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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Lincolnschaf - Lindau (Paul)

Schurz, Abraham L. (Lond. 1891); Morse, Life of Abraham L. (2 Bde., ebd. 1893).

Lincolnschaf, s. Lincoln (Grafschaft).

Lincoln's Inn (spr. lingkönns), s. Inns of Court.

Lincrusta Walton, eine Art Linoleum (s. d.).

Lind, Jenny, Sängerin, geb. 6. Okt. 1820 zu Stockholm, wurde 1830 in die königl. Theaterschule in Stockholm aufgenommen. Nachdem sie mehrere hundertmal auf der schwed. Hofbühne mit Beifall aufgetreten war, versetzte sie im Alter von 17 J. als Agathe im "Freischütz" das Publikum in Begeisterung. Sie ging 1841 nach Paris, um bei Garcia ihre Ausbildung zu vervollkommnen, 1844 nach Berlin, 1847 nach England, 1849 nach Norddeutschland, dann nach Schweden und 1850 nach Nordamerika, überall die höchsten Triumphe feiernd. In Amerika vermählte sie sich 1852 mit dem Pianisten und Komponisten Otto Goldschmidt (s. d.), kehrte nach Europa zurück und nahm ihren Aufenthalt in Dresden. Von hier siedelte sie nach einigen Jahren nach London über, wo sie nur noch selten und meist zu wohlthätigen Zwecken in Konzerten auftrat; in Deutschland sang sie noch einigemal auf niederrhein. und andern Musikfesten. Sie starb 2. Nov. 1887 auf ihrem Landsitze Malvern (Worcestershire). Jenny L. gehörte zu den bedeutendsten Erscheinungen, die jemals im Gesange geglänzt haben. Sie war gleich ausgezeichnet durch den Zauber der Stimme wie durch die Kunst des Gesangs und die Großartigkeit der dramat. Darstellung. 1894 wurde ihr in der Westminsterabtei ein Marmormedaillon errichtet. - Vgl. H. S.Holland und W. S. Rockstro, Jenny L. (deutsch von H. J. Schoell, 2 Bde., Lpz. 1891).

Lind., hinter lat. Orchideennamen Abkürzung für den Gärtner und botan. Forschungsreisenden Jean Jules Linden, geb. 1817 in Luxemburg.

Lindau. 1) Bezirksamt im bayr. Reg.-Bez. Schwaben, hat (1890) 25 948, 1895: 26 552 (13 197 männl., 13 355 weibl.) E. in 31 Gemeinden mit 454 Ortschaften. - 2) Unmittelbare Stadt und Hauptort des Bezirksamtes L., ehemals Freie Reichsstadt und fester Platz am nordöstl. Ende des Bodensees, auf drei jetzt vereinigten Inseln erbaut und mit dem Lande durch eine lange Holzbrücke und den Eisenbahndamm verbunden, an den Linien München-L. (220,7 km) der Bayr. und L.-Feldkirch-Innsbruck der Österr. Staatsbahnen (2 Bahnhöfe) , Sitz des Bezirksamtes, eines Amtsgerichts (Landgericht Kempten), Schiffahrts-, Hauptzoll-, Bahnamtes und einer Reichsbanknebenstelle, hat (1895) 5629 E. (1890: 5349, darunter 2323 Evangelische), in Garnison das 3. Bataillon des 3. Infanterieregiments Prinz Karl von Bayern, Post, Fernsprechverbindung, Dampferverbindung mit den Uferorten, Trajekt nach Romanshorn, einen alten Römerturm (Heidenmauer), ein Bronzestandbild des Königs Maximilian II. (1856), Löwendenkmal aus Kelheimer Marmor, 2 Leuchttürme, einen Neptunsbrunnen, Reichsplatzbrunnen mit einer Lindavia, Rathaus im Renaissancestil (1422-36), 1886-88 von Thiersch restauriert, städtisches Museum, Stadtbibliothek, königl. paritätische Lateinschule, 1530 als reichsstädtisches Lyceum gegründet, Realschule, höhere Mädchenschulen, Musikschule und mehrere Vereine, Wasserleitung, Kanalisation, großes Seebad und Schwimmanstalten. Bedeutend ist die Fischerei und der Speditionshandel, der Obst-, Gemüse- und Weinbau in der Umgebung, Apfelwein-, Most-, Teigwarenfabrikation und drei Brauereien. Ausgeführt werden besonders Getreide, Obst, Kirschgeist, Wein, Most, Butter, Schmalz, Käse, Eisen und Bauholz. Es bestehen ein großes städtisches Getreidelagerhaus, Vorschußverein, eine Sparkasse, Filiale der Bayrischen Notenbank, Handelsverein, mehrere Bank- und Wechselgeschäfte, Jahr-, Viktualien- und Obstmärkte. Die Stelle einer Handelskammer vertritt der Ausschuß des Handelsvereins. Der 1812 angelegte Seehafen ist später bedeutend erweitert. - L. soll aus dem alten, gegen die Vindelicier erbauten Castrum Tiberii entstanden sein; schon 774 wird es urkundlich erwähnt. Es wurde 1275 Freie Reichsstadt, trat 1525 der Reformation bei, kam 1803 an den Fürsten von Bretzenheim, 1804 an Österreich und 1806 an Bayern. - Vgl. Boulan, L. vor Altem und Jetzt (neue Ausg., Lind. 1872); L., Bregenz nebst Umgebung (4. Aufl., ebd. 1886); Neuester Führer durch L., Bregenz und deren Umgebungen (2. Aufl., ebd. 1893): Schriften des Vereins für Geschichte des Bodensees und seiner Umgebung (ebd.). - 3) L. in Anhalt, Stadt im Kreis Zerbst des Herzogtums Anhalt, an der Nuthe und der Linie Berlin-Güsten der Preuß. Staatsbahnen, hat (1895) 1078 (1890: 1047) E., darunter 76 Katholiken, Postagentur und Fernsprechverbindung.

^[Abb.]

Lindau, Paul, Schriftsteller, geb. 3. Juni 1839 zu Magdeburg, studierte in Halle und Berlin, lebte dann in Paris und übernahm 1863 die Redaktion der "Düsseldorfer Zeitung". Seit 1864 war er in Berlin journalistisch thätig und wurde 1866 Redacteur der "Elberfelder Zeitung", welche Stellung er bis Herbst 1869 innehatte. Aus jener Zeit stammen seine ersten leicht und anmutig geschriebenen Reiseskizzen: "Aus Venetien" (Düsseld. 1864) und "Aus Paris". 1869 begründete L. in Leipzig das belletristische Journal "Das Neue Blatt", dessen Leitung er 1871 niederlegte, um nach Berlin überzusiedeln, wo er 1872 die polit.-belletristische Wochenschrift "Die Gegenwart" begründete und bis 1881 redigierte; zugleich gab er seit 1877 die Monatsschrift "Nord und Süd" heraus. Seit 1891 lebte L. in Strehlen bei Dresden; 1895 wurde er zum Intendanten des Meininger Hoftheaters ernannt. Von seinen kritisch-ästhetischen Schriften, in denen sarkastische Schärfe und blendender Witz vorherrschen, sind zu nennen: "Harmlose Briefe eines deutschen Kleinstädters" (2 Bde., Lpz. 1870; 2. Aufl., Bresl. 1879) und "Litterar. Rücksichtslosigkeiten" (1. bis 3. Aufl., Lpz. 1871). Zwei wertvolle Studien auf dem Gebiete der franz. Litteraturgeschichte sind: "Moliere" (Lpz. 1872) und "Alfred de Musset" (Berl. 1877). Eine Sammlung seiner Kritiken und Abhandlungen veranstaltete L. u. d. T. "Dramaturgische Blätter" (2. Aufl., 2 Bde., Stuttg. 1877; Neue Folge, 2 Bde., Bresl. 1879), "Gesammelte Aufsätze" (2. Aufl., Berl. 1880), "Aus dem litterar. Frankreich" (2. Aufl., Bresl. 1382) und in den Briefen "Aus der Hauptstadt" (5. Aufl., Dresd. 1881); dramaturgische Skizzen bieten seine "Vorspiele auf dem Theater" (ebd. 1895). Besondern Beifall fanden die Erzählungen aus dem modernen Leben, wie "Im Fieber" (3. Aufl., Bresl. 1890), "Wunderliche Leute" (ebd. 1888), "Herr und Frau Bewer" (9. Aufl., ebd. 1889), "Mayo" (5. Aufl., ebd. 1884), "Helene Jung" (Stuttg. 1885), "Vater Adrian und andere Geschichten" (Bresl. 1893), "Die Gehilfin" (ebd.