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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Lobed - Lobkowitz

studierte zu Jena und Leipzig, habilitierte sich 1802 zu Wittenberg, erhielt daselbst 1807 das Konrektorat und 1809 das Rektorat am Lyceum und bald darauf auch eine außerord. Professur an der Universität. 1814 wurde er ord. Professor der alten Litteratur und Beredsamkeit in Königsberg, wo er 25. Aug. 1860 starb. L.s Arbeiten waren namentlich für die griech. Grammatik bedeutend. Von seinen Werken sind besonders zu erwähnen die Bearbeitungen des "Ajax" von Sophokles (Lpz. 1809; 3. Aufl. 1866) und des Phrynichus (ebd. 1820); die "Paralipomena grammaticae graecae" (2 Bde., ebd. 1837), deren Inhalt vorzugsweise die griech. Wortbildung betrifft; "Rhematicon, sive verborum graecorum et nominum verbalium technologia" (Königsb. 1846), "Pathologiae graeci sermonis elementa" (2 Bde., ebd. 1853-62) und "Pathologiae sermonis graeci prolegomena" (Lpz. 1843). Auf dem Gebiete der griech. Mythologie veröffentlichte er "Aglaophamus, seu de theologiae mysticae graecorum causis libri III" (2 Bde., Königsb. 1829). Eine "Auswahl aus L.s akademischen Reden" veröffentlichte Lehnerdt (Berl. 1865). "Ausgewählte Briefe von und an Ch. A. L. und K. Lehrs" gab A. Ludwich (2 Tle., Lpz. 1894) heraus. - Vgl. Friedländer, Mitteilungen aus L.s Briefwechsel (Lpz. 1861); Lehrs, Populäre Aufsätze aus dem Altertum (2. Aufl., ebd. 1875).

Lobêd, Ort in Kordofan, s. El-Obeid.

Lobeda, Stadt im Verwaltungsbezirk Apolda des Großherzogtums Sachsen-Weimar-Eisenach, unweit der Saale, 5 km südlich von Jena, hat (1895) 921 (1890:902) meist evang. E., Postagentur, Telegraph, altgot. Kirche (12. Jahrh.) und Wasserleitung. 1½ km entfernt die Ruine der Lobdaburg.

Lobeit, Ort in Kordofan, s. El-Obeid.

Löbejün, Stadt im Saalkreis des preuß. Reg.-Bez. Merseburg, nahe bei der Fuhne, Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Halle a. S.), hat (1895) 3216 (1890: 3289) E., darunter 26 Katholiken, Post, Telegraph; eine Zuckerfabrik und in der Nähe Steinkohlenlager und Porphyrbrüche.

Lobelia L., Pflanzengattung aus der Familie der Lobeliaceen (s. d.) mit gegen 200 Arten, die mit Ausnahme des mittlern Europa und westl. Asien fast über die ganzen Tropen und gemäßigten Zonen verbreitet sind, krautartige Gewächse, seltener Sträucher mit rachenförmigen, meist großen und lebhaft gefärbten Blüten. Von einer in Nordamerika einheimischen Art, L. intlata L. (s. Tafel: Campanulinen, Fig. 3), wird daS Kraut als Herba Lobeliae gegen asthmatische Leiden angewendet. Mehrere Arten sind beliebte Zierpflanzen, besonders: L. Erinus L., eine 12-15 cm hohe, buschige, den ganzen Sommer hindurch mit prächtig blauen, im Schlunde weißgefleckten Blumen bedeckte Pflanze; L. ramosa Benth. unterscheidet sich von voriger durch einen anfangs ausgebreiteten, später mehr aufrechten Wuchs und durch reichere Verästelung; ferner mehrere amerik. Arten, wie L cardinalis L. aus dem südl. Nordamerika, L. splendens Willd. und L. fulgens Willd. aus Mexiko, 80 cm hoch und darüber, mit scharlachroten oder prächtig purpurroten Blüten in ährenförmiger Anordnung, die bei letzterer Art noch durch die dunkelbraune Belaubung besonders gehoben werden.

Lobeliaceen (Lobeliacĕae), Pflanzenfamilie aus der Ordnung der Campanulinen (s. d.), die sich von der nahestehenden Familie der Campanulaceen hauptsächlich durch die unregelmäßige lippenförmige Blumenkrone unterscheidet Man kennt etwa 480 vorzugsweise tropische Arten. Es sind meist schön blühende kraut- oder strauchartige Gewächse, die vielfach als Zierpflanzen kultiviert werden.

Loebell, Joh. Wilh., Geschichtschreiber, geb. 15. Sept. 1786 zu Berlin, wurde erst Kaufmann, studierte aber dann in Heidelberg und Berlin, war während der Befreiungskriege im Bureau für die Organisation der Landwehr thätig und wurde 1820 Lehrer der Geschichte an der Kriegsschule zu Breslau, 1823 am Kadettenhause zu Berlin, 1829 Professor der Geschichte in Bonn, wo er 12. Juli 1863 starb. Er schrieb: "Gregor von Tours und seine Zeit" (Lpz. 1839; 2. Aufl. 1869), "Weltgeschichte in Umrissen und Ausführungen" (Bd. 1, ebd. 1846), "Die Entwicklung der deutschen Poesie von Klopstocks erstem Auftreten bis zu Goethes Tode" (Bd. 1-3, Braunschw. 1856-65), "Histor. Briefe" (anonym, 1861). In weitesten Kreisen machte sich L. durch seine Umarbeitung der Beckerschen "Weltgeschichte" bekannt. - Vgl. Bernhardt und Noorden, Zur Würdigung L.s (Braunschw. 1864).

Lobenstein, Stadt im Landratsamt Schleiz des Fürstentums Reuß i. L., bis 1824 Residenz der fürstl. Linie Reuß-Lobenstein, im Thale der Lemnitz und Kosel, um einen Berg mit den Ruinen der alten Burg L., an der Nebenlinie Triptis-L. (54 km) der Preuß. Staatsbahnen, ist Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Gera), Berg- und Steueramtes und hat (1895) 2932 (1890: 2603) meist evang. E., Postamt zweiter Klasse, Telegraph; Gerbereien, Cigarrenfabriken, Brauerei, vier erdige Eisenwässer, Kur- und Badeanstalt (berühmte heiße Moor-, Fichtennadel-, Sandbäder u. a.) mit Kursaal im Schloßpark und Kaltwasserheilanstalt (1895: 322 Kurgäste). - Vgl. Aschenbach, Das Stahlbad L. im reuß. Oberlande L. (Lobenst. 1880): ders., Bad L. (3. Aufl., ebd. 1881).

Lobisa oder Babisa, Landschaft östlich vom Bangweolosee im südl. Centralafrika, wird im N. durch den Lauf des Tschambesi und im S. durch das Muschingagebirge begrenzt, welches deshalb auch früher als das Babisagebirge bezeichnet wurde. Livingstone durchforschte diese Gegend 1866-67.

Lobkowitz, altes böhm.Geschlecht, hieß ursprünglich von Ujezd und nannte sich seit 1410 nach dem im Gerichtsbezirk Kauřim liegenden Schlosse L., erlangte in den Brüdern Nikolaus und Johann Popel von L. 1459 den Reichsfreiherrenstand und spaltete sich mit ihnen in zwei Hauptlinien. A. Nikolaus von L. begründete die hassensteinische, die noch jetzt in einem freiherrl. Aste in Bayern blüht; B. Johann Popel von L. stiftete die Linie der Popel von L., die sich unter den Enkeln des Stifters in die jüngere Linie zu Bilin, welche 1722 mit Vererbung von Bilin an die Chlumetzer Linie ausstarb, und in die ältere Linie zu Chlumetz, deren Gründer Ladislaus I. (gest. um 1505) war, spaltete. Der Sohn des letztern, Ladislaus II., erhielt vom Kaiser Maximilian II. die unmittelbare Reichsherrschaft Neustadt an der Waldnaab im Nordgau, die 1641 unter dem Namen Sternstein zur gefürsteten Grafschaft erhoben, 1807 aber an Bayern verkauft wurde. Ladislaus' II. Sohn, Zdenko Adalbert, erhielt 1624 die Reichsfürstenwürde und sein Sohn Wenzel Eusebius 1653 wegen Sternstein Sitz und Stimme im Reichsfürstenrate. Durch die Enkel des Wenzel Eusebius, Philipp und Georg, teilte sich das Ge-^[folgende Seite]