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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Maria Christum (Königin von Spanien) - Mariahall

war, hatte sie doch zahlreiche Liebhaber und wurde von einer zügellosen Sinnlichkeit beherrscht. Aus den Hofintriguen entspann sich der Prozeß vom 29. Okt. 1807. Als infolge der Revolution Ferdinand VII. (s. d.) den Thron seines Vaters bestieg und entschlossen schien, die Aufführung seiner Mutter einer strengen Untersuchung zu unterziehen, trat diese in Bayonne vor Napoleon I. als Anklägerin ihres Sohnes auf, jedoch ohne Erfolg. (S. Spanien.) Sie wurde nach Compiegne gebracht, lebte dann in Marseille und in Nizza und ging später nach Rom, wo sie 2. Jan. 1819 starb.

Maria Christina, Konigin von Spanien, Tochter Franz' I., des Königs beider Sicilien, aus dessen zweiter Ehe, geb. 27. April 1806 in Neapel, wurde 11. Dez. 1829 die vierte Gemahlin des Königs Ferdinand VII. (s. d.). Sie erlangte durch Schönheit und Geist überwiegenden Einfluß auf ihren Gemahl, der durch die Pragmatische Sanktion vom 29. März 1830 auch den weiblichen Descendenten das Erbfolgerecht zusprach. Bald darauf (10. Okt. 1830) gebar die Königin eine Tochter, Isabella, die sofort als Thronerbin proklamiert wurde; sodann eine zweite Tochter, Luise (geb. 30. Jan. 1832, vermählt 10. Okt. 1846 mit dem Herzog Anton von Montpensier). Dadurch sah der jüngere Bruder Ferdinands VII., der Infant Don Carlos (s. d.), der bisher als präsumtiver Thronfolger gegolten, sich um seine Hoffnungen gebracht und begann lebhafte Intriguen gegen die Königin. Allein bald siegte wieder der Einfluß der Königin, die 4. Okt. 1832 für die Dauer der Krankheit ihres Gemahls mit der Regentschaft betraut wurde. Als Ferdinand VII. 29. Sept. 1833 starb, ward Isabella II. (s. d.) Königin und die nunmehrige Königin-Witwe, gemäß testamentarischer Vorschrift, Regentin während der Minderjährigkeit ihrer Tochter. Gegen diese wurde bald Don Carlos zum Gegenkönig (Karl V.) ausgerufen. So entbrannte der Bürgerkrieg zwischen den Karlisten und den Christines, der bis 1840 dauerte. Während dieses Krieges mußte die Königin-Mutter konstitutionelle Zugeständnisse machen (s. Estatuto real), durch die sie die Hauptbegründerin des span. Verfassungslebens wurde. Als sie aber nach Beendigung des Bürgerkrieges ein neues Gesetz erließ, das die bisherige Selbständigkeit der Gemeinden beschränken sollte, brach ein allgemeiner Aufstand aus, infolgedessen sie 12. Okt. 1840 die Regentschaft niederlegen mußte. Sie begab sich nach Frankreich und kehrte erst 1843 nach dem Sturz Esparteros (s. d.), der die Regentschaft übernommen hatte, nach Spanien zurück. Bald nach dem Tode ihres Gemahls hatte M. C. ein Liebesverhältnis angeknüpft mit einem ihrer Leibgardisten, Don Fernando Munoz, mit dem sie sich schon 28. Dez. 1833 heimlich, 13. Okt. 1844 öffentlich vermählte; Munoz wurde zum Herzog von Rianzares und Granden von Spanien erhoben. Aus dieser Verbindung entsproß eine zahlreiche Nachkommenschaft. Im Sommer 1854 mußte sie Spanien verlassen und 10 Jahre in einer Art Verbannung teils in Frankreich, teils in Italien leben. Erst Ende Sept. 1864 durfte sie nach Madrid zurückkehren; doch lebte sie auch seitdem meist im Auslande. Die Thronbesteigung ihres Enkels Alfons XII. führte sie noch einmal, im Mai 1876, dahin zurück. Sie starb 22. Aug. 1878 in Havre; der Herzog von Rianzares war bereits 12. Sept. 1873 gestorben.

Maria Christina, Königin von Spanien, Tochter des Erzherzogs Karl Ferdinand von Österreich, geb. 21. Juli 1858, vermählte sich 29. Nov. 1879 mit dem König Alfons XII. von Spanien als dessen zweite Gattin. Kinder dieser Ehe waren zwei Prinzessinnen, Mercedes, geb. 11. Sept. 1880, und Maria Theresia, geb. 13. Nov. 1882. Nach dem Tode des Königs Alfons (25. Nov. 1885) übernahm sie die Regentschaft und gebar 17. Mai 1886 einen Sohn, welcher als König Alfons XIII. proklamiert wurde, in dessen Namen sie die Regentschaft bis zu seinem 16. Lebensjahre zu führen hat.

(S. Spanien.)

Maria, Königin von Ungarn, geb. um 1370, Tochter des ungar. Königs Ludwig I., übernahm nach dessen Tod 1382 unter der Vormundschaft ihrer Mutter Elisabeth die Regierung. Ihr Vetter Karl von Durazzo, König von Neapel, erhob jedoch Ansprüche auf Ungarn und wurde auch 1385 gekrönt, jedoch gleich darauf ermordet. M. und ihre Mutter fielen in die Hände seiner Anhänger, und Elisabeth wurde vor den Augen ihrer Tochter im Jan. 1387 erdrosselt. M. wurde bald darauf infolge der Bemühungen ihres Gemahls, des spätern Kaisers Sigismund, mit dem sie seit 1385 vermählt war, in Freiheit gesetzt, entsagte ihren Regierungsrechten zu seinen Gunsten und starb 17. Mai 1395 zu Großwardein.

Maria, Königin von Ungarn, Gemahlin König Ludwigs II. (s. d.), geb. 17. Sept. 1505 zu Brüssel als Tochter Philipps I., des Schönen, Königs von Castilien, und Johanna der Wahnsinnigen, wurde 1522 vermählt und verlor den Gemahl nach der Schlacht bei Mohacs (29. Aug. 1526). M. floh hierauf nach Preßburg und wurde von ihrem Bruder, Kaiser Karl V., 1530 zur Regentin der Niederlande bestellt. Sie bekleidete 25 Jahre diese Stelle zum Segen des Landes und folgte dann Karl V. nach Spanien, wo sie 18. Okt. 1558 starb.

Maria Theresia, Königin von Ungarn, s. Maria Theresia, deutsche Kaiserin (S. 589).

Maria, Prinzessin von Orléans, Herzogin von Württemberg, s. Orléans (Familie).

Mariabrunn bei Wien, s. Hadersdorf.

Maria Darstellung oder Maria Opferung (lat. Festum praesentationis Mariae), kath. Marienfest (21. Nov.), dem die Legende zu Grunde liegt, daß Maria als dreijähriges Kind zu ewiger Jungfrauschaft dem Tempel geweiht sei. Die griech. Kirche feierte das Fest seit dem 8. Jahrh.; im Abendlande wurde es zuerst durch Papst Gregor XI. für Frankreich angeordnet.

Mariae domus ("Marienhaus"), lat. Name von Mergentheim.

Maria-Eck, Wallfahrtskirche in Eisenärzt (s. d.).

Maria-Einsiedeln, Wallfahrtsort, s. Einsiedeln 2.

Maria-Enzersdorf, Dorf in Niederösterreich, s. Enzersdorf 3.

Mariage (frz., spr. -ahsch'), Heirat; in manchen Kartenspielen König und Dame von derselben Farbe, wenn sie gleichzeitig in der Hand eines Spielers sind; auch ein Kartenspiel für zwei Personen, in Deutschland gewöhnlich Sechsundsechzig (s. d.) genannt. Kreuzmariage, dasselbe Spiel unter vier Personen, von denen je zwei gegen zwei über Kreuz zusammenspielen.

Mariahall, ein im Großherzogtum Hessen gelegenes, im Privatbesitz befindliches Trabergestüt nebst Trainieranstalt, das größte Deutschlands, mit einem Gesamtbestand von 50 Pferden, die sich teils 594

Maria Christum (Königin von Spanien) - Mariahall

war, hatte sie doch zahlreiche Liebhaber und wurde von einer zügellosen Sinnlichkeit beherrscht. Aus den Hofintriguen entspann sich der Prozeß vom 29. Okt. 1807. Als infolge der Revolution Ferdinand VII. (s. d.) den Thron seines Vaters bestieg und entschlossen schien, die Aufführung seiner Mutter einer strengen Untersuchung zu unterziehen, trat diese in Bayonne vor Napoleon I. als Anklägerin ihres Sobnes auf, jedoch ohne Erfolg. (S. Spanien.) Sie wurde nach Compiegne gebracht, lebte dann in Marseille und in Nizza und ging später nach Rom, wo sie 2. Jan. 1819 starb.

Maria Christina, Konigin von Spanien, Tochter Franz' I., des Königs beider Sicilien, aus dessen zweiter Ebe, geb. 27. April 1806 in Neapel, wurde 11. Dez. 1829 die vierte Gemahlin des Königs Ferdinand VII. (s. d.). Sie erlangte durch Schönheit und Geist überwiegenden Einfluß auf ihren Gemahl, der durch die Pragmatische Sanktion vom 29. März 1830 auch den weiblichen Descendenten das Erbfolgerecht zusprach. Bald darauf (10. Okt. 1830) gebar die Königin eine Tochter, Isabella, die sofort als Thronerbin proklamiert wurde; sodann eine zweite Tochter, Luise (geb. 30. Jan. 1832, vermählt 10. Okt. 1846 mit dem Herzog Anton von Montpensier). Dadurch sah der jüngere Bruder Ferdinands VII., der Infant Don Carlos (s. d.), der bisher als präsumtiver Thronfolger gegolten, sich um seine Hoffnungen gebracht und begann lebhafte Intriguen gegen die Königin. Allein bald siegte wieder der Einfluß der Königin, die 4. Okt. 1832 für die Dauer der Krankheit ihres Gemahls mit der Regentschaft betraut wurde. Als Ferdinand VII. 29. Sept. 1833 starb, ward Isabella II. (s. d.) Königin und die nunmchrige Königin-Witwe, gemäß testamentarischer Vorschrift, Regentin während der Minderjährigkeit ihrer Tochter. Gegen diese wurde bald Don Carlos zum Gegenkönig (Karl V.) ausgerufen. So entbrannte der Bürgerkrieg zwischen den Karlisten und den Christines, der bis 1840 dauerte. Während dieses Krieges mußte die Königin-Mutter konstitutionelle Zugeständnisse machen (s. Estatuto real), durch die sie die Hauptbegründerin des span. Verfassungslebens wurde. Als sie aber nach Beendigung des Bürgerkrieges ein neues Gesetz erließ, das die bisherige Selbständigkeit der Gemeinden beschränken sollte, brach ein allgemeiner Anfstand aus, infolgedessen sie 12. Okt. 1840 die Regentschaft niederlegen mußte. Sie begab sich nach Frankreich und kehrte erst 1843 nach dem Sturz Esparteros (s. d.), der die Regentschaft übernommen hatte, nach Spanien zurück. Bald nach dem Tode ihres Gemahls hatte M. C. ein Liebesverhältnis angeknüpft mit einem ihrer Leibgardisten, Don Fernando Munoz, mit dem sie sich schon 28. Dez. 1833 heimlich, 13. Okt. 1844 öffentlich vermählte; Munoz wurde zum Herzog von Rianzares und Granden von Spanien erhoben. Aus dieser Verbindung entsproß eine zahlreiche Nachkommenschaft. Im Sommer 1854 mußte sie Spanien verlassen und 10 Jahre in einer Art Verbannung teils in Frankreich, teils in Italien leben. Erst Ende Sept. 1864 durfte sie nach Madrid zurückkehren; doch lebte sie auch seitdem meist im Auslande. Die Thronbesteigung ihres Enkels Alfons XII. führte sie noch einmal, im Mai 1876, dahin zurück. Sie starb 22. Aug. 1878 in Havre; der Herzog von Rianzares war bereits 12. Sept. 1873 gestorben.

Maria Christtina, Königin von Spanien, Tochter des Erzherzogs Karl Ferdinand von Österreich, geb. 21. Juli 1858, vermählte sich 29. Nov. 1879 mit dem König Alfons XII. von Spanien als dessen zweite Gattin. Kinder dieser Ehe waren zwei Prinzessinnen, Mercedes, geb. 11. Sept. 1880, und

Maria Theresia, geb. 13. Nov. 1882. Nach dem Tode des Königs Alfons (25. Nov. 1885) übernahm sie

die Regentschaft und gebar 17. Mai 1886 einen Sohn, welcher als König Alfons XIII. proklamiert wurde, in dessen Namen sie die Regentschaft bis zu seinem 16. Lebensjahre zu führen hat.

(S. Spanien.)

Maria, Königin von Ungarn, geb. um 1370, Tochter des ungar. Königs Ludwig I., übernahm nach dessen Tod 1382 unter der Vormundschaft ihrer Mutter Elisabeth die Regierung. Ihr Vetter Karl von Durazzo, König von Neapel, erhob jedoch Ansprüche auf Ungarn und wurde auch 1385 gekrönt, jedoch gleich darauf ermordet. M. und ihre Mutter fielen in die Hände seiner Anhänger, und Elisabeth wurde vor den Augen ihrer Tochter im Jan. 1387 erdrosselt. M. wurde bald darauf infolge der Bemühungen ihres Gemahls, des spätern Kaisers Sigismund, mit dem sie seit 1385 vermählt war, in Freiheit gesetzt, entsagte ihren Regieruugsrechten zu seinen Gunsten und starb 17. Mai 1395 zu Großwardein.

Maria, Königin von Ungarn, Gemahlin König Ludwigs II. (s. d.), geb. 17. Sept. 1505 zu Brüssel als Tochter Philipps I., des Schönen, Königs von Castilien, und Johanna der Wahnsinnigen, wurde 1522 vermählt und verlor den Gemahl nach der Schlacht bei Mohacs (29. Aug. 1526). M. floh hierauf nach Preßburg und wurde von ihrem Bruder, Kaiser Karl V., 1530 zur Regentin der Niederlande bestellt. Sie bekleidete 25 Jahre diese Stelle zum Segen des Landes und folgte dann Karl V. nach Spanien, wo sie 18. Okt. 1558 starb.

Maria Theresia, Königin von Ungarn, s. Maria Theresia, deutsche Kaiserin (S. 589).

Maria, Prinzessin von Orléans, Herzogin von Württemberg, s. Orléans (Familie).

Mariabrunn bei Wien, s. Hadersdorf.

Maria Darstellung oder Maria Opferung (lat. Festum praesentationis Mariae), kath. Marienfest (21. Nov.), dem die Legende zu Grunde liegt, daß Maria als dreijähriges Kind zu ewiger Jungfrauschaft dem Tempel geweiht sei. Die griech. Kirche feierte das Fest seit dem 8. Jahrh.; im Abendlande wurde es zuerst durch Papst Gregor XI. für Frankreich angeordnet.

Mariae domus ("Marienhaus"), lat. Name von Mergentheim.

Maria-Eck, Wallfahrtskirche in Eisenärzt (s. d.).

Maria-Einsiedeln, Wallfahrtsort, s. Einsiedeln 2.

Maria-Enzersdorf, Dorf in Niederösterreich, s. Enzersdorf 3.

Mariage (frz., spr. -ahsch'), Heirat; in manchen Kartenspielen König und Dame von derselben Farbe,

wenn sie gleichzeitig in der Hand eines Spielers sind; auch ein Kartenspiel für zwei Personen, in

Deutschland gewöhnlich Sechsundsechzig (s. d.) genannt. Kreuzmariage, dasselbe Spiel unter vier Personen, von denen je zwei gegen zwei über Kreuz zusammenspielen.

Mariahall, ein im Großherzogtum Hessen gelegenes, im Privatbesitz befindliches Trabergestüt nebst Trainieranstalt, das größte Deutschlands, mit einem Gesamtbestand von 50 Pferden, die sich teils