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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Luftröhrenäste - Luftschiffahrt

Menschen II, Fig. 8, 9,und Tafel: Der Kehlkopf des Menschen, Fig. 1,12, Fig. 2,10, Fig. 3,9 u. Fig. 4,9-14.) Diese Bronchien (s. d.) teilen sich in immer feinere Zweige und enden schließlich in den Lungenbläschen, welche an ihnen ansitzen etwa wie die Beeren an den Stielen der Traube. Oben ist die L. durch den Kehlkopf begrenzt, der gewissermaßen als das Mundstück derselben zu betrachten ist. Die L. ist nicht ganz rund, sondern nur vorn gewölbt, hinten eben und wird, wie auch die Zweige der Bronchien, dnrch 18-20 bogenförmige, nach hinten offene Knorpelringe ausgespannt gehalten. Ausgekleidet wird sie bis in ihre feinsten Verzweigungen durch eine mit zahllosen Flimmerzellen versehene Schleimhaut, welche die Fortsetzung der Kehlkopfschleimhaut darstellt. Beim Erwachsenen ist die L. etwa 12 cm lang und 2-2,5 cm weit. Der rechte Bronchus enthält 6-8, der linke 9-12 Knorpelringe. Die größere Weite des rechten Bronchus hat auch einen stärkern Luftstrom zur rechten Lunge zur Folge; aus diesem Grunde werden fremde Körper , welche in die L. geraten, in der Regel in den rechten Bronchus hineingerissen.

Über Verzweigung, Bau und Funktion der Luftröhrenäste s. Bronchien und über die L. der Tiere s. Respirationsapparat.

Unter den Krankheiten der L. sind hervorzuheben: der Katarrh der L. (Tracheïtis), welcher am häufigsten durch Einatmung kalter, staubiger oder mit schädlichen Gasen und Dämpfen geschwängerter Luft entsteht und oft mit gleichzeitigem Katarrh der Kehlkopf- und Bronchialschleimhaut verbunden ist (s. Bronchialkatarrh); die krankhafte Erweiterung der L., welche ein häufiger Begleiter chronischer Luftröhrenkatarrhe ist (s. Bronchiektasie); die Verengerung der L. (Tracheostenosis) durch Druck der krankhaft entarteten Schilddrüse (s. Kropf), durch Geschwülste, durch Narbenbildung, durch kruppöse und diphtheritische Membranen; ferner die Luftröhrenfistel (Fistula trachealis), welche oft nach Verwundungen (Kehlabschneiden) zurückbleibt. Häufig finden sich bei der Lungenschwindsucht auch in der Schleimhaut der L. tuberkulöse Geschwüre (sog. Luftröhrenschwindsucht). Künstlich eröffnet wird die L. durch den sog. Luftröhrenschnitt, wenn bei Verstopfung des Kehlkopfes durch eingedrungene Fremdkörper, kruppöse und diphtheritische Ausschwitzungen u. dgl. Erstickung droht (s. Tracheotomie). Wenn viel Schleim in den größern Luftwegen angesammelt ist, so vernimmt man oft schon aus der Ferne ein lautes helles Rasseln, das sog. Trachealrasseln. - Vgl. Riegel, Die Krankheiten der Trachea und der Bronchien (in Ziemssens "Handbuch der Pathologie und Therapie", Bd. 4, 2. Hälfte, 2. Aufl., Lpz. 1877).

Luftröhrenäste, s. Bronchien.

Luftröhrenatmer, s. Gliederfüßer.

Luftröhrenerweiterung, s. Bronchiektasie.

Luftröhrenfistel, s. Luftröhre.

Luftröhrenkatarrh, s. Bronchialkatarrh.

Luftröhrenkrampf, soviel wie Bronchialasthma (s. d.).

Luftröhrenschnitt, s. Tracheotomie.

Luftröhrenschwindsucht, die tuberkulöse Zerstörung der Luftröhren- und Kehlkopfschleimhaut. (S. Kehlkopf, Bd. 10, S. 277 a.)

Luftsäcke, s. Fliegen (Bd. 6, S. 902 a).

Luftsaugebremsen, s. Eisenbahnbremsen.

Luftsäure, soviel wie Kohlensäure.

Luftschiffahrt, Aeronautik, die Kunst, sich mittels gewisser Apparate in die Luft zu erheben und dort womöglich nach willkürlicher Richtung fortzubewegen. Solche Apparate sind die Flugapparate (s. Flugtechnik) und der Luftballon (s. d.). Als Erbauer des letztern Apparates verdienen von allen Vorläufern Montgolfiers nur zwei Erwähnung, der Pater Francisco Lana, der in einem 1670 herausgegebenen Werk, von richtigen Anschauungen geleitet, große luftverdünnte Hohlkugeln als das einzige wahre Luftschiff pries, und der Pater Bartholomeo Lourenço de Gusman, der sich 8. Aug. 1709 auf dem Hofe des ind. Hauses in Lissabon mit seinem mit heißer Luft gefüllten Ballon bis zu 200 Fuß erhob. Zum zweitenmal wurde ein solcher Ballon von den Gebrüdern Montgolfier erfunden und nach ihnen Montgolfiere genannt (s. Tafel: Luftschifffahrt I, Fig. 1). Sie unternahmen damit 5. Juni 1783 einen öffentlichen Versuch. Im August desselben Jahres ließ Professor Charles einen mit Wasserstoff gefüllten Ballon, Charlière (s. Taf. I, Fig. 6), auf dem Marsfelde in Paris steigen. Es bemächtigte sich Frankreichs damals ein wahres Ballonfieber, genährt durch die Bestrebungen der eben Genannten und die Luftfahrten Pilâtre de Roziers, der als der erste (21. Nov. 1783) eine solche Reise wagte. Ihm folgten bald Charles und Roberts (3. Dez. 1783), und 7. Jan. 1785 unternahm Blanchard die erste überseeische Fahrt, von Dover nach Calais, die durch ein Denkmal an der Landungsstelle verherrlicht wurde. Bald danach ermattete das Interesse an der neuen Erfindung. Die Erwartung, daß, nachdem das Wunder, sich in die Luft zu erheben, vollbracht war, die Lenkung der Ballons (s. Lenkbarkeit der Luftschiffe) mit Leichtigkeit gelingen werde, erwies sich als irrig. So sanken sie bald trotz der vorübergehenden Verwendung im Kriege (s. unten) zum Befriedigungsmittel der bloßen Schaulust herab. Erst mit ihrer häufigen Verwendung im amerik. Bürgerkrieg von 1861 bis 1865 hob sich die Teilnahme wieder, wozu nicht wenig Giffard durch seinen Versuch über die Lenkbarkeit 1852 und durch seinen großen Fesselballon 1867 beigetragen haben mag. 1865 wurde die Aëronautical Society of Great Britain und 1868 die der Société aérostatique et météorologique de France gegründet. Den nachhaltigsten Anstoß zur Weiterbildung gab aber ihre Verwendung im Kriege von 1870 und 1871. Besonderes Aufsehen und Interesse erregte damals die Reise des, wie alle andern franz. Belagerungsballons 2000 cbm fassenden La Ville d'Orléans", der im Dez. 1870 um 11½ Uhr nachts in Paris aufgestiegen, am nächsten Nachmittag gegen 2 Uhr in der Nähe des Sneehättan im mittlern Norwegen landete und damit die längste und im Mittel schnellste aller Luftreisen zurücklegte: über 1800 km mit einer Geschwindigkeit von 34 m per Sekunde. Seitdem begann die Wissenschaft sich der L. wieder zuzuwenden (s. unten) und endlich wurde die Luftschifferabteilung (s. d.) ein Glied der stehenden Heere.

Die Verwendung der L. als Kriegsmittel ist sehr mannigfaltig. Obenan steht die Verwendung des Luftballons als Beobachtungsposten, wobei der Verkehr mit der Erde durch die Drahtleitung im Kabel bewerkstelligt wird (s. Ballontelegraphie).

Über pbotogr. Aufnahmen von einem schwebenden Ballon aus s. Ballonphotographie. Nachdem 1793 bei Meudon Versuche mit dem Fesselballon angestellt waren, traten 1794 bei den franz. Armeen