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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Loco - Lodovico

Industrieschule, Handwerkerschule,Turnhalle, botan. Garten, Bibliothek, Uhrenmuseum, ein naturhistor., archäol. Museum, Gemäldesammlung, ein Spital, Greisenasyl, eine Anstalt für verwahrloste Mädchen, ein neues Schlachthaus, elektrische Beleuchtung und viele Fabriken. Die im Anfang des 18. Jahrh. durch den Schmied Daniel Jean-Richard (gest. 1741), dem 1888 ein Bronzestandbild errichtet wurde, eingeführte Uhrenfabrikation beschäftigt jetzt den größten Teil der Bevölkerung in Fabrik- und Hausindustrie.

Loco (lat.), an Stelle, anstatt; in Marktberichten soviel wie am Orte; L. citāto (abgekürzt L. c.), L. laudāto (abgekürzt l. L.), am angeführten Orte; L. judicĭi, an (gewöhnlicher) Gerichtsstelle; L. sigilli (abgekürzt L. S.), an Stelle des Siegels, bei Abschriften oder bei Abdrücken von Urkunden die Stelle, wo sich auf dem Original das Siegel befindet. - In der Musik bezeichnet L. die Aufhebung eines vorausgegangenen Oktavenzeichens (^[img]).

Lokogeschäfte, sofort erfüllbare Tagesgeschäfte, bei denen sich die Ware am Platze befindet, im Gegensatz zu Lieferungsgeschäften (s. d.); im Effektenverkehr entsprechen den L. die Geschäfte per cassa oder Kassengeschäfte.

Locokräuter, giftige, der Familie der Papilionaceen angehörende Kräuter, die bei Tieren eigenartige narkotische Vergiftungserscheinungen hervorrufen. Genauer gekannt unter den L. sind Astragalus molissimus Nuttall und Crotolaria sagittata L., beide in Kalifornien und Südamerika einheimisch.

Loco sigilli, s. Loco.

Löcse (spr. lötsche), ungar. Name von Leutschau (s. d.).

Loculus (lat.), s. Katakomben.

Locus (lat.), Ort, Stelle; L. classĭcus, eine Haupt- oder Beweisstelle aus einem Buche; L. communis, Gemeinplatz (s. Loci communes); L. a quo ("Ort, von welchem"), der Ort, wo der Aussteller eines Wechsels oder einer Anweisung wohnt; L. ad quem ("Ort, nach welchem"), der Ort, wo der Wechsel zahlbar ist.

Locus regit actum (lat.), der Ort ist maßgebend für die (Form der) Rechtshandlung, eine auf mittelalterlichem Gewohnheitsrecht beruhende Rechtsregel des internationalen Privatrechts, welche besagt, daß ein Rechtsgeschäft überall als formell gültig zu behandeln ist, wenn bei dem Abschluß auch nur diejenigen Formen beobachtet sind, welche das an dem Orte des Abschlusses geltende Recht vorschreibt.

Locusta viridissima. L, s. Heupferd.

Locustidae, s. Laubheuschrecken.

Locutorium (mittellat.), Sprechzimmer in Klöstern; L. forinsĕcus, Sprechzimmer für Fremde und fremde Ordensangehörige.

Lod, älterer Name von Diospolis (s. d.) in Palästina.

Lodd., hinter lat. Pflanzennamen Abkürzung für Konrad Loddiges (spr. -didschĕs), Handelsgärtner zu Hackney bei London, ferner für dessen Sohn Georg, geb. 1784, gest. 1846, und für William Loddiges, geb. 1776, gest. 1849, ebenfalls Handelsgärtner zu Hackney bei London.

Lodejnoje Pole (spr. -lje). 1) Kreis im südwestl. Teil des russ. Gouvernements Olonez, am Ladogasee, hat 10 186,9 qkm, davon 554,8 qkm Seen, 41 675 E., Holzflößerei, Schiffbau, Fischerei und Jagd. - 2) Kreisstadt im Kreis L. P., am Swir, hat (1893) 1645 E., Post, Telegraph, 2 Kirchen, Denkmal Peters d. Gr. (Pyramide mit Adler, 1832 errichtet); Holz- und Getreidehandel. Peter d. Gr. legte hier 1702 eine Werft an, auf der die ersten russ. Ostseeschiffe gebaut wurden; sie ging 1830 ein.

Lodelinsart (spr. lod'längsahr), Dorf in der belg. Provinz Hennegau, im Kohlenbezirk von Charleroi, Knotenpunkt von fünf Bahnlinien, hat 7629 E. und bedeutende Glashütten.

Loden, s. Tuchfabrikation. In den Alpenländern heißt L. ein aus grober Wolle hergestelltes, stark gewalktes und gerauhtes, nicht geschertes Tuch, das dem Fries oder Flaus ähnlich ist.

Loden, in der Forstwirtschaft, s. Lohden.

Lodève (spr. -dähw). 1) Arrondissement im franz. Depart. Hérault, hat 1219,92 qkm, (1891) 50 187 E., 5 Kantone und 73 Gemeinden. - 2) Hauptstadt des Arrondissements L., am linken Ufer des Ergue, in einem schönen Thale am Fuße der Cevennen. Station der Linie Béziers-L. der Südbahn, hat (1891) 7742, als Gemeinde 9060 E., in Garnison einen Teil des 122. Infanterieregiments, eine Kathedrale, ein Kommunal-Collège, Gerichtshof, Handelsgericht und Gefängnis; Tuchfabrikation (Militärtuche), Wollkämmerei, Seidenspinnerei, Eisengießerei und Handel mit Holz, Wein, Getreide.

Lodi, Hauptort des Kreises L. (173 887 E.) in der ital. Provinz Mailand, an der Adda, an der Bahnlinie Mailand-Piacenza, mit Trambahn nach Mailand, Orzinovi, Sant' Angelo und Brescia, Sitz eines Bischofs, Gerichtshofs erster Instanz, Handels- und Gewerbekammer, hat (1881) 17 521, mit den Vorstädten 19 299 und als Gemeinde 25 804 E., in Garnison das 24. Kavallerieregiment, 19 Kirchen, darunter der Dom mit got. Façade, die Kapelle Incoronata mit Fresken; bischöfl. Palast, Theater und ein Hospital, früher Kastell. Die Stadt besitzt ein bischöfl. Seminar, Lyceum, Gymnasium, technische Schule, Damenstift; Fabrikation chem. Produkte und Seidenindustrie. Berühmt sind die Majolika-Arbeiten und die Parmesankäse, die in und um L. verfertigt werden. - Am Lambro liegt, 5,5 km westlich, Alt-Lodi oder L. vecchio mit 3399 E., im Altertum Laus Pompeji. - L. verdankt seine Entstehung dem von Friedrich Barbarossa 1162 angelegten Kastell. Am 10. Mai 1796 wurden bei L. die Österreicher von Bonaparte geschlagen.

Lodiculae (lat., d. h. kleine Decken), s. Gramineen (Bd. 8, S. 244 a).

Lodoicea, Pflanzengattung aus der Familie der Palmen (s. d.) mit nur einer auf den Seychellen einheimischen Art, L. Sechellaraum Labill. (s. Tafel: Palmen I, Fig. 2), deren Früchte als Seychellennüsse, Meer- oder Seekokos, doppelte Kokos, Wundernuß Salomos bekannt sind. Der Stamm erreicht eine Höhe von etwa 25 m, die fächerförmigen Blätter sind außergewöhnlich groß, die Spreite allein wird bis 7 m lang und der Blattstiel erreicht fast dieselbe Ausdehnung. Die Früchte sind wohl die größten Baumfrüchte, die man überhaupt kennt, sie werden bis zu 15 kg schwer; man glaubte früher, daß ihnen besonders heilkräftige Wirkungen zukämen; selbst den daraus verfertigten Trinkbechern schrieb man solche wunderbare Eigenschaften zu. Sie standen deshalb in sehr hohem Preise.

Lodomerien, lat. Name des früher selbständigen Fürstentums Wladimir in Volhynien. Der österr. Kaiser nahm nach der ersten Teilung Polens wieder den Titel König von Galizien und L. an, den schon Andreas II. von Ungarn 1206 geführt hatte.

Lodovico (ital.), Ludwig.