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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Macedonische Eisenbahnen - Mäcenas

gen und blutigen Thronstreitigkeiten folgte, die damit endigten, daß Philipp II. zunächst als Vormund seines Neffen Amyntas in einer verzweifelten Notlage des Landes (359) die Herrschaft an sich nahm.

Philipp (359-336) verstand es, die Kräfte seines Landes in jeder Beziehung zu steigern und auszunutzen, namentlich ein vorzügliches Heer heranzubilden. Seine Eroberungen erstreckten sich über die ganze Balkanhalbinsel; durch die Schlacht bei Chäronea (338 v. Chr.) wurde er Herr auch über Griechenland. Sein Sohn Alexander d. Gr. (s. d.) machte M. auf kurze Zeit zu einem Weltreich. Nach seinem Tode (323 v. Chr.) folgte eine lange Reihe von Kriegen, aus welchen erst allmählich eine neue Ordnung hervorging. Zunächst verwaltete Antipater (s. d.) M. als Reichsverweser für den nominellen König, den blödsinnigen Halbbruder Alexanders, Philipp III. Arrhidäus. Nach dessen Tode (319 v. Chr.) erkämpfte 316 die Herrschaft Antipaters Sohn Kassander (s. d.), als auch dieser gestorben (297) Demetrius (s. d.) Poliorketes, der 287 durch Pyrrhus von Epirus gestürzt wurde. Pyrrhus ward schon 280 durch Lysimachus wieder aus M. vertrieben. Dann folgten sich rasch ablösend die Regierungen des Seleucus (281) und Ptolemäus Keraunos (279). Endlich errang Antigonus (s. d.) Gonatas, ein Sohn des Demetrius Poliorketes, die Herrschaft (276) für die Antigoniden und vererbte sie auf seine Familie. Aber auch jetzt wurde dem Lande noch keine Ruhe: die Folgezeit füllen Kämpfe der macedon. Könige (Demetrius II. 239-229, Antigonus Doson 229-221) mit einem oder mit beiden der großen Bünde, in denen sich die Griechen damals vereinigt hatten, dem Achäischen und Ätolischen Bund. Als Philipp V. 201 mit Athen in Krieg geriet, rief dieses die Römer gegen ihn zu Hilfe. Philipp wurde bei Kynoskephalä 197 v. Chr. entscheidend geschlagen. Auch Perseus (s. d.), der Nachfolger Philipps V. (179), vermochte sich nicht zu halten, er verlor die Schlacht bei Pydna (168 v. Chr.) und wurde selbst gefangen. M. geriet unter röm. Herrschaft, zunächst in freier Form in vier selbständige Eidgenossenschaften geteilt, dann, nachdem noch ein letzter Aufstand des Volks (149) unter Führung des Andriscus (Pseudo-Philippus), der sich für einen natürlichen Sohn des Königs Perseus ausgab, durch die Römer niedergeschlagen war (146 v. Chr.), als Provinz, mit der man noch Thessalien und einen Teil von Illyrien verband.

In der spätröm. Zeit bildete M. die Provinzen Macedonia prima und Macedonia secunda; das obere Wardargebiet gehörte zur Provinz Dardania, die Landschaft von Ochrida zu Epirus nova. In der Völkerwanderungsperiode litt das Land durch die Invasionen der Goten, Hunnen, Avaren und Slawen; die Byzantiner behaupteten nur die Küste. Seit dem 9. Jahrh. unterjochten die Bulgaren die dortigen Slawenstämme. Die Eroberung des Bulgarenreichs durch Kaiser Basilius II. (1018) verschaffte dem Byzantinischen Reich wieder den Besitz M.s. 1204 entstand das Thessalonikische Kaiserreich, das 1253 in dem Reich von Nicäa aufging. Bald darauf begannen die Serben erobernd aufzutreten, die gegen Ende des 14. Jahrh. unter türk. Herrschaft kamen. Die Küste behaupteten die Byzantiner bis 1423, wo sie Thessalonich an die Venetianer abtraten, das aber 1430 ebenfalls von den Türken erobert wurde. Durch den Berliner Vertrag wurde bestimmt, daß in den Provinzen der europ. Türkei Reglements nach Art des Statuts von Kreta eingeführt werden sollen. Für die Durchführung dieser Bestimmung sind die macedon. Emigrantenkomitees in Bulgarien eifrig thätig. Diese setzten im Sommer 1895 in M. einen Aufstand in Scene, der jedoch von den türk. Truppen rasch niedergeworfen wurde. Auf Betreiben der bulgar. Regierung wurden durch ein großherrliches Dekret vom 22. April 1896 Reformen versprochen, die jedoch den für eine durchaus autonome Verwaltung agitierenden Emigrantenkomitees nicht genügend erscheinen.

Vgl. O. Müller, Über die Wohnsitze, die Abstammung und die ältere Geschichte des macedon. Volks (Berl. 1825): Flathe, Geschichte M.s (2 Bde., Lpz. 1832-34); Abel, M. vor König Philipp (ebd. 1847); die Reisewerke von Cousinéry, Leake, Grisebach; Desdevises du Dezert, Géographie ancienne de la Macédoine (Par. 1802); Heuzey, Mission archéologique de Macédoine (ebd. 1864-74); Dimitras, Αρχαία γεωγραφία τἧς Μακεδονἱας (2 Bde., Athen 1870 u. 1874); Döll, Studien zur Geographie des alten M. (Programm, Regcnsb. 1891); Gopčevič, Macedonien und Alt-Serbien (Wien 1889).

Macedonische Eisenbahnen. Dieselben erreichen 1896 nach der vollständigen Eröffnung der Bahn Saloniki-Dedeaghatsch mit Zweigbahn (480 km) eine Gesamtlänge von etwa 1150 km. Die älteste Bahn von Saloniki über Üsküp nach Mitrovica (364 km) gehört der Orientalischen Eisenbahngesellschaft und ist 1860-70 von Baron Hirsch erbaut worden; sie steht durch die Zweigbahn Üsküp-Zibevče mit den serb. Eisenbahnen in Verbindung. Saloniki-Monastir (derselben Gesellschaft gehörig, 220 km, 1892-94 eröffnet) ist von einer deutschen Baugesellschaft erbaut. Weitere Anschlüsse der M. E. von Saloniki aus nach Kalampaka an die griech. Eisenbahnen und eine Verlängerung der Saloniki-Monastir-Bahn bis zum Adriatischen Meere nach Durazzo oder Avlona sind geplant, ebenso eine Verbindung der Bahn Saloniki-Dedeaghatsch mit der bulg. Bahn Sofia-Pernik im Thale des Strumaflusses entlang.

Macedonius, Patriarch von Konstantinopel, s. Heiliger Geist (Bd. 8, S. 965 a).

Maceió, Hauptstadt des brasil. Staates Alagoas, auf einer Halbinsel zwischen dem Meere und der Lagoa do Norte, hat etwa 8000 E.; Baumwollweberei, Schiffbau, Ausfuhr von Zucker (1893: 613 016 Sack á 75 kg), Baumwolle und Baumwollsamen (135 268 Sack), Mais und Häuten. M. ist durch Eisenbahn mit Imperatriz verbunden und Sitz eines deutschen Vicekonsuls.

Mäcen, s. Mäcenas.

Mäcenas, Gajus Cilnius, ein röm. Ritter, aus vornehmem etrusk. Geschlecht, der Gönner des Horaz, Virgil, Properz. M. bekleidete nie ein hohes Staatsamt, war aber mit Agrippa der bedeutendste und vertrauteste Helfer und Freund des Augustus. Wiederholt bewährte er sich in schwierigen diplomat. Missionen wie als Vertreter des Augustus in Rom (30, 31 und 20 v. Chr.) während dessen Abwesenheit; ihm gebührt ein Hauptanteil an der Augusteischen Verfassung. Nach Beendigung der Bürgerkriege lebte M. meist von den Geschäften zurückgezogen in seinem prachtvollen, mit Gärten umgebenen Palast auf dem Esquilinischen Hügel. Hier sammelte er die begabtesten Dichter der Zeit um sich, förderte sie in jeder Weise und gewann in ihnen die Verkünder und Anhänger der neuen Zeit. Er starb