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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Lissawald; Lißberg; List; List.; Lista y Aragon

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Lissawald - Lista y Aragon

nachstehenden Figuren) Ellipsen, deren Form sich nach dem Phasenunterschied der Schwingungen beider Gabeln richtet. Beträgt die Phasendifferenz 0, ½ und 1, so geht die Ellipse in eine gerade Richtlinie über (wie a und e in derselben Reihe).

^[Abb.]

Stehen die Gabeln im Tonverhältnis der Oktave, so zeigen sich Kurven von der Form 8 (wie g, h, i in der untern Reihe), die sich für den Phasenunterschied ¼ und ¾ vereinfachen zu schlingenlosen Bögen (wie f und k in der untern Reihe). Für andere Tonverhältnisse treten auch verschiedene, jedoch stets charakteristische und leicht erkennbare Figuren auf, derart, daß Lissajous (der 1855 dieselben zuerst beobachtete) ein genaues Stimmverfahren von Stimmgabeln nach einer Normalgabel mit Hilfe des Vibrationsmikroskops (s. d.) hierauf gegründet hat, wobei durch das Auge das Ohr kontrolliert wird. Auch in dem schon früher (1827) von Wheatstone erfundenen Kaleidophon (s. d.) kombinieren sich in einem und demselben Stabe senkrecht gegeneinander gerichtete Querschwingungen zu Figuren, die mit jenen von Lissajous übereinstimmen.

Lissawald, Teil des Böhmer Waldes (s. d., Bd. 3, S. 229 b).

Lißberg, Stadt im Kreis Büdingen der hess. Provinz Oberhessen, an der Nidder und der Nebenlinie Stockheim-Gedern der Oberhess. Eisenbahn, hat (1895) 350 meist evang. E.

List, Dorf auf Listland (s. d.).

List, Friedr., Nationalökonom, geb. 6. Aug. 1789 zu Reutlingen, widmete sich dem Verwaltungsfache, ward 1817 Professor der Staatswirtschaft und Staatspraxis in Tübingen, nahm aber bereits 1819 seine Entlassung. Von seiner Vaterstadt zum Abgeordneten in die württemb. Kammer erwählt, wurde er wegen einer lithographierten Petition, die eine Reihe von Mißständen der Verwaltung und Rechtspflege rügte, 6. April 1822 zu einer zehnmonatigen Festungsstrafe verurteilt. L. entzog sich der Strafe durch Flucht, kehrte aber im Herbst 1824 in die Heimat zurück und ward auf den Asperg gefangen gesetzt; im Jan. 1825 wurde er gegen das Versprechen entlassen, nach Amerika auszuwandern. L. siedelte sich in Pennsylvanien an und schrieb "Outlines of a new system of political economy" (Philad. 1827). Er griff darin die herrschende Theorie A. Smiths an, warf derselben irrtümliche Verwechselung von Tauschwerten und produktiven Kräften vor und setzte deren Kosmopolitismus eine nationale Volkswirtschaftslehre entgegen. Eine Entdeckung von Kohlenflözen gab ihm materiell eine ganz unabhängige Stellung, indem er einen Teil der Grundstücke an sich brachte und sich mit mehrern Kapitalisten zum Anbau der Gegend verband. Eine Eisenbahn und zwei Städte (Port-Clinton und Tamaqua) entstanden in dem vorher wüst liegenden Landstriche. 1832 kehrte er nach Europa zurück und lebte anfangs in Hamburg, dann seit 1833 in Leipzig. Hier regte er nicht nur zum Bau der Bahn zwischen Leipzig und Dresden an, sondern verfolgte auch zuerst den großen Gedanken eines Eisenbahnnetzes, als Grundlage eines nationalen Transportsystems. Die Schrift "Über ein sächs. Eisenbahnsystem, als Grundlage eines allgemeinen deutschen Eisenbahnsystems" (Lpz. 1833), das "Eisenbahn-Journal" (Altona 1835-37) und das Buch "Das deutsche National-Transportsystem in volks- und staatswirtschaftlicher Beziehung" (ebd. 1838) entstammen diesem Bestreben.

Ende 1837 begab er sich nach Paris, wo er für die Augsburger "Allgemeine Zeitung" nationalökonomische Arbeiten schrieb. Aus denselben entstand das "Nationale System der polit. Ökonomie" (Bd. 1, Stuttg. 1841; 7. Aufl., mit Einleitung von Eheberg, 1883), womit er nach seiner Rückkehr nach Deutschland hervortrat. In lebhafter Polemik gegen das A. Smithsche System führte er die Ansicht durch, daß eine jede Nation vor allein ihre eigenen Hilfsquellen zum höchsten Grade der Selbständigkeit und harmonischen Entwicklung bringen, die eingeborene Industrie durch Schutz nötigenfalls unterstützen und den nationalen Zweck einer dauernden Entwicklung produktiver Kräfte überall dem pekuniären Vorteil Einzelner vorziehen müsse. Von bleibender Wirkung war namentlich die von L. gegebene Anregung zur Auffassung der volkswirtschaftlichen Entwicklung als eines histor. Prozesses. L. nahm nun seinen Wohnsitz in Augsburg, gründete das "Zollvereinsblatt" (1843) und war für Erweiterung des Zollvereins, Aufrichtung eines nationalen Handelssystems und Gründung einer deutschen Flotte thätig. Handelspolit. Fragen führten ihn 1844 auf längere Reisen nach Belgien, Ungarn, Wien. 1846 machte er eine Reise nach England, um den in einer Denkschrift über eine Allianz zwischen Großbritannien und Deutschland entwickelten Gedanken praktisch zu verfolgen, kehrte aber ohne Ergebnis nach Deutschland zurück. Tief verstimmt und körperlich leidend, suchte er in den Alpen Erholung, kam aber nur bis Kufstein, wo er, von Trübsinn überwältigt, 30. Nov. 1846 sein Leben durch einen Pistolenschuß endete.

L.s "Gesammelte Schriften" nebst Biographie gab Häusser aus seinem Nachlaß heraus (3 Bde., Stuttg. 1850-51). Eine Erzstatue (von Kietz) wurde ihm 1863 in Reutlingen errichtet. - Vgl. Goldschmidt, Friedrich L., Deutschlands großer Volkswirt (2. Aufl., Berl. 1878); Handwörterbuch der Staatswissenschaften, Bd. 4 (Jena 1892).

List., hinter lat. naturwissenschaftlichen Namen Abkürzung für Martin Lister, geb. um 1638 zu Radcliffe, gest. 1711 zu London als Leibarzt der Königin Anna; er schrieb über Botanik und Zoologie.

Lista y Aragon, Don Alberto, span. Dichter und Gelehrter, geb. 15. Okt. 1775 in Triana, einer Vorstadt von Sevilla, studierte in Sevilla, wurde schon in seinem 15. Jahre als Lehrer der Mathematik verwendet, 1803 ordiniert und 1807 zum Professor der Rhetorik und Poetik an der Universität seiner Vaterstadt ernannt. Als Franzosenfreund mußte er 1813-17 das Vaterland meiden, worauf er erst in Pamplona und Bilbao, seit 1820 in Madrid in freier Lehrthätigkeit und als Redacteur des "Imparcial" und des "Censor" wirkte. Schikanen