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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Melnik - Melodrama

graph, 5 kath. Kirchen, evang. Betsaal, Synagoge; Maschinenfabrik, Glockengießerei, eine der größten deutschen Malzfabriken und besuchte Viehmärkte. Hier besiegte 7. Aug. 1078 der Gegenkönig Rudolf von Schwaben Kaiser Heinrich IV.

Melnik. 1) Bezirkshauptmannschaft und Gerichtsbezirk in Böhmen, hat 413,42 qkm und (1890) 40 664 (19 691 männl., 20 973 weibl.) czech. E., 63 Gemeinden mit 99 Ortschaften. - 2) Stadt und Sitz der Bezirkshauptmannschaft und des Bezirksgerichts, an der hier schiffbar werdenden Elbe, gegenüber dem Einfluß (152 m) der Moldau, an der Linie Wien-Tetschen der Österr. Nordwestbahn, hat (1890) 1274, als Gemeinde 4413 czech. E., got. Dekanatskirche (15. Jahrh.), Kapuzinerkloster mit Kirche, altes Schloß mit der Kapelle der heil. Ludmilla, altes Rathaus, einen tiefen Stadtbrunnen, zwei Bürgerschulen, gewerbliche Fortbildungs-, Korbflecht-, Wein- und Obstbauschule; Rüböl-, Zuckerfabrik, Brauerei und Obstbau, besonders Aprikosen. Der Weinbau, welchen Kaiser Karl IV. durch Anpflanzung von Burgunderreben bedeutend hob, liefert ausgezeichneten Wein.

Melnik (Melenikon), Stadt im N. des türk. Wilajets Saloniki, am westl. Fluß des Perimdagh (Orbelos), hat 45 000 E. (Griechen, Bulgaren und Türken), gute griech. Schulen, Kirchen und Moscheen und ist Sitz eines griech. Erzbischofs.

Melo, Don Francisco Manuel de, eigentlich Mello nach portug. Orthographie, portug. Dichter und span. Geschichtschreiber, geb. 23. Nov. 1611 zu Lissabon, trat im 17. Jahre in Militärdienste. Als 1640 Portugal von Spanien sich trennte, begab er sich nach Lissabon, wo er im diplomat. Dienste Verwendung fand. Warum König Johann IV. ihn neun Jahre lang gefangen hielt, ist nicht ganz klar; der Verdacht verräterischer Zuneigung zum span. Königshause und die Anklage wegen meuchlerischer Ermordung eines Francisco Cardoso scheint nur als Vorwand gedient zu haben. M. ward seiner Güter verlustig erklärt und nach Brasilien verbannt. Doch erwirkte Mazarin seine Zurückberufung. M. starb 13. Okt. 1666 zu Lissabon. Seine berühmteste Arbeit ist die "Historia de los movimentos, separacion y guerry de Cataluña en tiempo de Felipe IV." (zuerst Lissab. 1645; beste Ausgabe von Vicente Ferrer, 2 Bde., Par. 1826-32;wieder abgedruckt in Ochoas "Tesoro de historiadores españoles", ebd. 1840, und im 21. Bande der "Biblioteca de autores españoles", Madrid). Fortgesetzt ward sie von Jaime Tió (Madr. 1875 u. ö.). In der Geschichte der portug. Litteratur nimmt M. eine hervorragende Stellung ein; das Lustspiel "O fidalgo aprendiz" ist ein echt nationales humorvolles Sittenbild. Die Prosaschriften "Apologos dialogaes" sind nach Inhalt und Form vorzüglich. Genannt seien noch die "Feira dos Anexins" (Lissab. 1875) und die "Carta de guia de casados" (1651; neueste Aufl., Oporto 1873). M.s span. Gedichte sind im Geschmack seines Freundes Quevedo geschrieben: "Obras metricas: las tres musas de Melodino" (Lissab. 1649 und Lyon 1665). Nur der Teil "As segundas tres musas" umfaßt portug. Poesien.

Melocactus Lk. et Otto, Melonenkaktus, eine Gattung der Kakteen (s. d.), kugelrunde, fleischige Arten mit Längsrippen, auf denen sternförmig gruppierte, oft sehr starke Stacheln stehen. Der an Echinocactus erinnernde Hauptkörper hat einen Aufsatz (Schopf), der in seiner Bildung eine große Ähnlichkeit mit einer Mammillarie besitzt, so daß das Ganze den Eindruck macht, als wäre eine solche auf einen Echinocactus gepfropft. Der Aufsatz ist mit Warzen besetzt und in einen dichten wolligen Filz gehüllt, den die zwischen den Warzen sich entwickelnden kleinen, kurzröhrigen, meistens roten Blüten durchbrechen. Die gemeinste Art ist M. communis (s. Tafel: Kakteen, Fig. 12) aus Centralamerika und Westindien, dessen Stamm die Größe eines Menschenkopfes erreicht; seine blütentragende Verlängerung ist bloß halb so stark als der Hauptkörper, ebenso lang wie dieser, von cylindrischer Form und oben abgestutzt. Die Stämme enthalten eine reiche Menge wässerigen erfrischenden Saftes und bieten in jenen Wasser- und regenarmen Gebieten Menschen und Tieren erwünschte Labung, "Quellen der Wüste". Jeder M. ist schwer zu kultivieren und geht meistens bald ein.

Melodie (grch.), eine einstimmige Tonreihe, in der die einzelnen Töne nach geregeltem Zeitmaß aufeinander folgen und durch Tonart und Tonverbindung ein zusammenhängendes ausdrucksvolles Ganzes bilden. In der M. kommt das Wesen der Musik vorzugsweise zum Ausdruck; das Altertum wußte kaum etwas von der Harmonie oder dem gleichzeitigen Erklingen mehrerer Töne, und auch noch jetzt hängt die Allgemeinverständlichkeit eines Tonstücks von seinem melodischen Gehalt ab; die populärste Musik ist immer diejenige, welche den größten melodischen Reichtum aufweist. Weil nun nach Naturgesetzen in dem Erklingen einzelner musikalischer Töne zugleich ihre Harmonie enthalten ist, und weil ferner die melodischen Themen in einem Kunstsatze so gestaltet werden können, daß die Harmonie aus der in verschiedener Lage austretenden M. sich erzeugt, so erblickt man in der M. mit Recht die Seele der Musik. Melodik ist die Lehre von der M.; melodiös, melodisch, wohltönend. - Vgl. Bußler, Elementarmelodik (Lpz. 1879); Riemann, Neue Schule der Melodik (Hamb. 1883).

Melodion (grch.), ein 1806 von Dietz in Emmerich erfundenes Klaviaturinstrument, bei dem der Ton durch Reibung metallener Stäbe vermittelst eines Cylinders hervorgebracht wird, den der Spieler mit den Füßen bewegt.

Melodium-Orgel (Alexandre-Orgel), ein den sog. amerikanischen Orgeln ähnliches Harmonium, 1874 von Alexandre in Paris gebaut.

Melodrama (grch.), im allgemeinen jedes mit Musik verbundene Schauspiel, im besondern eine im 18. Jahrh. zuerst durch Jean Jacques Rousseau eingeführte Weise der dramat. Aufführung, in der die Deklamation von Instrumentalmusik begleitet wird. Selbständig entwickelte Formen, wie in der Oper, besitzt hier die Musik nicht, sondern sie bleibt in allen ihren Bewegungen durch die Deklamation bedingt, an diese durchaus sich anschließend, indem sie entweder in größern oder geringern Massen zwischen die Sätze und Perioden der Rede eintritt, oder mit der Rede zugleich und neben derselben hergeht. Berühmt sind die M. aus Goethes "Egmont" (Traum) und Beethovens "Fidelio" (Kerkerscene). Monodrama nennt man das M., wenn nur eine Person, Duodrama, wenn zwei Personen in ihm thätig sind. In Deutschland bearbeitete zuerst (1775) der Dichter und Schauspieler Joh. Christian Brandes die Gerstenbergsche Kantate "Ariadne" und nachher Friedrich Wilh. Gotter die "Medea" für melodramat. Darstellung, und Benda lieferte zu beiden Stücken