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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Meißen (Heinrich von) - Weißner & Buch

folgenden Einfällen der Polen machte 1018 der Friede zu Bautzen ein Ende. Grafen aus dem Hause Weimar-Orlamünde und dem der braunschw. Brunonen verwalteten hierauf die Mark, bis Kaiser Heinrich IV. nach der Ächtung Egberts II. um 1089 den Grafen Heinrich I. von Eilenburg belehnte, von dessen kinderlosem Sohne Heinrich II. sie 1123 an seinen Vetter Konrad von Wettin gelangte. (S. Sachsen.) - Vgl. Posse, Die Markgrafen von M. und das Haus Wettin (Lpz. (1881).

Das Bistum M., von Kaiser Otto I. 968 gestiftet, war in geistlichen Dingen dem Erzbistum Magdeburg unterworfen. Der erste Bischof war des Kaisers Hofkapellan Burkhard. Sein Nachfolger Volkold brachte die Stadt Würzen und andere Orte an das Stift, und bald reichte der bischöfl. Sprengel von der böhm. Grenze bis an die Zwickauer Mulde und die Schwarze Elster. Der berühmteste Bischof war Benno (s. d.). Nach Einführung der Reformation in der Stadt nahm 1559 auch das Stift die prot. Kirchenverfassung an; der Bischof machte Wurzen zu seiner Residenz. 1587 trat der Bischof Johann von Haugwitz selbst zur prot. Kirche über und legte sein bischöfl. Amt nieder, worauf zunächst ein Vertrag zwischen dem Kurfürsten von Sachsen und dem Domkapitel dahin zu stande kam, daß der Administrator desselben stets aus dem Kurhause Sachsen gewählt werden solle. Kurfürst Johann Georg II. erlangte 1663 durch einen anderweiten Vertrag für das Kurhaus Sachsen das Recht fortwährender Administration des Domkapitels, das nun völlig dem kursächs. Lande einverleibt wurde. - Vgl. Urkundenbuch des Hochstifts M., im "Codex dipiomaticus Saxoniae regiae", 2. Hauptteil, Bd. 1-3, hg. von Gersdorf (Lpz. 1804-67); Machatschek, Geschichte der Bischöfe des Hochstifts M. (Dresd. 1884).

Das Burggraftum M. entstand wahrscheinlich gleichzeitig mit der Stadt; der erste mit Namen erwähnte Stadtkommandant ist 1010 Friedrich von Eilenburg; die eigentliche Burggrafschaft datiert von dem 1068 als praefcetus urbis erscheinenden Burchard und bestand aus einer Menge zerstreuter Besitzungen, darunter den Schlössern Frauenstein, Hartenstein, Rochsburg. Nachdem der kinderlose Burggraf Heinrich II. aus dem Hause Hartenstein 1426 bei Aussig gefallen war, nahm Kurfürst Friedrich I. die Burggrafschaft als heimgefallen in Besitz; seine Söhne überließen zwar dieselbe dem Vetter des Gefallenen, Heinrich III. von Plauen, dem der Kaiser sie vergeben hatte, jedoch ohne die markgräfl. Lehn, und durch den Preßburger Machtspruch von 1439 wurde die ganze Burggrafschaft samt Frauenstein an Kursachsen abgetreten, die Übertragung des Titels und der Würde auf die Stammbesitzungen der ältern plauenschen Linie veranlaßte aber die Entstehung einer neuen, freilich nur titularen Burggrafschaft M., bis Kurfürst August 1569 auch diese an sich brachte. - Vgl. Märcker, Das Burggraftum M. (Lpz. 1842).

Meißen, Heinrich von, s. Frauenlob.

Meißner, Berg im preuß. Reg.-Bez. Cassel, besteht aus Buntsandstein und Muschelkalk, der von Basalt durchbrochen wird. Er bildet ein langgestrecktes, von Wiesen bedecktes Plateau von 450 ha, dessen Rand durchschnittlich 715 m hoch ist. In der Richtung der Teufelslöcher und des Frauhollenteichs erleidet er eine Einschnürung, welche die Casseler Kuppe (750 m) vom Rebbes (725 m) trennt.

Meißner, Alfred, Dichter, Enkel des Schriftstellers Aug. Gottlieb M. (geb. 4. Nov. 1753 in Bautzen, 1785 Professor der Ästhetik in Prag, 1804 Konsistorialrat und Direktor der hohen Lehranstalten in Fulda, gest. daselbst 20. Febr. 1807, bekannt als Verfasser der "Skizzen" (14 Sammlungen, Lpz. 1778-96) und histor. Romane; vgl. Fürst, Aug. Gottlieb M., Stuttg. 1894), wurde geb. 15. Okt. 1822 zu Teplitz, studierte Medizin in Prag, ging 1846 nach Leipzig, dann nach Dresden, 1847 nach Paris und 1848 nach Böhmen zurück. Bei einem zweiten Aufenthalte in Paris schrieb er seine "Revolutionären Studien aus Paris" (2 Bde., Frankf. 1849). Seit 1850 wohnte er wieder in Prag, seit 1869 in Bregenz, wo er 29. Mai 1885 starb. M.s Ruf begründeten die revolutionären "Gedichte" (Lpz. 1845) und das lyrisch leidenschaftliche Epos "Ziska" (ebd. 1846 u. ö.); dagegen vermochten sich seine Tragödien ("Das Weib des Urias", ebd. 1851, u.a.) auf der Bühne nicht zu behaupten. Mehr Beifall fanden seine Romane und Erzählungen, wie "Sansara" (3. Aufl., 4 Bde., Lpz. 1861), "Neuer Adel" (3 Bde., ebd. 1861), "Zur Ehre Gottes" (2 Bde., ebd. 1860), "Schwarzgelb" (Berl. 1862-64), ein für die Kenntnis der innern Zustände Österreichs wertvolles Bild der Reaktionsperiode 1850-54; "Babel" (4 Bde., ebd. 1867), "Die Kinder Roms" (ebd. 1870), "Die Bildhauer von Worms" (ebd. 1874), "Oriola" (ebd. 1874), "Feindliche Pole" (ebd. 1878), "Norbert Norson" (Zur. 1883). Von M.s übrigen Prosaschriften sind etwa zu nennen: "Charaktermasken" (3 Bde., Lpz. 1861-63), "Rokokobilder" (Gumbinnen 1871; 2. Ausg., Lindau 1876). Sammlungen seiner Werke sind die "Gesammelten Schriften" (18 Bde., Lpz. 1871-73), die "Dichtungen" (4 Bde., Berl. 1879-80; neue Ausg. 1884) und die nach seinem Tode herausgegebene Nachlese "Mosaik" (2 Bde., ebd. 1886). Sein Leben bis 1856 hat M. selbst in der "Geschichte meines Lebens" (2 Bde., Teschen 1884) beschrieben. Für die Grundideen und Stoffe mehrerer seiner ältern Romane scheint M. an dem Schriftsteller Franz Hedrich (gest. 31. Okt. 1895) einen Mitarbeiter gehabt zu haben. - Vgl. Hedrich, Alfred M. - Franz Hedrich (Lpz. 1890): R. von Bayer (Robert Byr), Die Antwort Alfred M.s (Münch. 1889); Wahl, A. M. (Lpz. 1892).

Meißner Hochland, s. Sächsische Schweiz.

Meißnersche Tastkörperchen, benannt nach Professor Georg Meißner zu Göttingen, in der Anatomie die aus feinen Nervenfasern gebildeten Endanschwellungen der Gefühlsnerven. (S. Haut.)

Meißner & Buch, Kunstverlag und chromographisches Institut in Leipzig, im Besitz von Julius Friedr. Meißner, königlich sächs. Kommerzienrat. Die Firma wurde 1861 gegründet von Julius August Meißner (gest. 15. Jan. 1866) und August Friedrich Buch, der später austrat. Das Geschäft hob sich besonders durch seine künstlerisch ausgeführten lithographischen Farbendrucke, wozu auch die nach eigenem Patent hergestellten sog. Faksimiledrucke (getreue Wiedergaben von Aquarellen in Chromolichtdruck) gehören. Außerdem werden gefertigt Gratulationskarten, Kunstbeilagen und Erinnerungsblätter. Das Geschäft hat auf großem Gebäudekomplex 22 lithogr. Schnellpressen, 124 Hilfsmaschinen, 350 Arbeiter; einen Fonds zu Erholungsreisen für Angestellte, sog. gesperrte Sparbücher, eigene Fabrikkrankenkasse; Filiale in London, Vertretungen in Paris und Neuyork.