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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Marmorierapparat - Marne (Departement)

Marmorierapparat, s. Buchbinderei.

Marmorieren, marmorähnlich machen, Operation des Anstreichers: auf weißlichem oder gelblichem Grunde werden mittels des Pinsels dunkelfarbige Adern und Flecke erzeugt; auch in der Buntpapierfabrikation wird das M. angewendet. (S. Marmorpapier.)

Marmorimitation, s. Steinmasse und Stuccaturarbeit.

Marmorindustrieschulen, Schulen, in denen die Behandlung des Marmors für Steinmetz- und Bildhauerarbeiten gelehrt wird. Zwei solcher Schulen existieren in Österreich zu Laas in Tirol und zu Hallstatt (seit 1873) im Salzkammergut, in letzterm Ort in Verbindung mit einer Holzbearbeitungsfachschule. Täglich zwei Stunden, im Sommerhalbjahr des Morgens, im Winterhalbjahr abends, sind dem theoretischen Unterricht gewidmet; besondere Sorgfalt wird auf die verschiedenen Fächer des Zeichnens verwendet; außerdem findet noch Unterricht über Modellieren in Gifts statt. Die praktischen Arbeiten in Marmor erstrecken sich auf alle Zweige der einschlägigen Technik. Der Unterrichtsgang ist 3- bis 5jährig. Die beiden Schulen verfügen über 3 und 5 Lehrkräfte und unterrichten zusammen etwa 30 Tages- und 50 Abendschüler pro Jahr.

Marmorinoputz, s. Stuccaturarbeit.

Marmorpapier, Buntpapier mit marmorähnlichen Farbenmustern für Buchbinder- und Papparbeiten.

Marmorweiß, Malerfarbe, besteht aus reinweißer Schlämmkreide.

Marmosets, s. Springaffen.

Marmotte (frz.), Murmeltier.

Marmoutier (spr. -mutĭeh), franz. Name von Maursmünster (s. d.).

Marne (Matrona), der bedeutendste Nebenfluß der Seine, entspringt auf dem Plateau von Langres im Depart. Haute-Marne, durchfließt die östl. und mittlere Champagne, dann die Landschaft Brie und einen Teil von Isle-de-France und mündet rechts bei Charenton, 2 km oberhalb Paris, nachdem sie auf ihrem 525 km langen Laufe rechts den Rognon, den Ornain mit der Saulx, links die Blaise, Somme-Soude, den Petit-Morin und Grand-Morin aufgenommen hat. Schiffbar ist sie 364 km weit, und zwar von St. Dizier abwärts, aufwärts aber nur bis Châlons. Die M. hat ziemlich reißenden Lauf, meist ein weites Bett, eng nur von Epernay bis Château-Thierry, wo ein bis 260 m aufsteigender Höhenzug ihr entgegentritt. An ihren Ufern wachsen die berühmtesten Champagnerweine. Seit 1825 führt der 107 km lange Ourcqkanal von Paris aus der Seine längs der M. und dem Ourcq nach La Ferté-Milon. Der Seitenkanal der M. (1847 eröffnet) führt 137 km weit von Epernay über Châlons nach St. Dizier. Noch wichtiger ist der Rhein-Marne-Kanal (s. d.).

Marne, Departement im nordöstl. Frankreich, der mittlere Teil der Champagne, wird von den Depart. Ardennen (N.), Seine-et-Marne und Aisne (W.), Haute-Marne, Aube (S.) und Meuse (O.) begrenzt, hat 8180 qkm und (1891) 434 692 E., d. i. 53 auf 1 qkm und eine Zunahme von 1,21 Proz. gegen 1886. M. zerfällt in die 5 Arrondissements Châlons-sur-Marne, Epernay, Ste. Ménehould, Reims und Vitry-le-François, mit 33 Kantonen und 661 Gemeinden. Hauptstadt ist Châlons-sur-Marne. Von der schiffbaren M., der Aisne mit der Suippe und Vesle, ganz im S. auch von der schiffbaren Aube bewässert, besteht es zu zwei Dritteilen ans den 400 m mächtigen, weiten, einförmigen Kalk- und Kreideflächen, welche die Champagne-Pouilleuse charakterisieren. Erst bei Epernay beginnt eine fruchtbarere Landschaft. Trotz der Kärglichkeit des Bodens erzielt man auf 5725 qkm Ackerland überreichliche Ernten von Getreide (1892: 1 764 000 hl Weizen, 1 360 000 hl Roggen, 896 000 hl Gerste, 1 920 000 hl Hafer), von Rüben, Kohl, Hanf, Flachs, Ölgewächsen und Obst. Berühmt sind-die Gemüse, Spargel und Melonen von Châlons. Den Hauptreichtum aber bildet die Kultur des Weinstocks, welcher, besonders um Epernay und Reims, die edelsten Champagnerweine liefert. Die Weinberge, welche 143 qkm einnehmen, gaben 1882-91 durchschnittlich einen Jahresertrag von 330 158, 1892 aber nur 127 716 hl, wovon etwa zwei Fünftel ausgeführt werden. Der Anbau von Futterkräutern unterstützt die Viehzucht, besonders bedeutend ist die Schaf- (398 575 Stück) und Rinder- (151 489), nicht unwichtig auch die Bienenzucht. Von Mineralien kommen in größern Mengen Kalk- und Bausteine, Kreide und Torf vor. Unter den Mineralquellen sind die von Sermaize an der Saulx die berühmtesten. Sehr lebhaft ist die Industrie, namentlich in Tuch, Flanell, Kaschmirshawls und andern Wollwaren (mit Reims als Mittelpunkt), ferner in Leinwand, Öl, Wachskerzen, Pfefferkuchen, Papier, Glas und Messerschmiedearbeiten, Weinessig und Branntweinfabrikation. Eisenbahnen bestehen im ganzen 666,8 km, Nationalstraßen 1890: 590,3 km. An höhern Unterrichtsanstalten besitzt das Departement 1 Lyceum und 5 Collèges.

Marne, Haute-, Obermarne, Departement im östl. Frankreich, aus der südöstlichsten Champagne (den Landschaften Bassigny, Vallage und Perthois) und einem Teile von Burgund zusammengesetzt, wird von den Depart. Marne und Meuse (N.), Vosges (O.), Haute-Saône und Côte-d'Or (S.) und Aube (W.) begrenzt, hat 6220 qkm, (1891) 243 533 E., d. i. 39 auf 1 qkm und eine Abnahme von 1,71 Proz. gegen 1886. Es zerfällt in 3 Arrondissements: Chaumont, Langres und Vassy, mit 28 Kantonen und 550 Gemeinden. Hauptstadt ist Chaumont. Den südlichsten Teil erfüllt das Plateau von Langres. Nur die M., der Hauptfluß, ist fahrbar, aber nur von St. Dizier bis zur Nordgrenze. Die Oberfläche bietet schöne Thäler, fruchtbare Ebenen, rebenbepflanzte Hügel, ausgedehnte Wiesen, waldreiche Berge, hier und da von nackten Felsmassen unterbrochen. Das Klima ist gemäßigt. Die kalkige Felsunterlage zeigt sich mit Ackerkrume bedeckt, welche, fleißig bebaut, reichlich Getreide (1892:1 435 000 hl Weizen, 49 750 hl Roggen, 58 000 hl Gerste, 1 536 750 hl Hafer), viel Wein (1892: 71 842 hl, im zehnjährigen Durchschnitt jährlich 271 984 hl), dessen Pflanzungen 14 299 ha einnehmen, auch Hülsenfrüchte. Raps, Senf und Obst trägt. Die Rinder- (1887: 83 100 Stück), Schaf- (139 562) und Bienenzucht (12 407 Bienenstöcke) ist nicht unbedeutend, und an Waldungen (etwa 1700 qkm) ist das Departement eines der reichsten Frankreichs. Das Mineralreich liefert Eisen in Menge, Bau-, Feuer- und Mühlsteine. Von den Mineralquellen ist Bourbonne-les-Bains namhaft. In der metallurgischen Industrie ist das Departement eins der bedeutendsten. Das Eisen wird größtenteils in M. selbst verarbeitet, namentlich zu Messerschmiedewaren, besonders in Langres. Als Mittelpunkt gilt St. Dizier, in dessen Um-^[folgende Seite]