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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Lustre - Luthardt

neugeborene Kind am 8. oder 9. Tage mit dem Namen erhielt. (S. auch Lustrum.)

Lustre (frz., spr. lüstr), Glanz, glänzendes Aussehen, großer Kronleuchter. (S. Lüster.)

Lustrieren (lat.), reinigen, weiden; glänzend machen; mustern, betrachten.

Lüstrieren (frz.), Glanz geben, ein Appreturverfahren für Garn (s. d.).

Lüstrin (frz. lustrine), glattes Seidengewebe mit stark glänzender Kette.

Lustrum (lat., von luere, d. i. reinigen, sühnen), im alten Rom das feierliche Sühn- und Reinigungsopfer, das nach Beendigung des Census (s. d.) durch einen der Censoren im Namen des röm. Volks dargebracht wurde. Die Opfertiere, ein Schwein (sus), ein Schaf (ovis) und ein Stier (taurus), daher die Benennung Suovetaurilla, wurden um das auf dem Marsfelde centurienweise versammelte Volk dreimal herumgeführt und dann geopfert. Dadurch glaubte man das Volk gereinigt oder entsühnt. Weil das L. alle fünf Jahre wiederkehrte, wurde und wird noch heute mit dem Wort L. auch ein fünfjähriger Zeitraum bezeichnet.

Lustseuche, s. Syphilis.

Lustspiel oder Komödie (grch.), diejenige Art der dramat. Dichtung, welche Menschen und Welt von der heitern und belustigenden Seite zeigt, sei es in harmlos schildernder, sei es in satir. Weise. Hettner hat in seiner Schrift "Das moderne Drama" (Braunschw. 1852) die Komödie in zwei Gattungen gesondert, die phantastische und die realistische. Jene ist die Komödie des Aristophanes und die romantische Märchenkomödie, diese die sog. neuere Komödie der Griechen und das L. der modernen Völker. Die phantastische Komödie baut sich eine eigene Welt auf, die allen Gesetzen und Möglichkeiten der Wirklichkeit widerspricht und letztere nur benutzt, um sie sofort als durchaus lächerlich zu parodieren. Die realistische Komödie dagegen beansprucht überall den Schein der unbezweifelten Wahrheit. Sie zerfällt in Posse, Charakter- und Intriguenlustspiel. Die letztern beiden vereint das historische L., das den Humor der Weltgeschichte vertritt und farbig ausgemalte Charakterbilder am Faden einer einheitlichen Handlung vorführt. Die Posse (s. d.) bleibt im Niedrig-Komischen stehen. Das Charakterlustspiel nimmt irgend eine komische Person, die sich in eine einseitige Grille und Thorheit festgerannt hat, zum Mittelpunkt. Das Intriguenlustspiel aber sucht mehr das Komische der Situationen; es kommt dabei vor allem auf feine Schürzung des Knotens und auf dessen befriedigende Lösung an. (S. Comedia, Comoedia, Intrigue.) - Vgl. Bohtz, Über das Komische und die Komödie (Gött. 1844); Mähly, Wesen und Geschichte des L. (Lpz. 1802); Bettingen, Wesen und Entwicklung des komischen Dramas (Berl. 1891).

Luststoffe, von Gustav Jäger (s. d.) angenommene bestimmte Duftstoffe in den Ausdünstungen von Menschen und Tieren.

Lusus naturae (lat.), Spiel der Natur.

Luszezewska (spr. luschtsch-), Jadwiga, Pseudonym Deotyma, poln. Dichterin, geb. 1830 in Warschau, begleitete 1863-65 ihren Vater in die Verbannung. Schon seit 1853 erregte sie als gewandte Stehgreifdichterin Aufsehen. Ihre Improvisationen sind von schöner vollendeter Form und auch meist von tiefpoet. Inhalt, doch nicht immer frei von nebelhafter Mystik oder kalter Abstraktion. Sammlungen ihrer Gedichte sind "Improwizacye i poezye" (2 Bde., Warsch. 1854 u. 1858) und "Polska w pieśni" ("Polen im Liede", ebd. 1355), ein Versuch, in Rhapsodien einzelne Momente zumal der mythischen Geschichte des Landes poetisch zu gestalten. Eine "Symphonie des Lebens" dichtete sie 1870 zur Verherrlichung Beethovens. Auch verfaßte sie ein Drama "Mieczyslaw" und ein Heldengedicht "Sobieski bei Wien"; außerdem eine Reihe von Erzählungen in Poet. Prosa ("Branki w jasyrze", 1890 u. a.).

Lut, Salzwüste im pers. Chorassan (s. d.).

Lutament (lat.), Kitt-, Lehmwerk; Lutation, Kittung, Verleimung eines Gefäßes. (S. Lutieren.)

Lutatier, angesehenes plebejisches Geschlecht im alten Rom, dessen vornehmster Zweig den Beinamen Catulus (s. d.) führte.

Lutécienne (frz., spr. lüteßĭénn), Bezeichnung für einen künstlichen roten Farbstoff, im wesentlichen ein Gemenge von Dibromdinitrofluoresceïn mit Di- und Tetranitroflnoresceïn.

Lutein, eine gelbe krystallinische Verbindung, die namentlich im Eigelb (s. d.), in der Butter, im Mais, den gelben Mohrrüben u. s. w. vorkommt und ein Gemenge von dem gelben Vitelloluteïn und dem roten Vitellorubeïn sein soll.

Luteolin, ein gelber Farbstoff des Waus (Reseda luteola L.), bildet feine gelbe Nadeln, die bei etwa 320° schmelzen und teilweise unzersetzt sublimieren. In siedendem Wasser lösen sie sich nur wenig, leichter in Alkohol und in Alkalilaugen, in letztern mit dunkelgelber Farbe. Seine Zusammensetzung ist nicht mit Sicherheit bekannt. - Als L. bezeichnet man auch einen künstlichen, ans Xylidinsulfosäure und Diphenylamin dargestellten, aber nicht im Handel befindlichen Azofarbstoff.

Lutero, Giovanni di Niccolò, ital. Maler, s. Dosso Dossi.

Lutetia, der 21. Planetoid.

Lutetia Parisiorum, lat. Name für Paris.

Luthardt, Christoph Ernst, prot. Theolog, geb. 22. März 1823 zu Maroldsweisach in Unterfranken, studierte zu Erlangen und Berlin, wurde 1847 Gymnasiallehrer in München, habilitierte sich 1851 in Erlangen, wurde 1854 außerord. Professor der Theologie in Marburg und 1856 ord. Professor der systematischen Theologie und neutestamentlichen Exegese in Leipzig. 1865 wurde er Konsistorialrat, 1887 Geh. Kirchenrat, 1893 königlich sächs. Geheimer Rat; seit 1871 ist er Domherr des Hochstifts Meißen. L. gehört der konfessionell-luth. Richtung, der sog. Erlanger Schule, an. Unter seinen theol. Arbeiten sind hervorzuheben: "Das Johanneische Evangelium" (2 Bde., Nürnb. 1852 - 53; 2. Aufl. 1875), "Die Lehre von den letzten Dingen" (Lpz. 1861; 3. Aufl. 1885), "Die Lehre vom freien Willen" (ebd. 1863), das "Kompendium der Dogmatik" (ebd. 1865; 9. Aufl. 1893), "Die Ethik Luthers" (ebd. 1867; 2. Aufl. 1875), "Die Ethik des Aristoteles" (ebd. 1869-76), "Der Johanneische Ursprung des vierten Evangeliums" (ebd. 1874), "Die antike Ethik in ihrer geschichtlichen Entwicklung" (ebd. 1887), "Geschichte der christl. Ethik" (1. Hälfte: "Vor der Reformation", ebd. 1888; 2. Hälfte: "Seit der Reformation", ebd. 1893); in Zöcklers "Handbuch der theol. Wissenschaften", Bd. 3: "Systematische Theologie" (Nördl. 1884; 3. Aufl., Münch. 1890) und in desselben "Kurzgefaßtem Kommentar zum Neuen Testament", Bd. 2 u. 3: "Evangelium Johannis" und