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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Lincoln (Orte in Nordamerika) - Lincoln (Abraham)

von York die größte Englands, vom 11. bis 14. Jahrh. im normann.-got. Stil in Gestalt eines Doppelkreuzes erbaut, 146 m lang, bis 57 m breit, mit zwei 55 m hohen, stumpfen Vordertürmen und einem Mittelturme mit der 5,5 t schweren Glocke, dem "großen Tom von L.", 1610 gegossen. Das Innere ist ausgezeichnet durch ein schönes Chor mit Schnitzwerk (14. Jahrh.) und viele Grabdenkmäler. Besonders schön sind das Presbyterium im O. und das Kapitelhaus. Daneben sind zu nennen: die moderne Markuskirche, zwei Marienkirchen (13. und 16. Jahrh.), der Stonebow, ein Thorbau aus dem 14. Jahrh. mit der Guildhall, und die normann. Häuser in St. Mary's Guild. An die Römerzeit erinnern der Newport Arch, das alte Stadtthor und ein 1884 aufgedeckter Altar mit Inschrift. Das alte Schloß, gegenüber der Kathedrale, enthielt früher die Grafschaftshalle und das Gefängnis. L. hat ein theol. Seminar der anglikan. Kirche, eine Lateinschule, weibliche Erziehungsschule und ein Theater; lebhaften Handel mit Korn, Kohlen und Holz, Gerberei, Brauerei, Malzhäuser und Maschinenbau. Auch finden große Pferdemärkte statt. - Bei den Römern Lindum oder Lindum Colonia genannt, war L. in den stürmischen Zeiten der Heptarchie (s. d.) und der normann. Einfälle Residenz der Könige von Mercia und eine der sog. Fünfstädte, doch datiert seine Bedeutung aus der Zeit Wilhelme des Eroberers.

Lincoln (spr. lingkönn), Drte in den Vereinigten Staaten von Amerika; darunter: 1) Hauptstadt von Nebraska im County Lancaster, im südöstl. Viertel des Staates, wichtiger Eisenbahnknotenpunkt, ist hübsch gebaut, hat (i890) schon 55 154 E. (gegen 13 003 im J. 1880), schattige Straßen und stattliche öffentliche Gebäude, wie das neue Kapitol, das Gerichtshaus und Postamt, eine Universität (400 Studierende) und mehrere Colleges. In der Nähe das Staatsirrenhaus und Staatszuchthaus. Bedeutend ist der Großhandel in Getreide, Materialwaren und Provisionen, Ackerbaugeräten und Vieh. Die Industrie ist durch mehr als 70 gewerbliche Anlagen vertreten. Kalksteinbrüche und Salzquellen sind in der Nähe. - 2) Hauptstadt des County Logan in Illinois, nordöstlich von Springfield, mit Kohlenbergbau und (1890) 6725 E.

Lincoln (spr. lingkönn), Grafen von, s. Newcastle, Herzöge von.

Lincoln (spr. lingkönn), Abraham, der 16. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika, geb. 12. Febr. 1809 in Hardin-County in Kentucky, stammte von pennsylvan. Quäkern ab. L.s Vater zog, als dieser 8 J. alt war, nach Spencer-County in Indiana, 1830 ließ er sich in Macon-County in Illinois nieder. Beim Ausbruch eines Indianerkrieges (1832) organisierte L., der bis dahin als Ackerknecht, Holzhacker, Bootsmann und Ladengehilfe sein Brot erworben hatte, eine Compagnie Freiwilliger und diente als Kapitän in dem kurzen Feldzuge gegen Black-Hawk. Nach seiner Rückkehr eröffnete er einen Kramladen in Neu-Salem, fallierte aber bald und ließ sich 1836, nur dürftig vorbereitet, als Advokat in Springfield nieder, wo er sich rasch einen großen Ruf erwarb. Schon 1834 wurde er von den Whigs in die Staatslegislatur gewählt, der er bis 1840 angehörte. 1846 wurde er in den Kongreß gewählt, trat aber 1848 nicht wieder als Kandidat auf. Erst nach der Aufhebung des Missouri-Kompromisses (s. d.) durch die Kansas-Nebraska-Bill (s. d.) fing er 1854 wieder an lebhaftern Anteil an der Politik zu nehmen; in weitern Kreisen wurde er aber erst bekannt durch den Wahlkampf um eine Senatorenstelle, den er 1856 in Illinois mit Douglas ausfocht, wobei er allerdings unterlag, sich aber durch seine scharfe Logik und seine populäre Beredsamkeit äußerst beliebt machte. Von der republikanischen Nationalkonvention in Chicago wurde L. im Mai 1860 zum Präsidentschaftskandidaten ernannt und 6. Nov. 1860 wirklich gewählt. Den Sklavenstaaten diente die Wahl eines Republikaners als Vorwand, aus dem Bunde auszutreten und den schon vorbereiteten Bürgerkrieg zu beginnen. In seiner 4. März 1861 gehaltenen Antrittsrede suchte L. vergeblich den Süden von seinen guten Absichten zu überzeugen. Als 13. April die Streitkräfte von Südcarolina das im Hafen von Charleston gelegene Fort Sumter angriffen, erließ L. 15. April seinen ersten Aufruf für 75 000 Freiwillige, und es begann der vierjährige Bürgerkrieg. (S. Vereinigte Staaten von Amerika.) Indessen faßte L. anfangs den Konflikt nicht in seiner principiellen Bedeutung, als Kampf der Freiheit gegen die Sklaverei auf und entzog sogar Fremont, der in Missouri die Sklaven der Äufständischen für frei erklärt hatte, das Kommando. Nachdem er aber zu der Überzeugung gelangt war, daß nur durch Aufhebung der Sklaverei dieser fortwährende Streitpunkt beseitigt werden könne, erließ er 22. Sept. 1862 eine Proklamation, worin alle Sklaven vom 1. Jan. 1863 für frei erklärt wurden. Er schritt nun konsequent fort und führte den Krieg bis zur gewaltsamen Niederwerfung der Rebellion weiter. 1864 von neuem zum Präsidentschaftskandidaten ernannt, erhielt er diesmal die Stimmen sämtlicher 25 an den Wahlen teilnehmenden Staaten, mit Ausnahme von Neujersey, Delaware und Kentucky, und trat 4. März 1865 seinen zweiten Amtstermin an. Nachdem 3. April Richmond gefallen war und Lee 9. April bei Appomatox-Court-House die Waffen gestreckt hatte, war der Krieg beendet; doch war es L. nicht vergönnt, die Wiederherstellung der Union selbst zu leiten. Am 14. April 1865 ermordete ihn der Schauspieler J. Wilkes Booth, ein fanatischer Südländer, während der Vorstellung in Fords Theater in Washington durch einen Pistolenschuß. L. war von tadelloser Reinheit des Charakters, großer persönlicher Anspruchslosigkeit und seltener Redlichkeit des Wollens. Ihm wurde zu Washington 14. April 1876 eine Statue errichtet, deren Kosten durch Subskription von Farbigen der Vereinigten Staaten aufgebracht worden waren; ein anderes Standbild setzte man ihm in Chicago (s. Tafel: Amerikanische Kunst 1, Fig. 2).

L.s Sohn, Robert Todd L., geb. 1. Aug. 1843 in Springfield, war 1881-85 unter den Präsidenten Garfield und Arthur Kriegsminister, 1889-93 unter Harrison Gesandter in England.

Vgl. H. J. Raymond, Life and public services of Abraham L, together with his statepapers (Neuyork 1864); J. G. Holland, Life of Abraham L-(Springfield 1865); Corsby, Das Leben Abraham L.s (deutsch, Philad. 1865); W. H. Lamon, Life of Abraham L. (Bost. 1872); Jouault, Abraham L., sa jeunesse et sa vie politique (Par. 1875): Power, Abraham L. (Chicago 1875); Canisius, Abraham L. (2. Aufl., Berl. 1882); Nicolay und Hav, Abraham L. (10 Bde., Neuyork 1890); Herndon und Weik, Abraham L. (2 Bde., ebd. 1892);