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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Mauritĭus; Mauritiusorkane; Mauritius- und Lazarus-Orden; Maurizio; Maur-les-Fossés; Maurokordātos

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Mauritius (der Heilige) – Maurokordatos

und 3399 (1895: 3617) Chinesen. Letztere bearbeiten die Zuckerfelder, die freigelassenen Neger betreiben meist Kleinhandel. Die Weißen (2‒3000) sind fast durchweg franz. Abkunft. Die Gesamtausfuhr, die seit 1893 wieder steigt, belief sich 1894 auf 31228619, die Einfuhr auf 15746116 Rupien. Hauptausfuhrartikel sind Zucker (28461564 Rupien) und Rum (424632 Rupien); ferner Aloefaser (171526 Rupien), Kokosnußöl (187116 Rupien) und Vanille (82720 Rupien). M. unterhält außer mit England Handelsverbindungen mit den wichtigsten Häfen des Indischen Oceans und steht in regelmäßigem Dampfbootverkehr mit Réunion, Kapstadt, Aden und über Point-de-Galle (Ceylon) mit Madras. 1894 kamen an 335 Schiffe mit 316350 t. Die Seefischerei beschäftigt wie auf den Seychellen viele Schiffe. Maße und Gewichte sind die metrischen. Die Religion ist (abgesehen von den sich meist zum Hinduismus bekennenden Kuli) vorherrschend katholisch (1891: 115438), mit einem Bischof. Es steht das franz. Zivilgesetzbuch mit einigen Abänderungen nach engl. Muster in Kraft. 1894 zählte man in den 174 Primärschulen 17701 Schüler; dazu kommen 203 Schüler des Royal College und 295 Schüler der Royal-College-Schulen. Die Besatzung bestand 1895 aus 43 Offizieren und 872 Mann. Die Jahreseinnahme betrug (1894) 8534427, die Ausgabe 8587039, die Schuld 1369349 Pfd. St. Unter dem Gouverneur von M., dem ein exekutiver Rat und seit 1885 ein legislativer zum Teil gewählter Gouvernementsrat zur Seite stehen, stehen die etwa 600 km östlich gelegene, sehr fruchtbare und gesunde Insel Rodriguez, 110 qkm mit 2068 E., die Seychellen (s. d.) nebst den Amiranten (s. d.), die Tschagos-Inseln (s. d.) im Nordosten; die Aldabra-Inseln (s. d.) und Nazarethinseln oder Cargados Garajos mit 415 E., so daß auf diese Dependenzen 898 qkm mit 19709 E. kommen.

Die Hauptstadt Port-Louis, in schöner Lage auf der Nordwestseite, an einer großen, von Basaltbergen umschlossenen und durch die Forts Adelaide und George geschützten Bai, Sitz des Gouverneurs, des anglikan. und kath. Bischofs, der Handelskammer, des Appellationshofs und eines deutschen Konsuls, hat 1894: 58244 E., ein Theater, eine kath. und eine prot. Kathedrale, ein sehr gutes Gymnasium (Collège Royal), mehrere Missionsschulen, Tierarzneischule, ein Hospital, Sternwarte, meteorolog. Observatorium, eine öffentliche Bibliothek, zwei Buchdruckereien und zwei gelehrte Gesellschaften. Die Stadt ist mit ihrem Freihafen Hauptsitz des Handels. Eisenbahnen gehen von hier nach Souillac im S. mit Abzweigung nach Mahébourg und nach der Mündung des Grand-River im O. Nur 11,5 km im N. liegt der botan. Garten von Pomplemousses. Die Stadt Mahébourg mit 20000 E. liegt auf der Südostseite, an der durch ein Korallenriff gesicherten Bucht Grand-Port.

Die Insel M. wurde nebst den übrigen Maskarenen 1505 durch den Portugiesen Pet. Mascarenhas entdeckt und gehörte bis 1598 den Portugiesen, von da an den Holländern, die sie nach dem Prinzen Maurits benannten. Nachdem die Holländer die Insel 1710 verlassen, wurde sie 1715 von den Franzosen besetzt und Isle-de-France genannt. 1810 eroberten sie die Engländer, die ihr den alten Namen wiedergaben und sie im Wiener Vertrage von 1815 behaupteten. Auf Isle-de-France spielt «Paul und Virginie» von Bernardin de Saint-Pierre, und noch jetzt knüpfen sich hieran mancherlei Lokalsagen. – Vgl. Flemyng, M., or the Isle of France (Lond. 1862); Decotter, Géographie de M. et de ses dépendances (Mauritius 1891); The M. Almanac for 1893 (ebd. 1893).

Mauritĭus, der Heilige, s. Thebäische Legion.

Mauritĭus, byzant. Kaiser, ein Kappadocier, war 579 Oberfeldherr in den asiat. Provinzen, wurde 13. Aug. 582 Schwiegersohn des Kaisers Tiberius Ⅱ. und folgte ihm 14. Aug. desselben Jahres auf dem Throne. Namentlich durch die angestrebte Ermäßigung des hohen Soldes verlor M. die Gunst der Truppen. Noch aber sicherten große Siege, nachher auch die Einsetzung des Khosrev Ⅱ. auf dem pers. Throne (592), auf der Ostgrenze dem Reiche den Frieden. Weit schwieriger dagegen war der Kampf mit den Avaren und ihren slaw. Verbündeten. Als endlich der Kaiser hier seit 601 siegreich wiederholt die Donau überschritten hatte, brach im Herbst 602 ein Aufstand unter den Truppen aus. Unter Führung des Hauptmanns Phokas kehrten die Meuterer nach Konstantinopel zurück, wo M. 23. Nov. 602 gestürzt und 27. Nov. ermordet wurde. Eine taktische Schrift von M. veröffentlichte J. Scheffer (Upsala 1664). – Vgl. Adamet, Beiträge zur Geschichte des byzant. Kaisers M. (2 Tle., Graz 1891).

Mauritiusorkane, die orkanartigen Luftwirbel (s. d.), die von den Sunda-Inseln her über den südl. Indischen Ocean hinweg nach der Insel Mauritius vor Madagaskar ziehen, hier umbiegen und nach Südost sich weiter bewegen. Auch andere Teile des Indischen Oceans werden vielfach von Cyklonen durchzogen.

Mauritius- und Lazarus-Orden, ital. Orden, gestiftet 1434 vom Herzog Amadeus Ⅷ. von Savoyen, 27. Dez. 1816 vom König Victor Emanuel Ⅰ. von Sardinien erneuert, bestätigt und umgestaltet 1855 und 1868. Er zerfällt in 60 Großkreuze, 150 Großoffiziere, 500 Commandeure, 2000 Offiziere und eine unbeschränkte Anzahl Ritter. Ordenszeichen ist ein weißemailliertes, in Lilienform ausgehendes Kreuz, dessen Winkel mit den Armen eines achtspitzigen grünen Kreuzes ausgefüllt sind, am grünen Bande getragen. (S. Tafel: Die wichtigsten Orden Ⅰ, Fig. 6.)

Maurizio, Porto-, Provinz, s. Porto-Maurizio.

Maur-les-Fossés, Saint, s. Saint Maur-les-Fossés.

Maurokordātos, Fanariotenfamilie, aus der mehrere Hospodare der Moldau und der Walachei hervorgegangen sind. Am bekanntesten sind. Alexander M. (geb. 1636, gest. 1709), studierte in Rom und Padua Medizin, schrieb ein «Instrumentum pneumaticum sive de usu pulmonum» (Bologna 1664; neue Aufl., Lpz. 1870) und viele andere Werke; war Leibarzt des Sultans, Großlogothet der griech. Kirche und seit 1673 erster Pfortendolmetscher, in welcher Stellung er sich um die Griechen sehr verdient machte. So sicherte er unter anderm der griech. Kirche ihre Ansprüche auf das Heilige Grab gegen die Anforderungen der Lateiner. Seit 1698 zeigte er sich in Wien und bei den Friedensverhandlungen zu Karlowitz (1699) als gewandten Diplomaten, so daß ihn der deutsche Kaiser in den Grafenstand erhob. Vgl. Ἀλεξάνδρου Μαυροκοροδάτου τοῦ ἐξ ἀπορρήτων ἐπιστολαί, hg. von Livadás (Triest 1879). – Alexander M., geb. 15. Febr. 1791 zu Konstantinopel, folgte früh seinem Oheim, dem Hospodar Johann Karadscha, als dessen Minister nach der