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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Liebler - Liebstöckel

Liebler, Thomas, Tbcolog, s. Erastus.

Liebm., hinter lat. Pflanzennamen Abkürzung für Friedrich Michael Liebmann, Professor und Direktor des Botanischen Gartens zu Kopenhagen, geb. 1813, gest. 1856; er bereiste 1841-43 Mexiko, über dessen Flora er schrieb.

Liebmann, Otto, Philosoph, geb. 25. Febr. 1840 zu Löwenberg in Schlesien, studierte in Jena, Halle und Leipzig Philosophie und Mathematik, habilitierte sich 1865 als Privatdocent der Philosophie in Tübingen und wurde 1872 nach Straßburg als außerord. Professor berufen. Hier wurde er 1878 zum ord. Professor ernannt und folgte dann 1882 einem Ruf nach Jena. Von Anfang an fesselte ihn der Kantische Kriticismus, dessen erneutes Studium durch seine erste Schrift "Kant und die Epigonen" (Stuttg. 1865) starke Anregung empfangen hat. Es folgten: "Der individuelle Beweis für die Freiheit des Willens" (Stuttg. 1866), "Über den objektiven Anblick" (ebd. 1869) und das Belagerungstagebuch "Vier Monate vor Paris" (anonym, ebd. 1871). In seinem Hauptwerke "Analysis der Wirklichkeit. Eine Erörterung der Grundprobleme der Philosophie" (Straßb. 1876' 2. vermehrte Aufl. 1880) sucht L. festzustellen, inwieweit die historisch überlieferten, aus der Natur des menschlichen Geistes entspringenden Probleme der Philosophie unter allseitiger Berücksichtigung der exakten Wissenschaften einer strengen Lösung zugänglich sind. Die "Gedanken und Thatsachen. Philos. Abhandlungen, Aphorismen und Studien" (Straßb. 1882) liefern eine Ergänzung und Fortsetzung dieses Werkes. "Die Klimax der Theorien. Eine Untersuchung aus dem Bereich der allgemeinen Wissenschaftslehre" (Straßb. 1884) führt die nichtempirischen Grundlagen aller Erfahrungswisscnschaft scharf formuliert auf. Außerdem hat L. zahlreiche kleinere Abhandlungen, worunter "Über philos. Tradition" (Straßb. 1883), "Psychol. Aphorismen" (1892) u. s. w., verfaßt.

Liebotschan, Dorf in der österr. Bezirkshauptmannschaft und dem Gerichtsbezirk Saaz in Böhmen, bei Saaz, an der Eger, hat (1890) 668, als Gemeinde 701 deutsche E. und eine große Brauerei.

Liebrecht, Felix, Germanist, geb. 13. März 1812 zu Namslau in Schlesien, war anfangs Kaufmann, widmete sich jedoch später den Sprachstudien zu Breslau, München und Berlin, kam aus Sorge ums tägliche Brot nicht über den Stand des Privatlehrers hinaus, ward 1849 auf Alex. von Humboldts Empfehlung Professor der deutschen Sprache am Athénée Royal zu Lüttich und trat 1867 in den Ruhestand. Er starb 3. Aug. 1890 zu St. Hubert in Belgisch-Luxemburg. Eine Anzahl seiner in Zeitschriften veröffentlichten Abhandlungen erschienen gesammelt u. d. T. "Zur Volkskunde. Alte und neue Aufsätze" (Heilbr. 1879). Außerdem sind zu erwähnen die Übertragungen von Basiles "Pentamerone" (2 Bde., Bresl.1846), von des Johannes Damascenus "Barlaam und Josaphat" (Münster 1847), von Dunlops "Geschichte der Prosadichtungen" (Berl. 1850), die Ausgabe der "Otia Imperialia" des Gervasius von Tilbury (Hannov. 1856) und die ausgezeichnete Quellenuntersuchung zu "Barlaam und Josaphat" (1847).

Liebreich, Matthias Eugen Oskar, Mediziner, geb. 14. Febr. 1839 zu Königsberg i. Pr., studierte Chemie bei Fresenius in Wiesbaden und, nachdem er 1857-59 eine Reise nach Afrika unternommen, Medizin in Königsberg, Tübingen und Berlin. Er wurde 1867 Assistent am pathol. Institut zu Berlin, 1868 Privatdocent und 1872 ord. Professor der Heilmittellehre daselbst sowie 1872 Direktor des pharmakologischen Instituts. L. hat das Protagon als die wesentlichste phosphorhaltige Substanz des Gehirns nachgewiesen, die schlafbringende Wirkung des Chloralhydrats entdeckt, ferner das Butylchloral und das Äthylenchlorid als neue Anästhetika, das Quecksilberformamid als neues Mittel gegen Syphilis sowie das Lanolin eingeführt und die Eigenschaft des toten Raums bei chem. Reaktionen entdeckt; ferner ermittelte er die Einwirkung des Kantharidin auf kranke Kapillaren und die Verwertung desselben als Heilmittel bei der Tuberkulose. Für die Untersuchung des Lupus erfand er die phaneroskopische Beleuchtungsmethode. Er schrieb außer zahlreichen Aufsätzen in Zeitschriften: "Das Chloralhydrat, ein neues Hypnotikum" (3. Aufl., Berl. 1871) und mit Langgaard "Kompendium der Arzneiverordnung" (3. Aufl., ebd. 1891). Auch giebt er seit 1887 die "Therapeutischen Monatshefte" heraus, die ausführliche Referate über alle neuern Arzneimittel und Heilmethoden bringen.

Liebreich, Richard, Bruder des vorigen, Augenarzt, geb. 30. Juni 1830 zu Königsberg i. Pr., studierte daselbst, zu Berlin, Halle und Utrecht und wirkte 1854-62 als Assistenzarzt an der von Graefeschen Augenklinik zu Berlin. 1862 ließ er sich in Paris als Augenarzt nieder, siedelte aber 1870, während des Deutsch-Französischen Krieges, nach London über und wirkte daselbst am St. Thomashospital als Augenarzt und Lehrer der Augenheilkunde. L. hat sich große Verdienste um die Ophthalmoskopie erworben; er gab 1863 den ersten "Atlas der Ophthalmoskopie" (3. Aufl., Berl. 1885) heraus und machte sich durch die Konstruktion eines Augenspiegels bekannt. Später zog er sich von der Lehr- und Hospitalthätigkeit zurück und beschäftigte sich viel mit Untersuchungen über Kunstfragen, insbesondere über die Technik der alten Meister. Außer Abhandlungen in Zeitschriften über physiol. Optik, Accommodations- und Refraktionsanomalien, über die Schiel- und Staroperation veröffentlichte er: "Ophthalmostopische Notizen" (in "Graefes Archiv"), "Recueil des travaux de la Sociètè médicale allemande de Paris" (mit Laqueur, Par. 1865), "Eine neue Methode der Kataraktextraktion" (Berl. 1872), "On the use and abuse of Atropine" (Lond. 1873), "Clinical lecture on convergent squint" (ebd. 1874), "New opthalmic instruments" (ebd.), "School life in its influence on sight and figure" (2. Aufl., ebd. 1878).

Liebstadt. 1) L. in Ostpreußen, Stadt im Kreis Mohrungen des preuß. Reg.-Bez. Königsberg, an der zur Passarge gehenden Liebe und an der Nebenlinie Mohrungen-Wormditt der Preuß. Staatsbahnen, Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Braunsberg), hat (1895) 2302 (1890: 2254) E., darunter 482 Katholiken und 85 Israeliten), Post, Telegraph; Dampfmolkerei, Brauereien, Handelsmühle. - 2) L. in Sachsen, Stadt in der Amtshauptmannschaft Pirna der sächs. Kreishauptmannschaft Dresden, hat (1895) 764 (1890: 849) evang. E., Postagentur mit Fernsprechverbindung, ein Bergschloß (Kuckuckstein) und Strohflechterei.

Liebstöckel, Badekraut (Levisticum officinale K., Ligusticum levisticum L.), die einzige Art der in den Gebirgsgegenden des mittlern Europa einheimischen Gattung Levisticum aus