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Manikaland – Manilahanf
Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Manihot'
rern Spielarten angebaut wird; aber auch Asien besitzt in den Straits Settlements ein großes Produktionsgebiet. Seine gewöhnlich 30 bis 60 cm langen,
gelben und zu drei bis acht büschelig beisammenstehenden Wurzeln (Maniokwurzel), von der Form einer
Georginenwurzel, enthalten einen äußerst scharfen und sehr giftigen Milchsaft und zugleich eine Menge Stärkemehl, und sind nach Entfernung des
Milchsaftes durch Auswaschen, Kochen oder Rösten eins der wichtigsten Nahrungsmittel der Amerikaner.
Um das Mehl (Farinha, Farina do mandioc) zu erhalten, reibt man die Wurzel,
wäscht und preßt sie aus und bringt den ausgepreßten Rückstand auf einer eisernen Platte, die durch Feuer erhitzt wird, zum Darren. Das so erhaltene
Mehl heißt Maniok, Manioka, Mandiota
oder Kassave. Aus dem Wasser aber, welches zum Aufwaschen der geriebenen Wurzel verwendet wurde, setzt
sich beim Stehen ein äußerst feines und reines Stärkemehl ab, welches Tapioca oder
Kassavestärke genannt wird. Wird das Maniok zu einer Art Kucken gebacken, so giebt es das
Kassavebrot. Man baut auch noch eine andere Art, die man früher für eine Abart der beschriebenen hielt, die
Manihot janipha Pohl (Jucca), deren Wurzeln einen ganz milden Saft
enthalten. Diese Art wird die süße Kassave oder Juca oder
Aipi genannt, während jene mit giftigscharfer Wurzel bittere Kassave oder
bittere Juca heißt. Brasilien führt jährlich gegen 7 Mill. L Tapioca und 8 Mill. kg Maniokamehl aus; die Straits
Settlements haben eine jährliche Ausfuhr von 400000 kg Tapioca im Werte von 1700000 M.
Manīkaland, zur engl. Interessensphäre in Südafrika und zum Gebiete der
Englisch-Südafrikanischen Gesellschaft (s. d.) gehörig, liegt zwischen 18 und 21°
südl. Br. und 31° 30‘ und 33° östl. L. von Greenwich, östlich von Maschonaland und westlich der portug. Kolonie Gasaland, und umfaßt 26000 qkm. M.
wird in seiner ganzen Länge vom Sabifluß durchströmt und auf beiden Seiten von Gebirgen umschlossen, die sich im O. bis zu 1870 m erheben. Das Land
ist wenig kultiviert, aber außerordentlich fruchtbar an allen Arten von tropischen Produkten, und im N. reich an Goldlagerstätten. Der größte Ort ist Umtali in
1310 m Höhe. M. war einst dem Häuptling Gungunhaza in Gasaland tributpflichtig und mit diesem hatten die Portugiesen 1884 einen Vertrag
abgeschlossen, wodurch ihnen polit. Rechte auch in M. eingeräumt waren, die sie aber erst geltend machten, als die Englisch-Südafrikanische
Gesellschaft ein Bündnis mit dem Häuptling in Umtali abschloß. Die Portugiesen besetzten mit Waffengewalt im Nov. 1890 Umtali, wurden aber sofort von
den Engländern wieder vertrieben. Dieses Ereignis fachte im Jan. 1891 die Bevölkerung von Lissabon zum ingrimmigsten Haß gegen die Engländer an;
Zurüstungen zu einem Kriege gegen die Chartered Company wurden in aller Hast getroffen. Allein die engl.
Regierung intervenierte und Portugal mußte im Mai 1891 dem Zwang der Machtverhältnisse sich fügen und einen Vertrag unterzeichnen, der ganz M. bis
zum 33° östl. L. von Greenwich unter die Herrschaft der Englisch-Südafrikanischen Gesellschaft stellte. Durch Revision dieses Abkommens 1892 wurde
der vielfach gegliederte östl. Plateaurand M. als Grenzlinie bestimmt und den Portugiesen damit der Ort Massi Kessi eingeräumt.
Manīla, Hauptstadt der span. Philippinen in Ostasien, liegt auf der Insel Luzon (s. d.), im
Hintergrunde der größten Schiffen zugänglichen Bai von M., an der Mündung des 55 km langen Pasig, des
Abflusses der Laguna del Bay. M. besteht aus zwei, durch eine 110 m lange Steinbrücke sowie durch eine eiserne Hängebrücke verbundenen Teilen, mit
zusammen (1887) 154062 E., darunter 19739 (meist männlichen chines.) Ausländern. Die eigentliche Stadt (Ciudad murada) am südl. Ufer des Pasig,
Sitz des Generalkapitäns, des Erzbischofs, des königl. Gerichtshofs (Real Audiencia), mit einer fast ausschließlich
span. Bevölkerung von etwa 20000 Seelen, ist mit Mauern umgeben, durch eine Citadelle gedeckt und wird von geraden Straßen durchschnitten, die mit
ihren massiven Häusern und Kirchen und Klöstern, Kasernen und Regierungsbauten ein ernstes, ödes Ansehen haben. Vor den Festungswerken liegen
die Vororte Ermita, Pago und Malata. Wichtiger sind die auf dem nördl. Flußufer. Binondo mit europ. Charakter ist der Hauptsitz des Handels, der
Gewerbthätigkeit sowie des Schiffahrtsverkehrs. Hier befinden sich auch die Quais, die Chinesenstraße La Escuelta mit ihren reichen Läden, die Börse,
alle Warenlager, Verkaufslokale und Fabriken. Daran schließt sich Tondo, wo Mestizen und Fremde wohnen und reger Kleinhandel herrscht.
Unterrichtsanstalten sind die Universität, ein Gymnasium (Colegio San Juan), eine höhere Schule für Mädchen und
die Jesuitenschule. (S. Nebenkarte zu Karte: Malaiischer Archipel.)
Ein Hauptzweig der Industrie ist die Fabrikation von Manilacigarren und die Verarbeitung eines Teils des
Manilahanfs (s. d.) zu Tauwerk. Außerdem verfertigt man Nanking, Flechtarbeiten, Teppiche, Metallwaren
u.s.w. Ferner bestehen eine große Zuckerraffinerie, Brennerei, Maschinenbau, meist in engl. Händen. Im Großhandel sind nur wenige Spanier, meist
Engländer, Deutsche und Amerikaner thätig. Der Hauptschiffahrts- und Handelsverkehr der Philippinen geht über M. Hauptartikel der Ausfuhr sind Zucker
nach Nordamerika (1890: 140 Mill. kg), Hanf (63 Mill. kg), Tabak und Cigarren (109 Mill. Stück), Kaffee, Farbhölzer, Indigo, Büffelhörner, Häute,
Kokosnüsse, Perlmutter und sehr bedeutende Mengen Gold und Silber (1,1 Mill. Doll. Wert). In der Einfuhr stehen
Baumwollgewebe obenan, ferner Samen, Garne, Wollwaren, Chemikalien, Eisenwaren, Reis, Wein usw. Am Ausbau des Hafens wird seit lange ohne
Energie gearbeitet. Meist engl. Dampfer unterhalten regelmäßige Verbindung. Eine Eisenbahn führt nach Dagupan (192 km); die Linie nach Antipolo ist
geplant. Alle großen Staaten unterhalten in M. Konsulate. – Schon 1569 siedelten sich hier einige Spanier an. M. wurde häufig, am schwersten 1645,
1796, 1824, 1852, 1860, 3. Juni 1863 und 13. bis 20. Juli 1880 durch Erdbeben verwüstet.
Manīlahanf, Bananenfaser,
Abaca, engl. Siam-hemp, die gelblichweiße oder bräunlichgelbe Bastfaser der
Blätter von Musa textilis N. v. Es.
(s. Musa). Die weißeste Sorte, die rein ausgehechelt einen seidenartigen Glanz zeigt, wird zu
Glockenzugschnüren und allerlei Flechtwerk verarbeitet, zuweilen auch als Einschlag in seidenen und baumwollenen Möbeldamasten verwendet. Die sehr
festen Fasern sind verholzt und haben bei der mittlern Dicke der Leinfaser nur ½ bis 1 cm Länge. Ge-
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 553.