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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Mauromichālis; Maurophorīten; Maursmünster; Maurus; Maury; Maus

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Mauromichalis – Maus

Walachei und später ins Ausland. Er ging 1821 nach Griechenland und wirkte sowohl im Felde wie in der Nationalversammlung und Regierung; als Präsident der ersten griech. Nationalversammlung (Epidauros 1822) veröffentlichte er das Manifest der griech. Unabhängigkeitserklärung und ward kurz darauf Präsident der Regierung. Namentlich errang er in Nordwestgriechenland große Erfolge, nahm an der unglücklichen Schlacht bei Peta teil, leitete die Verteidigung Mesolongions während der ersten Belagerung erfolgreich und durchbrach bei der Verteidigung von Sfakteria (1825) auf einem kleinen Kriegsboote die Blockade der vereinigten ägypt. Flotte. M. galt als der hervorragendste Führer der bürgerlichen Primaten, die als Vertreter moderner Ansichten über Staatseinrichtungen und Kriegführung, reguläres Heerwesen u. s. w. den Palikarenhäuptlingen und Kolokotronis (s. d.) gegenüber standen. Während der Präsidentschaft des Grafen Kapodistrias gehörte M. der Opposition als deren bedeutendster Führer an. Unter der Regierung des Königs Otto war er mehrmals Minister, auch Gesandter an den Höfen zu München, Berlin, London, Konstantinopel und zuletzt in Paris (1850‒54). Als während des Orientkrieges die Westmächte den Peiraieus occupierten, wurde er nach Athen zurückberufen. Er bildete hier 28. Mai 1854 ein neues, westmächtlich gesinntes Ministerium, das aber schon 10. Okt. 1855 zurücktreten mußte. M. ward noch nach König Ottos Sturze in die Nationalversammlung von 1862 gewählt und starb, vorher erblindet, 18. Aug. 1865 zu Ägina. – Vgl. Legrand, Généalogie des Maurocordato (Par. 1886).

Mauromichālis, Name einer berühmten Maniotenfamilie, die ursprünglich aus Adrianopel stammen soll. Petros M., gewöhnlich Petro Bei genannt, geb. 1775, regierte seit 4. Juli 1816 in Mani unter dem Titel eines Bei, schloß sich 1818 der Hetärie an und war unter den ersten, die im Frühjahr 1821 den Kampf gegen die Türken begannen. Er war während der Revolution wiederholt mit den höchsten Würden des Staates bekleidet. Später nahm er teil an der Opposition gegen die Präsidentschaft Kapodistrias’ (s. d.), weshalb er 1830 in Nauplia gefangen gesetzt wurde. Aus Rache dafür ermordeten sein Sohn Georg und sein Bruder Konstantin Kapodistrias 9. Okt. 1831 in Nauplia. Konstantin ward von der Wache niedergehauen, Georg 22. Okt. kriegsrechtlich erschossen. Peter erhielt 1832 seine Freiheit wieder und starb 29. Jan. 1848 als Mitglied des Senats in Athen.

Maurophorīten (neugrch.), s. Heilige Schar.

Maursmünster, frz. Marmoutier, Hauptstadt des Kantons M. (10635 E.) im Kreis Zabern des Bezirks Unterelsaß, an der Linie Zabern-Schlettstadt der Elsaß-Lothr. Eisenbahnen, hat (1890) 1915 E., darunter 40 Evangelische und 223 Israeliten, Kirche (12., 13. Jahrh.); Weinbau und Steinbrüche. – Die 1789 aufgehobene Abtei, der die Stadt den Ursprung verdankt, soll bereits im 6. Jahrh. bestanden haben, dann, 724 durch den irischen Abt Maurus neugegründet, 827 niedergebrannt und wieder aufgerichtet worden sein. Die ältesten Formen des Baus, die roman. Façade der Kirche, gehören dem 12. Jahrh., Langhaus und Querschiff dem 13. Jahrh. an; der Chor ist ein Neubau des 18. Jahrh.

Maurus, Theolog, s. Hrabanus Maurus.

Maurus, Terentianus, lat. Grammatiker, s. Terentianus Maurus.

Maury (spr. morih), Jean Siffrein, franz. Kardinal, geb. 26. Juni 1746 zu Valréas (Venaissin), trat in den geistlichen Stand, wurde dann Hofmeister in Paris, verschaffte sich aber bald durch seine Beredsamkeit solches Ansehen, daß er königl. Kabinettsprediger, Prior von Lions und Abt von Frenade wurde. Als Deputierter der Geistlichkeit von Péronne 1789 in die Nationalversammlung gewählt, zeigte er sich als Gegner Neckers und der neuen Staatstheorie. Der Verlauf der Revolution zwang ihn zur Auswanderung nach Rom. Der Papst ernannte ihn 1794 zum Bischof von Nicäa in partibus und 1798 zum Kardinal. Hierauf begab sich M. nach Venedig, Toscana, Rußland. Dort bestimmte ihn Ludwig ⅩⅧ. zu seinem Gesandten bei der Römischen Kurie. Napoleon, dem M. einen schmeichlerischen Brief schrieb, erhob ihn 1806 zum Almosenier bei seinem Bruder Jérôme, 1810 zum Erzbischof von Paris; doch mußte M., da der Papst diese Ernennung nicht genehmigte, nach der Restauration seinen Sitz verlassen. Er starb 11. Mai 1817 in Rom, nachdem er eine Zeit lang gefangen gehalten und nur gegen den völligen Verzicht auf seine geistlichen Würden freigelassen worden war. Zu seinen besten Arbeiten gehört der «Essai sur l’éloquence de la chaire» (2 Bde., Par. 1810; neue Ausg., 2 Bde., ebd. 1842). Seine «Œuvres choises» (5 Bde., Par. 1827) enthalten auch seine Reden in der Nationalversammlung. Seine «Correspondance diplomatique et mémoires inédits» (2 Bde.) erschienen 1891 zu Lille. – Vgl. seines Neffen L. S. Maury, Vie du cardinal M. (Par. 1827); Poujoulat, Le cardinal M., sa vie et ses œuvres (ebd. 1855); Hergenröther, Der Kardinal M. (Würzb. 1878); Ricard, L’abbé M. (Par. 1887).

Maury (spr. mahrĕ), Matthew Fontaine, amerik. Seemann und Physiker, geb. 24. Jan. 1806 in Spottsylvania (Virginien), trat 1825 als Midshipman in die Marine der Vereinigten Staaten. 1834 gab er sein erstes wichtiges Werk heraus: «Navigation». 1839 für den aktiven Seedienst durch Lähmung untüchtig gemacht, wurde er 1842 Direktor des Archivs der Seekarten in Washington, mit dem in der Folge ein Hydrographisches Bureau und ein Nautisches Observatorium verbunden wurden. 1845 begann er die Herausgabe seiner «Wind and current charts», denen sich die «Sailing directions» anschlossen, in welchen er eine neue, später von allen seefahrenden Nationen angenommene Route nach dem Süden vorschlug. Die Ergebnisse weiterer Forschung sind in der «Physical geography of the sea» (Neuyork 1855; 19. Aufl. 1883; deutsch von Böttger, 2. Aufl., Lpz. 1859) und andern Publikationen niedergelegt. 1861 trat M. in die Dienste der Konföderierten, die ihm die Organisation der Küstenwehr übertrugen. Später wandte er sich nach Mexiko, von da nach London, und kehrte 1868 in seine Heimat zurück, wo er 1. Febr. 1873 als Professor der Naturwissenschaften an dem Virginia Military Institute in Lexington starb.

Maus (Mus), eine über 100 Arten zählende, zu den Nagetieren gehörende Säugetiergattung, von welcher mehrere Arten durch starke Vermehrung und große Gefräßigkeit dem Menschen schädlich werden. Sie haben eine zugespitzte, bis zu den Naslöchern behaarte Schnauze, einen mittellangen oder sehr langen, mit Schuppenringen besetzten, selten haarigen Schwanz, vierzehige Vorderfüße mit Daumenwarze und fünfzehige Hinterfüße und entbehren