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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Luftschifferabteilung - Luftspiegelung

ders das große durch Professor Aßmann in Berlin ins Leben gerufene Unternehmen des "Deutschen Vereins zur Förderung der L." in Berlin zu nennen. Nach einem einheitlichen Plane wurden hier seit 1891 gegen 50 wissenschaftliche Ballonreisen ausgeführt, welche mit Anfang 1895 im wesentlichen ihren Abschluß gefunden haben. Bei einer der letzten Fahrten (4. Dez. 1894) erreichte Berson bei einem Luftdruck von 231 mm und -47,9° C. Lufttemperatur eine Höhe von 9155 m. Es ist dies zugleich die äußerste Erhebung, die von Menschen bisher nachweisbar, sei es im Luftballon oder im Hochgebirge, erstiegen worden ist. Dagegen sind durch unbemannte Pilotballons Höhen von 14 000 bis 18 000 m und Temperaturen von unter -70° C. registriert worden.

Als vorläufige wichtige Ergebnisse dieser Fahrten lassen sich anführen: Die erstmalige Ermittelung so ausnehmend tiefer Temperaturen in den höhern Schichten des Luftmeers und eine erheblich schnellere Abnahme der Luftwärme nach oben, als sie bisher angenommen worden war; eine Abhängigkeit der Drehung der Windrichtung mit zunehmender Erhebung über die Erdoberfläche von der Annäherung an die barometrischen Maxima und Minima; eine unerwartet große Veränderlichkeit der Sonnenstrahlung in den hohen Schichten bei fast unveränderlicher Lufttemperatur; Feststellung von Regenwolkenbildung bis zu Höhen von 7000 m u. a.

Der Plan des schwed. Luftschiffers S. A. Andrée, mittels eines 4500 cbm fassenden Ballons von Spitzbergen aus den Nordpol zu erreichen, sollte im Sommer 1896 zur Durchführung kommen; doch konnte der Aufstieg des Ballons wegen der andauernd ungünstigen Windrichtung nicht stattfinden.

Vgl. Revue de l'aeronautique (Paris); Zeitschrift für L. und Physik der Atmosphäre (Berlin); L'Aerophile (Paris); Revue Aérienne (ebd.); Aeronautics (Neuyork); Glaisher, Tissandier, Flammarion, Fonvielle, Voyages aériens (Par. 1870); Moedebeck, Die L. (Lpz. 1880); ders., Taschenbuch zum praktischen Gebrauch für Flugtechniker und Luftschiffer (Berl. 1895); Tissandier, Histoire des ballons et des aéronautes (Par. 1887-90); Polis, Über wissenschaftliche Ballonfahrten (Aachen 1896).

Luftschifferabteilung, zur Anwendung der Luftschiffahrt für militär. Zwecke bestimmte Truppe mit eigenem Ersatz und Etat. Sie besteht in Preußen aus 1 Major, 1 Hauptmann, 4 Lieutenants und einer kriegsstarken Compagnie und trägt die Uniform der Gardepioniere mit einem L auf den Achselklappen und Epauletten. Außer dieser in Berlin stationierten L., zu der gleichzeitig eine Luftschifferlehranstalt gehört, besteht noch eine bayrische L. in München, die nach preuß. Vorbilde organisiert ist.

Luftschleuse, ein aus zwei luftdicht schließenden Deckeln bestehender Abschluß im Schachte, zwischen und unter welche Druckluft gepumpt wird. Man bedient sich der L. beim Abteufen in schwimmendem Gebirge, um durch die Druckluft das Wasser zurückzudrängen. Jeder Deckel hat Klappen zum Ein- und Ausfahren der Arbeiter.

Luftschnapper, s. Koppen.

Luftschwindung, s. Thon.

Luftschwitzbad, s. Irisch-Römisches Bad.

Luftseilbahnen, s. Drahtseilbahnen und Seilbahnen.

Luftspiegelung, eine atmosphärische Erscheinung, vermöge deren unter gewissen Bedingungen in einer Landschaft Gegenstände wahrgenommen werden, deren wirklicher Ort weit von der Stelle, an der sie erscheinen, entfernt ist. Man erklärt dieselbe durch totale Reflexion (s. Brechung der Lichtstrahlen). Eine solche kann an der Grenze einer kältern und einer wärmern Luftschicht (da die erstere derselben stets dichter ist als die zweite), selbst bei dem geringen Temperaturunterschied von zwei Graden, eintreten, wenn nur der Lichtstrahl unter einem sehr großen Einfallswinkel die Grenzfläche trifft (also sehr schief gegen sie einfällt). Diese Erscheinung wird in der That in manchen Gegenden sehr häufig beobachtet. Wenn z. B. ein Beobachter und ein entfernter Gegenstand sich auf nur sehr wenig erhobten Punkten befinden und zwischen ihnen ein von der Sonne stark erhitzter sandiger Boden liegt, der seine Wärme den ihm zunächst anliegenden Luftschichten mitteilt und diese dadurch stärker erhitzt als die etwas höher gelegenen, in denen sich der Beobachter und der Gegenstand befinden, so muß der Beobachter den entfernten Gegenstand zweimal wahrnehmen. Erstens sieht er ihn aufrecht mittels der Strahlen, die von dem Gegenstand direkt zu ihm kommen, und zweitens gespiegelt (und daher umgekehrt) durch Lichtstrahlen, die von dem Gegenstand ursprünglich nach unten hin gesendet wurden, die aber, da sie in ihrem Wege auf wärmere, mithin immer dünner werdende Luftschichten treffen, nach dem anfangs angeführten Gesetze gebrochen und immer mehr einer horizontalen Richtung genähert werden, bis sie zuletzt ganz zurückgeworfen werden und aufwärts zu dem Äuge des Beobachters gehen, der durch sie den Gegenstand wie in einer Wasserfläche gespiegelt sieht. Diese Erklärung der L. gab schon Monge in den "Momoirs de l'Institut d'Égypte". Wenn die stark erhitzte dünnere Luftschicht nicht (wie vorhin) unterhalb, sondern oberhalb des Beobachters und Gegenstandes, die beide in der dichtern kältern sich befinden, liegt, so kann auch eine L., aber nach oben hin, statthaben. Den Bildern, die man so umgekehrt am Horizont (z. B. Schiffe, Türme, Schlösser u. s. w.) sieht, liegen hiernach wirkliche, wenn auch der Spiegelung nur ähnliche Gegenstände zu Grunde. In gewissen Gegenden, wie Neapel, Reggio, an der Küste der sicil. Meerenge, in den großen Sandflächen (am Morgen, wenn die untersten Lustschichten noch kälter sind, als die obern bereits von der Sonne erwärmten), in Persien, in der Tatarei, in Ägypten, wird diese Erscheinung (Fata morgana) häufig beobachtet. Bei diesem zweiten Fall kann auch eine

^[Fig. 1]

^[Fig. 2]