Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

334

Luckner - Lucus a non lucendo

fabriken, Wollspinnereien, Maschinen-, Bronzewaren-, Pappen-, Papier-, Papierstuck- und Emaillewarenfabriken, Dampfdrechslereien, Ziegeleien, Destillationen und Brauereien.

Luckner, Nikolaus, Graf, Marschall von Frankreich, geb. 12. Jan. 1722 zu Cham in der Oberpfalz, trat 1737 in das bayr. Heer und ging 1745 in holländ. Dienste. 1757 in hannov. Diensten als Major angestellt, erhielt er den Auftrag, ein Husarenkorps zu errichten, zeichnete sich im Siebenjährigen Kriege als kühner Parteigänger unter dem Herzog Ferdinand von Braunschweig aus und that den Franzosen in zahlreichen Husarenstreichen großen Abbruch. Nach dem Friedensschluß verließ er 1763 die hannov. Dienste, in denen er es bis zum Generallieutenant gebracht hatte, und trat in die Frankreichs. Bei Ausbruch der Revolution stellte er sich auf die Seite dieser, wurde bereits 1791 zum Marschall ernannt und erhielt das Oberkommando der Rheinarmee, dann das der Nordarmee. Da er größere Erfolge nicht aufweisen konnte, mußte er im Aug. 1792 den Oberbefehl an Kellermann abtreten und erhielt im Jan. 1793 seinen Abschied. Nicht lange darauf wurde er verhaftet, als Verräter zum Tode verurteilt und 4. Jan. 1794 guillotiniert. - Vgl. L. und seine Husaren (Verden 1863).

Lucknow, indobrit. Stadt, s. Lakhnau.

Luçon (spr. lüßóng), Stadt im franz. Depart. Vendée, Arrondissement Fontenay-le-Comte, am Nordrande der kanalisierten Marais, am Kanal von L., der in die Bai von Aiguillon führt, und an der Linie Nantes-La Rochelle der Staatsbahnen, Sitz eines Bischofs, hat (1891) 6162, als Gemeinde 6536 E., eine große dreischiffige got. Kathedrale, ein Kommunal-Collège, ein großes Seminar; lebhaften Handel und Fabriken für Hüte, Tuch und Liqueur. 1792-97 fanden hier mehrere Gefechte statt.

Lucretĭa, in der röm. Sage eine wegen ihrer Schönheit und Tugend gefeierte Römerin, die Tochter des Spurius Lucretius, der sie mit Lucius Tarquinius Collatinus, einem in Collatia wohnenden Verwandten des Königshauses der Tarquinier, vermählt hatte. Als einst während der Belagerung von Ardea das Gespräch der Fürstensöhne auf die Frauen gefallen war und jeder die seine pries, beschloß man einen Ritt nach Rom und Collatia, wo man die königl. Schwiegertöchter beim üppigen Mahle, die L. dagegen am Spinnrocken traf. Sextus Tarquinius, der Sohn des Tarquinius Superbus, entbrannte hier in Leidenschaft für L., kehrte nach wenigen Tagen heimlich zurück und wurde als Verwandter ihres Gatten von L. freundlich aufgenommen. Sextus zwang sie durch Drohungen, sich ihm hinzugeben, L. ließ aber am andern Morgen ihren Gemahl nebst ihrem Vater zu sich rufen, entdeckte ihnen das Geschehene und beschwor sie, den Verlust ihrer Ehre zu rächen. Hierauf stieß sie sich den Dolch in die Brust. Ihr Tod wurde denn auch der Sage nach die Veranlassung zum Sturz des Königtums in Rom. - L. ist auch der Name des 281. Planetoiden.

Lucretĭus, Titus L. Carus, röm. Dichter, geb. 98 v. Chr., machte, nachdem er angeblich infolge eines Liebestranks in Raserei verfallen war, im 44. Jahre seines Alters seinem Leben freiwillig ein Ende (15. Okt. 55). Er verfaßte in sechs Büchern ein hexametrisches Lehrgedicht "De rerum natura", worin er die Grundlehren der Physik, Psychologie, Theologie und, wenn auch nur ganz kurz, der Ethik nach dem System des Epikur darlegt. Den unpoet. Stoff hat er mit großer Kunst behandelt, dabei ist das ganze Werk durchdrungen von einer wohlthuenden Wärme der Überzeugung. Unter den Ausgaben ist vor allem die mit berühmtem kritischen Kommentar von Lachmann (2 Bde., Berl. 1850; 4. Aufl. 1871) zu erwähnen, außerdem die mit reicher fachlicher Erklärung und engl. Übersetzung ausgestattete von Munro (4. Aufl., 3 Bde., Cambr. 1886), die Textausgaben von Bernays (neue Ausgabe, Lpz. 1874), Munro (2. Aufl., Cambr. 1864) und Brieger (Lpz. 1894), unter den deutschen Übersetzungen die von Bossart-Örden (Berl. 1865), Binder (Stuttg. 1868 fg.) und Seydel (Münch. 1881). - Vgl. Martha, Le poème de L. (4. Aufl., Par. 1885); Giri, Il suicidio di T. Lucrezio (Palermo 1895).

Lucrezĭa Borgia, s. Borgia (Bd. 3, S. 309 b).

Lucri bonus odor, Lucri causa, s. Lucrum.

Lucrīner See (lat. lacus Lucrinus), See in Campanien, westlich von Neapel, am Golf von Bajä, von dem ihn ein Damm, die Via Herculea, trennte.

Lucrum (lat.), Gewinn; L. cessans, ein Verlust, der in der Einbuße eines Gewinns besteht; Lucri bonus odor (genau Lucri bonus est odor ex re qualibet, d. h. gut ist der Geruch des Gewinns, aus welcher Sache immer [dieser stamme]), Citat aus Juvenal (14, 202); Lucri causa, des Gewinns halber.

Lucsivna (spr. lútschiwna), deutsch Lautschburg, Klein-Gemeinde im Stuhlbezirk Tatra des ungar. Komitats Zips, am Poprádflusse, in 767 m Höhe, an der Kaschau-Oderberger Eisenbahn, hat (1890) 543 meist slowak. evang. E. In der Nähe, am Fuße der Tatra, Bad L. mit Kaltwasserheilanstalt.

Lucullus, Lucius Licinius, röm. Feldherr, geb. um 114 v. Chr., that seine ersten Kriegsdienste 90 v. Chr. im Marsischen Kriege, ging als Quästor nach Asien und zeichnete sich als Unterbefehlshaber des Sulla im ersten Mithridatischen Kriege namentlich zur See aus. Aus Feindschaft gegen den marianisch gesinnten Fimbria unterstützte er aber diesen nur lässig. Nach seiner Rückkehr bekleidete er mit seinem Bruder Marcus die curulische Ädilität (79). Sulla übertrug ihm testamentarisch 78 die Vormundschaft über seinen Sohn Faustus. Nachdem L. 77 v. Chr. Prätor gewesen war und hierauf die Provinz Afrika verwaltet hatte, wurde er 74 mit Marcus Aurelius Cotta Konsul. L. erhielt die Provinz Asien und Cilicien, Cotta Bithynien. In Asien wurde L. in den sog. dritten Mithridatischen Krieg verwickelt (s. Mithridates), mußte aber auf Betreiben seiner Gegner in Rom vor Beendigung des Krieges den Oberbefehl abgeben (66). Nachdem er in Rom einen Triumph gefeiert hatte, lebte er auf seinen Gütern oder in Rom bis zu seinem Tode (vermutlich 57 v. Chr.), von Geschäften zurückgezogen, in üppigem Genuß der Reichtümer, die er sich erworben hatte. Lucullische Gastmähler sind sprichwörtlich geworden, und die Gärten des L. bei Rom und seine Villen, namentlich die bei Tusculum und bei Bajä, waren wegen der Pracht und Großartigkeit ihrer Anlagen berühmt. Über die Frage, ob L. den Kirschbaum nach Europa verpflanzt hat, s. Kirsche (Bd. 10, S. 378 a).

Lucumōnen, die Mitglieder der aristokratischen Familien im alten Etrurien (s. d., Bd. 6, S. 393 b).

Lucus a non lucéndo (lat.), ein aus Quintilians "De institutione oratoria" (1, 6) entlehnter, sprichwörtlich gewordener Ausdruck, um eine sinn-^[folgende Seite]