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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Liebwerd - Liechtenstein (Alfred, Prinz von)

der Familie der Umbelliferen (s. d.), eine krautartige Pflanze, bis zu 2 m hoch, mit unbehaarten, glänzenden, einfach oder doppeltgefiederten Blättern mit breiten verkehrt-eiförmigen Blättchen und blaßgelben Blüten. L. wird in Deutschland häufig in Gärten gebaut und die einzelnen Teile werden als Hausmittel angewandt. Die Wurzel ist als Radix Levistici offizinell, wirkt hauptsächlich als Reizmittel auf die Nieren.

Liebwerd, landwirtschaftliche Lehranstalt bei Tetschen (s. d.).

Liebwerda, Dorf in der österr. Bezirkshauptmannschaft und dem Gerichtsbezirk Friedland, am Fuß (402 m) der Tafelfichte (1122 m) und an der Linie Reichenberg-Seidenberg der Südnorddeutschen Verbindungsbahn, hat (1890) 780 deutsche E., Post, Telegraph, Stahl- und Sauerbrunnen und ist ein besuchtes Frauenbad und Sommerfrische.

Liechtenstein, souveränes Fürstentum, nächst Monaco das kleinste Europas, wird westlich von dem durch den Rhein geschiedenen schweiz. Kanton St. Gallen, nördlich, nordöstlich und östlich von Vorarlberg, südlich von dem schweiz. Kanton Graubünden begrenzt und besteht aus den Herrschaften Vaduz und Schellenberg. Mit Ausnahme des ebenen Rheinthals ist das Land gebirgig, die höchste Erhebung ist der Naafkopf (2574 m); von S. nach N. wird es von zwei Ausläufern der Rhätikonkette durchzogen, welche durch das Saminathal voneinander getrennt sind; in dem westlichen erheben sich die Drei Schwestern zu 2108 m; der östliche, welcher die Grenze gegen Vorarlberg bildet, gipfelt in dem Ochsenkopf (2283 m). Hauptfluß ist der Rhein, der das Land im W. begrenzt. Das Klima ist, mit Ausnahme des Alpengebietes, mild und trotz schnellen Witterungswechsels gesund. Der Flächenraum umfaßt 159 qkm mit (1891) 9434 (4757 männl., 4677 weibl.) kath. deutschen E., d. i. 59 E. auf 1 qkm, deren Hauptbeschäftigungen der Feld-und Weinbau, die Alpenwirtschaft, Rindviehzucht und die Baumwollspinnerei und -Weberei sind. Mit Graubünden ist L. durch den Luziensteig verbunden. Bis 1866 war L. ein Glied des Deutschen Bundes, seitdem gehört es staatsrechtlich weder zum Deutschen Reich noch zu Österreich, doch steht es in vielen Dingen unter österr. Einfluß. Infolge der Verfassungsurkunde vom 26. Sept. 1862, teilweise abgeändert 19. Febr. 1878, ist L. eine konstitutionelle Monarchie, im Mannsstamm (Primogenitur) des kath. Hauses L. erblich; der Fürst übt die gesetzgebende Gewalt mit dem Landtage (15 Mitglieder, 3 vom Fürsten ernannte, 12 durch Wahlmänner auf 4 Jahre gewählte Mitglieder und 5 Ersatzmänner) aus, der sich jedes Jahr einmal in Vaduz versammelt. Die oberste Verwaltungsbehörde ist die fürstl. Hofkanzlei in Wien, welche als 2. Instanz (Appellationsgericht) fungiert, während das Oberlandesgericht in Innsbruck in letzter Instanz (Vertrag vom 19. Jan. 1884) entscheidet. Unter der Hofkanzlei steht der fürstl. Landesverweser in Vaduz, welchem das Landgericht und die Landeskassenverwaltung untergeordnet sind. Die Einnahmen betrugen (1892) 218 157 Fl. österr. Währung, die Ausgaben 219 851 Fl., die Staatsschuld (1892) 17 500 Fl. Infolge der seit 1852 abgeschlossenen, 1876 erneuerten Zolleinigung mit Österreich-Ungarn zahlt dieses jährlich etwa 20 000 Fl. an L. Das Militär ist aufgelöst. In kirchlicher Hinsicht steht das Ländchen unter dem Bischof von Chur. Münzen, Maße und Gewichte sind die österreichischen, auch die Posten werden von Österreich verwaltet. Das Wappen ist ein von Gold über Rot quergeteilter Schild; im großen Wappen ist dieser Schild umgeben von den Wappen von Schlesien (schwarzer Adler in Gold), Khuenring (von Schwarz und Gold zehnmal quergeteilt mit Rautenkranz), Troppau (Rot und Silber gespalten), Ostfriesland (schwarzer Adler in Gold) und Jägerndorf (Goldenes Jagdhorn in Blau). Die Landesfarben sind Rot und Blau. Der Hauptort ist Vaduz (s. d.). - Vgl. von Klenze, Die Alpenwirtschaft im Fürstentum L. (Stuttg. 1879); Umlauft, Das Fürstentum L. Geographisch, historisch, touristisch geschildert (Wien 1891).

^[Abb.]

Liechtenstein, Feste von Enzersdorf (s. d. 3).

Liechtenstein, ein seit etwa 1140 urkundlich bekanntes Herrengeschlecht Österreichs, das 1249 vom Markgrafen Ottokar von Mähren Nikolsburg erwarb, wonach es als Liechtenstein-Nikolsburg bezeichnet wird, um es von einem gleichzeitig auftretenden steir. Geschlecht, dem von Liechtenstein-Murau (dem der Minnesänger Ulrich von L. angehörte), zu unterscheiden. Des Hartmann II. (gest. 1585) Söhne, Karl und Gundakar, die beide, jener 1618, dieser 1623, in den Fürstenstand erhoben wurden, stifteten die Karlsche und Gundakarsche Linie. Karl, der zur kath. Kirche zurücktrat, erhielt vom Kaiser Matthias 1614 das Fürstentum Troppau und von Ferdinand II. 1623 Jägerndorf. Er starb 1627. Sein Enkel Johann Adam Andreas kaufte 1699 und 1708 von den Grafen von Hohenembs die reichsunmittelbaren Herrschaften Schellenberg und Vaduz. Mit ihm starb 1712 diese Linie aus, und das Majorat nebst allen Besitzungen derselben fiel an Gundakars Enkel Anton Florian, der 1713 für sich und 1723 für seine Nachkommen Sitz und Stimme auf dem Reichstage erhielt, nachdem 1719 Kaiser Karl VI. Vaduz und Schellenberg unter dem Namen L. zu einem unmittelbaren Fürstentum erhoben hatte. Eine Nebenlinie bildete Anton Florians Bruder Philipp Erasmus, geb. 1664, gest. 1704, nebst seinen Nachkommen. Als 1748 der Stamm Anton Florians erlosch, erbte des Philipp Erasmus Sohn Joseph Wenzel Lorenz L. (s. d.) das Majorat und die Güter des Hauses, die nach seinem kinderlosen Ableben 1772 an die Söhne seines Bruders Emanuel, Franz Joseph und Karl Borromäus (gest. 1789), fielen, die die beiden noch blühenden Linien stifteten, von denen die ältere das Fürstentum L. besitzt, nebst dem größten Teile der Güter in Österreich und Schlesien, die jüngere im Besitze des Karlschen Majorats ist. Auf Franz Joseph folgte 1781 sein Sohn Aloys Joseph, auf diesen 1805 bei seinem kinderlosen Tode sein Bruder Johann Joseph L. (s. d.). Sein ältester Sohn und Nachfolger war Aloys (gest. 12. Nov. 1858), dem dessen Sohn Johann II. (geb.5. Okt. 1840) folgte. Vettern des Fürsten Johann sind die Prinzen Alfred und Aloys L. (s. d.). - Vgl. Falke, Geschichte des fürstl. Hauses L. (3Bde., Wien 1868-83); Kraetzl, Statist. Übersicht des gesamten Johann L.schen Güterbesitzes (5. Aufl., ebd. 1891).

Liechtenstein, Alfred, Prinz von, österr. Politiker, geb. 11. Juni 1842 in Prag als Sohn des