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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Listenskrutinĭum; Lister; Listersche Methode; Lister Tief; Lister und Mandal; Listland; Liszt

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Listenskrutinium - Liszt (Franz)

der Regierung veranlaßten ihn 1824, nach Bayonne überzusiedeln, wo er 1828 und 1830 Zeitschriften herausgab. Nach einem Aufenthalt in Paris und einem Besuch in London kehrte er 1833 als Leiter der «Gaceta de Madrid» zurück. 1838 übernahm er die Leitung des Kollegiums von Cadiz, erhielt 1844 die Professur der Mathematik in Sevilla, mit der er bald das Dekanat der philos. Fakultät und ein Kanonikat verband. Er starb 5. Okt. 1848 in Sevilla. Unter L.s Werken sind hervorzuheben: «Poesías» (Madr. 1822; 2. Aufl., 2 Bde., 1837), welche als klassische Schöpfungen Aufnahme fanden in der «Biblioteca de autores españoles» (Bd. 67), «Trozos escogidos de los mejores hablistas castellanos en prosa y verso» (2 Bde.), «Lecciones de literatura dramática española» (Madr. 1839), «Ensayos literarios y críticos» (2 Bde., Sevilla 1844). Im polit. Leben war seine Haltung unselbständig; sehr bedeutend war sein Einfluß als Lehrer; Ventura de la Vega, Duran, Espronceda, Escosura, Ochoa u. a. sind seine Schüler gewesen.

Listenskrutinĭum oder Listenwahl ist im allgemeinen die Bezeichnung für einen Wahlmodus, der darin besteht, daß ein großer Wahlkreis (Provinz, Departement), der mehrere Abgeordnete zu wählen hat, als ungeteiltes Ganzes, über die von den einzelnen Parteien aufgestellten Kandidatenlisten abstimmt, während nach dem meistens üblichen Verfahren jeder Wahlkreis seinen besondern Abgeordneten wählt. In neuerer Zeit kam dieser Wahlmodus besonders in Frankreich in Frage, als Gambetta 1881 und 1882 das L. derart verlangte, daß die Mitglieder der Deputiertenkammer eines Departements nicht mehr wie bisher von den Arrondissements einzeln, sondern insgesamt nach nur einer Liste vom ganzen Departement gewählt werden sollten. Während es ihm nicht gelang, dies Verfahren durchzusetzen, wurde es nach seinem Tode durch Gesetz vom 17. Juni 1885 eingeführt, jedoch bereits 15. Febr. 1889 wurden die Arrondissementswahlen wiederhergestellt. In Italien werden die Abgeordneten zur Deputiertenkammer auch jetzt noch nach dem L. gewählt. (S. auch Wahl.)

Lister, Sir Joseph, engl. Chirurg, geb. 5. April 1827, graduierte 1852 als Bachelor of Medicine in London und wurde 1855 Fellow des Royal College of Surgeons in Edinburgh. Bald darauf zum Professor der klinischen Chirurgie an der Universität Edinburgh ernannt, gewann er, ebenso durch Forschungen wie durch Erfolge als Operateur, eine angesehene Stelle unter den brit. Chirurgen und wurde 1877 als Nachfolger Sir William Fergussons zum Professor der klinischen Chirurgie am King's College in London berufen. 1884 erhob ihn die Königin zum Baronet. L., der Mitglied der Königl. Gesellschaft ist, veröffentlichte: «Minute structure of the involuntary muscular fibre» (1857, in den «Verhandlungen» der Königl. Gesellschaft von Edinburgh), «Early stages of inflammation» (1859, in den «Philosophical Transactions»), «On excision of the wrist for caries» (1865, in der «Lancet»), «The germ theory of fermentative changes» (1875, in den «Philosophical Transactions»), «Lactic fermentation and its bearings on pathology» (1878, in den «Pathological Transactions»), die «Lecture on coagulation of the blood» (in den «Verhandlungen» der Königl. Gesellschaft), und die Artikel «Amputation» und «Anaesthetics» in Holmes' «System of surgery.» ^[Spaltenwechsel]

L. hat sich besonders durch Einführung der antiseptischen Verbandmethode (Listerschen Methode) berühmt gemacht. Dieselbe beruht im wesentlichen auf dem Princip, die Fäulniserreger der Luft, welche die Ursache der Entzündung, Eiterung und aller übeln Wundkrankheiten sind, von den Wunden durch antiseptische Mittel fern zu halten. (S. Wunde.) Ihm verdankt die neuere Chirurgie ihren großartigen Aufschwung, indem sie nur im Vertrauen auf die antiseptische Verbandmethode sich an die eingreifendsten Operationen (Eröffnung der Bauchhöhle, der Brusthöhle u. a.) wagt, die vordem wegen ihrer übeln Ausgänge gefürchtet waren.

Listersche Methode und Listerscher Verband, s. Lister, Sir Joseph, und Wunde.

Lister Tief, s. Listland.

Lister und Mandal, das südlichste Amt Norwegens, grenzt im O. an Nedenäs Amt, im W. an Stavanger. In den Flußthälern (Otterelven und Mandalselven) lebt die Bevölkerung (1891: 76213 E. auf 7264 qkm) von Ackerbau, an der fjordreichen Küste von Fischerei und Seefahrt. Das Amt zerfällt in zwei Vogteien, L. u. M., und hat vier Stadtgemeinden: Kristiansand, Mandal, Farsund und Flekkefjord. Eisenbahnen fehlen.

Listland, der nördlichste Teil der Insel Sylt (s. d.), 22 qkm groß, mit dem Dorfe List und dem versandeten Königshafen, durch den «Ellenbogen» gebildet, auf dem zwei kleinere Leuchttürme stehen. Im Lister Tief schlug Christian Ⅳ. von Dänemark die schwed. Flotte (Mai 1644).

Liszt, Franz, Klaviervirtuos und Komponist, wurde 22. Okt. 1811 in Reiding (Doborján) bei Ödenburg in Ungarn geboren. Sein Vater, ein Rechnungsoffiziant des Fürsten Esterházy, war musikalisch genug gebildet, um die ersten Studien des Sohnes leiten zu können. Im neunten Jahre spielte L. öffentlich und erregte allgemeines Staunen. Durch die Unterstützung der Grafen Amadé und Szapary wurde der Vater in den Stand gesetzt, nach Wien zu gehen, wo L. von Czerny im Klavier, von Salieri in der Komposition unterrichtet wurde. Später wandte sich der Vater mit ihm nach Paris, um ihn im Konservatorium seine Bildung vollenden zu lassen, wo er indes von Cherubini als Ausländer abgewiesen wurde. Doch das Talent des jungen Künstlers brach sich selbst Bahn. Er spielte vor dem Herzog von Orléans und war bald der Liebling der Pariser Welt. Nachdem er zweimal nach England gereist war, wo er ebenfalls viel Aufsehen erregte, wurde 1825 eine Oper von ihm, «Don Sanche», in der Académie Royale aufgeführt, hatte jedoch keinen nachhaltigen Erfolg. Nach einem Ausfluge in die Schweiz 1827 unternahm L. eine dritte Reise nach England, doch seine wankend gewordene Gesundheit veranlaßte den Vater, ihn in die Bäder von Boulogne zurückzuführen. Hier starb der Vater, und L. kehrte nach Paris zurück. Offen allen Eindrücken der Außenwelt, schrieb er nach Ausbruch der Julirevolution eine «Symphonie révolutionnaire», die er aber nicht veröffentlichte. 1831 hörte er Paganini, und der durch diesen erregte Eindruck beeinflußte seine ganze spätere Richtung. Nachdem er 1833‒35 in Genf in ziemlicher Zurückgezogenheit gelebt hatte, kehrte er nach Paris zurück, wo er mit Thalberg in Rivalität trat. 1837 bis gegen Ende 1839 verweilte er in Italien. Von 1840 bis 1848 unternahm er jene großen Kunstreisen, die seinen Ruhm durch ganz Europa trugen. 1848 verließ L.