Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

465

Magenkrebs - Magenwurmseuche

gleiten als lästige Symptome die meisten Magenleiden. Im höhern Lebensalter ist der Magenkrebs (s. d.) nicht selten.

Vgl. Leube, Die Krankheiten des Magens und Darms (in Ziemssens "Handbuch der Pathologie und Therapie", Bd. 7, Lpz. 1876; 2. Aufl. 1878); Lebert, Die Krankheiten des Magens (Tüb. 1878); Stiller, Die nervösen M. (Stuttg. 1884); Boas, Diagnostik und Therapie der M. (2 Tle., Lpz. 1891-93); Wiel, Tisch für Magenkranke (7. Aufl., Karlsbad 1892); Ewald, Klinik der Verdauungskrankheiten (Bd. 2: Die Krankheiten des Magens, 3. Aufl., Berl. 1893).

Magenkrebs (Carcinoma ventriculi), die krebsige Entartung der Magenhäute (s. Krebs), betrifft mit einer gewissen Vorliebe die Pförtnergegend des Magens und kommt am häufigsten zwischen dem 50. und 60. Lebensjahre, bei Männern häufiger als bei Frauen vor. Die Dauer der ganzen Erkrankung kann sich, von den ersten Erscheinungen an gerechnet, auf mehrere Monate bis zu 1½ Jahren erstrecken. Unter den Symptomen des M. sind hartnäckige schwere gastrische Störungen, heftige brennende, reißende Schmerzen in der Magengegend, Blutbrechen und schwerer Kräfteverfall hervorzuheben. Innere Mittel vermögen den tödlichen Ausgang des M. nicht zu verhüten; in einigen seltenen Fällen, in denen die Krankheit frühzeitig genug erkannt wurde, ist es gelungen, dieselbe auf operativem Wege zu beseitigen. (S. Magenresektion.)

Magenliqueur, s. Kräuterliqueur.

Magenmorsellen, s. Morsellen.

Magenmund, s. Magen.

Magenpastillen von Schincke, s. Geheimmittel.

Magenpflaster, s. Aromatische Mittel.

Magenpförtner, Pförtner, s. Magen.

Magenphlegmone, s. Magenentzündung.

Magenpulver von Barella, s. Geheimmittel.

Magenpumpe, eine von Kußmaul angegebene pumpenartige Vorrichtung, um in Verbindung mit der in den Magen eingeführten Magensonde (s. d.) den Mageninhalt zu entleeren. Auf einfachere Weise läßt sich das letztere durch das sog. Heberverfahren erreichen. Wenn man nämlich auf die eingeführte Magensonde einen langen Schlauch mit Trichter aufsetzt und nun zunächst durch den in die Höhe gehobenen Trichter Wasser in den Magen fließen läßt, dann aber das Ende des Schlauchs mit dem Trichter bis auf den Boden senkt, so wird ein ungleichschenkliger Heber gebildet, durch welchen der Mageninhalt entleert wird wie aus dem Fasse der Wein. M. und Magen Heber sind bei der Behandlung gewisser Vergiftungen sowie der Magenerweiterung (s. d.) ganz unentbehrlich.

Magenresektion (Gastrectomia), die operative Entfernung krebsig entarteter Abschnitte der Magenwand, wurde zuerst von Pean (1879) und von Billroth (1881) am Lebenden ausgeführt. Die Operation besteht darin, daß zunächst durch einen Schnitt in der Magengegend (Gastrotomia) die Bauchhöhle eröffnet und der mit dem entarteten Stück des Magens in Verbindung stehende Teil des Netzes durch sorgfältiges Unterbinden entfernt wird, worauf der Operateur den krebsigen Abschnitt fortnimmt und nun den erhaltenen Rest des Magens auf das sorgfältigste durch dichte Nähte mit dem Anfang des Zwölffingerdarms vereinigt. Die Unsicherheit der M. hinsichtlich eines günstigen Ausgangs beruht hauptsächlich darin, daß die Operation bisher immer nur in verhältnismäßig späten Stadien des Magenkrebses, in denen bereits Verwachsungen des letztern mit benachbarten Organen, sekundäre Geschwulstknoten und allgemeine Kachexie bestanden, ausgeführt wurde. - Vgl. Hacker, Die Magenoperationen an Billroths Klinik (Wien 1886).

Magensaft, s. Magen und Verdauung.

Magensarcine, s. Sarcine.

Magenschaft, Magenscheid, s. Mage.

Magenschleimhaut, s. Magen.

Magenschmerz, s. Magenkrampf.

Magenschnitt, s. Gastrotomie.

Magenschwäche, s. Dyspepsie.

Magenschwindel, s. Schwindel.

Magensonde, runde elastische, etwa 70 cm lange Sonde, die im Innern hohl und an dem einen Ende mit einem seitlichen Fenster versehen ist, wird durch den Mund, Rachen und die Speiseröhre hindurch in die Magenhöhle eingeführt, entweder um diagnostischen Zwecken zu dienen oder um in Verbindung mit einem Irrigator oder einer Magenpumpe (s. d.) die Entleerung des Mageninhalts und das Ausspülen des Magens zu bewirken.

Magenta (spr. madschénnta), Farbe, s. Fuchsin.

Magenta (spr. madschénnta), Stadt im Kreis Abbiategrasso der ital. Provinz Mailand, mit Trambahn nach Mailand, an der Linie Mailand-Turin des Mittelmeernetzes, 7 km östlich vom Ticino gelegen, mit 6225 E., Seidenindustrie und Ölhandel, wurde denkwürdig durch die Schlacht vom 4. Juni 1859 (s. Italienischer Krieg von 1859), in welcher die Österreicher unter Gyulai von den Franzosen unter Napoleon III. geschlagen wurden. Von Mittag bis 5 Uhr nachmittags waren die Übergänge über den Naviglio grande nur vorübergehend in den Besitz der Franzosen gelangt; da erschien die Division Vinoy, während gleichzeitig Mac-Mahon den österr. rechten Flügel zurückdrängte, sein in zwei Kolonnen vorrückendes Korps am Wege von Buffalora vereinigte und sich auf M. warf. Hierdurch wurde der im Centrum kämpfenden Garde Luft gemacht und der Sieg zu Gunsten Frankreichs entschieden. Der Kampf dauerte bis in die Nacht und sollte am 5. fortgesetzt werden, doch bewog der ungeordnete Rückzug der Truppen des Grafen Clam-Gallas den österr. Feldherrn zum Abmarsch. Auch die Franzosen kehrten auf das rechte Ticinoufer zurück und besetzten Mailand erst 7. Juni. Mac-Mahon wurde zum Herzog von M. ernannt. 1895 wurde auf dem Schlachtfeld ein Standbild Mac-Mahons errichtet.

Magenta (spr. madschénnta), Herzog von, s.Mac-Mahon.

Magentarot, s. Magdalarot.

Magentropfen nach Dr. Spranger, s. Geheimmitel.

Magenverdauung, s. Magen und Verdauung.

Magenverhärtung, an sich keine Krankheit, sondern nur der Folgezustand gewisser Magenleiden, wobei die Magenwände infolge einer Hypertrophie ihrer Schleim- und Muskelhaut verdickt, verhärtet und funktionsunfähig sind, entsteht am häufigsten durch chronischen Katarrh (s. Magenkatarrh) oder durch krebsige Entartung (s. Magenkrebs).

Magenwurmseuche, bei Schafen und Ziegen eine seuchenartig auftretende Erkrankung, verursacht durch massenhafte Einwanderung des gedrehten Palissadenwurms (Strongylus contortus Rud.). Die Tiere zeigen hochgradige Störungen der Ernährung, magern ab, bekommen wassersüchtige Anschwellungen und erliegen schließlich der Krankheit.