Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

250

Lódz - Löffelreiher

Lódz (spr. lodsch), eigentlich Łódź (poln.), russ. Lods. 1) Kreis im nordwestl. Teil des russ.-poln. Gouvernements Petrikau, hat 939 qkm, offiziell (1894) 300 872, in Wirklichkeit aber wenigstens 400 000 E., Ackerbau, Viehzucht und besonders viele Woll- und Baumwollfabriken auch außerhalb der Stadt L., wie in Sgiersh (43 Fabriken mit 3,5 Mill. Rubel Produktion), Widzew, Konstantinow und Alexandrow (Produktion 5,4 Mill. Rubel). Im ganzen Kreise bestanden (1894) nach offiziellen Angaben 671 verschiedene Fabriken mit 79,4 Mill. Rubel Produktion und 49 108 Arbeitern. - 2) Kreisstadt im Kreis L. und Mittelpunkt der russ.-poln. Baumwoll- und Wollindustrie, an der durch den Ner zur Warthe gehenden Lódka und an der Lódzer Eisenbahn (s. d.), hat (1894) 168 152 E. (darunter 41 Proz. römisch-katholische, 33,5 Proz. evangelische, 24,8 Proz. israelitische und 0,6 Proz. russisch-orthodoxe), nach der Zählung der Ortspolizeibehörde aber 270 000 E., 3 kath., 2 evang., 2 russ. Kirchen, je 1 Kirche der Baptisten und der Mährischen Brüder und 3 Synagogen; 1 Knaben-, 1 Mädchengymnasium, 1 höhere Gewerbe-, verschiedene niedere Schulen; 3 Theater, 2 deutsche, 1 russ. Zeitung, 6 große Buchdruckereien und 8 Buchhandlungen; 400 Fabriken mit 40 000 Arbeitern und 68,2 Mill. Rubel Produktion. Von letztern bearbeiten 47 baumwollene Stoffe (42,6 Mill. Rubel Produktion), 138 wollene (21,5 Mill.), 51 halbwollene (5,6 Mill.), 9 seidene und halbseidene (0,6 Mill.), 3 leinene und hänfene (0,2 Mill. Rubel Produktion); dazu 37 Färbereien und Appreturanstalten (3,6 Mill. Rubel Produktion). Außerdem hat L. 1 Dampfkessel- und verschiedene Maschinen- und Transmissionsfabriken, 5 Brauereien u. s. w. Den Verkehr fördern Telephon, eine Filiale der Russischen Reichsbank, die Lódzer Handelsbank, Filialen der Kommerzbank in Warschau und der Asow-Donschen Kommerzbank, ein Handels- und Industriekomitee und eine Abteilung zur Förderung der russ. Industrie und des Handels. - L. war noch Anfang des 19. Jahrh. unbedeutend. 1835 wurde das erste größere Etablissement, eine Baumwollspinnerei, errichtet. Der Hauptaufschwung begann 1866 mit Eröffnung der Eisenbahn.

Lódzer Eisenbahn, die unter der Bezeichnung Lódzer Fabrikeisenbahn 20. Aug. (alten Stils) 1865 genehmigte, 20. Mai (alten Stils) 1866 eröffnete normalspurige Privatbahn (26 Werst) in Russisch-Polen, führt von Lódz nach der Station Koluszki der Warschau-Wiener Eisenbahn.

Loë, Walther, Freiherr von, preuß. Generaloberst der Kavallerie und Generaladjutant des Kaisers, geb. 9. Sept. 1828 zu Schloß Allner an der Sieg, trat, nachdem er die Universität Bonn besucht hatte, 1848 als Lieutenant beim 2. Dragonerregiment der schleswig-holstein. Armee ein, um jedoch schon 1849 zum preuß. 3. Husarenregiment überzutreten. Nachdem L. am bad. Feldzuge teilgenommen, die Reitschule und die Allgemeine Kriegsschule (Kriegsakademie) besucht hatte, wurde er 1858 Adjutant beim Gouvernement von Rheinland und Westfalen und in dieser Stellung dem Prinzen von Preußen näher bekannt, der ihn noch in demselben Jahre zum persönlichen Adjutanten berief. 1861 wurde L. Major und Flügeladjutant des Königs, begleitete darauf den Prinzen Albrecht nach Rußland und nahm 1862 an dem Feldzuge gegen die kaukas. Bergvölker teil. Nach der Heimkehr wurde L. der preuß. Botschaft zu Paris als Militärattache überwiesen, nahm 1864 in Algier an einem Zuge gegen die Kabylen teil und war 1866 als Oberstlieutenant im Großen Hauptquartier thätig. Im folgenden Jahre wurde L. Commandeur des Königs-Husarenregiments, das er auch, nachdem er 1868 zum Obersten befördert war, im Feldzuge 1870/71 führte. 1871 mit dem Befehl über die 21. Kavalleriebrigade betraut, wurde er 1872 in gleicher Eigenschaft zur 3. Garde-Kavalleriebrigade versetzt; 1873 wurde er zum Generalmajor befördert, und 1879 erfolgte seine Ernennung zum Generallieutenant und Commandeur der 5. Division. 1880 zum Generaladjutanten ernannt, wurde er im April 1884 zum kommandierenden General des 8. Armeekorps, 1886 zum General der Kavallerie befördert. Nachdem er im Febr. 1893 mit einer Sendung an Papst Leo XIII. betraut gewesen war, wurde er im Sept. 1893 zum Generaloberst der Kavallerie mit dem Range eines Feldmarschalls, im Jan. 1895 zum Oberbefehlshaber der Marken und Gouverneur von Berlin ernannt.

Loèche-la-Ville (frz., spr. löähschlawil), Loèche-les-Bains (spr. lä bäng), s. Leuk.

Lofca (spr. -tscha), türk. Name von Loveĉ (s. d.)

Lofer, Markt in der österr. Bezirkshauptmannschaft Zell am See in Salzburg, in 639 m Höhe, Sitz eines Bezirksgerichts (243,98 qkm, 2583 E.), hat (1890) 458 E., Post, Telegraph und wird als Sommerfrische besucht. Im S. von L. die Loferer Steinberge (2503 m) und Leoganger Steinberge (2630 m).

Löffel, in der Jägersprache die Ohren der Hasen und wilden Kaninchen. - Über L. in der Reitkunst s. Bocksattel.

Löffelbagger, s. Bagger.

Löffelbohrer, s. Bohrer (Bd. 3, S. 238 a und Fig. 4).

Löffelegge, s. Egge.

Löffelente oder Löffelgans (Anas [Spatula] clypeata L., s. Tafel: Enten, Fig. 4), eine ziemlich große, in den gemäßigten Klimaten beider Hemisphären verbreitete wilde Entenart, die sich übrigens leicht zähmen läßt und durch den vorn löffelartig verbreiterten weichen, am Rande mit gewimperten Blättchen besetzten Oberschnabel sich von allen andern Enten unterscheidet, aber in ihrer Lebensart mit denselben übereinstimmt. Sie ist eine der schönsten Enten: oben braun, an Kopf und Hals tief metallgrün, am Bauche rotbraun, mit bläulichen Flügeldecken und grünem, schwarz und weiß gesäumtem Spiegel. Als Wildente wird sie sehr geschätzt.

Löffelgans, s. Löffelente. Auch der Löffelreiher (s. d.) und der Pelikan (s. d.) werden L. genannt.

Löffelgarde, Spottname der franz. Infanterie in den ersten Jahren der Revolutionskriege, von der Gewohnheit, den Löffel auf die Kopfbedeckung zu stecken, später überhaupt Spottbezeichnung für undisciplinierte, schlecht exerzierte Truppen.

Löffelhunde (Megalotis), eine kleine Familie der Hundesippe, deren Mitglieder sich durch außergewöhnlich große Ohren auszeichnen. Sie bewohnen die afrik. Wüsten. Nach Europa kommt zumeist der Kaama (Megalotis Caama Lehst.), der mit 100 M. bezahlt wird, seltener der zierliche Fennek (s. d.) und der blaugraue Kaffer (Megalotis caffer Ill.), für die 150-200 M. verlangt werden. Ihre Ernährung muß eine wechselnde sein und der Kaffer namentlich auch Kerbtiere oder Mehlwürmer bekommen.

Löffelkraut, Pflanzengattung, s. Cochlearia.

Löffelreiher (Platalea), ibisartige Reihervögel mit langem, plattem, vorn löffelartig verbreitertem,