Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

434

Macerata - Machiavelli

8 v. Chr. Der Name des M. (Mäcēn) ist sprichwörtlich geworden für einen Gönner und Beschützer der Wissenschaften und Künste. - Vgl. Gardthausen, Augustus und seine Zeit, I (Lpz. 1891).

Macerata (spr. -tsche-). 1) Provinz im Königreich Italien, in der Landschaft Marken (Marche), grenzt im N. an Ancona, im O. an das Adriatische Meer, im S. an Ascoli-Piceno, im W. an Perugia, hat 2737 (nach Strelbitskij 2777) qkm mit (1881) 239 713, nach Berechnung vom 31. Dez. 1894: 243 308 E., d. i. 89 E. auf 1 qkm, und zerfällt in die zwei Kreise Camerino und M. mit zusammen 52 Gemeinden. Das Land ist im W. gebirgig (Ausläufer des Apennin) und senkt sich im O. gegen die Meeresküste hin, die von den Küstenflüssen Musone, Potenza und Chienti durchschnitten wird, aber keine Häfen besitzt. Der westl. Teil ist reich an Wald, der östliche fruchtbar und wohlangebaut (Getreide, Hülsenfrüchte, Wein, Oliven). Betrieben werden Seidenzucht, Schafzucht, Gerberei und Papierfabrikation. Von der die Provinz entlang der Küste durchschneidenden Eisenbahnlinie zweigt bei Porto-Civitanova eine Linie nach W. ab. - 2) Hauptstadt der Provinz M. und des Kreises M. (192 415 E.), in 300 m Höhe, zwischen den Thälern des Chienti und der Potenza, an der Linie Porto-Civitanova-Albacina des Adriatischen Netzes, Sitz des Präfekten, eines Bischofs und Appellhofes, hat (1881) 0594, als Gemeinde 20 249, (1893) 23 600 E., breite und gutgepflasterte Straßen, eine Kathedrale, sechs andere Kirchen, mehrere Klöster und eine Universität, die angeblich schon im 13. Jahrh. bestand, ihre eigentliche Gründung aber einer Bulle des Papstes Paul III. (1. Juli 1540) verdankt; im 19. Jahrh. wurde sie bis auf die jurist. Fakultät aufgehoben. Ferner bestehen ein Lyceum, ein Gymnasium, eine technische Schule und verschiedene Sammlungen.

Maceration, Macerieren (lat.), Behandlung einer festen Substanz mit einer Flüssigkeit (gewöhnlich mit Wasser, Alkohol, Äther oder einer Säure) in der Weise, daß man die Flüssigkeit ohne Erhöhung der Temperatur auf die Substanz gießt und damit, gewöhnlich unter öfterm Umrühren, zuweilen auch unter Anwendung von Luftdruck, mehr oder minder lange in Berührung läßt. Die durch M. erhaltene Flüssigkeit selbst heißt in der Pharmacie kalter Aufguß. M. mit Erwärmung heißt Digestion (s. d.).

Ferner bezeichnet man als M. die Erweichungsprozesse, welche sich an tierischen Substanzen vollziehen, die sich in Flüssigkeiten befinden, wie z. B. die Erweichung der Haut und oberflächlichen Gewebe von Föten, die im Mutterleib absterben und einige Zeit noch im Fruchtwasser verweilen. Hier kommt wegen der Abwesenheit von Fäulnispilzen keine Fäulnis zu stande. Solche Föten werden maceriert oder totfaul genannt. Sonst verläuft die M. hauptsächlich durch die Thätigkeit von Spaltpilzen unter Fäulniserscheinungen; diese Art der M. wird beim Skelettieren verwendet. - M. in der Papierfabrikation, s. Papier.

Macfarren (spr. mäckfärren), George Alexander, engl. Musiker, geb. 2. März 1813 zu London, gest. 31. Okt. 1887 ebendaselbst, seit 1834 Lehrer der Royal Academy of Music, seit 1875 Direktor dieses Instituts, ist einer der bekanntesten engl. Komponisten der neuern Zeit. Besonders zahlreich sind seine Oratorien und Kantaten, von denen einzelne, wie "The lady of the lake" (1877), fast volkstümlich geworden sind. Von M.s theoretischen Werken sind besonders verbreitet seine "Six lectures on harmony" (1867). - Vgl. Banister, G. A. M., his life, works and influence (Lond. 1891).

Macgill., hinter dem wissenschaftlichen Namen von Tieren Abkürzung von William Macgillivrey (spr. mäckgllliwrĕ), einen schott. Zoologen, geb. 1796, gest. 1852. Sein Hauptwerk ist "A history of British birds" (5 Bde., Lond. 1852).

Mach, Ernst, Physiker, geb. 18. Febr. 1838 zu Turas in Mähren, studierte in Wien, habilitierte sich 1861 daselbst für Physik, wurde 1864 Professor in Graz, 1867 in Prag und 1895 in Wien. Er veröffentlichte außer zahlreichen Abhandlungen in den "Sitzungsberichten der Wiener Akademie" und den "Annalen der Physik und Chemie": "Kompendium der Physik für Mediziner" (Wien 1863), "Einleitung in die Helmholtzsche Musiktheorie" (Graz 1866), "Die Geschichte und die Wurzel des Satzes von der Erhaltung der Arbeit" (Prag 1872), "Optisch-akustische Versuche" (ebd. 1873), "Grundlinien der Lehre von den Bewegungsempfindungen" (Lpz. 1875), "Die Mechanik in ihrer Entwicklung historisch-kritisch dargestellt" (ebd. 1883; 2. Aufl. 1889), "Beiträge zur Analyse der Empfindungen" (Jena 1886), "Populärwissenschaftliche Vorlesungen" (Lpz. 1896).

Machaon und Podaleirios, die Söhne des Asklepios und Erben seiner Heilkunde, in der Ilias die Ärzte der Griechen.

Machaerodus (Schwertzahn), Gattung großer jungtertiärer Raubtiere, deren Arten in beiden Hemisphären lebten, durch teilweise riesige, zweischneidige obere Eckzähne sich auszeichneten und noch Merkmale der Bären mit vorwiegenden der Katzen in sich vereinigten.

Machaut, Guillaume de, s. Guillaume de Machaut.

Machetes, Vogel, s. Kampfläufer.

Machiavelli (spr. mackiawelli), Niccolò, ital. Staatsmann und Geschichtschreiber, geb. 3. Mai 1469 zu Florenz, wurde im Juli 1498 Sekretär der Kanzlei des Rats der Zehn und in dieser Eigenschaft zu wichtigen diplomat. Sendungen gebraucht, die ihn in die Romagna zu Cesare Borgia, wiederholt nach Rom, viermal nach Frankreich und einmal durch die Schweiz nach Tirol zu Maximilian I. führten. Bald nach Wiederaufnahme der Medici in den florentin. Staat (1512) kam M. in den Verdacht der Teilnahme an einer Verschwörung, wurde eingekerkert und der Tortur unterworfen, aber als unschuldig in Freiheit gesetzt. Er lebte nun auf einer kleinen Besitzung bei San Cassiano unweit Florenz. 1519 forderte man von ihm ein Gutachten über die Reform der Verfassung, und 1520 ließ ihn der Kardinal Giulio de' Medici mit Abfassung der Geschichte von Florenz beauftragen, deren acht Bücher M. 1525 in Rom überreichte. Nach der Schlacht von Pawia erhielt er wieder Einfluß und ward mehreremal zum Heere gesendet, um für Florenz Schutz gegen die Truppen Karls V. zu erlangen. Er starb 22. Juni 1527 in Florenz. Die Werke M.s umfassen: die Prosakomödien "Mandragola", das bedeutendste Stück des Jahrhunderts, und "Clizia", eine Nachahmung von Plautus' "Casina"; die "Historie fiorentine" (bis 1492 reichend, Rom 1532; deutsch von Neumann, Berl. 1809: von Reumont, Lpz. 1846), ein Muster edler ital. Prosa; und die berühmten polit. Schriften: "Discorsi", "Arte della guerra" und "Principe". In den "Discorsi sopra la prima deca di Tito Livio" (Flor. 1531 u. ö.; deutsch von Grützmacher, Berl. 1871), zwischen 1513 und 1522 geschrieben, beschränkt sich M. nicht auf