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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Marmor - Marmorchronik

Privileg des "Mercure", das ihm wegen eines satir. Ausfalls aber wieder entzogen wurde. M. brachte einige Zeit in der Bastille zu, wodurch er an Ansehen stieg; 1763 wurde er Mitglied der Akademie, 1783 deren Secrétaire perpétuel, nachdem er schon 1771 zum Historiographen von Frankreich ernannt war. Nach Ausbruch der Revolution zog er sich auf eine kleine Besitzung in Abbeville bei Evreux zurück, wo er 31. Dez. 1799 starb. Seine Hauptwerke sind: "Contes moraux" (2 Bde., Par. 1761 u. ö.), anspruchslose, bisweilen etwas eintönige, nicht immer "moralische" Erzählungen, "Bélisaire" (1766), eine nüchterne Nachahmung von Fenelons "Télémarque", und der langweilige poet. Roman "Les Incas ou la destruction de l'empire du Pérou" (Par. 1778 u. ö.). Sein ästhetischer Versuch "Poétique française" (3 Tle., 1763) ist eine von neuernden An-Wandlungen doch nicht freie Poetik des Klassicismus. In seinen "Élements de littérature" (6 Bde., 1787 u. ö.) erscheint er als ein Geistesverwandter von La Harpe. Das Interessanteste, was M. geschrieben, sind seine "Memoires" (2 Bde., 1800; neue Ausg., 3 Bde., Par. 1891), vornehmlich für die Geschichte der Pariser litterar. Salons des 18. Jahrh. wichtig. Seine "Œvres complètes gab Villenave heraus (7 Bde., Par. 1819-20), seine "Œvres choisies" Saint-Surin (12 Bde., ebd. 1824-27).

Marmor, die deutlich krystallinisch-körnigen Kalksteine, die namentlich in dem ältesten Schiefergebirge, im Gneis und Glimmerschiefer eingelagert auftreten, aber auch den sedimentären Formationen nicht fehlen, wie denn gerade die ausgezeichnetsten Vorkommnisse dieser Art, von Carrara und aus der Gegend von Athen, Glieder des Trias- und des Kreidegebirges zu sein scheinen; in der Technik versteht man dagegen unter M. jede Varietät des Kalksteins, die sich vermöge ihrer Farbe und Farbenzeichnung oder ihrer Politurfähigkeit zu künstlerischen Arbeiten eignet, ganz abgesehen von Gefüge, körniger oder dichter Zusammensetzung und geolog. Alter. Die technisch nutzbaren Marmorarten hat man nach ihrer natürlichen Beschaffenheit in folgende Klassen eingeteilt:

1) Einfache Marmorarten, die nur aus reinem oder nur mit färbendem Pigment versehenem (z. B. durch Kohle dunkel, durch Eisenocker gelblich oder bräunlich, durch Eisenoxyd rötlich gefärbtem) Kalk bestehen. Dahin gehören: a. Der weiße M., z .B. der gelblichweiße parische, von ausgezeichnetem, wachsartigem Glanz, der feine pentelische, der koralitische, der von Lumi und der grauweiße bis blaugraue vom Hymettos; der carrarische (s. Carrara) war schon im Altertum berühmt und liefert noch jetzt das beste Bildhauermaterial. Außer in Oberitalien, das am reichsten an weißem M. ist, und Griechenland findet man solchen noch in Frankreich, den Pyrenäen, Tirol (bei Schlanders), Norwegen u. s. w. b. Der schwarze M., nero antico, Lukullan, der in Belgien (als Glied des Kohlenkalks), in Deutschland u. s. w. gefunden wird. c. Der rote M.: der braunrote, schwarz punktierte rosso antico aus Ägypten, der marbre griotte aus Narbonne, der rosenrote mit dunkelgrünen Augitkrystallen von der Insel Tiree in Schottland, der purpurfarbige von Tipperary in Irland und der rote veronesische. d. Der gelbe M.: der numidische giallo antico und der florentinische M. Der Spielarten, bei denen die Farben gemischt sind, giebt es eine Unzahl, und man hat sie meist nur nach den Fundorten, bisweilen auch nach der vorherrschenden Farbe einzuteilen gesucht, z. B. mit weißem Grunde, mit schwarzem Grunde, mit blauem Grunde u. s. w.

2) Breccien (s. d.), die teils aus verschiedenfarbigen, durch die Marmormasse gleichsam zusammengekitteten Bruchstücken bestehen, teils aus solchem M., der nur durch Adern geteilt, aus Fragmenten zu bestehen scheint (Pseudobreccien). Hierher gehört der Brocatello, dessen Fragmente sehr klein sind. Außerdem unterscheidet man die Breccien nach den Farben, z. B. die violetta antica, scharfkantige weiße Bruchstücke mit violettem Bindemittel; breccia pavonazza, rote Fragmente mit weißem Grunde; Breccie von Moutiers, verschiedenfarbige Framente in violettem Grunde u. s. w. Der Florentiner Ruinenmarmor zeigt ruinenähnliche Zeichnungen, entstanden durch die gegenseitige Verschiebung von Bruchstücken eines grau und verschieden gelb gestreiften Kalksteins.

3) Zusammengesetzte Marmorarten, die nicht aus reinem Kalkstein bestehen, sondern andere Mineralien, z. B. Chlorit, Serpentin oder Talk u. s. w., in Bändern oder nestförmig eingesprengt enthalten, weswegen sie oft mit den Breccien große Ähnlichkeit haben. Unter den antiken Marmorarten erwähnen wir hier den verde antico, Kalk mit Serpentinadern. Hierher gehören ferner der Cipollin (s. d.) und der schöne Campaner M. von Bagnères-de-Bigorre, fleischrot mit grünlichen Schieferflasern ^[richtig: Schieferfasern]. Namentlich sind Savoyen, Piemont, Corsica und die Pyrenäen reich an zusammengesetzten Marmorarten.

4) Der Muschel- oder Lumachellmarmor enthält Schaltiergehäuse, entweder gedrängt oder verteilt, durch den Kalkstein als Bindemittel vereinigt. Der prachtvollste dieser Art ist der M. von Bleiberg in Kärnten, der opalisiert. Der Lumachell von Astrachan ist dunkelbraun mit orangefarbenen Muscheln; der sog. Leichentuchmarmor ist dunkelschwarz mit weißen Petrefakten; die in Italien vielfach gebrauchte pietra stellaria, ein M., der graue und weiße Korallen mit sternförmigem Querschnitt enthält. Auch gehört hierher eigentlich der rote Brocatello von Tortosa. Zu figürlichen Bildhauerarbeiten verwendet man jetzt ohne Ausnahme nur weißen M.; aus dem Altertum hat man Bildwerke von allen Arten.

Über die Bearbeitung des M. s. Steinbearbeitung; über künstliche Nachahmungen von M. s. Steinmasse und Stuccaturarbeit.

Marmora, La, s. La Marmora, Alfonso Ferrero.

Marmorbad bei Cassel, s. Bad (Bd. 2, S. 255 b).

Marmorcementstein, s. Steinmasse.

Marmorchronik, nach dem mutmaßlichen Fundorte auch Parische Chronik, nach dem ersten Besitzer Arundelischer Marmor genannt, lat. Marmor Parium, Arundelianum, die um 263 v. Chr. wahrscheinlich für Lehrzwecke auf Marmor aufgezeichnete Tabelle der Hauptbegebenheiten in Griechenland, besonders in Athen von 1582 (Kekrops) bis 263 v. Chr. Von diesem Jahre zählt sie rückwärts; außer den polit. sind auch litterar.-geschichtliche Daten (Siege einzelner Dichter u. a.) aufgeführt. Erhalten ist nur ein schwer lesbares Bruchstück, das bis 354 v. Chr. reicht. Es wurde von dem Grafen Thom. Arundel (s. Norfolk, Familie) 1627 in Smyrna gekauft, 1667 von dessen Enkel, Henry Howard, der Universität Oxford geschenkt, wo es sich noch befindet.- Ausgabe von Flach, Chronicon Parium (Tüb. 1884).