und Pferdebahnverbindung mit Berlin, Gasanstalt, Wasserwerk und in der Nähe die neue städtische Irrenanstalt Herzberge. – 3) L. in den Vogesen, Dorf im Kanton Lützelstein, Kreis Zabern des Bezirks Unterelsaß, in den Vogesen, hat (1895) 1126 (1890: 1066) E., darunter 391 Katholiken, kath. und evang. Pfarrei. Nahebei Schloß L., 1286 an Stelle einer von dem Bischof von Metz 1260 zerstörten Burg durch den Bischof von Straßburg, Konrad von L., erbaut, 1570 durch Daniel Speckle neu befestigt, 1677 vom Marschall Créqui eingenommen, 1680 von den Franzosen wieder aufgebaut, ergab sich 10. Aug. 1870 nach zweitägiger Beschießung den Deutschen. Die Besitzer der Herrschaft L. erschienen im 12. Jahrh. in der Geschichte und gehörten zu den bedeutendsten Geschlechtern des Landes. Nach Aussterben der Herren von L. (1480) kam die Grafschaft L. teils (das «Hanauer Ländel») an den Grafen von Hanau, teils an den Pfalzgrafen von Zweibrücken-Bitsch, 1570 ungeteilt an die Grafen von Hanau-Lichtenberg und 1736 an das Haus Hessen-Darmstadt, welches die Grafschaft 1789 an Frankreich verlor. – Vgl. L. Spach, Le comté de