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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Lucyn - Lüderitz (Franz Adolf Eduard)

lose Etymologie zu bezeichnen, bedeutet soviel wie: der Wald heißt lucus, weil es nicht hell darin ist (non lucet). Ähnlich ist der auf Varro ("De lingua latina") zurückführende Ausdruck Canis a non canendo: der Hund (canis) hat seinen Namen daher, weil er nicht singt (non canit).

Lucyn, Stadt, s. Ljuzin.

Ludd, Dorf in Palästina an Stelle des alten Diospolis (s. d.).

Ludditen, Bezeichnung der aufrührerischen Banden, die 1811 und 1816 in der engl. Grafschaft Nottingham in die Fabriken eindrangen und Maschinen zerstörten. Sie nannten sich nach Ludd (spr. lödd), einem geistesschwachen Menschen, der gegen Mitte des 18. Jahrh. in der Nähe von Leicester wohnte und einmal durch Neckerei in Wut gebracht, in ein Haus eindrang und einen Strumpfwirkerstuhl zerstörte. Die Unruhen waren so ernsthaft, daß die Regierung einen Gesetzentwurf einbrachte, der die böswillige Beschädigung einer für die Strumpfwirkerei benutzten Maschine mit Todesstrafe bedrohte. Der Entwurf gab im Hause der Lords dem Dichter Byron Anlaß zu seiner rhetorisch vollendeten Jungfernrede, wurde aber zum Gesetz erhoben, das bereits Ende 1813 dahin abgeändert wurde, daß an die Stelle der Todesstrafe die Deportation auf 7-14 Jahre eingeführt wurde.

Lüdecke, Karl Joh., Architekt, geb. 8. Mai 1826 zu Stettin, studierte auf der Bauakademie in Berlin, wurde 1852 Regierungsbaumeister, war dann mehrere Jahre Lehrer an der Kunst- und Bauschule in Breslau, deren Direktion er 1874 übernahm. Er wurde an Kirchen- und Schloßbauten für den schles. Adel vielfach beschäftigt, leitete 1864-67 den Bau der neuen Börse, dann die Wiederherstellungsarbeiten an dem alten Rathause und neuestens an der Maria-Magdalenen-Kirche in Breslau. Seit 1868 war L. Baurat, seit 1892 Geh. Baurat und seit 1880 Mitglied der Akademie des Bauwesens in Berlin. Er starb 21. Jan. 1894 in Breslau.

Lüdemann, Hermann, prot. Theolog, geb. 15. Sept. 1842 zu Kiel, studierte zu Kiel, Heidelberg und Berlin, wurde 1872 Privatdocent in Kiel, 1878 außerord. Professor daselbst, 1884 ord. Professor für Kirchengeschichte in Bern. 1891 wurde er zum Professor für systematische Theologie sowie für Geschichte der Philosophie ernannt. L. ist Vertreter der liberalen Theologie. Er schrieb: "Die Anthropologie des Paulus und ihre Stellung innerhalb seiner Heilslehre" (Kiel 1872), "Die Eidbrüchigkeit unserer neukirchlichen Geistlichen" (ebd. 1881; 3. Aufl. 1884), "Die neuere Entwicklung der prot. Theologie" (Brem. 1885). Im "Theol. Jahresbericht" berichtet L. seit 1881 über die Litteratur zur ältesten Kirchengeschichte bis zum Nicänum.

Luden, Heinr., Geschichtschreiber, geb. 10. April 1780 zu Lorstedt im Herzogtum Bremen, studierte in Göttingen und Berlin erst Theologie, dann Geschichte und Philosophie, war 1804 Hauslehrer in Berlin, wurde 1806 außerord., 1810 ord. Professor der Geschichte in Jena, war 1823-32 Abgeordneter der Universität im weimar. Landtag und starb 23. Mai 1847. L. erstrebte vor allem die Erweckung der vaterländischen Gesinnung durch die Förderung der nationalen Geschichte und die Pflege des polit. Geistes. Von L.s Schriften sind besonders hervorzuheben die Biographien von Chr. Thomasius (Berl. 1805) und Hugo Grotius (ebd. 1806); ferner: "Kleine Aufsätze geschichtlichen Inhalts" (2 Bde., Gött. 1808), "Ansichten des Rheinbundes" (ebd. 1808; 2. Aufl. 1809), "Einige Worte über das Studium der vaterländischen Geschichte" (Jena 1811; neue Aufl., Gotha 1828), "Handbuch der Staatsweisheitslehre oder der Politik" (Jena 1811; dazu die Abhandlung "Über den Sinn und Inhalt des Handbuchs der Staatsweisheitslehre"), "Allgemeine Geschichte der Völker und Staaten des Altertums" (ebd. 1814; 3. Aufl. 1824), "Allgemeine Geschichte der Völker und Staaten des Mittelalters" (ebd. 1821-22; 2. Aufl. 1824), "Geschichte der Teutschen" (3 Bde., ebd. 1842-43), "Nemesis, Zeitschrift für Politik und Geschichte" (12 Bde., Weim. 1814-18), worin ein großer Teil der Aufsätze von ihm herrührt; "Allgemeines Staatsverfassungsarchiv" (Bd. 1-3, ebd. 1816-17). Sein bedeutendstes Werk war "Die Geschichte des deutschen Volks" (Bd. 1-12, Gotha 1825-37), nur bis 1237 reichend. Nach L.s Tode erschienen "Rückblicke in mein Leben" (Jena 1847). - Vgl. Schäfer, Heinrich L., akademische Festrede (1880).

Lüdenscheid, Stadt im Kreis Altena des preuß. Reg.-Bez. Arnsberg, an den Nebenlinien Brügge-L. (6,5 km) der Preuß. Staatsbahnen und Altena-L. (13,6 km) der Kreis Altenaer Schmalspurbahnen, Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Hagen), Kataster-, Steueramtes, einer Handelskammer und Reichsbanknebenstelle, hat (1890) 19 457 E.,darunter 2189 Katholiken und 105 Israeliten, 1895: 21 264 (10 520 männl., 10 744 weibl.) E., Postamt erster Klasse, Telegraph, Fernsprechamt, 2 Bahnhöfe, Reste der alten Befestigungen, evang. und kath. Kirche, Realschule mit Progymnasium, höhere Mädchenschule, Krankenhaus, Waisenhaus, evang. Vereinshaus, Wasserleitung, Gasbeleuchtung, Schlachthaus, 2 Sparkassen.; Fabriken für Metallknöpfe, Schnallen, Haken und Ösen, Drahtwaren, Feilen, Messing-, Tombak-, Neusilber- und Nickelbleche, Medaillen, Gehäuse, Dosen, Kupfer-, Bronze-, Zinn-, Britannia- und Alfenidwaren, Maschinenfabriken, Drahtwalzwerke und Ziegeleien. L. ist Sitz der 6. Sektion der Norddeutschen Edel- und Unedelmetallindustrie-Berufsgenossenschaft.

^[Abb.]

Luder, soviel wie Aas (s. d. und Ludern).

Lueder, Karl, Jurist, geb. 2. Sept. 1834 zu Celle in Hannover, studierte in Göttingen, Berlin und Paris, habilitierte sich 1861 in Halle, wurde 1867 außerord. Professor der Rechte in Leipzig und 1874 als ord. Professor des Strafrechts und des Strafprozesses nach Erlangen berufen. Er starb daselbst 24. April 1895. Von seinen Schriften sind hervorzuheben: "Das Souveränitätsrecht der Begnadigung" (Lpz. 1860), "Die Verbrechen gegen das Vermögen. 1. Die Vermögensbeschädigung" (ebd. 1867), "Grundriß zu Vorlesungen über deutsches Strafrecht" (ebd. 1872; 2. Aufl., Erlangen 1877), "Die Genfer Konvention" (Erlangen 1876; auch französisch), "Recht und Grenze der Humanität im Kriege" (ebd. 1880), "Grundriß zu Vorlesungen über deutsches Strafprozeßrecht" (ebd. 1881), "Krieg und Kriegsrecht" (in Holtzendorffs "Handbuch des Völkerrechts", Bd. 4, Hamb. 1889). L. schrieb auch eine Biographie von Gustav Geib (Lpz. 1864).

Luderhütte, s. Ludern.

Lüderich, Bergwerke bei Bensberg (s. d.).

Lüderitz, Franz Adolf Eduard, Großhändler, geb. 16. Juli 1834 in Bremen, bereiste 1854-59 Nord-^[folgende Seite]