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Manie – Manihot
Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Manichäer'
scheidung im Sinne einer endgültigen Trennung beider Reiche einzuleiten.
Annäherung an das Christentum wurde schon von Manes selbst und in noch höherm Maße von seinen Anhängern im Römischen
Reiche gesucht. Aber von dem Jesus, dem «Sohne der armen Witwe», den die Juden gekreuzigt hatten, unterschied Manes den
in einem Scheinleibe erschienenen wahren Erlöser, den er ebenfalls Jesus (Isa) nannte. Derselbe brachte die wahre Erkenntnis,
die Manes selbst als der Paraklet vollendet hat. Die biblischen Schriften wurden von Manes teils ganz verworfen (so namentlich
das ganze Alte Testament), teils für mehr oder minder gefälscht erklärt. Dafür verfaßte er eigene Lehrschriften und
Sendschreiben, sowie ein eigenes Evangelium. Die M. teilten sich in zwei Klassen. Die Auserwählten (lat.
electi) oder Wahrhaftigen sollten drei «Siegel» (ein
signaculum sinus, oris und
manus) haben, d. h. sich des Weins und aller tierischen Nahrung, des geschlechtlichen
Umgangs und aller die Lichtwelt schädigenden Beschäftigungen, d. h. jeder materiellen Arbeit und jeder Verletzung des
Menschen-, Tier- und Pflanzenlebens enthalten. Mehr war den Zuhörern erlaubt; aber durch ihre Arbeit mußten sie sich und die
Auserwählten ernähren, in der Ehe Mäßigkeit üben und ihr Glück in der Armut suchen. Den Gemeinden standen Lehrer, Dienende
und Älteste vor, die den manichäischen Klerus bildeten und noch über den Auserwählten standen. Im Abendlande hießen sie
nach christl. Analogie Bischöfe, Presbyter und Diakonen. Der Gottesdienst war einfach, die Gotteshäuser entbehrten jedes
Schmucks. Im März wurde Manes’ Todestag gefeiert, an dem in ihren Versammlungssälen ein auf fünf Stufen erhabener
Lehrstuhl (Bema) für den im Geist anwesenden Manes stand. Die abendländischen M. feierten auch den Sonntag (als
gemeinsamen Fasttag) und den Todestag Jesu; auch hielten sie Taufe und Abendmahl (letzteres aber nur mit Wasser und Brot).
Von Persien aus haben sie sich bis zur Mitte des 4. Jahrh. über Syrien und Kleinasien nach Nordafrika und selbst bis Italien
ausgebreitet, wobei die Anlehnung an das Christentum sich verstärkte. Seitdem begannen die blutigen Verfolgungen der Partei.
In Nordafrika wurden sie im 5. und 6. Jahrh. von den Vandalen ausgerottet; gleiches Schicksal hatten sie im Römischen Reiche,
besonders in Italien. Endlich auch in Persien unterdrückt, zogen sie sich seit dem 6. Jahrh. teils in das noch heidnische östl.
Asien, teils in das Dunkel geheimer Verbrüderungen zurück und traten später nur unter andern Namen wieder auf.
Vgl. F. Chr. Baur, Das manichäische Religionssystem (Tüb. 1831); A. Geyler, Das System des Manichäismus und sein Verhältnis
zum Buddhismus (Jena 1875) und die bei Manes angegebene Litteratur.
In der Studentensprache ist M. ein mahnender Gläubiger, besonders jüd. Stammes. Der
Ausdruck kommt seit der ersten Hälfte des 18. Jahrh. vor und mag durch studentische Hörer der Kirchengeschichte von der alten
Manichäersekte unter Anlehnung an das deutsche «mahnen» entstanden sein.
Manie (vom grch. mania d. h. Wut, Raserei), eine Form von
Geisteskrankheit (s. d.). Man unterscheidet verschiedene Grade von M.,
nämlich
-
1) einen leichtern, die maniakalische Exaltation, charakterisiert durch eine unabhängig von
äußern Einflüssen sich entwickelnde (meist heitere) Stimmung ↔ und gehobenes Selbstgefühl, verbunden mit
abnorm raschem Fluß und reichem Zuströmen der Gedanken, mit Neigung, letztere sofort in Handlungen umzusetzen, und
demgemäß auch mit erhöhter Muskelthätigkeit. Unbesonnene Handlungen (z. B. Heirat mit unwürdigen Personen u. s. w.),
Neigung zur Projektmacherei, Spekulationen, taktloses Benehmen in Worten und Handlungen sind dabei gewöhnliche
Erscheinungen.
-
2) Eine schwerere Form bildet die Mania gravis
(maniakalische Tobsucht), wo es zu vollständiger Zusammenhanglosigkeit der Gedanken
(sinnlose Reimereien), Verworrenheit, hochgradigen wechselnden Affekten, Sinnestäuschungen und vor allem zu allerhand
zwecklosen Bewegungen (Gestikulieren, Grimassieren, Schreien u. s. w.) kommt. Die Triebe sind oft hochgradig gesteigert und
beherrschen den Kranken dann vollständig. Tritt eine excessive Steigerung des Geschlechtstriebes mit schamloser Befriedigung
desselben hervor, so bezeichnet man den Zustand bei weiblichen Personen als Nymphomanie (s. d., bei
Männern Satyriasis).
Die M. ist, wo sie rein auftritt, überwiegend als eine heilbare Erkrankung zu betrachten. Wenig Aussicht auf Heilung bietet die
periodisch wiederkehrende M. (S. auch Erotomanie.) – Über
transitorische M. s. Tobsucht.
Manier (frz. manière), Art und Weise; Benehmen, Lebensart; in
der Kunst soviel wie technisches Verfahren, z. B. Aquatintamanier, Linienmanier (s. Kupferstechkunst), im
tadelnden Sinne das Verfahren der Manieristen (s. d.); in der Musik soviel wie
Verzierung (s. d.).
Manieristen, diejenigen Maler, welche auf Grund überkommenen künstlerisch-technischen Vermögens
ohne selbständiges Studium der Natur in willkürlicher Weise den überlieferten Formenschatz zu Gunsten rein äußerlicher
Wirkungen ausbeuten.
Manifést (lat.), öffentliche Erklärung einer Staatsregierung über eine wichtige
Angelegenheit zur Rechtfertigung ihrer Handlungsweise. (S. Proklamation und
Kriegserklärung.) – Im Seerecht ist M. ein Verzeichnis der in das
Schiff geladenen Güter auf Grund der einzelnen über die Ladung ausgefertigten Konnossemente. Es giebt regelmäßig an: die
Marken, Nummern und Zahl der einzelnen Güter, deren Inhalt, das Maß oder Gewicht derselben, die Namen der Ablader und
Empfänger, die Höhe der Fracht.
Manifestation (lat., «Offenbarung»), Erklärung, Darlegung der Gedanken und des Willens; in der
Naturphilosophie die Erscheinung des Unendlichen im Endlichen.
Maniguettapfeffer (spr. -getta-),
s. Amomum.
Manihiki-Inseln, auch Roggeveen- oder
Penrhyn-Inseln, Gruppe im Großen Ocean, unter 4 bis 12° südl. Br. und 150 bis 161° westl.
L., 137 qkm groß, gut bewaldete Laguneninseln, mit etwa 1600 E. Die meisten Inseln, mit Ausnahme von Tongarewa (Penrhyn)
und Flint, sowie die Karoline, die östlichste des Archipels, Malden- sowie Starbuck- oder Volunteer-Insel, gehören den
Engländern.
Manihot (Manihot utilissima Pohl oder
Jatropha Manihot L., s. Tafel:
Tricoccen, Fig. 5) oder
Kassavestrauch, ein etwa 2 m hoher, der Familie der Euphorbiaceen
(s. d.) angehörender Strauch, dessen Heimat Westindien und Südamerika (besonders Brasilien) ist, wo er allgemein in meh-
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 552.