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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Melk; Melkart; Mella; Mellau; Melle; Melleck; Mellifērisch; Mellin; Mellīt; Mellītsäure; Mellivŏra; Mello; Mellōn; Mellrichstadt

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Melk (Heinr. von) – Mellrichstadt

nahe der Mündung des Pielachflusses in die Donau, an der Linie Wien-Salzburg der Österr. Staatsbahnen, Station der Donaudampfer, Sitz eines Bezirksgerichts (195,66 qkm, 14472 E.), hat (1890) 1953 E., Post, Telegraph, eine Kirche (15. Jahrh.) mit Gemälden vom Kremser Schmid und in der Nähe eine Seil- und Drahtstiftfabrik. Auf einem Granitfelsen (57 m über der Donau) die berühmte, 1089 gegründete, 1701‒38 neu erbaute Benediktinerabtei M., eine der reichsten Abteien Europas, mit Gymnasium und Erziehungsanstalt. Die prächtige und wegen ihrer Orgel berühmte Kirche, die Bibliothek (30000 Bände, Inkunabeln und Handschriften) und die Gemäldesammlung sind sehenswert. Die Kirche enthält Fresken von Rottmayer und Scanzoni, ein Tabernakulum von Würth und die Grabstätte der ersten Babenberger (Leopold Ⅰ., Albert Ⅰ. und Ernst) nebst ihren Frauen (Richarda, Frowiga, Swanehild). In einer Kapelle das «Melker Kreuz», 60 cm hoch, von 1363, in Gold getrieben und mit Juwelen geschmückt. – M., das Nomare der Römer, im Mittelalter Melicum, im Nibelungenlied Medeliche genannt, spätere Grenzfestung der Ungarn, wurde vom Babenberger Leopold Ⅰ. eingenommen, der daselbst 985 eine Kollegiatkirche für 12 Weltpriester stiftete; 1025 wurde der Leichnam des heil. Coloman hierher gebracht. 1089 kamen Benediktiner aus dem oberösterr. Stift Lambach hierher. Durch Leopold Ⅲ. wurde das Stift frei von Passau und der Landesfürst sein Vogt. 1683 hielt das Stift eine vierwöchige Belagerung durch die Türken aus. Die Hauslehranstalt wurde 1781 in ein Gymnasium verwandelt, das unter Kaiser Joseph Ⅱ. nach St. Pölten verlegt, 1804 wieder dem Stift zurückgegeben wurde. Der Bau des Stiftsgebäudes und der Kirche wurde 1702‒36 von Prandauer geleitet und 1738 durch Mungenast vollendet. – Vgl. Keiblinger, Geschichte des Benediktinerstifts M. (2 Bde., Wien 1867‒68); Linde, Chronik des Marktes M. (Melk 1890).

Melk, Heinr. von, s. Heinrich von Melk.

Melkart (d. h. Stadtkönig), bei den Griechen auch Melikertes (s. d.) genannt, Name des Baal (s. d.) oder Stadtgottes von Tyrus, wo er verschiedene, namentlich einen prächtigen, von Herodot bewunderten Tempel hatte. Von Tyrus aus verbreitete sich sein Kult über die Kolonien. In Israel wurde er unter der Dynastie des Omri verehrt. Von dem Treiben bei seinem Kulte giebt die Erzählung 1 Kön. 18 ein anschauliches Bild. Über die Gleichsetzung des M. mit Herakles s. d. (Bd. 9, S. 49).

Mella, Nebenfluß des Oglio (s. d.).

Mellau, Stahlbad im Bregenzer Wald (s. d.).

Melle, Negerreich des Mittelalters, s. Mandingo.

Melle. 1) Kreis im preuß. Reg.-Bez. Osnabrück, hat 254,05 qkm und (1890) 24834, 1895: 25333 (12649 männl., 12684 weibl.) E., 1 Stadt, 56 Landgemeinden und 4 Gutsbezirke. – 2) Kreisstadt im Kreis M., an der Else und der Linie Löhne-Rheine der Preuß. Staatsbahnen, Sitz des Landratsamtes und eines Amtsgerichts (Landgericht Osnabrück), hat (1895) 2707 (1890: 2414) E., darunter 627 Katholiken und 20 Israeliten, Postamt erster Klasse, Telegraph, königl. Präparandenanstalt, Webschule, zwei Solbäder (Wilhelms- und Neue Quelle); Fabrikation von Cigarren, Kork- und Fleischwaren.

Melleck, Grenzzollhaus bei Unken (s. d.).

Mellifērisch (lat.), honigbringend; Mellifikation, Honigerzeugung. ^[Spaltenwechsel]

Mellin, Gustaf Henrik, schwed. Novellist und Romanschriftsteller, geb. 23. April 1803 zu Revolax in Finland, kam 1816 in das Haus des Dichters Franzén, der sich seiner väterlich annahm, und studierte Theologie zu Upsala. Nachdem er 1829 die Priesterweihe erhalten hatte, lebte er in Stockholm, bis er 1851 als Pastor nach Norra Wram in Schonen berufen wurde. Er starb 2. Aug. 1876. Schon seine ersten novellistischen Versuche, namentlich «Blomman på Kinnekulle» (3. Aufl., Stockh. 1831), «Sivard Kruses Bröllop» (2. Aufl., ebd. 1832) und «Anna Reibnitz» (2. Aufl., ebd. 1833), fanden allgemeinen Beifall. Die Stoffe zu seinen Novellen, die zum Teil in dem 1831‒45 von ihm herausgegebenen Taschenbuch «Vinterblommor» erschienen, sind meist der vaterländischen Geschichte entlehnt. Eine Gesamtausgabe seiner novellistischen Schriften erschien 1866‒67 (3 Bde., 5. Aufl. 1883). Auf dem Gebiete der Geschichtschreibung veröffentlichte er u. a.: «Krigen och statshvälfningarna i våra dagar» (Stockh. 1848‒49); ferner die biogr. Werke: «Sveriges store män» (1840‒49) und «Sveriges märkvärdigaste fruntimmer» (1841‒49). Kleinere Dichtungen bilden den Inhalt der «Samlade Dikter» (Stockh. 1852). Die meisten Romane und Novellen M.s erschienen auch in deutscher Übersetzung. ^[Spaltenwechsel]

Mellīt, Mineral, s. Honigstein.

Mellītsäure, Honigsteinsäure, Benzolhexacarbonsäure, C₆(COOH)₆, kommt als Aluminiumsalz im Honigstein (s. d.) vor, kann künstlich durch Digestion von Braunkohle mit einer alkalischen Lösung von Kaliumpermanganat erhalten werden und bildet sich, wenn man bei der Elektrolyse Kohle als positive Elektrode anwendet. Zur Darstellung wird Honigstein mit Ammoniumcarbonat anhaltend gekocht, die Lösung des Ammoniumsalzes von der entstandenen Thonerde abfiltriert und durch Einleiten von Chlorgas die Säure frei gemacht, worauf die Säure beim Verdampfen zur Trockne als weißes, kaum krystallinisches Pulver zurückbleibt. Aus alkoholischer Lösung ist die Säure in kleinen glänzenden, nadelförmigen Krystallen zu erhalten. Sie ist in Wasser und Alkohol leicht löslich. Beim Erhitzen schmilzt sie unzersetzt, bei höherer Temperatur bildet sie unter Abgabe von Kohlensäure Pyromellitsäure. Gegen chem. Agentien ist sie sehr widerstandsfähig, sie löst sich unzersetzt in konzentrierter Schwefelsäure und konzentrierter Salpetersäure, auch Chlor und Brom verändern sie nicht.

Mellivŏra, s. Honigdachs.

Mello, span. Geschichtschreiber, s. Melo.

Mellōn, Tricyanuryltrinitril, ein gelbes Pulver, das beim Glühen von Rhodanammonium, beim Abbrennen von Rhodanquecksilber (Pharaoschlangen) sich bildet. Seine Zusammensetzung entspricht der Formel C₉N₁₂ oder (C₃N₃)₃N₃. Es ist in hohem Grade beständig und wahrscheinlich der Körper, in dem sich der Stickstoff in der Kohle aus stickstoffhaltigen Stoffen befindet.

Mellrichstadt. 1) Bezirksamt im N. des bayr. Reg.-Bez. Unterfranken, hat 270,38 qkm und (1890) 13563, 1895: 13409 (6603 männl., 6806 weibl.) E. in 54 Ortschaften, darunter 2 Städte. – 2) Bezirksstadt im Bezirksamt M., an der Streu und der Linie Bad Kissingen-Meiningen der Bayr. Staatsbahnen, Sitz des Bezirksamtes und eines Amtsgerichts (Landgericht Schweinfurt), Forst- und Rentamtes, hat (1895) 2049 (1890: 2177) E., darunter 203 Evangelische und 158 Israeliten, Postexpedition, Tele- ^[folgende Seite]