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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Lucanus - Lucca (Stadt)

panien, westlich vom Tyrrhenischen Meer, südlich von Bruttium begrenzt und in frühesten Zeiten von den Önotrern bewohnt, zu denen sich griech. Kolonisten gesellten, welche längs der Küste die Städte Posidonia (Paestum), Heraklea, Sybaris, Metapont und Elea oder Velia gründeten. (S. die Karte: Das alte Italien, Bd. 9, S. 742.) Die Lucaner selbst, die der Landschaft den Namen gaben, waren ein ostisches Volk, das erst Ausgang des 5. Jahrh. v. Chr. einwanderte und den griech. Städten den größten Teil ihres Stadtgebietes abnahm. Im Tarentinischen Kriege ward es von den Römern unterworfen.

Lucanus, s. Hirschkäfer.

Lucanus, Marcus Annäus, röm. Dichter, geb. 39 n. Chr. zu Corduba in Spanien, Enkel des Rhetors und Neffe des Philosophen Seneca, kam frühzeitig nach Rom und erhielt durch die Gunst Neros die Quästur und das Ehrenamt eines Augurn. Bereits hatte er durch mehrere Gedichte einen Ruf erlangt, als er die Eifersucht und den Haß Neros sich zuzog, der ebenfalls als Dichter glänzen wollte und ihm ferner öffentlich aufzutreten untersagte. L. nahm dann an der Verschwörung des Piso gegen den Kaiser teil, ward nach deren Entdeckung zum Tode verurteilt und ließ sich wie Seneca die Adern öffnen (65 n. Chr.). Von seinen poet. Erzeugnissen hat sich nur die (unvollendete) "Pharsalia" in 10 Büchern erhalten, worin er die Ereignisse des Bürgerkrieges zwischen Cäsar und Pompejus und die Schlacht bei Pharsalus erzählt. Das Gedicht leidet an Härte, Dunkelheit und rhetorischem Schwulst, zeugt aber von Adel der Gesinnung und Freiheitsliebe und enthält einzelne wahrhaft poet. Schilderungen. Zu den vorzüglichsten Ausgaben gehören die "cum notis H. Grotii et R. Bentleii" (Strawberry-Hill 1760) und die größere von C. F. Weber (3 Bde., Lpz. 1821-31); neuere Ausgaben von Haskins und Heitland (Cambr. 1887) und Hosius (Lpz. 1892). Antike Scholien zu L. veröffentlichte Usener (Lpz. 1869). Deutsche Übersetzungen lieferten Bothe (Stuttg. 1856) und Krais (ebd. 1863). - Vgl. Creizenach, Die Äneïs, die 4. Ekloge und die Pharsalia im Mittelalter (Frankf. a. M. 1864); Schaubach, L.' Pharsalia und ihr Verhältnis zur Geschichte (Meiningen 1864); Friedrich, De Lucani Pharsalia (Bautzen 1875).

Lucanus, Friedr. Karl Hermann von, preuß. Beamter, geb. 24. Mai 1831 in Halberstadt, studierte in Heidelberg und Berlin Rechts- und Staatswissenschaften, trat im April 1854 als Auskultator in den Justizdienst, arbeitete in Halberstadt und Frankfurt a. O., trat 1859 nach bestandenem Assessorexamen als Hilfsarbeiter in das Kultusministerium, wurde 1866 Regierungsrat, 1871 vortragender Rat, 1878 Ministerialdirektor und 1881 Unterstaatssekretär in demselben. 1888 wurde er als Nachfolger Wilmowskis zum Geh. Kabinettsrat und Chef des Civilkabinetts Kaiser Wilhelms II. ernannt. 1884 ernannten ihn die Göttinger jurist. Fakultät und die mediz. Fakultät in Halle zum Ehrendoktor. 1886 wurde er zum Wirkl. Geheimrat mit dem Prädikat Excellenz ernannt und 1888 in den erblichen Adelsstand erhoben.

Lucas, der Evangelist, und L. von Leiden, s. Lukas.

Lucas, Eduard, Pomolog, geb. 19. Juli 1816 zu Erfurt, erlernte die Gärtnerei 1831-34 im Louisium bei Dessau, arbeitete seit 1838 im königl. Botanischen Garten zu München, wo er auch botan. Vorlesungen hörte. 1841 wurde er Leiter des Botanischen Gartens zu Regensburg, wo seine pomolog. Studien begannen, 1843 Vorstand der Gartenbauschule zu Hohenheim bei Stuttgart und Lehrer des Gartenbaues an der königlich württemb. Landwirtschaftlichen Akademie daselbst. Mit Oberdieck gründete L. 1854 die "Monatsschrift für Pomologie und Obstbau", die heute u. d. T. "Pomolog. Monatshefte" (Stuttgart) Organ des Deutschen Pomologenvereins ist, trat 1860 aus dem württemb. Staatsdienst und gründete auf eigene Kosten das Pomologische Institut zu Reutlingen, das die Ausbildung im rationellen Obstbau bezweckt und bald großen Ruf erlangte. L. starb 24. Juli 1882 zu Reutlingen. Es folgte ihm als Leiter des Pomologischen Instituts sein Sohn Fritz L. Besonders wichtig sind L.' Erfindungen im Gebiete der Obstverwertung und der dazu gebrauchten Handgeräte. L. schrieb: "Der Gemüsebau" (Stuttg. 1847; 4. Aufl. 1882), "Der Obstbau auf dem Lande" (ebd. 1848; 5. Aufl. 1876), "Die Gemeindebaumschule" (ebd. 1852; 3. Aufl. 1861), "Über Mängel des Obstbaues und deren Abhilfe" l2. Aufl., ebd. 1854), "Die Obstbenutzung" (ebd. 1856; 2. Aufl., Ravensburg 1872), "Illustriertes Handbuch der Obstbaukunde" (mit Oberdieck u. a., 8 Bde. und 2 Suppl.-Bde., Stuttg. 1858-79), "Die Lehre vom Obstbau" (1861; mit Medicus, 7. Aufl., ebd. 1886), "Abbildungen württemb. Obstsorten" (ebd. 1858-61), "Kurze Anleitung zur Obstkultur" (Ravensburg 1866; 8. Aufl., Stuttg. 1891), "Die Bepflanzung der Eisenbahndämme" (2. Aufl., Ravensburg 1870), "Die Lehre vom Baumschnitt" (ebd. 1867; 6. Aufl., Stuttg. 1891), "Pomolog. Tafeln zum Bestimmen der Obstsorten" (Ravensburg 1867-69), "Einleitung in das Studium der Pomologie" (stuttg. 1878), "Schutz der Obstbäume gegen Krankheiten" (ebd. 1879).

Lucaya, Lucayische Inseln (Lucayos), s. Bahama-Inseln.

Lucca. 1) Provinz und Kreis im Königreich Italien, bis 1847 souveränes, dann zum Großherzogtum Toscana gehöriges Herzogtum, grenzt im N. an Massa-Carrara und Modena, im O. an Florenz, im S. an Pisa und im W. an das Mittelländische Meer, hat 1493 (nach Strelbitskij 1410) qkm mit (1881) 284 484, nach Berechnung vom 31. Dez. 1894 289 884 E., d. i. 194 E. auf 1 qkm. Das Land ist im nördl. Teil erfüllt von den Ausläufern des Apennin, im S. ist es fruchtbar und wohlbebaut; es wird bewässert vom Serchio, der links die Lima aufnimmt. Das Klima ist im N. rauh, in der Ebene heiß, in den sumpfigen Landstrichen feucht und ungesund. Hauptprodukte sind Oliven, Obst, Kastanien, Mandeln, Pomeranzen, Citronen und Feigen; auch Maulbeerbäume werden gezogen, Marmor, Alabaster und Silber gewonnen. Das Getreide reicht nicht zum Bedarf aus; ferner besteht Wein- und Seidenbau sowie Viehzucht. 1892 wurden in der Provinz 50 000 kg Seide gewonnen. Das Lucchesische Öl ist neben dem von Lecce das beste des Landes. Die Industrie erstreckt sich auf Herstellung von Seiden- und Wollwaren und die Bearbeitung von Marmor.

2) Hauptstadt der Provinz L., ehemals Hauptstadt des Fürstentums L., in einer fruchtbaren Ebene, an den Linien Pistoja-Pisa-Livorno des Adriatischen und Viareggio-L. (32 km) des Mittelmeernetzes, mit Pferdebahn vom Bahnhof nach Ponte a Moriano (8 km), altertümlich gebaut, mit wohlerhaltenen Befestigungen, die schöne Spazier-^[folgende Seite]