Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Livingstonefälle; Livingstonegebirge; Livingstonia; Livistona; Livius; Livius Andronicus; Livius (Titus)

235

Livingstonefälle – Livius Andronicus

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Livingstone'

völlig unbekannte Innere zu erforschen sein heißestes Verlangen war. Allein seine Gesundheit hatte sehr gelitten, seine Vorräte gingen zu Ende, er mußte nach Osten umkehren. Völlig erschöpft traf er 23. Okt. 1871 wieder in Ujiji ein. Aber ein gütiges Schicksal fügte es, daß schon wenige Tage nachher (28. Okt.) der von J. G. Bennett (s. d.) zur Aufsuchung des seit 1869 verschollenen Reisenden ausgesendete Amerikaner Stanley (s. d.) dort anlangte. L. kam dadurch in den Besitz alles dessen, was ihm fehlte, und konnte 20. Nov. Stanley auf einer Entdeckungsreise nach dem Nordende des Tanganikasees begleiten. Beide Reisende kehrten hierauf nach Ujiji zurück, und L. begleitete 26. Dez. Stanley von dort auf seinem Rückwege an die Küste bis Unjanjembe, wo beide 18. Febr. 1872 eintrafen. Am 14. März zog Stanley weiter, während L. in Unjanjembe blieb, um Leute und Vorräte zu erwarten, welche Stanley nach seiner Ankunft in Sansibar abschicken wollte. Nachdem sie 14. Aug. 1872 in Unjanjembe eingetroffen waren, trat L. 25. Aug. eine neue Reise nach dem Bangweolosee an. Er ging längs des südöstl. Ufers des Tanganika und um dessen Südende in das Land des Kasembe, wo er den Ufern des Sees an der Nord-, Ost- und Südseite folgte. Dort erlag er der Dysenterie 1. Mai 1873 im Dorfe Tschitambo. Seine treuen Diener trugen die Leiche nach der Ostküste; von dort wurde sie nach England geführt und 18. April 1874 in der Westminsterabtei beigesetzt. Denkmäler L.s besitzen Edinburgh und Glasgow. (S. die Routen auf der Kartei Äquatorialafrika, Bd. 1, S. 190.)

Vgl. R. Andree, L. der Missionar (2. Aufl., Lpz. 1869); The last journals of Davis L. in Central Africa, published by H. Waller (2 Bde., Lond. 1874; deutsch Hamb. 1875); Stanley, How I found L. (Lond. 1872 u. ö.; deutsch, 3. Aufl., Lpz. 1891); Behm, L.s Reisen in Innerafrika, 1866–73, (in «Petermanns Mitteilungen», (Gotha 1875); Blaikie, Personal Life of David L. (Lond. 1880; deutsch von Denk, 2 Bde., Gütersloh 1881); Barth, David L. (3. Aufl., Lpz. 1881).

Livingstonefälle, s. Kongo.

Livingstonegebirge, gewaltiger Gebirgsstock in Deutsch-Ostafrika, im NO. des Njassasees, drei parallele Ketten, deren westliche steil in den Njassasee abfällt. Am höchsten ist die mittlere (Dumwe 3000m). Das L. besteht aus Gneis und Schiefer, ist also nicht vulkanisch. Die Flora ist der europäischen auffallend ähnlich, die Tierwelt (Affen sowie Feld- und Perlhühner) nur spärlich. Im N. schließt sich das Bejamassiv (3600 m) an.

Livingstonia, Ort am Njassa in Äquatorialafrika.

Livistōna R. Br., Pflanzengattung aus der Familie der Palmen (s. d.) mit gegen 14 Arten im tropischen Ostasien, auf den Inseln des Malaiischen Archipels und in Australien. Es sind Palmen mit dickem, aber meist niedrigem Stamme und großen fast kreisförmigen gefächerten Blättern. Die bekannteste Art ist die in China und auch auf der Insel Bourbon vorkommende L. sinensis R. Br. oder Latania borbonica Lam. (s. Tafel: Palmen III, Fig. 1), die sehr häufig in Gewächshäusern gezogen wird; ebenso L. australis Mart., die aber gewöhnlich zur Gattung Corypha (s. d.) gezogen wird. Außerdem werden noch kultiviert: L. oliviformis Mart. aus Java, L. rotundifolia Mart. (Saribus rotundifolius Bl.), die Saribupalme von den Molukken u. a. Alle Arten ↔ erfordern eine durchschnittliche Temperatur von +15 bis 20°C., reichliches Licht und Mischung von Lauberde, Rasenerde, Lehm und grobem Flußsand.

Livĭus, Name des Geschlechts der Livier (s. d.).

Livĭus, Titus, röm. Geschichtschreiber, geb. 59 v.Chr. zu Padua, kam unter Augustus, dessen beständigen Schutzes er sich später erfreute, nach Rom; im höhern Alter kehrte er in seine Vaterstadt zurück, wo er 17 n.Chr. starb. Er besaß eine vielseitige Bildung und verfaßte auch Schriften rhetorischen und philos. Inhalts; sein Hauptwerk aber ist seine röm. Geschichte (gewöhnlich als «ab urbe condita libri» bezeichnet), welche den Zeitraum von der Erbauung der Stadt bis zum Tode des Drusus (9 v.Chr.) umfaßte und deren Ausarbeitung ihn, wie es scheint, über 40 Jahre bis an seinen Tod beschäftigte. Dieses Geschichtswerk gehört, wenn auch L. an polit. Einsicht, an gründlicher Sachkenntnis, an kritischer Methode andern Historikern des Altertums nachsteht, doch rücksichtlich der anmutigen und kunstvollen, von edler Humanität und gesundem Gefühl für das Sittliche durchdrungenen, reinen und wohlklingenden Darstellung zu den Meisterwerken der röm. Litteratur.

Das Werk bestand ursprünglich aus 142 Büchern, die L. anfangs selbst in Dekaden und Halbdekaden gegliedert hatte und die man später, obwohl der Verfasser im Verlaufe des Werks diese Einteilung verließ, durchaus nach Dekaden, d. h. Abteilungen von zehn Büchern, bezeichnete. Erhalten sind von ihnen aber nur 35 Bücher, nämlich die 10 ersten und das 21. bis 45., während von den übrigen Büchern außer zahlreichen Fragmenten nur kurze Inhaltsanzeigen oder Auszüge, die sog. «Periochae» (auch «Epitome» genannt), außer zu Buch 136 und 137, vorhanden sind, die im 17. Jahrh. von Freinsheim zur Verfertigung seiner Ergänzungen oder «Supplementa» benutzt worden sind.

Von Ausgaben sind außer der großen Sammelausgabe von Drakenborch (7 Bde., Leid. 1738–46; neuer Abdruck, besorgt von Klaiber, 15 Bde., Stuttg. 1820–28) zu nennen: die von Alschefski (Bd. 1–3, Berl. 1841–46), Madvig und Ussing (4. Aufl., Kopenh. 1886 fg.) und Luchs (Bd. 3 u. 4, Berl. 1888–89), ferner die Handausgaben von Weissenborn (2. Aufl., Lpz. 1860 fg.) und von Hertz (4 Bde., ebd. 1857–64) und die Ausgaben mit deutschen Anmerkungen voll Weissenborn (Berl. 1854 fg.; seitdem in wiederholten Auflagen, die seit dem Tode Weissenborns von H. J. Müller besorgt werden), von Frey (Lpz. 1865 fg., nur einzelne Bücher) und von Wölfflin (ebd. 1873, ebenfalls nur einzelnes). Einen Kommentar zu L. lieferte C. Haupt (Lpz. 1891 fg.); ein «Lexicon Livianum» Fügner (ebd. 1889 fg.). Gute deutsche Übersetzungen lieferten Heusinger (5 Bde., Braunschw. 1821; Lpz. 1884), Örtel (3. Aufl., 8 Bde., Stuttg. 1844), Klaiber (27 Bdchn., ebd. 1826–34; neue Ausgabe von Teuffel, (6 Bde., 1854 fg.) und Gerlach (5 Bde., in wiederholten Auflagen, zuerst ebd. 1856 fg.). Wichtige Beiträge zur Herstellung eines reinern Textes lieferten Madvig, «Emendationes Livianae» (2. Aufl., .Kopenh. 1877), Wölfflin, «Livianische Kritik und livianischer Sprachgebrauch» (Winterthur 1864), Mommsen und Studemund, «Analecta Liviana» (Lpz. 1873). – Vgl. Taine, Essay sur Tite-Live (5. Aufl., Par. 1888).

Livĭus Andronīcus, Lucius, röm. Dichter, ein geborener Grieche, ward bei der Eroberung von

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 236.