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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Magnesiumphosphat - Magnetische Doppelschale

ver, in Wasser fast unlöslich; mit Wasser befeuchtet reagiert es alkalisch. Es verbindet sich mit Wasser zu Magnesiumoxydhydrat oder Magnesiahydrat, Mg(OH)2; dieses kommt in der Natur als Brucit (s. d.) vor. M. benutzt man wie die Magnesia alba. (S. Magnesiumcarbonat.)

Magnesiumphosphat, phosphorsaure Magnesia, Mg3(PO4)2, entsteht als farbloser krystallinischer Niederschlag durch Fällen einer Magnesiumsalzlösung mit dreibasischem phosphorsaurem Natrium. Von Wichtigkeit ist die phosphorsaure Ammoniakmagnesia, MgNH4PO4 + 6 H2O; sie entsteht als weißer, krystallinischer, in Wasser wenig löslicher, in wässerigem Ammoniak fast unlöslicher Niederschlag, wenn man die Lösung eines Magnesiumsalzes mit Salmiak, Ammoniak und gewöhnlichem Natriumphosphat versetzt. Er scheidet sich zuweilen in der Harnblase in Form von Harnsteinen ab und wurde als Mineral, Struvit (s. d.), in großen Krystallen in alten Düngergruben gefunden. Als phosphorsaure Ammoniakmagnesia scheidet man die Magnesiumsalze behufs analytischer Bestimmung ab. Beim Glühen geht sie in pyrophosphorsaure Magnesia, Mg2P2O7, über.

Magnesiumsalze, s. Magnesiasalze.

Magnesiumsulfat, s. Bittersalz.

Magnet (grch.), ein mit Magnetismus (s. d.) behafteter Körper. Man unterscheidet natürliche M. (den in der Natur vorkommenden Magneteisenstein, s. d.) und künstliche M. Die letztern, in denen der Magnetismus erst durch Einwirkung anderer M. oder elektrischer Ströme erzeugt ist, sind entweder permanente M., d. h. sie behalten fortdauernd, auch nach dem Aufhören jener äußern Einwirkungen, diese Eigenschaft (wie die Stahlmagnete), oder sie sind Induktionsmagnete, d. h. sie behalten sie nur so lange, als jener Einfluß andauert (wie z. B. weiches Eisen). Sehr stark sind die Elektromagnete (s. Elektromagnetismus). Der Form nach unterscheidet man bei den künstlichen M. Stab- und Hufeisenmagnete, die, als Lamellenmagnet (s. d.) konstruiert, bedeutende Stärke erreichen.

Magnetapparate zur Reinigung des Korns, s. Getreidereinigungsmaschinen.

Magnetberge, märchenhafte Berge in alten ind. und chines. Sagen, die völlig aus Magneteisen bestehen sollten. Niemand, hieß es, könne sie mit Eisennägeln an den Schuhen betreten, und Schiffe, die mit Eisen gezimmert waren, durften sich ihnen nicht nähern, da die Berge alles Eisen mit Gewalt herausrissen, so daß die Schiffe zerfielen. Auch ins Gudrunlied ging die Sage über. Es giebt übrigens thatsächlich magneteisenreiche Berge, wie auf Elba, San Domingo und an andern Orten.

Magneteisenstein, Magneteisenerz oder Magnetit, ein im regulären System, namentlich als Oktaeder und Rhombendodekaeder, auch in Zwillingen nach der Oktaederfläche krystallisierendes, meist aber körnige bis fast dichte Aggregate bildendes Erz von oft starkem Metallglanz und eisenschwarzer Farbe, der Härte 6 und dem spec. Gewicht von ungefähr 5; es verhält sich sehr stark magnetisch und nicht selten polarmagnetisch. Chemisch ist es Eisenoxyduloxyd, FeO + Fe2O3, das man auch als das Eisenferrat, FeFe2O4, deuten kann. Morphologisch und chemisch entspricht daher der M. dem Spinell (s. d.). Vor dem Lötrohr schmilzt er sehr schwer, Salzsäure löst das Pulver vollkommen auf. Der M., von dem sich schöne Krystalle zu Traversella in Piemont, am Monte-Mulatto in Südtirol und im Albanergebirge finden, ist insofern ein weitverbreitetes Mineral, als Partikelchen desselben, gewöhnlich nur von mikroskopischer Feinheit und selbst bei äußerster Kleinheit gänzlich lichtundurchlässig, wohl in sämtlichen Massengesteinen eingestreut sind, insbesondere reichlich in den kieselsäureärmern, wie Basalt, Andesit, Diabas, Melaphyr, auch in krystallinischen Schiefern. Größere eingewachsene Individuen enthalten die alpinen Chlorit- und Talkschiefer, auch Serpentine. Außerdem bildet der körnige M. große selbständige Stöcke und Lager, die in den krystallinischen Schiefern eingebettet zu sein pflegen. Berühmt sind die Vorkommnisse dieser Art von Arendal in Norwegen, Dannemora in Schweden, Gellivara in Lappmarken, Nishnetagilsk, Blagodat, Katschkanar im Ural, wo der M. ganze Berge bildet. Der größte Teil des Eisens, das in Skandinavien und Rußland gewonnen wird, stammt von diesen gewaltigen Lagerstätten des M. her. Sand von M. findet sich an den Ufern mancher Flüsse und Landseen und an einigen Meeresküsten. Beim metallurgischen Flammofenbetrieb entstehen oft Krystalle von M.

Magnetelektricität, die unter dem Einflüsse eines bewegten oder in seiner Stärke sich verändernden Magneten in einem Leiter erregten elektrischen Ströme; man nennt diesen von Faraday (1831) zuerst angegebenen Vorgang auch Magnetinduktion. (S. Induktion, elektrische.) Auf derselben beruhen die magnetelektrischen Maschinen.

Magnetelektrische Maschine, Magnetmaschine, diejenige Form der Induktionsmaschine, bei der das Feld nicht, wie bei der aus ihr hervorgegangenen Dynamomaschine (s. d.), durch vom Strom der Maschine selbst erregte Elektromagnete, sondern durch permanente Stahlmagnete erzeugt wird, und die heute fast nur noch als sog. Magnetinduktor zum Geben von Strom für Zeigertelegraphen, Anrufeapparate, Wecker, Fernmelder und ähnliche Apparate verwendet wird. (S. Dynamomaschinen und Elektrische Telegraphen A, 4.)

Magneten, Volk, s. Magnesia.

Magnetinduktor, s. Magnetelektrische Maschine.

Magnetische Achse, Magnetische Deklination, s. Magnetismus (S. 473 a und 474 b).

Magnetische Doppelschale, eine Kombination von zwei sich sehr nahe gegenüberstehenden Flächen, die mit gleicher, aber entgegengesetzter Menge Magnetismus geladen sind. Haben die beiden Flächen den Abstand h und ist +σ die magnetische pro Flächeneinheit gerechnete Menge der einen und -σ die der andern Fläche, so heißt das Produkt hσ die Intensität Φ der M. D. Die Rechnung lehrt, daß das Magnetische Potential (s. d.), das die Doppelschale in einem Punkte P auf der nordmagnetischen Seite erzeugt, gegeben ist durch V = Φ.ω, wobei ω der Körperwinkel ist, unter dem die ganze Schale von P aus erscheint. Als Beispiel einer M. D. diene eine kreisförmige ebene Platte, in vorstehender Figur im Durchschnitt

^[Abb.]