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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Mähre - Mähren (Kronland)

1802 durch den Vertrag von Baßim deren Truppen sein Land. Das erregte den Unwillen der nördlichen M., die sich gegen den Peschwa wandten, aber im zweiten Mahrattenkriege (1803-4) von den Engländern besiegt wurden, an die weite Länderstrecken abgetreten werden mußten. Den Peschwa reute bald sein Zugeständnis. Er erhob sich 1817 gegen die Engländer, gleichzeitig mit ihm Raghudschi II. von Nagpur und der Holkar von Indaur. Aber auch in diesem dritten Mahrattenkriege (l8l7-18) waren die Engländer siegreich. Der Peschwa ergab sich und wurde mit einem Jahreseinkommen von 80 000 Pfd. St. in Bithur bei Kanpur stationiert, sein Land aber zu der Präsidentschaft Bombay geschlagen. Raghudschi II. gelang es zu entfliehen; ein junger Enkel wurde an seiner Stelle zum Herrscher eingesetzt, während seiner Minderjährigkeit das Land aber bis 1830 von einem engl. Residenten verwaltet und 1853 bei dem Tode Raghudschis von den Engländern annektiert. Der Holkar von Indaur verlor viel Gebiet und wurde Vasall der Engländer. Auch die Gaekwar von Baroda blieben als Vasallenfürsten. 1874 versuchte Malhar Rao den engl. Residenten zu vergiften, um sich einer Untersuchung wegen seiner Mißwirtschaft zu entziehen. Er wurde vor Gericht gefordert und 1875 abgesetzt; zu seinem Nachfolger wurde ein junger Nachkomme aus der Familie des Stifters der Linie ernannt.

In Gwaliar war auf den Stifter der Herrschaft sein zweiter Sohn Mahadadschi Sindhia gefolgt, der nach der Schlacht von Panipat sein Heer durch Franzosen und Engländer reorganisieren ließ und bald zu dem mächtigsten Mahrattenfürsten wurde, wenn er auch nominell unter dem Peschwa stand. Ihm folgte sein Großneffe Daulat Rao Sindhia, der sein Gebiet noch bedeutend vergrößerte, namentlich auf Kosten des Holkar von Indaur, im zweiten Mahrattenkriege aber mit seinen Verbündeten gänzlich geschlagen wurde. 1817 verhinderte das energische Eingreifen des Marquis of Hastings Sindhias Beteiligung an dem dritten Kriege. Er starb 1827 ohne Erben. Unter seinen Nachfolgern hatte der Staat durch innere Unruhen viel zu leiden, und 1843 mußten die Engländer eingreifen. In den Schlachten von Maharadschpur und Panniar am 29. Dez. 1843 wurden die M. besiegt und der Fürst zu einem Vasallen gemacht. - Vgl. Grant-Duff, History of the Mahratts (3 Bde., Lond. 1826); Hunter, The Imperial Gazetteer of India (2. Aufl., Bd. 6).

Mähre, altes, abgetriebenes Pferd.

Mähren, Markgrafschaft und Kronland der Österreichisch-Ungarischen Monarchie, zu deren cisleithanischem Teile gehörig, grenzt im N. an die preuß. Grafschaft Glatz und Österreichisch-Schlesien, im O. an Ungarn, im S. an Niederösterreich und im W. an Böhmen und hat 22 222,04 qkm, d. i. 7,41 Proz. der Fläche der österr. Reichshälfte. (S. die Karte: Böhmen, Mähren u. s. w.)

Oberflächengestaltung. Die Sudeten trennen M. von Schlesien, die sog. Böhmisch-Mährische Höhe von Böhmen, die Karpaten von Ungarn. Zweige dieser Gebirge durchschneiden das ganze Land, das nur im S. ausgedehntere Ebenen aufzuweisen hat. Das bis 1000 m hohe Mährische Schneegebirge und die Böhmisch-Mährische Höhe (Rücken) hat ähnlichen Terrassenbau wie das böhm. Bergland, ohne bestimmte Kettenbildung und senkt sich gegen O. und SO. zu den Mährischen Abfällen und zur Marchebene. Auch die eigentlichen Sudeten oder das Schlesisch-Mährische Gebirge mit dem Altvater (1490 m) und dem Großen Schneeberge (1422 m) fallen in dem Mährischen Gesenke, einer niedern Berglandschaft von 500 bis 650 m Höhe, steil gegen W. und SW. zum Marchthale, gegen S. zum Betschwa-, gegen SO. endlich in dem bis 675 m hohen Odergebirge zu dem nordostwärts gerichteten Oderthale ab. Die Ostgrenzc bilden die in einem weiten Bogen ziehenden Karpaten und zwar das Weiße Gebirge (Jaworinaberg 967 m) und das Jawornikgebirge (1064 m), an das sich die Westbeskiden anschließen. Parallel mit den Karpaten zwischen der March, der Littawa und Hanna liegt das Marsgebirge (Brdo 587 m) mit seiner niedrigern südl. Fortsetzung, dem Steinitzer Wald (442 m). Von demselben durch die Ebene längs der Thaya und Schwarzawa getrennt, erheben sich vereinzelt die weinreichen Polauerer Berge bis 550 m. Die wichtigsten Übergänge sind über den böhm.- mährischen Höhenzug bei Iglau, Zwittau, am Schönhengst und bei Rothwasser, im Gesenke bei Brokersdorf, Kleppel, der Spornhauer Paß, über die Karpaten nach Ungarn der Wlarapaß, der Übergang bei Hrozinkau und bei Klobvuk. Hauptfluß ist die March, von der das Land den Namen hat. Ihre bedeutendern Zuflüsse sind die Betschwa und Thaya. Das höhere Gebirge ist wenig fruchtbar; das Innere des Landes hat schöne Ebenen und Flächen, und in der sog. Hanna ist der Boden ungemein ergiebig. Das Klima ist mild. Brünn hat eine mittlere Temperatur von 8,9° C., Iglau 9,5, Datschitz 6,9° C. Namentlich der südl. Teil, in dem bereits der Wein gedeiht, ist warm.

Bevölkerung. Die Einwohnerzahl betrug 1880: 2 153 407, 1890: 2 276 870 (1 087 340 männl., 1 189 530 weibl.), darunter 14 988 Militärpersonen, d. i. 102 E. auf 1 qkm und eine Zunahme (1880-90) von 124 096 Personen oder 5,8 Proz. Der Nationalität nach waren 1 590 513 (70,3 Proz.) Böhmen, M. und Slowaken, 664 168 (29,4 Proz.) Deutsche, 5039 Polen und 1365 Kroaten und Serben; dem Religionsbekenntnis nach 2 169 772 (95,3 Proz.) Katholiken, 23 562 (1,03 Proz.) Evangelische augsburgischer, 37 717 (1,66 Proz.) helvetischer Konfession und 45 324 (1,99 Proz.) Israeliten. 1890 gab es 6 Städte mit eigenem Statut, 31 polit. Bezirke, 78 Gerichtsbezirke, 2937 Ortsgemeinden, 3357 Ortschaften, 324 993 Wohngebäude und 504 835 Wohnparteien. Die Slawen haben in verschiedenen Landesteilen besondere Namen, so heißen sie im westl. Gebirge "Horaken", in der Hanna "Hannaken", in den Karpaten "Walachen". Von je 100 über 6 J. alten Personen konnten 5,73 männl. und 8,10 weibl. Personen weder lesen noch schreiben. Die Zahl der Trauungen betrug (1891) 16 650, der Geburten 86 286, der Sterbefälle 59 654.

Land- und Forstwirtschaft. Von dem Gesamtflächenraum sind 96,94 Proz. produktiver Boden. Davon entfallen auf Äcker 54,79, auf Wiesen 6,99, auf Gärten 1,22, auf Weingärten 0,55, aus Hutweiden 5,75, aus Wald 27,44 und auf Teiche 0,20 Proz. Der Ackerbau liefert Getreide, besonders schönen Weizen und berühmte Gerste in der Hanna, an der March und um Brünn, Kartoffeln, Hülsenfrüchte, Runkelrüben im Überfluß, vorzügliches Gemüse, sehr guten Flachs und Hanf. ferner Hopfen, Raps, Safran, Senf, Fenchel, Anis, Cichorie, Mohn u. s. w. Im 10jährigen Durchschnitt (1881-90) wurden geerntet 1,49 Mill. hl